Warum wollen viele Ausländer kein Deutsch lernen?
Hallo, ich habe gerade ein Interview von Robert Lewandowski gesehen und er spricht sehr gut spanisch, aber er war lange bei Bayern und spricht trotzdem schlecht Deutsch. Wollen viele kein Deutsch lernen, oder ist Deutsch eine schwere Sprache, also schwer zu lernen ?
Bei mir in der Nähe wohnen sehr viele Flüchtlinge. Die sind schon sehr lange hier und manche können gerade mal "guten Tag" und "auf Wiedersehen" sagen.
6 Antworten
Nun, Du sprichst hier zwei Gegensätze an.
Im Fußball müssen im Grunde nur die Anweisungen verstanden werden. Ein paar mal übersetzt und geübt, dann ist das gelernt.
Die Spieler müssten also gar nicht die ganze Sprache lernen.
Wenn es etwas ausführlicher wird, wird entweder englisch (oder eine andere Sprache) gesprochen oder ein Dolmetscher hinzugezogen.
Je nach Karriereziel hat ein Fußballer also gar nicht den Anspruch (richtig) Deutsch zu lernen.
Die meisten Flüchtlinge hingegen lernen durchaus Deutsch und sind auch gewillt es zu lernen. Allerdings sollte auch klar sein, dass sie nicht freiwillig in Deutschland sind. Die meisten wollen in ihr eigenes Land, in ihr altes Leben zurück, sobald das möglich ist.
Und trotzdem versuchen sie sich zu integrieren.
Wie Du schon schreibst, ist Deutsch tatsächlich eine relativ schwierige Sprache.
Hinzu kommen kulturelle/gesellschaftliche Hürden.
Wir Deutschen sind nicht gerade bekannt dafür uns darüber zu freuen und anzuerkennen, wenn jemand versucht Deutsch zu sprechen.
Spricht ein Ausländer schlecht Deutsch, kommen am ehesten schlechte Kommentare.
Soetwas demotiviert natürlich und führt dazu, dass man lieber nicht mit Inländern spricht, wenn es nicht nötig ist.
Die Sache ist einfach die:
Du siehst Lewandowski Spanisch reden und gehst davon aus, dass er das perfekt tut. Im Deutschen hörst du kleine Fehler, einen Akzent, und gehst davon aus, dass er nicht gut genug Deutsch spricht.
Hier spricht er Spanisch auf A1-A2-Niveau. Die Untertitel geben nicht den genauen Wortlaut wieder, sondern korrektes Spanisch. Er selbst lässt aber Artikel und Präpositionen aus, verwechselt ser und estar, vereinfacht Zeiten, verwendet kein Subjuntivo und hat einen starken Akzent. Mal davon abgesehen, dass er sich diese Sätze bestimmt zurechtgelegt hat.
https://www.youtube.com/watch?v=JV27hcnLFiY
Auf Deutsch hat er typische Satzbaufehler und einen typischen Akzent, spricht aber frei aus der Seele. Kurz: er spricht deutlich besser Deutsch als Spanisch.
Würde er aber kein Spanisch sprechen, könnte er ja nicht in Spanien spielen. Seine Mitspieler lernen wegen ihm kein Deutsch und der Trainer spricht Spanisch, alle Kommandos sind auf Spanisch, alle Interviews sind auf Spanisch. Dort wird Englisch nicht als Behelfssprache hergenommen, außer er kann überhaupt kein Wort Spanisch. Dann würde er aber 90% nicht mitbekommen. In Deutschland kann er sich mit Englisch durchmogeln. In Spanien nicht.
Deutsche Sprache = schwere Sprache
Deutsch ist schwerer zu lernen als Spanisch. Griechisch ist auch schwer. Außerdem ist oft der passive Wortschatz größer als der aktive. Es kostet Überwindung, anfangs in einer fremden Sprache zu sprechen. Da beschränkt man sich halt auf das wenige, was man unfallfrei herausbringt, vor allem, wenn man im Alltag letztendlich mit Englisch durchkommt.
Was bedeutet das, dass er Deutsch schlecht spricht? Er ist ein Ausländer und ich denke, dass er bessere Dinge zu tun hast als jeden Tag Deutsch zu lernen.