Wutanfälle zügeln oder rauslassen?
Ich hab mal eine Frage an Euch: Meine Tochter ist verheiratet und hat drei Kinder. Wir wohnen ca 500 km auseinander und sehen uns vllt 4x im Jahr. Da sie sich gerade selbstständig macht und ihr Mann nicht genug verdient, unterstütze ich sie finanziell ein bisschen mit. Das ist meine freie Entscheidung gewesen und ich möchte nicht dass das irgendwelche Konsequenzen für unser Verhältnis hat.
Nun aber ist es so, dass meine Tochter wenn wir uns sehen, fast immer "austickt" da reicht schon ein kleiner Anlass und es ist "Krieg". Dann schreit sie rum und die Stimmung ist zum Schneiden. Sie meint dann sie sei "angetriggert" durch irgendetwas in ihrer Kindheit und ihre Wut sei berechtigt und "dürfe sein". Mir tut es für die Kinder leid, wenn die das miterleben. Jegliches Friedensangebot oder Erklärungsversuche lehnt sie ab. Das sei genau der Grund, ich würde sie nicht "sehen". Wir sind psychologisch ja heute relativ gut informiert und ich kenne mich auch mit "Innerem Kind" - Arbeit gut aus.
Dennoch: Gibt es nicht gewisse Grenzen, die ich als Mitmensch einfordern kann? zB.zu erwarten , dass ein erwachsener Mensch sich im entscheidenden Augenblick einfach mal um seiner Mitmenschen Willen "zusammennimmt" und vllt das Gespräch später sucht? Oder ist das wirklich ignorant von mir, wie sie mir vorwirft?
Man muss das mal weiterführen, wenn jeder sich so verhalten würde....
Hat einer eine Idee, was ich tun kann? Ich bin echt traurig
5 Antworten
Wir alle kamen als Kinder wohl nicht allem Schmerz aus.
Wir alle wurden in unserer Kindheit verletzt.
Schon allein, weil keine Eltern dieser Erde alles richtig und perfekt machen können, das geht einfach nicht.
Ich denke, das Leben will es auch so, dass wir in Kindheit gewisse Verletzungen erleben, um sie dann als Erwachsene erneut zu durchleben, dann aber mit ihnen erwachsen und anders umgehen zu können, bewusster auch.
Leben ist ein Lernprozess, der Entwicklung will.
Welche Wut schlummert noch in dir?
Was würdest du gerne heraus schreien?
Das wäre sicherlich sehr hilfreich, wenn du dich auf dieses Thema einlassen wolltest und mutig und ehrlich bei dir schauen wolltest.
Ist sicherlich eine Familienaufgabe, die es zu lösen gilt.
Ich denke sie befasste sich damit und lässt nun an dir und euch einiges aus, was nicht für immer so bleiben wird.
Aber es ist natürlich eine sehr belastende Situation.
Du wirst schon Angst haben, wenn sie ihr Kommen ansagt. Was wird dieses Mal wieder sein......
Kannst du sie anrufen und die Themen telefonisch mit ihr besprechen? Das will sie nicht? Sie will unbedingt vor Ort und frei und zügellos drauf los poltern dürfen und ihre Wut heraus lassen.
Irgendwann würde mich das sicherlich überfordern.
Als Erwachsener dann ist man halt für sich selbst verantwortlich, nicht mehr die Eltern.
Willst du sie fragen, ob sie es auch mal will, dass ihre Kinder sie später mal derart behandeln und verletzen?
Willst du sie nach ihrem Erfolg fragen?
Es kann einem mal der Kragen platzen, aber wenn dies zur Routine wird, wäre mir das zu viel.
Schlimm ist halt nur, weil man eigentlich keine Konflikt und alle sehen will.
Vielleicht aber ist sie auch heillos überfordert mit allem.
Ich mein, um das alles zu schaffen muss sie wirklich hyperaktiv sein.
Stress kann wirklich alles auslösen. Vielleicht ist der Druck einfach zu hoch und sie sucht Ventile und ihr seid eines davon.
Als ich sehe schon die Grenze erreicht. Es würde mir wirklich brutal schwer fallen, aber irgendwann muss man Grenzen setzen, sonst hören andere, auch wenn es die eigenen Kinder sind, nie auf.
Mit Ignoranz hat dies lange nichts mehr zu tun.
Außer Grenzen setzen fällt mir wirklich nichts ein, weil sie alles andere ja ablehnt. Sie will euch unbedingt zum Sündenbock machen, Schuldige anschreien und ihre Wut, hinter der Angst steckt, herauslassen.
Das hat sie sehr deutlich gemacht.
Das Einzige, was mir noch einfällt ist, sie konkret nach ihren Ängsten zu befragen. Ob sie darauf eingeht, bleibt natürlich offen, aber einen Versuch soll es wert sein.
Was macht ihr so Angst?
Sie muss sehr stark unter Druck stehen.
Ansonsten überfordert einem das, was völlig normal ist.
Da braucht es dann professionelle Hilfe.
Das ist schlichtweg undankbar und respektlos. Sie übernimmt keine Verantwortung für sich selbst und schiebt Dir ihre Probleme und Defizite in die Schuhe.
Nein, sie darf nicht so sein und selbst wenn Du noch so viel falsch gemacht haben solltest, so hast Du Dein bestes gegeben und tust es noch.
Und wenn sie so weitermacht, wird es ihr mit ihren Kindern noch viel schlimmer ergehen.
Ihr Verhalten ist unreif, egoistisch, feige und respektlos und sie ist völlig empathielos, sich das Recht herauszunehmen, ihren Frust über die eigene Überforderung an Dir auszulassen.
Ich befürchte, ihr werdet das nicht klären können. Deine Tochter braucht, wenn deine Erziehung sie dermaßen traumatisiert hat, professionelle Hilfe. Meint sie aber, keine psychologische Hilfe zu brauchen, dann ist das gute alte Zusammennehmen angebracht. So wie es jetzt ist, wird sich nichts ändern, deine Tochter "rotzt" sich mal richtig aus, du bist gekränkt und fühlst dich ungerecht behandelt - und die Schleife wird wieder und wieder gefahren.
Da sie sich allerdings wohl als zumindest durch ihre Kindheit geschädigt sieht, sollte sie sich darum kümmern, ihre Defizite aufzuarbeiten und nicht an ihrer Mutter auszulassen Wir kennen ihre Sicht der Dinge ja nur aus zweiter Hand und ich würde mich scheuen, zu sagen, sie sei einfach nur verwöhnt und unreif.
Ich schon, denn einem Tyrannen gegenüber würde sie sich sowas niemals erlauben können.
Eben. Zuhause ist sie Kind.
Eltern sein, bedeutet auch, dass sich die Kinder an den Eltern an Dingen abarbeiten die mit den Eltern gar nix zu tun haben. Eltern sein bedeutet auch mal Prellbock oder der, der die A**-karte gezogen hat für alles was gerade eben nicht läuft.
Eltern sein bedeutet, dass die Kinder nach Hause kommen und sich auskotzen können. Eltern sein bedeutet auch, dass man manchmal den Kopf hinhält.
Deine Tochter lebt gerade in einer Welt die vor allem bedeutet: funktionieren in jeder Hinsicht, Verantwortung in jeder Hinsicht, zusammenreißen, Haltung bewahren.
Und dann kommt sie heim. Ins Zuhause ihrer Kindheit. Ein Ort, der seit jeher dafür stand, das man sich fallen und gehen lassen kann.
Das der Dampfkochtopf dann hoch geht, liegt nicht an dir oder irgendwelchen Traumata oder was auch immer. Es reicht ein falsches Wort, ein falscher Blick, ein falscher Tonfall und der Kessel geht hoch. Explosionsartig. Und du stehst da und weißt gar nicht, wie und was dir geschieht.
Das ist eine banale Erklärung aber nicht automatisch eine Rechtfertigung.
Unsere Tochter hatte und hat in stressigen Phasen auch ab und zu solche Abwandlungen. Das ich der buhmann für pauschal alles bin. Mit einem vollen Eimer als irgendwelchen Vorwürfen, Vorhaltungen was auch immer. Da reichte es manchmal schon, dass es was zum Essen gab, was sie nicht mochte...
Und wenn man nicht auf diesen persönlichen Angriff eingeht sondern fragt "hey, was ist eigentlich los? Außer, dass die das Essen nicht passt? Was stresst dich und wie kann ich dir helfen"?
Und dann redet sie sich das Leid vom Herz. Also genau darüber, um was es und wie es ihr wirklich geht.
Ich hab ihr natürlich auch irgendwann deutlich gesagt, dass sie sich jederzeit bei uns/mir auskotzen kann, ablästern über alles. Gehen lassen, fallen lassen. Zu dem bin ich da und ist für mich auch ein großer Vertrauensbeweis. Aber eben nicht den Hintern hinhalte (ihre persönlichen Angriffe) die mit der eigentlichen Situation, Stress Umständen, was auch immer.
Das ist kein Allroundrezept aber diese Sichtweise hilft mir, mich in manchen Situationen nicht mehr provozieren zu lassen (klappt aber auch nicht immer ;-))
Danke. Ich hatte ihr auch schon gesagt, dass es ein Zeichen dafür ist, dass wir uns gegenseitig sicher fühlen. Und genau das ist meine Überlegung. Wenn ich ihr diese SIcherheit nicht mehr gebe ( und soz. Kontaktabbruch androhe) wird sie dann aufwachen oder sich noch mehr selbstgerecht in den Schmollwinkel zurückziehen?
Ich habe meiner Tochter mal klar und deutlich gesagt, dass ich mich von ihr nicht wie den letzten A*** behandeln lasse. Ich benenne das Kind beim namen. Ohne psychologisches wischiwaschi. Klare Grenze. Bis hierhin und nicht weiter.
Das "ausdammpfen" kann dann zwei Stunden, zwei Tage oder auch zwei Wochen dauern. Und hab sie stehen lassen. Zum ausdampfen und runter kommen.
Wer bin ich, dass ich den Kontakt zu meinem Kind abbreche, weil es gerade nicht nach meinen Vorstellungen funktioniert? Oder wir uns aneinander reiben? Kontakt abbrechen, wenn's für sie eh schon schwierig ist? Den Kontakt abbrechen, weil sie dir gegenüber die Fassung verliert?
Ich/wir bin als Mutter/Eltern ebensowenig perfekt wie unsere Kinder. Das wissen wir, das darf auch so sein.
Wenn ich meinen Kindern auch nur einmal den Kontaktabbruch androhen würde, würden sie das durchziehen bis zum Ende meiner Tage. Nicht aus schmollen, sondern aus Prinzip
Nein es ist keine Rechtfertigung seine Wut an jemanden raus zu lassen nur weil man getriggert ist. Es ist einfach emotional unreif. Klar du solltest Grenzen setzen und ihr deutlich machen, dass es nicht okay ist. Stell dir vor jeder würde sich so benehmen.
Die ist nicht traumatisiert, der ging es im Gegenteil immer zu gut und ihr wurden nicht genug Grenzen gesetzt und sie übernimmt null Selbstverantwortung.
Die junge Dame ist einfach verwöhnt und unreif.