War die DDR eurer Meinung nach ein Unrechtsstaat?
Gerne mit Begründung
47 Stimmen
12 Antworten
Die Justiz hat Anweisungen von der Partei erhalten und mußte sie umsetzen.
Mein Vater mußte für ein halbes Jahr hinter Gitter, weil er den Kriegsdienst verweigerte. Er wurde von seiner Hochschule zwangsexmatrikuliert und mußte als Hilfsarbeiter arbeiten. Im Abendstudium machte er seinen Abschluß zum Ingenieur und durfte trotzdem nicht seiner Qualifikation entsprechend eingestellt werden.
Wenn ein Staat seinen Bürgern das Wahlrecht verweigert, wenn er sie erschießen lässt, nur weil sie das Land verlassen wollen, dann ist dieser Staat ein Unrechtsstaat. Da habe ich noch gar nicht von der fehlenden Meinungsfreiheit und den bestellten Gerichtsurteilen des Politbüros gesprochen.
Wenn ein Staat seine Bürger systematisch bespitzelt, Familien und Freundschaften durch Misstrauen zersetzt, und Kinder schon in der Schule indoktriniert, dann hat das nichts mit einem Rechtsstaat zu tun. In der DDR herrschte keine Gerechtigkeit, sondern Willkür. Wer sich dem Regime nicht unterordnete, wurde zum "Feind des Sozialismus. Er verlor seinen Arbeitsplatz, wurde verhaftet oder in psychiatrische Kliniken gesteckt. Opposition war war gefährlich.
Die sogenannte "Staatsmacht" diente nicht dem Volk, sondern der Absicherung der Macht einer kleinen Parteielite. Pressefreiheit war ein Fremdwort. Es war ein System der Einschüchterung, der Lügen und der Unterdrückung, aufgebaut auf Mauern, Minenfeldern und Schießbefehl. Ein Staat, der seine Bürger einsperren muss, um ihre Loyalität zu erzwingen, ist kein Staat des Volkes. Das war ganz klar ein Unrechtsstaat.
Ich weiß nicht, ob du die DDR erlebt hast. Ich habe mein halbes Leben dort verbracht und weiß sehr wohl, wovon ich rede.
"Es war nicht alles schlecht", entspricht bei Licht betrachtet nicht der Realität. Selbst die kostenlose Versorgung der Kinder durch den Staat diente nur dem eigenen Interesse des Staates. Er hatte Zugriff auf die Gehirne der Kinder und konnte sie indoktrinieren und die Mütter hatten Zeit, für die DDR zu arbeiten. Ebenso war es mit allen anderen "Vorteilen" der DDR. Ich kann nur mit Abscheu an diese Zeit zurück denken. Die DDR war ganz eindeutig ein Unrechtsstaat.
Ich selbst habe es nicht miterlebt, andere Zeitzeugen erzählen aber durchaus "gut" über die DDR. Ich möchte hier nicht die Taten der DDR verleugnen, jedoch finde ich es ein bisschen zu stark, ihr die selbe Bezeichnung wie Nazi-Deutschland zu geben
Natürlich kann man die Leichen nicht gegeneinander aufrechnen. Ich habe diesen Vergleich ja auch nicht herangezogen. Doch darum geht es auch gar nicht. Es geht um Recht und Unrecht. Niemand kann behaupten, dass die DDR ein Rechtsstaat war. Was übrig bleibt, ist ein Unrechtsstaat.
Ich bin mir im Klaren, dass du die Toten nicht mit einbezogen hast. In meinen Gedanken habe ich dies aber getan und kam dann auf einen anderen Entschluss. Ein Rechtsstaat war es nicht, aber das Wort Unrechtsstaat fand ich im Vergleich zu anderen Unrechtsstaaten zu stark, deswegen kam ich auf den Entschluss, es als Nicht-Rechtsstaat zu bezeichnen. Im Großen und Ganzen ist dad ungefähr das gleiche wie ein Unrechtsstaat, aber nicht so stark.
Ich weiß nicht, woher du deine Infos und dieses schöne, rosige Bild von der DDR hast. Am besten vergisst du das alles. In der DDR wurde gefoltert, der Staat hat Menschen entführt und sie sogar aus dem Westen in die DDR gebracht. Es gab sogar staatlich beauftragte Morde. Da bleibt nicht viel übrig, um diesen Staat als "nicht ganz so schlimm" einzustufen.
Ich habe nicht gesagt, dass die schlechten Sachen nicht existieren würden. Deine Punkte habe ich sogar berücksichtigt. Ich habe nicht gesagt, es sei "nicht ganz so schlimm", nur im Vergleich zu Nazi-Deutschland weniger schlimm
Können wir uns darauf einigen, dass die DDR ohne wenn und aber ein Unrechtsstaat war?
Wir können uns gerne einigen, dass es kein Rechtsstaat war. Das Wort Unrechtsstaat möchte ich für die DDR nicht verwenden
Ich verstehe schon, dass du gern an deiner Sichtweise festhalten willst. Aber diese Sichtweise stammt aus zweiter Hand und sie entspricht nicht der Realität, so wie ich sie erlebt habe. Auch Wortakrobatik macht die DDR nicht schön.
Ich will die DDR nicht schönreden und ich weiß, dass dieses Wort aus zweiter Hand stammt, aber genauso ist es mit den anderen beiden Begriffen.
Meine Intension ist hier, dass ich die DDR nicht mit Nazi-Deutschland gleichsetzen möchte
Habe ich das etwa getan? Deine Frage lautete, ob die DDR ein Unrechtsstaat war. Diese Frage kann ich nur mit einem klaren JA beantworten.
Ich weiß, dass du das nicht getan hast, aber ich möchte den Begriff Unrechtsstaat nicht verwenden, obwohl ich ihm eigentlich zu großen Teilen zustimmen, da er die Taten der Nazis auf das gleiche Level bringt, dadurch, dass man den selben Namen verwendet.
Entweder war die DDR ein Rechtsstaat oder sie war es nicht. Wenn sie kein Rechtsstaat war, dann war sie ein Unrechtsstaat.
Wenn du das Offensichtliche nicht sehen willst, dann macht es für mich keinen Sinn mehr, hier mit dir weiter zu diskutieren.
Ich sehe es meinetwegen als Unrechtsstaat an, aber ich möchte ihn Nicht-Rechtsstaat nennen, da dieser Begriff nicht vorbelastet ist. Das habe ich bereits oft genug gesagt
Es kommt natürlich immer auf den Maßstab an, den man zum Vergleich anwendet. Nimmt man das Grundgesetz her und filtert dort mal die grundlegenden staatlich garantierten Menschenrecht und weitere Grundrechte heraus, lag die DDR häufig daneben. Offiziell war es natürlich auch in vielen Beispielen offiziell anders "geschrieben", aber in der Praxis war es nicht so. Auch gab es eine zentrale und autoritäre Machtstruktur einer Partei zu verteidigen (Merkmale einer Diktatur). Die Freiheit des Einzelnen, Presse- und Meinungsfreiheit, Versammlungsfreiheit, wirklich unabhängige Justiz, das sind nur einige Punkte, die in der DDR keine Option waren. Oft wurde man nicht direkt verhaftet oder sanktioniert. Aber es gab einen umfangreichen Katalog, um Druck auszuüben auf Menschen, die dem System was entgegen zu setzen versuchten. Wogegen man sich auch mit rechtsstaatlichen Mitteln nicht wehren konnte. Somit war die DDR für micht kein Rechtsstaat. Und wenn es das nicht war, muss es wohl ein Unrechtsstaat gewesen sein.
Die DDR war eine totalitäre Diktatur.
Es gab keinen Rechtsstaat.
Alles war dem Diktat der SED untergeordnet.
Dsa ist für mich die Blaupause eies Unrechtsstaates.
Wer auf seine eigenen Bürger an der Grenze schießen lässt, hat keine andere Bezeichnung verdient.
Ich finde halt den Begriff "Unrechtsstaat" für die DDR ein wenig zu "stark". Klar erfüllt die DDR viele der Kriterien, jedoch war nicht alles unbedingt schlecht. Ich finde es auch nicht gut die DDR und Nazi-Deutschland auf das ungefähr gleiche Level zu stellen (Dies macht man, wenn man beide mit dem selben Oberbegriff betitelt)