Was ist der didaktische Unterschied zwischen tun und machen?

4 Antworten

Verwendung von "tun", z. B.:

  • bei substantivierten Adjektiven (oft moralisch wertend): Großartiges, Bedeutendes, Großes, Gutes, Barmherziges, Verwerfliches, Böses, Schreckliches, Schlimmes, Sinnvolles, Vernünftiges, sein Bestes/Möglichstes tun
  • trennbare Verben/Kombinationen: wehtun, leidtun, sich schwertun, sich/jdm. etwas antun, sich vertun, jdm. schöntun, sich hervortun, etwas (z.B. als unwichtig, überflüssig, nichtig) abtun, sich auftun (= sich öffnen, sich eröffnen, sich anbieten fig.), sich wichtig tun, jdm. nichts/etwas tun
  • idiomatische Wendungen: jdm. einen Gefallen tun; etwas aus freien Stücken tun; nichts lieber tun als...; jdm. unrecht tun; nichts zur Sache tun; gut zu tun haben (kommerz.); nichts/alles tun für (auch: um zu-Inf.); viel, wenig, nichts zu tun haben; da tut sich nichts (da bewegt, rührt, ändert sich nichts, passiert nichts)
  • so tun, als ob + Konj.2 ; etwas irgendwohin tun (= setzen, stellen, legen, hängen)
  • Sprüche: Tu, was du nicht lassen kannst! - Nichts Gutes, außer man tut es. - Du tätest gut daran, ....zu-Inf.- Damit habe ich nichts zu tun. - Ich tu, was ich kann. - Ich tu alles, was in meiner Macht steht.

cleversunshine 
Beitragsersteller
 06.12.2022, 18:02

Danke dir, ich glaube, das hat mir weitere Anstöße gegeben. Zum Beispiel wäre es vermutlich einfacher, zweiteilige Prädikate mithilfe von tun statt machen zu erfragen.

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spanferkel14  06.12.2022, 18:26
@cleversunshine

Was meinst du mit 2-teiligen Prädikaten? Verben im Perfekt, Plusquamperfekt, Futur, oder im Passiv, Verben mit Modalverb, trennbare Verben etc.? - Und wie meinst du das, dass man diese Verben besser mit "tun" erfragen kann? Hast du ein Beispiel?

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spanferkel14  06.12.2022, 18:43
@cleversunshine

"Gehen" ist hier ein Semi-Modalverb wie "hören, sehen, lassen". - Aber was hat das mit dem Erfragen dieser Tätigkeit zu tun? Es ist ziemlich egal, ob du fragst: Was macht Mark? oder: Was tut Mark?

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Besonders in der Schule wird im Rahmen der Satzgliedanalyse die Frage Was tut jemand?/Was geschieht?für die Ermittlung des Prädikats genutzt.

"Tun/geschehen" ist doch die Essenz von allen Tätigkeiten und Veränderungen.

"Machen" ist im Deutschen doch vergleichsweise eng auf herstellende Tätigkeiten beschränkt (Kaffee machen, Hausaufgaben machen).

Im Beispielsatz: Ich mache Hausaufgabenkönnte ich mir vorstellen, dass bei einer Erfragung mitmachen in so einem FallHausaufgabengeantwortet wird (Was mache ich? - Hausaufgaben). Somit gäbe es ja eine Konfusion mit dem Akkusativobjekt.

Eben, die Frage passt ja gar nicht zur Ermittlung des Subjekts. Bei "Was mache ich?" denkt der deutsche Muttersprachler sofort an "Was stelle ich her? Was erzeuge ich?" und das fragt nach dem Objekt.

Dagegen fragt "Was tue ich?" nach der Tätigkeit, nämlich "ich mache (Hausaufgaben)".

Aber wäre dies der einzige Grund, weshalb zwischen machenundtun für das Ermitteln des Prädikats differenziert wird?

Also wie gesagt, schon deine Prämisse, dass "machen" eine Alternative sein könnte, ist fundamental falsch, so dass es schwerfällt, darauf zu antworten.

"Machen" fragt nicht grundsätzlich nach einer Tätigkeit und ist letztlich auf KEINEN Satz anwendbar. Denn wie dein Beispiel zeigt, würde es im Falle "machender" Sätze nach dem Objekt fragen, nicht nach der Tätigkeit.

"Machen" ist in diesem Sinne einfach ein ganz normales Verb, das man nicht als allgemeine Frage für die Tätigkeit einsetzen kann. Ebenso gut hättest du fragen können, warum man nicht "singen" verwendet und dann das Beispiel "ich singe ein Lied" mit "was singe ich?" diskutieren können. Fragt auch nach dem Objekt, das Verb ist auch speziell, nicht allgemein, und es funktioniert ganz genau ebenso wenig.

"Machen" kann in speziellen feststehenden Situationen auch als Tätigkeit verwendet werden ("er macht gerade gar nix") , aber das ist beschränkt auf wenige Kontexte und fast schon feststehende Wendungen. Daraus verallgemeinern zu wollen, dass "machen" eine große Überlappung mit "tun" hätte, ist völlig unbegründet.

"Machen" wird einfach viel öfter benutzt. Folglich handelt man sich das von dir beschriebene Problem mit der Verwechselung der Prädikatsfrage viel öfter ein.

Ansonsten lautet eine unfallfreiere Prädikatsfrage auch nicht "Was mache/tue ich?", sondern "Was tut/macht das Subjekt?".


cleversunshine 
Beitragsersteller
 06.12.2022, 15:38
Ansonsten lautet eine unfallfreiere Prädikatsfrage auch nicht "Was mache/tue ich?", sondern "Was tut/macht das Subjekt?".

Das verstehe ich noch nicht ganz, wie meinst du das? Danke.

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Atzej  06.12.2022, 15:51
@cleversunshine

Na ja, bei der ersten Frage kann man natürlich mit dem Akkusativobjekt antworten. :-) Bei der 2. ist begrifflich eindeutiger, dass es um die Handlung als solche geht. :-)

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cleversunshine 
Beitragsersteller
 06.12.2022, 16:38
@Atzej

Der Unterschied zwischen "Was mache/tue ich?" und "Was tut/macht das Subjekt?" ist doch einfach nur, dass du hier die Reihenfolge der Verben vertauscht hast und das Subjekt "ich" durch "das Subjekt" ersetzt hast. Da ist nichts begrifflich eindeutiger. :-)

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Von Experte adabei bestätigt

Meistens bedeutungsgleich.

Meine Einschätzung nach steht das Tun meistens für sich allein, häufig auch in Frageform.

Beispiel: "Die Energiekosten explodieren. Und was tut die Regierung?" Auf diese rhetorische Frage kann als Antwort eigentlich nur "nichts" kommen.

Gegenbeispiel: "Die Energiekosten explodieren. Und was macht die Regierung?" Je nach Fragesteller wird die Antwort entweder lauten: "Das Falsche" oder eine Aufzählung aller Wohltaten, die übers Land gestreut werden.

"Was tun?" Diese Frage ist ohne zu erwartende Antwort oder rhetorisch ins Gespräch geworfen. "Machen" hingegen ist aktiver und impliziert eine oder mehrere Handlungsmöglichkeiten.

Außerdem wird "tun" hier regelmäßig als "tuen" oder schlimmer noch als "tuhen" verunglimpft, während das dem "machen" nicht passiert.

Spannende Frage, über die sich mal ein längeres Nachdenken lohnen würde.


cleversunshine 
Beitragsersteller
 06.12.2022, 15:36

Danke auf jeden Fall schon mal, das sind hilfreiche Gedanken!

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earnest  05.12.2022, 13:05

Jo, und dann gibt es noch - unverwechselbare - Redewendungen wie:

  • Es tut sich was.
  • Sie macht sich.
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Altersweise  05.12.2022, 16:16
@earnest

Das tut mir keine Sorgen und macht macht mir nicht Leid. 😉

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cleversunshine 
Beitragsersteller
 06.12.2022, 15:34
@earnest
Sie macht sich.

Meinst du damit sowas wie "Sie macht sich ein Brot", oder gibt's die Redewendung auch ohne Ergänzung? Falls ja, was bedeutet das?

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earnest  06.12.2022, 17:12
@cleversunshine

"Sie macht sich": Ihre Entwicklung ist positiv (zum Beispiel die Entwicklung eines kleinen Mädchens).

Auch: "Sie macht sich gut."

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