Aussagen von Friedrich Nietzsche

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Eine Anregung: Lies mal die ganze Stelle aus "Fröhliche Wissenschaft":

www.sterneck.net/literatur/nietzsche-gott/index.php

und beachte bitte, wer sagt, "Gott ist tot" und zu wem und was er weiter sagt. Und dann schau nochmal nach unter "Nietzsche - Nilismus" bei Wikipedia. Dann hast Du fast alles beantwortet. Denn nur der Satz "Gott ist tot" ist eine extreme Verkürzung und dann die Unterstellung, dass Nietzsche sich eins zu eins mit dem "tollen Menschen" identifiziert, das ist problematisch. "Gott ist tot" ist eindeutig keine "Tatsachenfeststellung" sondern eine Anklage.

lucian6994  16.03.2021, 19:25

Meiner Meinung nach ist es praktisch Nietzsches persönliche Meinung, zu sagen, Gott wäre tot.

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1) Nihilismus bezeichnet bei Friedrich Nietzsche einen Zustand, in dem der Mensch letztlich nur noch das Nichts (lateinisch „nihil“) will. Alles gilt als nichtig. Damit leugnet er nach Deutung Nietzsches alles, was für sein Dasein wesentlich ist. Indem der Mensch etwas will, gibt er sich Zweck und Ziel, sein Dasein erhält einen Inhalt. Ein Wille zum Nichts kann nach Nietzsches Urteil nur Ausdruck äußerster Verrohung oder Verelendung sein.

Der Nihilismus kann als eine Einstellung verstanden werden, die alles für nichtig erklärt. Nihilismus ist eine Weltanschauung, die grundsätzlich und weitreichend verneint. Ein Nihilist hat den Standpunkt eines absoluten Verneinens und hält es sogar für überflüssig und falsch, irgendetwas als wirklich und richtig zu bejahen. Dies geht über die Aussage und Überzeugung hinaus, Gott existiere nicht.

Je nach Bezugspunkt des Verneinens können allgemein (nichts auf Nietzsches Deutung beschränkt) mehrere Arten des Nihilismus unterschieden werden (die natürlich auch von jemand alle zusammen vertreten werden können):

  • ontologischer Nihilismus: Leugnung des Seins, dem das Nichts als letztgültige Wahrheit entgegengesetzt wird

  • erkenntnistheoretischer Nihilismus: Verneinung der Möglichkeit einer Erkenntnis der Wahrheit

  • ethischer Nihilismus: Verneinung und Ablehnung aller moralischen Grundsätze, Normen und Werte (gut und schlecht können nach nihilistischer Weltsicht objektiv nicht unterschieden werden), nichts ist verbindlich, weil eine abstrakte Freiheit das höchste Lebensprinzip darstellt

  • politischer Nihilismus: Verneinung jeder Gesellschaftsordnung

Der Nihilismus ist für Nietzsche selbst nur ein Zwischenstadium, das zu überwinden ist (vgl. z. B. „Also sprach Zarathrustra. Teil 1. Die Reden Zarathustra’s. Von den drei Verwandlungen.).

2) „Gott ist tot“ ist bei Nietzsche eine Diagnose vor allem der damaligen Kultur (vgl. vor allem Die fröhliche Wissenschaft, Buch 2. Aphorismus 125 „Der tolle Mensch“):

Einige Grundaussagen Nietzsches:

Es gibt nach Nietzsches Überzeugung keine umfassende Einsicht in das Wesen der Welt, den Grund des Daseins oder die Zuverlässigkeit unseres Wissens. Alle weitreichenden Begriffe seien unser eigener Entwurf. Nietzsche bestreitet, unseren „Wahrheiten“ entspreche eine unabhängig davon bestehende Wirklichkeit. Nietzsche erklärt alles für eine Sache der Perspektive, nur von daher habe es Sinn und Bedeutung.

Nietzsche bestreitet unbedingte, für alle Zeit gültige moralische Urteile. Er tritt für eine Umwertung aller Werte ein.

Als Grundantrieb gilt Nietzsche nicht bloße Selbsterhaltung (denn Menschen zielen meistens auf die Steigerung ihrer Möglichkeiten, z. B. Intensivierung von Empfindungen und Vergrößerung des Wirkungsbereichs), sondern der Wille zur Macht.

3) In einer Unschuld des Werdens (ganz der Sache oder dem Werk hingegeben) soll der Mensch in ein neues tätiges Verhältnis zur Welt und sich selbst finden. Die eigentliche Leistung besteht im Schaffen neuer Werke. Ein ausgemalter Weg des „freien Geistes“ ist die Loslösung von Fesseln der Konventionen, ein Vertrauen auf eine gelingende Einbindung in die Natur (dafür steht die „große Gesundheit“) mit positiver Erfahrung der eigenen Lebendigkeit, Freisetzung schöpferischer Kräfte und Erreichen eines Wissens seiner Verantwortlichkeit (sich selbst bewußt als „Willen zur Macht“ begreifen und das Macht- und Freiheitsbewußtsein so vollenden). Der freie Geist kann aus eigenen Gründen (als autonomes Individuum) für ihn selber verbindliche sittliche Gesetze haben, also auch Tugenden, nur nicht unterschiedslos für alles und alle geltenden abstrakte Grundsätze.

4) Friedrich Nietzsche ist nicht für ein Verharren im Nihilismus eingetreten, sondern für ein neues Setzen von Werten. Er hat sich selbst als jemand verstanden, der den Nihilismus in sich zu Ende gelebt und hinter sich gelassen hat, sich nicht damit abfinden will, es solle überhaupt keinen Sinn mehr geben. Die Aussage, Gott sei tot, ist eine Diagnose verschwindender Sicherheit des Glaubens an Gott und seiner Wertgrundlage. Die Religionskritik ist eine inhaltliche Auseinandersetzung.

Den modernen Nihilismus betrachtet Nietzsche als Wendepunkt in der Kultur, eine Zeit, die der Mensch aus eigener Kraft überwinden müsse, wenn er noch eine Zukunft haben wolle. Die von den Priesterreligionen vollzogene Umwertung der Werte müsse folgerichtig zu Ende geführt werden, um vom erreichten nihilistischen Tiefpunkt aus eine erneute Umwertung der Werte zu ermöglichen, als „große Genesung“ der Kultur, Befreiung von der Knechtschaft der „Herdenmoral“ und Morgenröte einer Epoche des freien Geistes.

Friedrich Nietzsche wendet sich gegen Vertreter eines asketischen Ideals (asketische Priester), weil er dieses für lebensverneinend hält. Nach seiner Meinung machen sie sich ihr Dasein erträglich, indem sie das der anderen abwerten, und werden zu Erfindern des Ressentiments. Alles was ihrer eigenen Lebensform nicht entspreche, werde schuldig gesprochen. Statt offen anzutreten, setzten sie das Mittel der Moralisierung ein. Die jüdisch-christliche Priesterschaft habe den „Sklavenaufstand der Moral“ herbeigeführt, setze ihre Herdenmoral weltweit durch und bedrohe die Zukunft des Menschen. Nietzsche vertritt den Standpunkt, die Religion enthalte keine lebensfördernde Wahrheit. Sie sei weit mehr eine der Lebensnot gehorchende Auslegung des Daseins. Nietzsche hält Religion für Irrtum, Aberglaube und durch die Machttechnik des Priesters verwirklichten Volksbetrug (Peter Köster, Religion. In: Nietzsche-Handbuch : Leben - Werk - Wirkung. Herausgegeben von Henning Ottmann. Stuttgart ; Weimar : Metzler, 2000, S. 305 – 311)

Ich empfehle, Texte von Nietzsche zu lesen und Bücher aus einer Bibliothek als Hilfe heranzuziehen, z. B.:

Volker Gerhardt, Friedrich Nietzsche. Original-Ausgabe 4., aktualisierte Auflage. München : Beck, 2006 (Beck'sche Reihe : Denker ; 522)., S. 63 -314

Beatrix Himmelmann, Nietzsche. 1. Aufl., Original-Ausgabe. Leipzig : Reclam, 2006 (Reclam-Bibliothek : Grundwissen Philosophie ; 20305), S. 21 – 11 und S. 126 – 129 („Schlüsselbegriffe“)

ofdadef  15.12.2010, 22:43

dann muss ich die arbeit nicht mehr machen :D

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  1. Der Nihilismus bedeutet im Allgemeinen einen absoluten Werteverlust. Der Atheismus bezieht sich auf eine engere, religiöse Vorstellung Gottes, die er meist in Konkurrenz zur (Natur-)Wissenschaft sieht. Atheisten würdn sich nicht als orientierungslos bezeichnen, nicht einmal moralisch. Der Nihilismus würde sogar der Wissenschaft und Philosophie Grenzen setzen.
  2. Kurz: die massive Kritik an Religionen und Institutionen; die Relativierung der Wahrheit bzw. Metaphysik und Hinwendung zu einer Philosophie vom Menschen (ähnlich wie Sophisten, Stichwort: Übermensch) und des Umganges mit dem Problem Nihilismus.
  3. An die schöpferische Kraft des Menschen, die er selbst demonstriert und die den Menschen gottähnlich macht. Vielleicht kann man eher von Hoffnung als Glaube reden.
  4. Die Religion wird kritisiert, weil sie den Nihilismus fördert oder produziert. Er wirft ihr und der gesamten abendländischen Kultur Heuchelei vor.

Nun ja, du hast so ziemlich nichts von Nietzsche verstanden o.ô "Gott ist tot" stammt weder ursprünglich von Nietzsche, noch ist es eine Grundaussage von Nietzsches Philosophie.

Wie wär's, wenn du erstmal was von Nietzsche liest, zumindest mehr als ein Zitat?

Ach ja ein Tipp: Es ist ein verbreiteter Irrtum, dass Nietzsche Nihilist sei. Seine Philosophie (so wie auch viele andere aus seiner Zeit) sollte den Nihilismus überwinden.

  1. Nietzsche hat Nihilismus anders verwendet. http://de.wikipedia.org/wiki/Nihilismus#Nietzsche
  2. Nietzsches zweite Hauptaussage ist, dass es drei unterschiedliche Arten von Menschen gibt. Niedere Menschen, Höhere Menschen und Übermenschen. Menschen die an ein Gewissen gebunden waren, Mitleid und Nächstenliebe empfanden (oder schlicht christliche Werte verkörperten) nannte er niedere Menschen. Nur höhere Menschen wären dazu möglich zum Übermenschen zu werden, den es noch nicht gibt, aber das Ziel der Welt ist. Moral existiert seiner Meinung nicht, bzw. ist nur ein Hindernis.
  3. Nietzsche glaubte das einzige Ziel ist es den Übermenschen hervorzubringen