Ist es heutzutage klimafreundlich, Wald abzuholzen?
Laut Studien hat der deutsche Wald inzwischen eine negative Klimabilanz: https://www.ndr.de/nachrichten/info/Der-Wald-faellt-als-Helfer-bei-Klimaschutz-Zielen-aus,bundeswaldinventur102.html
Ist der deutsche Wald also zu einem Klimakiller geworden, der auch als solcher behandelt werden sollte?
10 Stimmen
6 Antworten
Jetzt lies den Artikel, denn dann wirst du feststellen, dass der Wald in Deutschland nur deswegen nicht mehr wirklich zum Klimaschutz beitragen kann, weil es zu wenig Bäume gibt bzw. zu viele erkrankte.
Mit anderen Worten: Deine Frage ist unsinnig.
Die BWI hat keine Daten dazu geliefert, dass der Wald mehr CO2 auspustet als er aufnimmt. Sie hat lediglich ergeben, dass der Wald derzeit insgesamt mehr "Kohlenstoff abgibt" als er aufnimmt, und zwar in Form von Holz - die Holzvorräte sind etwas gesunken. Dieses abgegebene, sprich (zwangsweise) eingeschlagene Holz wird aber bekanntlich mit dem Ansetzen der Motorsäge nicht augenblicklich in CO2 umgewandelt, es kommt darauf an, was anschließend damit passiert. Und sobald die fehlenden Bäume durch neue ersetzt sind, beginnt mit deren Wachstum auch wieder der Prozess, der Atmosphäre CO2 zu entziehen und den enthaltenen Kohlenstoff im Holz zu binden.
Hallo,
ich glaube, da muss man Einiges einordnen!
Der NDR- Bericht, den du verlinkt hast, bezieht sich auf die Veröffentlichung der jüngsten, der vierten Bundeswaldinventur, der BWI 4. Diese repräsentative Stichprobeninventur wird alle zehn Jahre durchgeführt und liefert Daten wie Flächenveränderung, Holzvorrat, Baumartenverteilung für den gesamten Wald in Deutschland. Wenn du tiefer einsteigen möchtest, kannst du das hier tun.
Ein Ergebnis war, dass der Holzvorrat pro Hektar erstmals seit Durchführung leicht abgenommen hat. (NB: nicht gegenüber der Vorgänger-Bundeswaldinventur, der BWI 3, wohl aber gegenüber einer zwischenzeitlich durchgeführten "Kohlenstoffinventur" zum Stichtag 2017. Dies zeigt, dass dieser Rückgang erst kürzlich erfolgt ist, namentlich seit den Trockenjahren 2018 und folgende.) Weiterhin wurde festgestellt, dass dieser Rückgang hauptsächlich zulasten der Baumart Fichte ging. Diese war es ja auch, die großflächig vom Borkenkäfer befallen wurde und mittlerweile aus ganzem Regionen verschwunden ist.
Wie sind diese Ergebnisse zu interpretieren?
Es war wohl Teil der nationalen Klimastrategie, der Atmosphäre zusätzlichen Kohlenstoff zu entziehen, indem in den bestehenden Wäldern der Holzvorrat weiter erhöht werden sollte. Mir fehlt der Gesamtüberblick über sämtliche deutschen Wälder, aber endlos steigerbar ist dieser Wer nicht, auf eine endliche Fläche passt nur eine endliche Menge Holz. Leider wurde dieser Kipppunkt nun früher erreicht: die Menge des Holzes, die im Wald steht, ist nicht, wie zuvor jahrzehntelang geschehen, noch weiter angewachsen, sondern hat sich verringert. Aber warum willst du daraus die Konsequenz ziehen, sämtliche Wälder abzuholzen? Lass es mich bildhaft darstellen: ginge es nicht um Kohlenstoffspeicherung sondern um Wasserrückhalt, dann wäre unser Wald ein riesiger Stausee, in dem gigantische Mengen an Wasser angestaut sind, die ansonsten daruntergelegene Gebiete überschwemmen würden. Der Plan wäre gewesen, in Zukunft noch weniger des Zuflusses durchzulassen, den Wasserspiegel im Stausee weiter ansteigen zu lassen. Allerdings ist nun der Schieber, der den Überlauf regelt, defekt, er lässt sich nicht höher drehen, sondern er klemmt in einer etwas zu tiefen Position. In der Folge ist aus dem Stausee unten etwas mehr Wasser herausgeflossen als oben zugelaufen ist. Der Wasserspiegel ist also etwas gesunken. Würdest du in diesem Falle sagen, der Stausee hält kein Wasser mehr zurück, sondern gibt welches ab, deswegen muss sofort die Staumauer eingerissen werden? Würde das den darunterliegenden Gebieten helfen?
Nein für mich ist klar, dass wir unseren Wald (nicht nur) als CO2-Speicher weiterhin brauchen. Noch ist ja sozusagen der allergrößte Teil des angestauten Wassers im See. Wir müssen die Verluste ersetzen, die Flächen, die eingeschlagen wurden, wieder aufforsten, damit neue Bäume wieder wachsen und Kohlenstoff einlagern können. Allerdings: wir können in Zukunft in vielen Regionen nicht mehr auf die Baumart Fichte setzen, sie war dort schon immer nur mit menschlicher Hilfe lebensfähig, und nun, im Klimawandel, geht das gar nicht mehr. Die Fichte wurde früher gepflanzt, weil sie schnell wächst, sprich in kurzer Zeit viel CO2 aus der Atmosphäre zieht. Sie kann auch besonders hohe Holzvorräte pro Hektar aufbauen, deutlich mehr als manche andere Baumart, die mit den neuen Bedingungen besser klar kommt. Wir werden sehen, auf welche Höhe wir den Überlauf des Stausees in Zukunft bekommen...
Wie genau sich der Verlust an Holzvorrat auf den CO2 - Gehalt der Atmosphäre auswirkt, dazu kann die BWI natürlich keine Daten liefern, möglicherweise wurde da etwas zu viel hineininterpretiert. Klar sollte sein, dass mit dem Umsägen eines Baumes nicht augenblicklich der gespeicherte Kohlenstoff als CO2 in die Atmosphäre entweicht - das Holz ist ja erst einmal noch da! Das ist ein Faktor, der in der Diskussion meiner Meinung nach vernachlässigt wird: was passiert mit dem eingeschlagenen Holz? Wird es als Brennholz genutzt? Gut, dann speichert es den Kohlenstoff noch so lange es getrocknet und gelagert wird, dann geht es aber zügig in die Luft! Bleibt es liegen und verrottet? Der Zersetzungs- und Freisetzungsprozess beginnt sofort (da es ja, anders als das Brennholz nicht geschützt und trocken liegt) dauert aber einige Jahre bis Jahrzehnte. Wird es zu langfristigen Produkten verarbeitet? Auch Borkenkäferholz lässt sich durchaus als Bauholz verwenden. Manche Holzbauwerke überdauern Jahrhunderte und speichern dabei die ganze Zeit den eingelagerten Kohlenstoff. An dem Platz, an dem der Baum stand, sind in der Zwischenzeit schon wieder mehrere Baumgenerationen gewachsen. Die langfristige Nutzung von Holz ist also unbedingt auch eine Strategie, um Kohlenstoff zu speichern.
Jeder Baum kann etwas positives dazu beitragen und sei es bei inzwischen vielen geschädigten Bäumen und Wäldern teils nur wenig.
Abholzung und auch Moore trocken legen ist absolut der falsche Weg.
Es wird leider sehr viel Dummes verzapft und dabei liegt der Grund an uns Menschen selbst, dass sich vieles zum Negativen verändert.
Nein, natürlich wäre das Abholzen kein Weg, um die CO2 - Emissionen zu reduzieren.
Aber noch ein treffliches Beispiel aus dem zitierten Artikel. Da liest man beispielsweise:
"Das wäre ungefähr so, als wenn die Klimaanlage, statt zu kühlen, heizen würde."
Wichtig wäre, dass auch endlich mal alle Menschen, die Klimaanlagen nutzen, lernen, dass eine Klimaanlage zum Beispiel ein Zimmer oder eine Wohnung kühlt, aber im Ganzen gesehen doch ebenfalls ein wenig zur Klimaerwärmung beiträgt !
Nein.
Diesem Absatz nach ist selbst eine zubetonierte Fläche derzeit klimafreundlicher als ein Wald, denn diese gibt definitiv kein CO2 frei.