Professorin irrt sich über meine Note - Geschenk annehmen oder ehrlich sein?
Ich studiere im vorletzten Semester VWL an einer Privatuni, nun ist folgendes passiert:
Vor rund drei Wochen hatte ich ein Referat bei einer Dozentin, es kam eine 2,7 als Note heraus. Nicht sonderlich gut, aber solide.
Jetzt bekam ich vor wenigen Stunden eine Mail von exakt der prüfenden Dozentin:
"Sehr geehrter Student XY,
bei Ihrem Referat vom Dienstag, den XX.XX ist mir leider ein Fehler unterlaufen und ich habe vergessen, ihre Prüfungsnote zu notieren. Deshalb konnte ich diese bislang nicht ans Prüfungsamt weiterleiten und melde mich bei Ihnen. Wenn ich es richtig im Kopf habe, war es eine 2,0. Ist das korrekt?"
Ist jetzt die Sache...
die Dozentin irrt sich über meine Note und gibt mir mit einem einfachen "Ja, das habe ich auch so in Erinnerung" die Möglichkeit, die Note stark zu verbessern. Es gibt keine schriftlichen Ausfertigungen über meine tatsächliche Prüfungsnote, ich habe auch nichts bekommen sondern nur mündlich die Mitteilung nach der Prüfung erhalten. Die Dozentin sehe ich nicht mehr und habe auch keine anderen Module mehr bei ihr.
Eigentlich wäre ich doch ziemlich blöd zu sagen, dass meine tatsächliche Note erheblich schlechter war, oder? Natürlich ist das moralisch nicht 100% sauber, aber ist auch nicht so als würde es schwerwiegende Konsequenzen habe - die Prüfung war ja ohnehin bestanden.
Was meint ihr?
23 Stimmen
7 Antworten
Letztendlich wird es deine Entscheidung sein. Du könntest es aber durchaus als Glück im Unglück sehen, denn die Dozentin hat es klar versäumt, deine Note zu notieren. Es kann daher ja auch gut sein, dass du es auch nicht mehr so genau im Kopf hast, du dachtest ja, sie macht ihre Arbeit und schreibt sich das auf, was ja Teil ihrer Tätigkeit ist. Von daher kann es ja schon auch sein, dass du, wie du die Mail gelesen hast, auch 2,0 gedacht hast, wird schon stimmen.
Wenn sie die Note ans Prüfungsamt gemeldet hat und das amtlich wird, kann sie wahrscheinlich nicht einfach zurückrudern und denen sagen "es war doch eine 3,0 sorry..."
Abgesehen davon wird sie wahrscheinlich auch nicht mehr groß suchen, wenn sie das gemeldet hat, denn der Prozess ist ja damit letztlich auch abgeschlossen.
Falls doch irgendwie rauskommen würde dass es schlechter war, stehen ja auch nur Aussage gegen Aussage ohne irgendwelche Belege. Wenn sich die Dozentin schon täuscht, darfst du das ja auch. Als Student hat man vieles Anderes im Kopf.
Wenn dir das allerdings Kopfzerbrechen bereitet und du dann auf ewig bangst, ob sie sich nicht vielleicht doch noch meldet, solltest du wahrscheinlich einfach den Irrtum aufklären, einfach für dich selbst auch.
Wenn es eh nicht so wichtig ist, dann korrigiere sie.
A - moralisch die bessere Entscheidung, und
B - das zeigt, dass sie dir auch vertrauen kann, das wird sie zu schätzen wissen
Findet sie selbst irgendwann heraus (weil sie ihre Aufschriebe doch wiederfindet), dass du gelogen hast, sind die Konsequenzen erheblich. Sie wird dir in Zukunft nicht mehr trauen. Nicht bei Noten und nicht bei anderen Dingen. Dann bist du als Lügner gebrandmarkt.
Wenn das eh die letzte veranstaltung war dann ist es doch eigentlich wumpe. Einer der Comments sagte bereits, dass du ja sagen kannst du hast dir das nicht so genau gemerkt etc. Da stimme ich auch zu!
Es ist schon traurig zu lesen wie sich Leute hier das moralisch als unbedenklich schön reden.
Für mich spielt das keine Rolle ob ich der Professorin überhaupt noch über den Weg laufe oder nachträglich mir das Studium aberkannt werden könnte oder nicht. Es gehört sich nicht, und es ist auch nicht überlebensnotwendig. Diese Art von Betrug zu tun zeugt von geistiger Armut. Ich könnte mir jeden Falls nicht mehr morgens in die Augen blicken wenn ich daran zurückdenken würde und weiß, da hast du schon mist gebaut.
Aber ich habe halt ein Gewissen. Aber ist wohl zuviel verlangt das von jedem zu erwarten.
Muss jeder für sich entscheiden aber krass dass du so judgy sein kannst wenn du sonst so moralisch perfekt bist
Nebenbei glaube ich nicht dass das der Professorin so wichtig wäre (sonst hätte sie ja die note direkt notiert). So oder so bestanden
Klar, das muss jeder für sich entscheiden.
Aber wenn ich mitbekomme, dass jemand lügt um sich besser darzustellen, dämpft das definitiv den Respekt den ich diesem Individuum gegenüber habe. Was ein absolutes No-Go ist, ist wenn Leute beim Lügen erwischt wurden und dann einem noch rotzfrech weiter ins Gesicht lügen, obwohl man sie bereits durchschaut hat und das ihnen auch klargemacht hat. In dem Moment ist der Respekt dann völlig im Eimer.
Ich bin definitiv nicht moralisch perfekt (was ich auch nie behauptet habe), und habe auch schon etliche Fehler gemacht. Das gehört zum Lerneffekt dazu. Und einige der Sachen habe ich bis heute tief bereut und würde ich auch nicht mehr wieder tun. Dabei wurden diese Sachen nicht mal bemerkt, aber ich weiß es, und das reicht um mich daran zu erinnern, dass es schlecht war.
Es macht aber auch einen großen Unterschied ob man unwissentlich was falsches gesagt hat, oder mit Absicht lügt. In dem Fall ist es mit Absicht lügen, und das wiegt generell schon schwerer. Dabei ist es völlig egal ob man sich damit einen echten Vorteil erkauft oder nicht, allein die Denke ist das Problem.
So wie du das jetzt formuliert hast finde ich es viel wirksamer
ein dozent kann jederzeit beim prüfungsamt anrufen oder es anschreiben und seine urprünglich gemeldeten noten korrigieren. wenn der dozentin also irgendwann wieder einfallen sollte, welche note sie gegeben hat, kann sie es auch dann wieder ändern.
das ist allerdings sehr unwahrscheinlich. bei der menge studierenden, die jedes semester durchlaufen, kann man sich als dozent ein paar wochen nach so einer prüfung nicht mehr wirklich erinnern. deswegen schreibt man sowas auf. wenn sie es nicht mehr weiss, hat sie "den zettel" verloren oder hat keine besonders effiziente selbstorganisation.
eine 2,7 und eine 2,0 unterscheiden sich erheblich. das eine zählt als eine 3, das andere als eine 2. in vielen studiengängen bereits eine 2,3 mies.
wenn du dich von der dozentin zudem noch grob falsch eingeschätzt siehst, kannst du genausogut annehmen, dass sie sich bereits damals geirrt hat. immerhin hat sie dich ja besser in erinnerung...
natürlich ist alles sehr schön geredet, klar. aber die chancen, dass es schief geht, sind gering. ist es eine lehrbauftragte, die nur einen zeitvertrag hatte, wird da im nachhinein gar nichts mehr passieren, denn für die erneute organisation bekommt sie kein geld mehr und wird entsprechend auch nur ungern nochmal was anfassen.
moralisch ist es nicht wirklich toll. aber auch zu vergessen, was man seinen studierenden für eine note gibt oder damit unbedarft umgehen, ist fragwürdig. schliesslich hängt deine zukunft von solchen noten ab, und ihre nicht. ich glaube, ich würde es riskieren, zumal am ende deines studium, wenn du bei dieser person keine veranstaltungen mehr hast. und glaub nicht, dass niemand schummelt. sie schummeln alle, und auch ich habe in meinem studium mehr als einmal dem glück ein wenig nachgeholfen. thats life.
als dozent verfahre ich übrigens nach dem motto: wenn ich mich zu gunsten des studierenden geirrt habe, korrigiere ich es nicht, wenn ich mich zu ungunsten des studierenden geirrt habe, korrigiere ich es.
Ohne Bestätigung sich für die Meldung bedanken. Damit gibst du kein falsches Zeugnis über dich ab und die hat deine Noten doch selbst zu notieren und ist nicht dein Problem.
Uff, oh Mann, blöde Situation.
Also erstmal: Soooo ein großer Unterschied ist 2,0 zu 2,7 jetzt auch nicht 😅 Wieviele CP hat das Modul, 5 von 180? Hast du dir schon ausgerechnet, wieviel das deine Endnote verbessern wird?
Der moralische Aspekt: Ihr Fehler, und außerdem ist es wie gesagt ja jetzt nicht ultimative Vorteil, den du dir damit verschaffst, das geht meiner Meinung nach schon in Ordnung.
Allerdings, von deiner Professorin ist das aber irgendwie schlecht / seltsam. Klar packt dich das in eine Situation, in der du alles behaupten könntest. An deiner Stelle würde ich deshalb entweder gar nicht antworten, oder ich würde schreiben „Hallo Frau X, ich kann mich leider auch nicht mehr an die genaue Note erinnern. Soll ich Ihnen das Referat (die Präsi) zukommen lassen?“
Danke für deine Einschätzung.
Moralisch ist ehrlich sein besser, das ist klar.
Wenn es am Anfang des Studiums wäre, wäre ich definitiv ehrlich. Es ist aber die letzte Veranstaltung bei dieser Dozentin gewesen, ich habe mit ihr gar nichts mehr zu tun. Sollte ihr doch noch meine tatsächliche Note eingefallen, könnte ich ja sagen dass ich mich ebenfalls geirrt hätte und mir das falsch notiert habe.