Sollte der Mindestlohn auf 25 € erhöht oder abgeschafft werden?

Abschaffen, weil ... 55%
Unbedingt auf 25 € erhöhen, weil ... 45%

29 Stimmen

8 Antworten

Abschaffen, weil ...

Mindestlohn jenseits der Marktpreise führt zu Vermeidungsverhalten

Die Tätigkeit wird nicht mehr oder weniger häufig nachgefragt

Die Tätigkeit wird automatisiert, weil Automatisierung sich bei einem hohen Mindestlohn rechnet

Die Tätigkeit wird ins Ausland verlagert

Beispiele:

Ich habe jahrelang in einem Büroturm mit Glasfassaden und Fenstern von Decke bis Boden gearbeitet. Früher kam viermal im Jahr der Kranwagen mit den Fensterputzern und die Glasfassade wurde gereinigt. Später nur noch einmal im Jahr

DIe IT-Hotlie saß früher in Deutschland, heute sitzt sie in Rumänien

Routineaufgaben aus dem Bereich Controlling gingen nach Vietnam

Das Hochregallager für die Ersatzteillogistik ist von Warenannahme, Konfektionieren, Verpacken bis Versand vollautomatisch. Da arbeiten nur ein paar Techniker vom Dienst, um bei Störungen eingreifen zu können. Den klassischen Lageristen, wie bei Amazon, gibt es nicht mehr

Woher ich das weiß:Berufserfahrung

Anonymer1Alfred  10.09.2025, 01:22

Nichtnur das: Die Solarindustrie, wo DE 2010 zumindest Europameister war, ging nach China.

Und ich denke, bei der Autoindustrie wird es wohl auch so kommen, weil Deutschland so oder so ebenfalls nichtmehr preislich konkurrieren kann.

Warten wir also mal bis 2040 oder 2050 und sehen dann mal, was von der deutschen Autoindustrie übrig ist.

Abschaffen, weil ...

... kein Mensch, der die Einführung beschlossen hat, darauf gekommen wäre, dass dadurch

  • nicht nur viele Dienstleistungen in Regionen mit niedrigen Kosten wegfallen sondern auch
  • der Mindestlohn zu einer Art "Benchmark" wird, die in manchen Regionen (wenn man die Fragen hier verfolgt) auch gelernten Fachkräften als Markt dienen, von der aus sie es kaum schaffen, ein paar Euro mehr die Stunde zu verdienen.

Unsere nicht gut deutsch sprechende Putzfrau liegt bei 20 € die Stunde und es wird hier auch kaum wen geben, der das zu viel findet. Wenn anderswo Elektriker oder Installateure entweder keinen ob finden, weil sie zu teuer sind oder kaum mehr oder weniger verdienen, liegt das an einem Mindestlohn, der wie eine Blockade im Hirn wirkt.

Hier in München müssen die Chefs ihre Gesellen ordentlich bezahlen, sonst sind die weg. BMW und andere große Unternehmen aus diversen Branchen machen mit ihren Tarifen die Benchmarks. Das macht es (im internationalen Vergleich) für die Unternehmen nicht gerade einfach, hier günstig zu produzieren aber es geht den Angestellten und Arbeitern gut. Anderswo scheint die Benchmark der IG Metall oder IG-Chemie-Tarife zu fehlen und dann werden die durch den Mindestlohn ersetzt.

Ein anderer Aspekt ist, dass ich zum Abräumen der Tische, als Küchenhilfe oder zum Regale einräumen zwar hier Mindestlohn zahlen kann. In Regionen, in denen die Infrastruktur davor schon lausig war, aber die letzten Dienstleister zu machen, wenn sie mit Personalkosten unterwegs sind wie in der Großstadt.

Wenn man den Mindestlohn abschafft, würden - ein paar Jahre später - die einen deutlich mehr verdienen und andere wieder einen (Neben-)Job haben.


MarketWizard 
Beitragsersteller
 10.09.2025, 11:38

Genau deshalb hasse ich es, dass der Mindestlohn immer weiter steigt. Danke.

Rat2010  10.09.2025, 11:50
@MarketWizard

Es gibt auch andere Hobbys der (im Bundestag) auf der linken Seite sitzenden wie das Mietrecht, das in einer Marktwirtschaft - und sei sie auch noch so sozial - das Gegenteil dessen bewirkt, weshalb man auf die Idee kam.

MarketWizard 
Beitragsersteller
 10.09.2025, 14:40
@Rat2010

Mit dem Mietrecht kenne ich mich tatsächlich nicht so gut aus. Aber was den Mindestlohn angeht, finde ich es halt immer doof, dass die, die ein paar Euro darüber liegen, da durch den Mindestlohn auch die Preise für viele Sachen steigen. Der Unternehmer wird ja jetzt nicht zulassen, dass seine Marge kleiner wird, und wenn du über dem Mindestlohn liegst, dann musst du wieder irgendwelche besonderen Leistungen auf der Arbeit bringen, um mehr zu bekommen oder eben ständig wechseln.

Im Moment ist es wieder ein bisschen entspannter, weil ich jetzt einen neuen Job gefunden habe, wo ich das Doppelte vom Mindestlohn bekomme. Bis vor kurzem war ich aber auch immer ein paar Euro drüber, und da fand ich das schon ziemlich nervig, dass andere leistungslos einfach mehr bekommen. Dadurch steigen die Preise, und ich muss den Arbeitgeber wechseln, um mehr zu kriegen.

Schon mal darüber nachgedacht, was eine Anhebung des Mindestlohnes letztlich bedeutet?

Was glaubst du wer die Löhne am Ende bezahlt? Das sind doch die Kunden der Unternehmen, die das mit den Produkt- bzw. Dienstleistungspreisen begleichen.
Was genau bringt es also, den Mindestlohn weiter anzuheben, wenn die Arbeiter/Angestellten dadurch zwar mehr Geld in der Tasche haben, dieses Geld aber weniger Kaufkraft hat und damit weniger wert ist?

Meiner Meinung nach sollte der bisherige Mindestlohn erstmal für alle Arbeitskräfte gelten.


MarketWizard 
Beitragsersteller
 12.09.2025, 22:08

Sag nicht, dass dein Arbeitgeber dir noch weniger Zeit als den Mindestlohn gibt. Dann sollte er so schnell wie möglich ab in den Knast. Der Mindestlohn ist das absolute Minimum, was du bekommen solltest.

IlIIlIllIllI  14.09.2025, 11:07
@MarketWizard

Ich bin Auszubildender, da ist es gewöhnlich, keinen Mindestlohn zu bekommen. Das finde ich jedoch nicht richtig, denn man muss dennoch irgendwie sein Leben finanzieren, und das geht nicht mit 600€.

MarketWizard 
Beitragsersteller
 14.09.2025, 11:09
@IlIIlIllIllI

Okay nachvollziehbar. Wenn der Arbeitgeber dir den Mindestlohn zahlen würde, dann würden die Arbeitnehmer, die ihn auch kriegen, abstinken. Auf der anderen Seite musst du natürlich dein Leben finanzieren können. Hast du Wohngeld beantragt?

IlIIlIllIllI  14.09.2025, 11:12
@MarketWizard

Kann ich nicht, hab mich da schon informiert. Aufstockendes Bürgergeld ebenso nicht. Das liegt daran, dass meine Eltern zu viel verdienen, dabei habe ich mit meinen Eltern nicht viel zu tun, bin 22 und lebe in einer eigenen Wohnung.

Ich verweigere hiermit die Auswahl zwischen den beiden angebotenen Alternativen.

Ich bin für die Beibehaltung eines Mindestlohns in etwa auf dem gegenwärtigen Niveau mit derjenigen Entwicklung, wie sie durch die Mindestlohnkommission als pragmatisch, realistisch und vernünftig festgelegt wird.

Das sind also 12,82 € pro Stunde, ab Januar 2026 dann 13,90 € pro Stunde und ab 2027 ein Erhöhung auf 14,60 € pro Stunde.

Begonnen hatte der Mindestlohn bei 8,50 € brutto pro Stunde in 2015. Vorher gab es tatsächlich Beschäftigungsverhältnisse in Deutschland, bei denen man noch deutlich weniger als dies verdient hatte, und es hatte große Bedenken gegen die Einführung des Mindestlohns gegeben. Diese Schreckgespenste erfüllten sich nicht.

Ich sehe also nicht, warum man zu einer Situation zurückkehren sollte, in der Beschäftigte zu beliebig geringen Löhnen angestellt werden dürfen sollten. Dies wäre eine Ausbeutung. Ich selbst hatte in einem Call-Center für brutto 9,41 €/h unter schlechten Arbeitsbedingungen in einer an sich anspruchsvollen und sinnvollen Tätigkeit (Kunden-Support für eine Telekommunikationsunternehmen) gearbeitet.

Ohne Mindestlohn würden die Anbieter dieser Dienstleistung kein Personal finden, das den Kunden eine Dienstleistung in angemessener Qualität bieten würde. Viele Mitarbeiter wären geringstqualifiziert und kaum geschult. Die meisten Kundengespräche würden nicht zu den besten Lösungen für die Kunden führen und ein riesiger Frust auf allen Seiten wäre das Ergebnis.

Bei einem Mindestlohn von 25 € auf der anderen Seite würden solche telefonischen Beratungs-Dienstleistungen in einem derartigen Ausmaß automatisiert, dass man als Kunde erst einmal 10 min mit einem strohdummen Chatbot kämpfen müsste, der auch nicht weiterhelfen könnte, bis man vielleicht zu einem menschlichen Berater weitergestellt würde. Auch dies wäre unbefriedigend.

Man sollte also einen vernünftigen Mittelweg gehen.