Russland verurteilt Männer, weil sie "zu schwul aussehen"?
Nach einer Razzia im vergangenen Jahr hat die russische Justiz sieben Männer zu Geldstrafen verurteilt, weil sie "zu schwul" aussahen. Das berichtet das oppositionelle Portal Verstka unter Berufung auf Gerichtsakten. Die Männer seien im Februar in einem Nachtclub in der Stadt Tula von schwer bewaffneten Polizisten abgeführt worden und später zu Geldstrafen verurteilt worden, heißt es.
In ihrer Anzeige hätten die Beamten geschrieben, dass die Männer versucht hätten, "Interesse an nicht-traditionellen sexuellen Beziehungen" zu wecken.
Bei einem der Männer störten sich die Beamten an schwarzen Kreuzen aus Klebeband, mit denen er seine Brustwarzen bedeckte. Außerdem habe er "ein Korsett für Frauen" angehabt und sei ansonsten nackt gewesen sei.
Ein anderer habe pinke Socken getragen und einen aufgeknöpften Kimono. Im Gesicht habe er rote Tattoos gehabt und seine Haare seien hellorange gefärbt gewesen, beschrieb der Beamte das Outfit.
Meine Frage ist, findet Ihr die Russische Justiz geht hier zu weit, aber gehen auch diese Verhafteten zu weit wenn sie Brustwarzen mit Klebeband bedeckt und ansonsten nackt rumrennen in einem Land das sehr sehr konservativ ist?
9 Antworten
Es ist ja gerade ein klassisches Vorgehen von Diktaturen, dass man Andersdenkende wegsperrt oder anderweitig versucht, mundtot zu machen! Von daher passt das ganz gut in das totalitäre System des Wladimir P! Aber davon mal abgesehen wäre das in anderen Unrechtsregiemen wie z.B.: im Iran oder in der Türkei auch nicht anders! Und da käme dann noch die religiös motivierte Intoleranz dazu!
Eben, auch in Russland gibt es eine "unheilige Allianz" zwischen dem politischen Regime und der Kirche/Religion.
Mal zwei Beispiele für homophobe Hetze durch Patriarch Kirill:
Danke, dass du mir da etwas Arbeit abgenommen hast. Mal ganz abgesehen übrigens von seiner unheiligen Allianz mit Putin auch, was den Ukrainekrieg betrifft.
Gerne, betrachten wir es als Teamwork. Ja, die Unterstützung des Krieges gegen die Ukraine ist ein weiteres düsteres Kapitel, in dem sich die russisch-orthodoxe Kirche nicht gerade mit Ruhm bekleckert: nicht nur in diesem Kontext profitieren Politik und Religion voneinander und stützen sich gegenseitig.
Dieser Kirill, dieses Oberhaupt der Orthodoxen ist meiner Meinung nach ein simpler Mafiosi, der sich nur als religiöser Führer verkleidet. Ein Krimineller wie die anderen - nur finde ich es bei dem noch schlimmer weil er so ein Heuchler ist.
Dieser Kirill ist ein ganz widerlicher Mensch. Ich finde diesen Mann unglaublich abstoßend.
Ja, da bin ich ganz bei dir: "ein Krimineller im Namen Gottes" bringt es sehr treffend auf den Punkt.
Ich bin selbst zwar Agnostikerin, aber er missbraucht m. M. die Botschaft Jesu Christi, die Nächstenliebe propagiert und die Kirche sollte nicht, um des eigenen Vorteils willen, politische Regimes unterstützen, die Menschenrechte bzw. die Würde des Menschen verletzen.
Ich hoffe irgendjemand beendet diesen Spuk.
Na ja, hoffen wir darauf, dass der Allmächtige seinem Bodenpersonal irgendwann die rote Karte zeigt 😉.
die Russische Justiz geht hier zu weit
Nicht nur "hier" - es reicht ja schon das Vorzeigen eines unbeschriebenen Blattes Papier um einkassiert zu werden.
https://www.20min.ch/video/so-schnell-wird-man-in-russland-verhaftet-128288836039
Meine Frage ist, findet Ihr die Russische Justiz geht hier zu weit
Ganz offensichtlich.
aber gehen auch diese Verhafteten zu weit wenn sie Brustwarzen mit Klebeband bedeckt und ansonsten nackt rumrennen
Nein.
in einem Land das sehr sehr konservativ ist?
Wäre das tagsüber an einem viel belebten Ort gewesen, hätten die Personen sicher leichtsinnig gehandelt. Der Vorfall fand allerdings in einem Nachtclub statt.
Tja, meinem Befinden nach, die Russlands Justiz überschritt die Grenzen des Vernünftigseins schon vor langer Zeit. Ich sage das übrigens als Russe.
Konservatismus ist ja akzeptabel, und an sich gar kein Problem – in vielen Fällen bin ich diesbezüglich komplett dafür –; das wird indessen ein Problem wenn die Freiheit der Bürger wird missgeachtet, und als mitbürgerfeindlich wird das dargestellt, was bloß eine Ausdrucksfreiheit ist.
Was meinst du dazu?
Mit freundlichen Grüßen
Das mit dem Klebeband und ansonsen nackt in einem Frauenkorsett.. Komm schon.. Muss das sein? Und das in Russland?
Und das in Russland?
Merkwürdige Moralvorstellungen: "schwules Aussehen" wird mit Geldstrafen geahndet, aber völkerrechtswidrige Angriffskriege, ups, militärische Spezialoperationen sind moralisch nicht zu beanstanden.
In einem Nachtclub, wohlgemerkt. Währenddessen darf man als Russe ohne Strafe Kinder und Zivilisten abschlachten und Politiker vergiften. Insofern sehr spannend, dass man in Russland solche Lappalien drakonisch verfolgt, aber schlimmste Verbrechen sogar noch fördert.
Tja, Hauptsache, das heteronormative Weltbild wird durch pinke Socken und orange Haare nicht in Frage gestellt.
Es ist, wie gesagt kompliziert. Einesteils ja, das widerspricht der in Russland herrschenden konservativen Anschauung; anderesteils das muss nicht illegal sein.
Andres gesagt: würde ich sowas machen? – Eher nicht. Finde ich allerdings, dass dafür sollte es nicht gestraft werden – Ja!
P.S. Ich finde ebenfalls, dass die Reaktion Mancher ist ein wenig unangemessen; nicht der Situation entsprechend.
Ja mag sein in einem Nachtclub. Aber diese Schwulen Russen wissen sie befinden sich in Russland. Muss man da sowas provozieren frage Ich mich.
Stellt sich mir dennoch die Frage, wieso eine Gesellschaft, die Menschenrechte achtet, sich durch jemanden provoziert fühlen und dessen Diskriminierung oder rechtliche Benachteiligung bejahen sollte, nur weil derjenige durch seine sexuellen Orientierung, Geschlechtsidentität, etc. das heteronormative Ordnungsprinzip "sprengt".
Und wer, wenn nicht die von derartigen Ungerechtigkeiten Betroffenen, sollten sich für gesellschaftliche Veränderungen einsetzen?
Wenn man unter sich in einem Club ist, ist das finde ich etwas ganz anderes. Und dass das so geregelt ist, macht es nicht weniger diskriminierend.
Wie Du das findest, oder ich, ist das eine - Fakt ist, es ist so geregelt. Diese schwulen Männer wussten das. Klar, kannst jetzt sagen die lassen sich das nicht verbieten - aber dann bitte mit den Konsequenzen leben.
Wie gesagt. Es ging ja darum, was man davon hält. Und nicht, dass das Gesetz existiert. Es gab jede Menge menschenverachtende Gesetze. Da müssen wir nur mal auf unsere 30er-Jahre schauen. Die gab es und sie wurden umgesetzt. Die Leute mussten dann auch mit den Konsequenzen leben, wenn sie z.B. das Regime kritisiert haben oder Personen geholfen haben, die verfolgt wurden. Deswegen war es noch lange nicht richtig. Und die Paragraphen sind, wie in Diktaturen üblich, sehr weit und wenig konkret, sodass man sehr viel hineininterpretieren kann. Insofern ja. Man muss in einer Diktatur besonders dann aufpassen, wenn man ein Mensch ist, auf die sich die Machthaber eingeschossen haben. Macht aber nichts besser daran und weniger verbrecherisch. Als ukrainisches Kind sollte man sich auch lieber nicht in die Nähe von Russen begeben, weil man sonst das Schlimmste erleben kann.
Die Nazis haben aktiv versucht das Leben der Juden (in erster Linie) lebensunwert zu machen. Die Russische Justiz will die Homos im Land nicht vernichten. ich glaube da missverstehst Du was. Die wollen nur nicht das diese das so nach außen tragen. Es geht nicht darum das man diese vernichtet.
Aber stell dir doch mal vor, wie "lebens(un)wert" z.B. Heranwachsende, die gerade ihre Sexualität entdecken, ihren Alltag empfinden, wenn ihnen bewusst wird, dass ihre sexuelle Orientierung als unerwünscht, weil gegen traditionelle Werte verstoßend und sogar als potenziell "gesellschaftszersetzend" deklariert wird.
Hinzu kommt, dass die in der russischen Gesellschaft, Politik und Kirche mehr oder weniger offene Homo- und Transphobie auch homo- und transphobe Gewalt provoziert, weil die Täter es als gerechtfertigt sehen, gewaltsam gegen die "Freaks" vorzugehen.
Ja klar, aber wir leben nicht mehr in einer Zeit in der man abgeschnitten von der Außenwelt ist, sprich, diese Kids verstehen das es in Ihrem Land so ist, nicht überall auf der Welt so ist. Leute die aus dem Iran oder Russland kommen, also Ländern die Ihnen gewisse Rechte verwehren - im Iran den Frauen als Bsp - haben ambivalente Gefühle Ihrer Heimat gegenüber, denn sie verbinden damit auch viel positives. Aus der Sicht von Dir oder grundsätzlich Menschen von außen aber wird ein düsteres Bild gezeichnet. So schlimm wie Du es dir vorstellst ist es nicht unbedingt.
Leute die aus dem Iran oder Russland kommen, also Ländern die Ihnen gewisse Rechte verwehren - im Iran den Frauen als Bsp - haben ambivalente Gefühle Ihrer Heimat gegenüber, denn sie verbinden damit auch viel positives.
Selbstverständlich, meine Kritik möchte die Heimatverbundenheit und die positiven Erinnerungen der Migranten, beispielsweise aus Russland oder dem Iran, auch gar nicht schmälern oder gar in Abrede stellen.
So schlimm wie Du es dir vorstellst ist es nicht unbedingt.
Nun, das sieht u. a. Human Rights Watch etwas anders:
https://laender-analysen.de/russland-analysen/440/diskriminierung-repressionen-lgbtq-russland/
Ich denke mal, wir können uns zumindest darauf einigen, dass die Diskriminierung von Menschen aufgrund ihrer sexuellen Orientierung und ihrer Geschlechtsidentität, insbesondere homo- und transphob motivierte Gewalt abzulehnen ist, dir noch ein entspanntes Wochenende 🙋♀️.
Offensichtlich hast du da selbst was missverstanden. Es geht hier nicht um eine Gleichsetzung der Verbrechen von Russen und Nazis, das hast du hinein interpretiert. Auch wenn die Russen selbst schlimmste Verbrechen begehen. Es geht darum, dass ein Gesetz nicht gut ist, weil es existiert und umgesetzt ist. Und die Opfer sind auch nicht schuld, wenn sie staatlichen Terror ausgesetzt sind. Du hast hier also eine Täter-Opfer-Umkehr versucht und die funktioniert nicht. Ich hoffe, dass das verständlich erklärt war.
Ja ich verstehe das und das bewerten wir so - von außen. Wenn man aber in dem Land lebt, muss man dort klar kommen. Ja die Gesetze des "zu schwul" aussehen mögen falsch sein aber so ist nun mal die Realität. Man kann also rebellieren und sich verhaften lassen oder man akzeptiert das Putin und der Kreml das Sagen haben, oder man verlässt das Land.
Ja gut. Wie halt in anderen kriminellen Regimes leider auch.
Die Polizei hat anscheinend in Petersburg und Moskau viel zu tun https://www.travelgay.com/saint-petersburg-russia-gay-map. https://www.travelgay.com/destination/gay-russia/gay-moscow

das ist nicht aktuell, sondern:
post COVID-19 and Russia's war on Ukraine, many iconic gay bars in St Petersburg have closed their doors for good including Bunker.
Die wird hier ja auch von den Orthodoxen fleißig gefördert.