Warum gibt es in den USA so viele radikale Christen?
In kaum einem anderen Land gibt es so viele radikale Christen. Ich meine nicht die "normalen" Christen, sondern wirklich diejenigen, die sich politisch engagieren, um aus den USA einen christlichen Gottesstaat zu machen, weg von der Demokratie.
Sie wollen Abtreibungen verbieten, sie wollen keine Frauen in mächtigen Positionen, sie sind strikt gegen die Homoehe und wollen in der Schule ein Verbot des Lehrens der Evolutionstheorie durchbringen.
Warum ist das ausgerechnet in den USA so weit verbreitet?
Sind nach deiner Definition Schwule oder Feministinnen die sich politisch einsetzen auch radikal?
Kommt darauf an. Wenn sie keine andere Bevölkerungsgruppen unterdrücken möchten, dann nicht.
3 Antworten
In den USA hat sich das Christentum anders entwickelt als in Europa.
- In den USA entstanden im Laufe der Jahrhunderte viele unterschiedliche Kirchen. Durch religiöse Verfolgungen in Europa flohen christliche Minderheiten nach Amerika und ließen sich dort nieder. Darunter waren naturgemäß auch eher "exzentrische" Gruppen.
- In den USA gab es nie eine bestimmte "Staatsreligion", oder eine Konfession, die besonders gefördert worden wäre. Deshalb mussten die Kirchen immer untereinander um Mitglieder konkurrieren und traten sehr viel missionarischer und volksnäher auf, als wir es in Europa kennen.
- Die Kirchen sind fester Bestandteil des Lebens der Landbevölkerung. Wenn wir hierzulande an die USA denken, dann denken wir meist an New York City, San Francisco oder Chicago. Sehr viele Amerikaner leben aber in dünn besiedelten, ländlich geprägten Gebieten. Sie leben dort als Farmer oder betreiben kleine Läden oder Werkstätten in der Nachbarschaft. Diese Menschen führen ein einfaches und traditionelles Leben, in dem die Kirche eine wichtige Rolle spielt.
Interessant an dem Ganzen ist, dass die Evangelikalen in den USA nicht immer konservativ waren. In der Zeit um 1900 n. Chr. waren evangelikale Christen zum Beispiel Vorreiter im Kampf für das Frauenwahlrecht. Staaten wie Utah, Wyoming und Idaho, die heute zu den konservativsten in den USA gehören, waren die ersten, in denen Frauen wählen konnten. Im heute so liberalen New York wurde dieses Recht erst 1917 eingeführt.
Die Evangelikalen unterstützten auch sehr radikale, linke Präsidentschaftskandidaten, wie etwa den Demokraten William Jennings Bryan, der die mächtigen Eisenbahn-Konzerne verstaatlichen und den Gold-Dollar abschaffen wollte.
Die endgültige Wende zu den Republikanern kam erst unter Ronald Reagan, der häufig mit der Bibel in der Hand seine Wahlkampfauftritte absolvierte.
Das ist historisch bedingt. Zu Beginn der Besiedlung Nordamerikas sind zahlreiche sog. evangelikale Christen dort eingewandert, weil sie in GB bei ihrer Religionsausübung behindert wurden. Leider sind viele der Nachkommen dieser Leute Ewig- Gestrige geblieben und ein guter Nährboden für die Republikanische konservative Partei der USA.
weil es überwiegend auch fundamentalistische Christen waren, die wegen ihrem Glauben in Europa verfolgt waren und daher in die Neuen Kolonien ausgewander sind. Dieser Glaube hat sich in vielen Familien gehalten.