Milliardäre abschaffen?
Ich habe so ein Video von Eingollan gesehen bzw eine Reaction darauf. Ihr Interviewpartner meinte, es müsse eine Einkommenskappung bei einem Einkommen von einer Milliarde geben. Sie meinte, das müsse sie erstmal sacken lassen, das höre auch nicht nach Gerechtigkeit an, sondern nach Neid. Das muss ICH erstmal sacken lassen. Ich kann nicht verstehen, wie man so denken kann.
Das mittlere Bruttojahreseinkommen in Deutschland beträgt 52000 Euro. So viel hat z.B. der CEO von SAP 2024 im Schnitt pro Tag verdient. Und das ist noch lange keine Milliarde, sondern 19 Millionen.
Also mir kann kein Mensch weismachen, dass irgendeine Arbeit so hart und/oder wichtig ist, dass sie so viel wert wäre, wie solche Leute verdienen.
Leute sind neidisch, weil andere Bürgergeld beziehen ohne zu arbeiten, während sie arbeiten und nicht viel mehr verdienen. Aber solche Einkommen und Vermögen, das soll dann gerecht sein?
Statt den Ärmsten der Armen nicht mal mehr das Existenzminimum zu gönnen, sollte man lieber mal die Mindestlöhne erhöhen.
Von den Umständen, wie Arbeitslose wirklich leben, entgegen dem Klischee des faulen Totalverweigeres nicht mal zu sprechen.
Ein Bürgergeldempfänger bekommt im Jahr vielleicht 12000 Euro fürs "Nichtstun", mit einer halben Million kann man durch eine einfache Festgeldanlage genauso viel fürs Nichtstun erreichen.
Genauso wie diese abstruse Tickle-Down-Theorie - Wikipedia: "beschreibt die Überzeugung, dass der Wohlstand der Reichsten einer Gesellschaft nach und nach durch Konsum und Investitionen die unteren Schichten der Gesellschaft durchrieseln und so zu Wirtschaftswachstum führen würde, von dem dann alle profitieren. [...]
Von der deutschen Presse wurden Stammwähler der Union, aber auch deren Politiker wie Friedrich Merz als Anhänger der Trickle-down-Ökonomie bezeichnet.
[...]
Namhafte Wirtschaftswissenschaftler bestreiten die Gültigkeit des Trickle-down-Effekts.
[...]
Die finanziellen Mittel, die durch Steuersenkungen für Reiche frei werden, [werden] von diesen nicht für Konsum genutzt oder in Produktionsmittel investiert. Sie würden vielmehr gespart, für Kapitalanlagen genutzt oder in Steuerparadiese überführt
[...]
Eine Studie des Internationalen Währungsfonds aus dem Jahr 2015 ergab, dass, „wenn der Einkommensanteil der obersten 20 % (der Reichen) steigt, das BIP-Wachstum mittelfristig tatsächlich abnimmt, was darauf hindeutet, dass Gewinne nicht nach unten durchsickern“, während „eine Zunahme des Einkommensanteils der unteren 20 % (der Armen) mit einem höheren BIP-Wachstum verbunden ist.“
Beispiel:
Volkswagen steckt in einer schweren Krise, ausgelöst durch einen Gewinneinbruch und hohe Produktionskosten, die die Wettbewerbsfähigkeit gefährden.
Oliver Blume, Vorstandsvorsitzender der Volkswagen AG und der Porsche AG, hat im Jahr 2024 insgesamt eine Vergütung von rund 10,35 Millionen Euro erhalten. Dies beinhaltet auch seinen Posten als CEO bei Porsche. Ein Bericht von Spiegel berichtet, dass dies eine deutliche Erhöhung gegenüber dem Vorjahr ist.
Eine deutliche Erhöhung, obwohl die Firma Gewinneinbrüche macht?
Stattdessen:
Volkswagen plant bis 2030 mehr als 35.000 Stellen abzubauen
Bis 2027 sollen keine Entgelterhöhungen stattfinden.
Neben den Einkommen ist natürlich auch die Vermögensverteilung ein Problem.
Wikipedia: "Während die Vermögensverteilung in der Bundesrepublik seit etwa den 1950er Jahren gleicher wurde, ist die Ungleichheit bei den Vermögen im wiedervereinigten Deutschland stark gestiegen und verblieb in den letzten Jahren auf einem hohen Niveau, vor allem aufgrund der Zunahme des Geldvermögens und privater Versicherungen. Auf einer Skala der Gini-Koeffizienten zwischen 0 (absolute Gleichverteilung) und 1 (absolute Ungleichverteilung) variiert der Gini-Koeffizient je nach Autor. Der Global Wealth Report der Credit Suisse gab für 2022 einen Gini-Koeffizienten von 0,772 an, was global im Mittelfeld lag. Der Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung von 2021 gab dagegen einen Gini-Koeffizienten von 0,81 an.
Innerhalb des Euroraums weist Deutschland eine der höchsten Ungleichverteilungen auf. Die auf Sozio-oekonomisches-Panel-Daten basierende Untersuchung der Vermögensverteilung des DIW von 2014 konstatierte unter den Ländern der Eurozone für Deutschland die höchste Ungleichverteilung von Vermögen.""
Außerdem ist bei den Reichsten ca. ein Drittel des Vermögens nur durch Erbschaft entstanden.
Ich könnte noch so viel mehr sagen, aber ich belassen es mal dabei
von wievielen Fällen reden wir denn hier ? Wieviele Einkommensmilliardäre gibt es denn weltweit ?
Ja eben, eine entsprechende Vermögenssteuer würde dem Staat enorm viel Geld bringen, und obwohl es nur die obersten 1% beträfe, tun die Leute, als ob ihnen was weggenommen würde
Nu ja, wieviele sind es denn ?
Ich vermute nämlich, dass es wohl gar keine "Einkommensmilliardäre" gibt, also dass gar keiner einen jährlichen Geldzufluss von >1 Milliarde bekommt
Das kann gut sein, ich finde keine Daten dazu. Wenn man Erbschaft weglässt, wären es Verdienst + Kapitalerträge. Ist es nicht skurril, dass die Menschen da sogar Aufschreien?
5 Antworten
Letztlich geht es bei dieser Diskussion ausschließlich um die Definition, was man unter "verdienen" versteht. Und das für alle unter einen Hut zu bringen ist schlicht unmöglich.
Ich bemerke dabei aber auch immer wieder, dass die jeweilige Definition sehr stark davon abhängt, welcher Bubble man selbst angehört. Ist das Zufall, oder steht da doch nur der eigene Vorteil im Vordergrund? Wenn Zweiteres der Fall ist, braucht man inhaltlich nicht mehr weiter zu diskutieren.
Etwas klarer wird die eigene Einstellung, wenn die Grenzen einfach mal gedanklich verschiebt. Angenommen, man würde argumentieren, dass kein Mensch mehr als 3000€ im Monat für ein normales Leben benötigt und man den Cut dann entsprechend dort ansetzt, würde das idR zu einem enormen Aufschrei führen. Inhaltlich wäre das aber genauso richtig. Man könnte damit gut überleben. Die Abers bezögen sich dann lediglich auf Dinge, die man nicht unbedingt benötigt. Haus, teures Auto, Urlaub etc.
Oder volkswirtschaftlich gesprochen: Wir wissen, dass der Grenznutzen bei immer größer werdendem Einkommen / Vermögen abnimmt. Da aber jede Gesellschaft und jeder Mensch seine eigenen "Nutzenfunktion" hat und sich diese auch mit der jeweiligen Einkommenssituation verschiebt, ist es schlicht nicht möglich, einen festen Wert zu bestimmen, an dem der Grenznutzen am geringsten ist. Damit ist ein solcher Ansatz aus volkswirtschaftlicher Sicht a priori zum Scheitern verurteilt.
Noch einleuchtender wird die Situation, wenn man das Gedankenspiel noch weiter treibt. Angenommen, man nimmt allen Menschen ihr Vermögen weg und verteilt es gleichmäßig auf alle Menschen, werden manche ihr Geld sparen und andere werden es ausgeben. Wir hätten damit un kürzester Zeit wieder ein Ungleichgewicht. Würdest Du es an diesem Punkt als fair erachten, wenn man nach einem Jahr wieder einen Cut macht und alles neu verteilt? Das würde dann dazu führen, dass niemand mehr sein Geld spart und auf kurz oder lang wird es kein Vermögen mehr geben, das es zu verteilen gibt. Das kann nicht das Ziel einer Volkswirtschaft sein.
Natürlich sind die Beispiele Extreme, aber sie zeigen einfach auf, dass es nicht so einfach ist, eine gerechte Lösung zu finden, wenn man das Problem losgelöst vom eigenen Nutzenverständnis betrachtet.
Woher kommen diese "1% der Bevölkerung" ?
Vermögensmillionäre sind m.W. etwa bei 3% (also Häuschenbesitzer usw.)
Schon bei Einkommensmillionären bist Du sehr weit unter 1%, eher bei 0,03 %. Einkommensmilliardäre halte ich für eine Fata Morgana, so was gibts m.E. nirgends.
(Es gibt Multimilliardäre, aber die haben die vermuteten MIlliarden durch extreme (nur angenommene, nicht realisierte) Wertsteigerungen ihrer Aktien, Grundstücke, Firmen, etc. angehäuft, aber nicht durch Geld-Einkommen >1 Mrd.)
Ja haben wir gerade unter den Nachfragen schon geklärt. Umso skurriler finde ich, diese Aussage so abzulehnen. Das sind einfach Beträge in Dimensionen, für die der Normalbürger gar kein Vorstellungsvermögen mehr hat. Der Interviewpartner offenbar auch nicht, aber es geht ja mehr ums Prinzip. Um extremen, unverhältnismäßigen Reichtum, die Konzentration von Reichtum auf einen geringen Anteil und die wachsende Ungleichheit. Von Neid zu sprechen, während selbst nach unten geneidet wird, obwohl man selbst viel näher dran ist, wahrscheinlich wegen Abstiegsängsten.
aber falls es gar keine Einkommensmilliardäre gibt, ist doch die Frage hier und die Diskussion darum für die Katz, völlig inhaltsleer und reine Zeitverschwendung. Eine Kappung bei 1 Mrd. beträfe keinen und würde null Einnahmen erzeugen.
Oder aber es gibt eine versteckte Agenda dahinter, und es geht gar nicht um MIlliardäre sondern im nächsten Schritt dann doch um die 3000€ Verdienstgrenze und man will die Leute nur erst mal täuschen ...
Worum es geht, habe ich gerade eben schon geschrieben, und von einer Milliarde zu 3000 Euro zu kommen ist absolut lächerlich.
Wie abschaffen? Willst du die guillotinieren??
Ob Milliardäre oder Aktionäre, irgendwer muss die Fabriken und Banken bauen, in denen die anderen arbeiten...
Nein, es sollte einfach nicht erlaubt sein, so viel zu verdienen. Es gibt Firmenintern bei VW z.B. auch eine Obergrenze von 15 Millionen. Das gesetzlich einführen. Außerdem könnte man ebenso gesetzlich einführen, dass ein bestimmter Anteil eben wieder investiert wird (wie du z.B. sagst, Fabriken bauen, wie gesagt, VW will ja ihre Werke schließen statt neue zu bauen) anstatt irgendwo zu parken, bzw für das Gemeinwohl zu investieren und nicht privat
Für die Welt und die Menschheit wäre es besser.
Nein. Die meisten bekommen das ja mit der Zeit vererbt und es wird ja immer wieder versteuert. Deswegen unnötig.
Danke für deinen Beitrag! Tatsächlich werden große Vermögen oft vererbt, aber Studien zeigen, dass Erbschaften in vielen Ländern, darunter auch Deutschland, relativ gering besteuert werden. Außerdem nutzen viele Reiche legale Schlupflöcher und Steuertricks, um die Steuerlast deutlich zu senken. Das führt dazu, dass der Staat oft nur einen Bruchteil der tatsächlichen Vermögenswerte einnimmt. Deshalb ist es sinnvoll, Vermögenssteuern und Erbschaftssteuern zu überprüfen und gerechter zu gestalten, um soziale Ungleichheit zu verringern.
Die oberen 1% zahlen 50 % der Steuern und Sozialabgaben. Ohne sie würden 49 % wegbrechen – und damit auch das Land zusammenbrechen...
Du kannst diesen Menschen gar nicht dankbar genug sein!
19 Millionen für den CEO eines der wertvollsten deutschen Unternehmen sind außerdem ein Witz.
Außerdem, warum wird das Bruttoinlandsprodukt dann dadurch erwiesenermaßen schlechter?
Einziger vernünftiger Beitrag hier. Ja ich kenne die Studie, wonach mehr als 3000 Euro nicht glücklicher machen, inzwischen dürfte die Grenze wohl etwas höher liegen. Und ja, irgend ein Cut ist immer irgendwo willkürlich gewählt, aber zwischen 3000 Euro und einer Milliarde liegen halt Welten. Es betrifft ja nur 1% der Bevölkerung. Jeder normale Mensch wäre glücklich, wenn er auch nur eine Million verdienen würde. Da bleibt auch noch genug übrig für sämtlichen Luxus. Aber viele Menschen haben ja nicht mal die Möglichkeit, Rücklagen zu bilden, und sie am Ende zu vererben. Darum geht es mir. Auch wenn sich bei gewissen Beträgen dann genug ansparen lässt, das ist natürlich dann eine individuelle Entscheidung, dann muss man auch nochmal unterscheiden zwischen Erbschaft und Einkommen. Und es geht ja auch darum, dass riesige Summen in irgendwelche Aktiengeschäfte investiert werden, womöglich noch für unmoralische Spekulationen verwendet werden und ewig bei den Banken geparkt werden, wo sie quasi in der virtuellen Welt verschwinden. Neben Wirtschaftsbossen ist es übrigens ähnlich mit irgendwelchen Superstars. Da muss man sich auch fragen, wie viel ist Unterhaltung wert. Ein Eigenheim zu haben ist was schönes, aber braucht jemand fünf Villen?