Homosexualität Sünde?
Hey, ich frage mich das schon lange, da ich selbst homosexuell bin, aber eigentlich so gerne an Gott glauben will. Wieso findet Gott das AUSLEBEN der Homosexualität sündhaft? Was ist daran genau schlecht oder böse? Das Argument Fortpflanzung fällt ja mittlerweile weg, da wir überbevölkert sind und es sogar gut ist, dass es Menschen gibt, die sich eben nicht weiter fortpflanzen. Zudem dürften dann Heteroehepaare auch keinen Sex haben mit Verhütung, da es dann lediglich dem Spaß und nicht der Fortpflanzung dient. Was genau hasst Gott daran? Wieso er mag er diese Liebe nicht, wenn sie doch genauso einvernehmlich ist?
12 Antworten
Ja, nach der offiziellen Lehre der katholischen Kirche wird das ausgelebte homosexuelle Handeln als "sündhaft" betrachtet
.ABer
- Dies bezieht sich auf die Handlungen, nicht auf die Person oder ihre Neigungen an sich.
- Die Neigung selbst wird als "Prüfung" angesehen, nicht als Sünde
Das Ziel der Sexualität:
- Die katholische Lehre sieht Sexualität nichtprimär als Werkzeug zur Fortpflanzung oder zum Spaß.
- Ihr tiefster Sinn und Zweck ist die sichtbare Darstellung der Liebe zwischen Christus und seiner Kirche (Eph 5,31-32) und
- die wechselseitige Hingabe von Mann und Frau in der Ehe.
➡️Diese eheliche Liebe hat zwei natürliche, untrennbare Eigenschaften:
- Sie ist zeugungsoffen (d.h. prinzipiell für Leben offen, auch wenn keine Kinder entstehen).
- Sie ist einigungsstiftend (vereint die Personen auf tiefster Ebene).
- Aus katholischer Sicht können homosexuelle Handlungen diese volle,symbolhafte Bedeutung nicht erfüllen.
- Sie sind weder zeugungsoffen (selbst wenn man nicht mehr Kinder "braucht") noch können sie die komplementäre Einheit von Mann und Frau abbilden, die als Abbild Gottes geschaffen wurden („Als Mann und Frau schuf er sie“ / Gen 1,27).
➡️Das Argument mit der Verhütung:
- Du triffst hier einen wunden Punkt.
- Die Kirche ist hier konsequent: Tatsächlich ist auch jeder sexuelle Akt eines heterosexuellen Paares, der bewusst zeugungsunfähig gemacht wird (z.B. durch Verhütung), nach kirchlicher Lehre genauso sittlich nicht erlaubt.
Es geht nicht um die Bevölkerungszahl, sondern um die innere Haltung und den Akt an sich.
➡️Was ist die "Sünde" genau?
Die"Sünde" liegt nicht in der Liebe oder Zuneigung, die du für einen anderen Menschen empfindest.
- Die Sünde läge in den sexuellen Handlungen, weil sie nach kirchlichem Verständnis den von Gott vorgegebenen Sinn und Zweck der Sexualität verfehlen.
- Es geht also weniger um einen "Hass" Gottes auf eine bestimmte Liebe, sondern um die Überzeugung, dass Sexualität einen heiligen, festgelegten Rahmen hat
Deine homosexuelle Neigung ändert nichts an deinem unendlichen Wert in seinen Augen.
- Sie ist ein Teil deines Kreuzweges, deiner Prüfung.
- Die Kirche unterscheidet zwischen "Neigung" (die nicht selbstverschuldet ist und kein Sünde ist) und "Handlung" (die als sündhaft beurteilt wird). Du wirst also nicht für deine Gefühle verurteilt.
·Der kirchliche Weg für Menschen mit homosexueller Neigung ist der Ruf zur Enthaltsamkeit (Keuschheit), genauso wie für einen unverheirateten heterosexuellen Menschen.
Dies wird als Opfer und besondere Berufung im Leiden gesehen, um Christus näher zu sein.
Du gehörst zur Gemeinschaft der Gläubigen.
Dein Wunsch, an Gott zu glauben, ist echt und wertvoll.
Fazit:
Gott hasst die Liebe nicht.
- Die kirchliche Lehre sagt, dass er die Sexualität für einen ganz bestimmten, ehelichen Rahmen zwischen Mann und Frau geschaffen hat, der Leben schafft und ihre Liebe symbolisiert.
- Alles, was außerhalb dieses Rahmens passiert, verfehlt dieses Ideal.
Lg ⚘
Die Bibel führt verschiedene Argumente an, warum Homosexualität als negativ oder „schlecht“ bewertet wird, wobei man zwischen den Texten des Alten und Neuen Testaments unterscheiden sollte. Hier sind die wichtigsten biblischen Argumentationsmuster:
### 1. **Schöpfungsordnung**
- In der Schöpfungsgeschichte wird die Ehe zwischen Mann und Frau als göttliche Ordnung dargestellt (Adam und Eva). Dies dient als positives Gegenbild; alles, was davon abweicht, wird als „Zeichen der Gefallenheit“ gedeutet, also als Folge des Sündenfalls und der menschlichen Gebrochenheit
### 2. **Verbot im Alten Testament**
- In den Büchern Levitikus (3. Mose 18,22 und 20,13) wird explizit der Sexualakt zwischen zwei Männern als „Gräuel“ bezeichnet. Diese Verbote richten sich aber nicht gegen homosexuelle Partnerschaften per se, sondern gegen bestimmte sexuelle Handlungen, die als kultisch oder sittlich verwerflich galten.
### 3. **„Gegen die Natur“ – Argument bei Paulus**
- Paulus bezeichnet im Römerbrief (1,26f.) gleichgeschlechtliche sexuelle Handlungen als „gegen die Natur“. Dieses Argument stützt sich auf eine bestimmte Vorstellung davon, was natürlich ist – wobei Paulus an anderer Stelle auch lange Haare bei Männern als „gegen die Natur“ verurteilt und dabei eigentlich kulturelle Normen meint
### 4. **Sündenkataloge und Warnungen**
- Im Neuen Testament werden homosexuelle Handlungen in Sündenkatalogen erwähnt (z.B. 1 Korinther 6,9; Römer 1,26f.; 1 Timotheus 1,10). Sie werden als sittlich verwerflich und als Gefahr für das Heil angesehen
### 5. **Abgrenzung von heidnischen Praktiken**
- Die Ablehnung homosexueller Handlungen wird kulturgeschichtlich als eine Abgrenzung von heidnischen Kultritualen verstanden (z.B. Tempelprostitution), die im Umfeld Israels üblich waren
### 6. **Keine positive Erwähnung**
- In der Bibel wird Homosexualität nicht ausdrücklich positiv oder wertschätzend im Licht von Gottes Willen dargestellt; sie taucht nur in negativen Zusammenhängen auf
> Dabei ist zu beachten, dass die Bibel zu modernen, dauerhaften homosexuellen Partnerschaften oder sexuellen Orientierungen keine Aussagen trifft, sondern auf einzelne Handlungen und gesellschaftliche Praktiken ihrer Zeit Bezug nimmt. Die Argumentation und die ethische Bewertung sind stark von historischen und kulturellen Kontexten geprägt und werden in der heutigen Theologie häufig kontrovers diskutiert
Zusammengefasst: Die Bibel bewertet Homosexualität vor allem auf Grundlage von Schöpfungsordnung, bestimmten Sexualverboten, dem „Natur“-Argument und als Teil von Sündenkatalogen.
Ja, genauso wie als Frau, die einen Krieg oder eine Vergewaltigung überlebt, beides sieht die Bibel auch als schlecht an.
Ich denke wenn es wirklich deine Neigung ist und du darin Liebe verspürst, ist das nicht pauschal Sünde. Das pervers auszuleben allerdings schon, so wie ja auch heterosexuelle Praktiken Sünde sind, insbesondere wenn sie eben nicht in der Ehe (oder inkl. einer Partnerschaft) stattfinden.
Ist Gott deiner Ansicht nach allmächtig? Hat er die Welt inklusive der Menschen geschaffen? Ist er ein gnädiger Gott, der dich und die Menschheit liebt?
Wenn er allmächtig ist und alles geschaffen hat, hat er somit auch Homosexualität geschaffen. Wenn er aber Homosexualität nicht gut findet und nicht will, dass Menschen sie ausleben, ist er dann ein gnädiger, liebender Gott? Nee, oder?
Wenn er liebt und gnädig ist und alles geschaffen hat und Homosexualität dabei ein Fehler war, den er nicht korrigiert hat, ist er dann allmächtig? Auch nicht, oder?
Du siehst, wenn Homosexualität im Sinne des Gottes, der dich liebt und der alles erschaffen hat und dabei allmächtig ist, eine Sünde sein soll, dann haben wir es mit einem absoluten Widerspruch in sich zu tun, wo irgendwas nicht stimmen kann. Irgendein Teil dieser Vorstellung von Gott kann somit nicht zutreffen. Da wäre also dann die Frage, welcher das sein könnte - und auch, welche Schlüsse du daraus ziehen würdest, je nachdem, welcher Teil das wäre.
Bedenke zudem bei allem, was dir im Rahmen deines Glaubens von anderen vermittelt wird, wie die Bibel tatsächlich entstanden ist, wie festgelegt wurde, was alles dazu gehört - und was alles auch nicht! Und bedenke, dass es immer ganz normale Menschen sind, die sich anmaßen, daraus genau entnehmen zu können, was Gott will und was nicht. Menschen, die sich irren können und das auch regelmäßig tun. Und ist es nicht auch echt anmaßend von diesen Menschen, genau zu wissen, was Gott will?
Gott verzeiht und er liebt jeden Menschen, auch wenn homosexuell.
Ergänzend ist noch zu erwähnen das Gott für verschiedene Menschen verschiedene Gesetze gemacht hat. Die Vorgaben im AT unterscheiden sich vom NT. Zudem wird von Heiligen und Mönchen natürlich ein strengeres Leben erwartet.
Du kannst also durchaus ein Christlicher Mensch sein als Homosexueller, aber du kannst im Grunde nie ein absolutes Vorbild sein.