War das frech oder unbedacht?
Ich bin seit Langem Lokalredakteur bei einer Zeitung, seit knapp drei Jahren in leitender Funktion im Bereich Schule/Kultur/Kirche/Kommunalpolitik.
Vorher war ich lange Jahre für die Berichterstattung aus der Kommune zuständig, in der ich auch lebe. Hier hatte ich fast jeden Termin selbst wahrgenommen, da es kaum freie Mitarbeiter gibt und ich keine andere Wahl hatte, als alles selbst zu bearbeiten. Bis auf Jahreshauptversammlungen kleiner Vereine habe ich fast alles selbst besucht, selbst an Wochenenden - außer bei starkem Unwetter oder bei Krankheit oder Urlaub.
Inzwischen übernehme ich in meinem Wohnort neben meinem Schwerpunkt nur noch vereinzelte Termine; die Vereine usw. sind schon länger angehalten, dass ihre Pressewarte und Schriftführer die Redaktion beliefern, weil wir es nicht besetzen können und es mit "Freien" noch dürftiger aussieht als etwa vor 10-15 Jahren. Ich verwalte die Termine zwar noch, damit ich weiß, was wann ist und wer was liefert, aber ich komme nur noch dort selbst, wo es eine persönliche Bindung gibt (z.B. Vereine, in denen ich Mitglied bin). Das klappt an sich super!
Heute wurde ich beim Einkaufen aber von einer Person angesprochen mit dem Hinweis, dass ich "die Dörfer ganz schon hängen lassen würde", weil ich neulich einen Termin nicht wahrgenommen habe bzw. absagen musste - ich hatte an dem Abend einen Termin im Kulturbereich, der Priorität hatte. Die haben einen Tag später auch angerufen und gemeint, sie haben jemanden aus dem Dorf gefunden, der einen Bericht liefert.
Ich habe der Person heute geantwortet, dass sich die Zeiten geändert haben und ich in anderer Funktion bin, es selbst manchmal bedauere, dass der persönliche Kontakt nicht mehr so intensiv ist, es aber einfach so ist, ich nicht mehr der direkte Ansprechpartner für die Kommune bin und die Vereine ja wissen, was zu tun ist. Außerdem kann es nicht sein, dass ich vier Tage vorher informiert werde - ich plane mehrere Wochen im Voraus.
Mich hat das irgendwie geärgert, ich kam mir hopsgenommen vor.
Die Äußerung erfolgte nicht direkt unfreundlich, aber leicht verschnupft und ohne vorigen Gruß. Es klang so, als sei man beleidigt, weil man selber schreiben müsse. Als ich es dann erklärt habe, wartete ich nur noch auf den Vorwurf, dass ich arrogant geworden sei, aber es kam dann so etwas wie Verständnis. Wie soll ich das interpretieren; ist das einfach eine dahergeredete Phrase gewesen oder eine Frechheit an sich? Und was für Vorstellungen haben solche Leute? Denken die, wir seien alle nicht ausgelastet?
13 Antworten
Junge, die haben wirklich gar keine Vorstellung davon, was du arbeitest und was da alles dahinter steckt, die sind halt verschnupft, wenn es nicht so läuft, wie sie sich das vorstellen. Du brauchst auch nicht verärgert zu sein, das wird dir noch öfter passieren, nimm so etwas bloß nicht persönlich!
Bleib höflich, aber lass dir ein dickeres Fell wachsen und sprich ruhig die Leute an, dass du dir wünschst, dass sie dir gerne kleine Artikel schicken dürfen, z.B. über wichtiges aus ihren Vereinen oder sonstige Veranstaltungen.
Du wirst der sein, der sortiert und entscheidet, was für deine Leser lesenswert erscheint.
Vielleicht hat sie es nur nicht richtig bedacht bzw wußte wirklich nichts von deiner jetzigen Position und wie viel Stress du auch hast. Du sagst ja selbst das nachdem du die Situation erklärt hast, Verständnis kam.
Derjenige hat Dich einfach nur vermißt, weil sie das von Dir gewöhnt waren, persönlich Kontakt zu haben. Das war sicher keine Frechheit noch eine Phrase, weil ihnen Deine Berichterstattung immer besonders gefallen hat und sie auch Deine Anwesenheit mochten, hat diese Person Dich angesprochen. Du gehörtest einfach dazu. Da solltest Du Dich darüber freuen und vielleicht mal wieder teilnehmen.
Unbedacht. Weil Menschen keinen Einblick in die Arbeit mancher Personen haben.
So wie ein Pfarrer 24/7 auf Bereitschaft sein soll oder der Bürgermeister bei diversen Festen je vom ersten Frühschoppenbier bis zum letzten Schlag der Blaskapelle anwesend sein soll. Aber auf jeden Fest. Gevierteilt.
Es gibt tatsächlich Personen, die auf den Autor gewisser Zeitungsartikel achten. Da macht der Name eines Journalisten dann doch mehr her als ein schreibbegabtes Mitglied des Vereins.
Nimm dir das nicht so zu Herzen.
Das nächste mal würde ich da entgegen Antworten das mein Tag auch nur 24 Std. hat und ich noch etwas anderes zu tun habe.