Dauerschülerin, werde ich langsam zu alt?
Hallo,
kurz zu mir, ich hatte in der Vergangenheit keine steile Schulkarriere gemacht, dazu stehe ich auch. Ich bin zwei mal sitzen geblieben und hatte erst mit 18 meinen Hauptschulabschluss gehabt. Ich war einfach ziemlich faul gewesen und fand alles andere wichtiger als die Schule. Natürlich konnte ich damit eine gute Ausbildung oder ein Studium vergessen, also habe ich mich an einem Berufskolleg angemeldet.
Ich habe zunächst mal meinen Realschulabschluss (Fachoberschulreife) nachgemacht, dazu musste ich ein Jahr nochmal Schule machen. Ich war auch immer hochmotiviert und habe es schlussendlich auch geschafft, jedoch habe ich die Quali verpasst und konnte somit nicht direkt die allgemeine Hochschulreife machen.
Jetzt mache ich Fachabitur, habe das 11te Schuljahr hinter mir und aktuell läuft es auch wirklich gut. Ich werde aller Voraussicht nach im nächsten Sommer das Fach Abi haben, auch wenn ich dann schon 21 bin (bin aktuell 20).
Mein absoluter Wunsch ist es Psychologie zu studieren und in diesem Bereich zu arbeiten. Leider geht das in meiner Umgebung nur mit der allgemeinen Hochschulreife, bedeutet ich müsste nach dem Fachabitur nochmal weiter machen. Erschwerend kommt hinzu, dass ich anders als ich dachte nicht nur 2 Jahre (12te nochmal und dann 13te) machen müsste, sondern auch die 11te (Einführungsstufe), weil ich im Fachabitur keine zweite Fremdsprache habe.
Ich wäre dann also bis ich 24 bin noch Schülerin und irgendwie ist das komisch. Andere sind jetzt schon viel weiter, machen eine Ausbildung, studieren etc. Es fühlt sich immer komisch für mich an zu sagen, dass ich noch Schülerin bin und wenn ich meine Ziele erreichen will es auch noch eine ganze Weile bleiben werde.
Auch finanziell kommt natürlich noch hinzu, dass ich meinen Eltern nicht noch jahrelang auf der Tasche liegen will, aber ich wüsste auch nicht wie ich das sonst machen soll. Ich habe es zumindest geschafft, dass ich ab nächster Woche einen Minijob an der Tankstelle bekommen habe, aber viel verdiene ich da natürlich auch nicht.
Bin ich noch auf dem richtigen Weg, oder sollte ich es anders machen? Was denkt ihr?
7 Antworten
Fachabi gibt's nicht. Also du bist auf dem Weg zur FH-Reife, willst aber Psychologie studieren? Einige Tipps aus https://www.suedkurier.de/ueberregional/rundblick/studium-kann-man-mit-fachabitur-lehramt-studieren-21-09-2023;art1373253,11725090 gelten auch für andere Fächer.
notting
Ich war mit meinem Studium auch noch nicht fertig, als ich bereits eine feste Anstellung in einem Unternehmen angenommen hatte. Es war allerdings schon eine immense Doppelbelastung, und ich frage mich, wie ich das damals geschafft habe. Entweder man geht arbeiten oder man ist noch Schüler oder Student. Dazu braucht es aber eine finanzielle Unterstützung von seiten der Eltern.
und irgendwie ist das komisch
Das ist nur deshalb komisch, weil man in unserem Land glaubt, das Lernen für alle mehr oder weniger gleich organisieren zu müssen.
Komisch ist, dass Millionen von Menschen - nach Alter sortiert - einen mehr oder weniger gleichen Schulweg durchlaufen müssen (das gibt das Gesetz so vor). Und dabei ist es unerheblich, dass wir verschiedene Schultypen und -abschlüsse haben. Es sind alles Schulen, die man zwischen dem 6. und 18. Lebensjahr durchläuft.
Nur den Wenigsten ist bewusst, dass sie das tun, weil sie anschließend einem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen sollen. Wohl dem, der es schafft, innerhalb dieses engen Systems seinen Traum zu verwirklichen.
Andere machen den Prozess des Stolperns im Sinne eines Suchens erst während des Berufslebens durch. Ich habe beispielsweise mit 28 meinen zweiten Beruf erlernt und in dem Bereich dann auch gearbeitet.
Gruß Matti
Also erstmal gratuliere ich dir dazu, dass du dich so gut gefangen hast und weiter gemacht hast.
Du müsstest halt für Psychologie nicht nur die gesamte Oberstufe mit allen 3 Jahren „nochmal“ durchlaufen, sondern musst auch extrem gut abschließen. Psychologie hat im Regelfall einen NC von 1,0 bis Max 1,3.
Mit der Dauer des Studiums wärst du erst in deinen 30ern fertig. Ich würde mir an deiner Stelle ein realistischeres Ziel setzen. Dich dir eine Ausbildung in einem guten Betrieb oder ein duales Studium. Hierbei wirst du bezahlt und kommst in die Arbeitswelt.
Mit Mitte 30 bei einem potenziellen Arbeitgeber anzukommen ohne jegliche Berufserfahrung und wahrscheinlich auch noch bei den Eltern lebend, kommt nicht besonders gut an
Als ich als Lehrer angefangen hatte, war ich (mit 29 Jahren) der jüngste beamtete Lehrer der Schule und wurde von Außenstehenden manchmal für einen Schüler gehalten. Das war auch komisch.
Wenn du jetzt die Fähigkeit hast ein Abitur oder Fachabitur zu machen, dann tu das. Für das Psychologiestudium brauchst du aber nicht nur ein vollwertiges Abitur sondern sogar ein gutes bis sehr gutes Abitur, denn der Nummerus Clausus für Psychologie liegt zwischen 1,2 und 1,7 je nach Universität. Welche deiner Fähigkeiten scheinen dir für das Psychologiestudium und den Beruf eines Psychologen vorteilhaft zu sein?