Was denkst du, warum man Hannoveraner sagt und nicht Hannöverscher? Und warum sollten nun ausgerechnet jene das beste Hochdeutsch sprechen sollten?

SHildegard  27.03.2025, 10:33

Wieso wurde deine vorige selbe Frage gelöscht? Ich hatte einen längeren Text geschrieben und dann hieß es gelöscht!

Physikraxi 
Beitragsersteller
 27.03.2025, 11:01

Ich bin auch ganz verdutzt, ich musste sie erneut stellen, vielleicht ist sie einem Softwareunfall zum Opfer gefallen.

7 Antworten

Noch im 19. Jahrhundert wurde geschrieben, dass das beste Hochdeutsch im Königreich Hannover gesprochen wird. Und gegen Ende des 19. Jahrhunderts bezog sich diese Aussage nur noch auf die Stadt Hannover. Die Leute aus der Stadt Hannover nannte man, und nennt sie auch noch heute, Hannoveraner. Somit sprachen die Leute dort hannoveranisch, weil nämlich die ganze Umgebung um Hannover herum Plattdeutsch sprach. Man bezeichnete Anfang des 20. Jahrhunderts die Umgebung von Hannover noch als „hannövsch", „hannövisch“ oder „hannöversch".

Daher sprach man im Hannöverschen kein Hannoveranisch. Übersetzt ins Hochdeutsche:

Daher sprach man in der Umgebung von Hannover kein Hochdeutsch, sondern hauptsächlich Plattdeutsch. Ansonsten hätte man diese sprachliche Differenzierung nicht benötigt, wenn man in der Umgebung auch Hannoveranisch gesprochen hätte.

Warum spricht man nun Hannöversch und nicht Hannoveranisch?

Ich konnte leider nichts Genaues über den Wandel des Begriffs „hanoveranisch" zu „hannöversch“ recherchieren. Tatsache aber ist, dass einige besonders Klugscheißer es daher besser wissen, was wann wo gesprochen wird, weil sie im Grunde ja „kompetent" waren. Denn die Leute, die es damals noch wussten, hatten nämlich einen Grund, warum sie statt „hanoveranisch" mit „hannöversch“ einen speziellen Begriff zur Differenzierung eines gewissen Sachverhalts wählten.

Und jener Sachverhalt, dass es in der Umgebung Hannovers eine Ausnahme gab, wo nicht Plattdeutsch gesprochen wurde, jenes Hochdeutsch wurde dort schon bedeutend länger als in Hannover gesprochen. Denn jener Ort war der eigentliche Sitz der vielen Herzöge von Hannover.

Jene Herzöge residierten nämlich viele Jahrhunderte lang ständig in Celle. Somit war Celle der Regierungssitz des welfischen Fürstentums und nicht Hannover. Sie hatten alle die Aufgabe, die juristischen Angelegenheiten des Königreichs Hannover zu verwalten. Die Welfen waren aber oft auch König von Großbritannien und Kurfürst von Hannover, wie z. B. 1814 der letzte König von Hannover, Georg III. Daher wurde nach dem Krieg nicht der Hauptsitz der englischen Besatzung in Hannover stationiert, sondern in Celle. Denn jene Stadt wurde bewusst von dem eskalierenden englischen Bombardement verschont.

Und der Herzog Otto der Strenge ordnete im 14. Jahrhundert an, dass alle formellen Schriftstücke in der Sprache abgefasst werden müssen, die man damals als das Deutsche verstehen wollte. Jenes Deutsch, das alle Gelehrten dann später auch benutzten, um wissenschaftliche Werke schriftlich niederzulegen.

Und Martin Luther war damals auch solch ein Gelehrter und schrieb genau jenes Deutsch und hatte wahrscheinlich extra noch Wörter erfinden müssen, die dem heutigen Hochdeutsch entsprechen. Jenes Deutsch wurde daher von den Bediensteten auch gesprochen, das dann die Kinder und Kindeskinder auch sprachen.

Und genau das war der Unterschied zum Hannoveranischen, weil nämlich in Celle nicht Plattdeutsch gesprochen wurde, sondern ein Deutsch, das in Hannover nur in den Amtsstuben gesprochen wurde. Um diesen Unterschied genauer zu definieren, hatte man wahrscheinlich das Cellensische gemeint, wie es damals noch in Hannover genannt wurde, denn jenes kam zwar aus dem Hannövschen bzw. aus der näheren Umgebung.

Und weil die sogenannten kompetenten Sprachexperten völlig danebenlagen, wurde das Hannoveranisch als das beste Hochdeutsch deklariert. Obwohl diese Sprache nur in Celle, im Hannövschen, wirklich gesprochen wurde.

Fazit: Es gibt also doch ein Hochdeutsch, das dem Standarddeutsch am nächsten liegt. Und die in Celle geborenen Kinder können zwar nicht alle unterscheiden, was wo in welcher Stadt gesprochen wird, aber umso mehr können sie unterscheiden, dass es sich nicht um ihr Cellensisch handelt. Diese musste ich erwähnen, denn der eigentliche gute Artikel in der National Geographic „Spricht man in Hannover gar nicht das beste Hochdeutsch?" vertritt da eine Meinung, die unter der Frage „… wird in der ganzen Region des ehemaligen Königreichs Hannover gleich gesprochen?" nicht haltbar ist, weil der Test mit dem Hören von Sprachaufnahmen nicht aus der Perspektive eines Cellers gemacht wurde, der sehr wohl den Unterschied raushören kann.

Ich zumindest kann es, und auch viele Leute, die in Celle geboren wurden, können das, weil sie dort zur Schule gegangen sind. Denn es sind nicht nur die Aussprache, sondern auch der grammatische Inhalt der Sätze, die dieser ominöse, unwissenschaftliche Hörtest beinhaltet.

Denn es gibt viele regionale Eigenheiten, die grammatisch völlig verkehrt sind, aber im sprachlichen Alltag einfach nicht kontrolliert werden können, weil einem das Falsche eher richtig vorkommt, weil niemand in der Umgebung etwas anderes spricht. So z.B. ist der Gebrauch von „wie“ statt „als“ völlig vereinfacht eben nur „wie" und erst beim Schreiben bemerkt man, dass das grammatisch nicht richtig ist. Aber in Celle wird immer nur „wie" gesagt, sehr selten „als“.

In Hannover werden die Wörter dagegen total verstümmelt, wie z.B. „Da haste nu ’ne Frau und dennoch is mid'n Futta alles vorn Asch“ oder wie in Braunschweig, wo man eher „Aarrsch" sagen würde und von „Körschens", „Guarken“ und „Wuarst“ sprechen würde. Oder in Hamburg, wo man eher von einem „Rodtweileehr" als von einem „Rothweiler" spricht und der jeden verachtet, der nicht den typischen Hamburger Dialekt von gewöhnlichem Hochdeutsch unterscheiden kann.

Also, wenn irgendwo ein besseres Hochdeutsch gesprochen wird, dann ist das dort, wo es ursprünglich einmal als deutsche Sprache vorgeschrieben wurde und jene auch gesprochen wurde, wo der Rest Deutschlands immer noch Niederdeutsch oder sonstige örtliche Dialekte sprach.

Es ist also eine recht dumme Meinung, dass in anderen deutschsprachigen Gegenden oder Ländern ein anderes Hochdeutsch gelernt wird als in Celle. Sprachlich hätte ich jetzt gesagt: „wie in Celle“. 

Hallo,

dürfen und müssen finde ich hier arg übertrieben.

Das Schöne (und manchmal auch Verflixte) an Sprache ist, dass sie lebendig ist und sich ändert.

Niemand spricht "reines Hochdeutsch". Es fließen immer Regiolekte und Dialekte mit ein. Selbst im Raum Hannover, wo man angeblich reinstes Hochdeutsch spricht, trifft das nicht zu https://www.zeit.de/2000/24/200024.stimmts_hannover.xml).

Ich persönlich finde es schade, dass die Dialekte immer mehr ins Hintertreffen geraten, und hoffe, dass sie erhalten bleiben, denn mit dem Aussterben der Dialekte ginge auch die Vielfältigkeit verloren. Sprache - und damit auch Dialekte - ist nämlich viel mehr als nur Verständigung!

Nur dumme Menschen diskriminieren andere, andersdenkende und anderssprechende Menschen!

Außerdem ist das Beherrschen eines Dialektes von Vorteil beim Erlernen einer Fremdsprache.

Wer neben Hochdeutsch Dialekt spricht, findet auch zu Fremdsprachen einen leichteren Zugang.

(Quelle: zeit.de/wissen/2013-05/leserartikel-dialekt-sprachkompetenz)

AstridDerPu


Physikraxi 
Beitragsersteller
 29.03.2025, 07:50

Das ist ja ein toller Beitrag, nur finde ich überhaupt keinen Zusammenhang zu meiner Frage, weil ich besonders daran interessiert bin, wieso man „hannöversch" sagte statt „hannoveranisch". Selbst die Korrekturroutinen hier schlagen mir „hannöversch" vor.

Ich bin sofort daran erinnert, dass Leute in Monaco Monegassen sind. Warum sind das keine Monaco-er - oder sowas in der Art.

Ich hatte damals mal eine Zeit lang bei HERTIE gearbeitet (wer kennt es noch?). Wir wurden als Hertie-aner bezeichnet.

Manchmal ist es schwierig, solches nachzuvollziehen.

Ich denke, in DE spricht wohl kein Mensch wirklich hochdeutsch. Wir lernen es in der Schule - ja. Und ich erinnere mich noch in der Grundschule, dass das weiße Zeugs von Kühen nicht Meech heißt, sondern Milch. Seitdem heißt es auch bei mir so. Dennoch sprach man mich in einem völlig anderem Bundesland an und fragte, ob ich aus einer bestimmten Region kommen. Man hört den Dialekt. Isso. Und bleibt so. Und ich finde das auch gut: Lass uns doch nicht alle zum Roboter verkommen, der ohne Betonung spricht!


Physikraxi 
Beitragsersteller
 27.03.2025, 10:57

Ich denke, dass es kein unterschiedliches Hochdeutsch gibt und geben darf, sondern dass es vielmehr eine regionale Varietät des Hochdeutschen ist, die für Standarddeutsch gehalten wird. Denn Hochdeutsch ist nach den Kriterien vorgeschrieben, die ich in meiner Antwort auf diese Frage beschrieb. Da jene aber gar nicht erst gelesen wird, ist für mich deine Antwort etwas fern des Themas. Aber es gibt mir einen Hinweis darauf, was man gern als Frage gesehen hätte. 

AriZona04  27.03.2025, 20:56
@Physikraxi

Richtig: Keiner liest sich sämtliche Fragen eines FS durch. Das kannst Du auch nicht verlangen. Ergo gehe ich nach Deinem FT.

Es gibt auch kein unterschiedliches Hochdeutsch. Es gibt nur eines: Das, was man in der Schule eben lernt. Es spricht nur kein einziger Deutscher reines Hochdeutsch. Und warum auch? Es lebe der Dialekt!

Physikraxi 
Beitragsersteller
 27.03.2025, 21:41
@AriZona04

Na klar, du hast recht: Wenn man die Fragen hier nur als sportliche Freizeitbeschäftigung zum Punktesammeln betrachtet, dann ist es tatsächlich völlig überflüssig, wenn man die zusätzliche Info über den tieferen Sinn einer Frage auch noch liest. Denn es kommt nur auf die Punkte an und nicht auf die Beantwortung von Fragen.

Ja, ich weiß, keiner hat mehr Zeit, alle jagen den Punkten hinterher, und wenn man nicht unter den ersten 10 Antworten ist, dann liest sowieso keiner deine Antwort. Also spar dir doch die Mühe und schenke dir deine Kommentare, denn es könnten weitere Kommentare folgen, die dich vom Punktesammeln abhalten, weil du sie ja lesen musst.

AriZona04  27.03.2025, 21:47
@Physikraxi

Die Punkte gehen mir am A vorbei - ob Du es glaubst oder nicht. Deswegen bin ich nicht hier! Ich habe einfach meinen Spaß hier - das reicht doch auch.

Und ich schreibe, was ich für richtig halte. Das habe ich immer und dabei bleibe ich auch. Muss Dir nicht schmecken.

Physikraxi 
Beitragsersteller
 27.03.2025, 22:04
@AriZona04
Keiner liest sich sämtliche Fragen eines FS durch. Das kannst Du auch nicht verlangen. Ergo gehe ich nach Deinem FT.

Ja dann solltest du auch bemerkt haben, das dieses kein Frage ist, sondern eine Diskussion, und jene benötigt in der Regel mehr Stoff als Einleitung.

Das legen zuständige Behörden fest. Auch wenn es darum geht, ob ein Bewohner Ghanas Ghanaer oder anders heißen soll.


Physikraxi 
Beitragsersteller
 27.03.2025, 11:42

Nun ja, ich hätte gerne gewusst, welche Behörde es dann war und wann und warum sie es dann so nannte.

Hannoven oder Hannoverer ginge auch ;)


Physikraxi 
Beitragsersteller
 27.03.2025, 10:37

Ups, ich finde das aber eher schräg.

Physikraxi 
Beitragsersteller
 27.03.2025, 12:06
@horribiledictu

Ja, natürlich, weil solche Dinge eben grammatisch nicht wirklich plausibel klingen. Denn wenn du einmal liest, was ich daraufhin im 2. Teil meiner Fragenerklärung antwortete, also daraufhin antwortete, dann sollte dir zumindest klar sein, dass eine Erklärung dafür fehlt, warum man es explizit anders nannte, obwohl auch heute noch in anderen Sachverhalten noch immer von „hannoveranisch" gesprochen wird, aber in Bezug auf das Hochdeutsche alle Textkorrektur-Apps es in „hannöversch" ändern.