Wurdet ihr eher streng oder locker erzogen?
Also ich wurde eher locker erzogen und es hat mir nicht geschadet. Ich habe mit 11 Jahren mein erstes Handy bekommen und meine Eltern haben nie rumgeschnüffelt etc.
Zuhause sein musste ich mit ca. 14 um 22 Uhr (davor war lange draußen unterwegs sein für mich noch nicht interessant), Mit 16 musste ich um 0 Uhr zuhause erscheinen und ab 17 gab es keine Beschränkungen mehr. Meine Noten sind/waren immer sehr gut und unter der Woche bin ich aus eigenem Interesse früher schlafen gegangen. Nur Drogen und Zigaretten waren Tabu für mich. Bezüglich Freund haben, war es meinen Eltern eben wichtig, dass ich einen vernünftigen Freund habe. Verboten wurde mir eine Beziehung oder Dating nie.
Ich finde es immer krass, dass manche Leute mit 16 Jahren teilweise um 19 Uhr zuhause sein müssen. Ich lebe in einer Stadt mit ca. 250 000 Einwohnern und hier gibt es viele Aktivitäten für Jugendliche die eher abends stattfinden. Für mich ist es unverständlich, dass manche Eltern ihre Kinder so extrem einschränken was Freizeit und Ausgehen angeht. Wie seht ihr das?
17 Antworten
Ich (w/27) bin gut behütet, und doch völlig frei und ohne Einschränkungen in einer 360.000 Einwohner Stadt tief im Westen im Ruhrgebiet aufwachsen. Verbote, Hausarrest, etc. und erst recht Gewalt gab es nie.
Obwohl meine Zeugung zeitlich eher ungeplant war, hatte ich nie das Gefühl, nicht gewollt zu sein oder nicht geliebt zu werden. Ich hatte eine ganz wundervolle Kindheit.
Meine Eltern haben meine Privatsphäre und mein Eigentum respektiert, genau wie mein Vermögen. Ich konnte und durfte mir alles kaufen, was ich wollte, und war meinen Eltern keine Rechenschaft schuldig.
Egal ob meine Zimmertür offen oder zu war, sie haben immer angeklopft und auf meine Antwort gewartet, die sie dann auch respektiert hatten.
Auch in Bezug auf schulische Leistungen haben sie mir überhaupt kein Druck gemacht. Sie haben mich einfach Kind bzw. Teenager sein lassen. Und dennoch war ich auch ohne großen Aufwand eine gute Schülerin.
Meine schlechteste Note jemals war in der siebten Klasse eine 3 in Kunst, ansonsten hatte ich nur einsen und zweien auf dem Zeugnis.
Wegen der 3 sind meine Eltern mit mir als Trost Schnitzel essen gegangen und ich durfte unser nächstes Urlaubsziel aussuchen.
Ich habe ein richtig gutes Verhältnis zu meinen Eltern und bin ihnen für alles dankbar, was sie für mich gemacht haben, sowohl meiner Mutter, die weder ihr Rechtspflegerstudium noch mich vernachlässigte, als auch meinem Vater, der nach insg. 10 Dienstjahren beim Auswärtigen Amt (inkl. Ausbildung) zu einer Bezirksregierung in Heimatnähe gewechselt ist, nur um meine Teenagerzeit voll miterleben zu können, obwohl das niemand von ihm verlangt hatte.
Obwohl meine Eltern streng katholisch sind, und ich selbst katholisch getauft bin, meine Kommunion und Firmung hatte, spielte Religion in der Erziehung überhaupt keine Rolle. Dass ich mich am Morgen nach meinem 12. Geburtstag vor ihnen als lesbisch geoutet habe, haben meine Eltern akzeptiert, als sei es das normalste der Welt.
Auch für finanzielle Stabilität wurde gesorgt, so dass ich mir alle meine Träume erfüllen könnte.
Egal um was ging, ich hatte und habe immer die volle Unterstützung meiner Eltern.
Weder wurde auf meine Berufswahl Einfluss genommen noch wurden mir bestimmte Hobbys untersagt. Seit ich 13 war, jogge ich 2x täglich - morgens und abends - und auch das wurde nicht eingeschränkt.
Lediglich was Augangszeiten betraf, gab es so etwas wie Regeln und ich durfte von meinen Eltern aus, egal ob Schule war oder nicht,
- unter 12: grds. bis 18 Uhr (ab 10 in Einzelfällen auch länger)
- ab 12: grds. bis 20 Uhr (in Einzelfällen auch länger)
- ab 14: grds. bis 22 Uhr (in Einzelfällen auch länger), und
- ab 16: so lange, ich wollte, draußen bleiben.
Und bereits mit meinem Schulwechsel aufs Gymnasium mit noch 9 Jahren (kurz vor meinem 10. Geburtstag) haben meine Eltern mich meine Schlafenszeit eigenverantwortlich bestimmen lassen.
Mein erstes Handy habe ich ebenfalls mit noch 9 Jahren in den Sommerferien zu meinem Schulwechsel bekommen. Sowas wie Handyzeit gab es nicht, und meine Eltern haben mein Handy nie kontrolliert.
Meine Eltern haben mir alle Wünsche erfüllt. Sogar ein iPhone 5 wollten sie mir damals kaufen und ich musste sie überzeugen, dass ich (damals 15) es selbst bezahle mit Geld, das ich durch einen Nebenjob verdient hatte.
Ich habe auf eigenen Wunsch mit 13 angefangen zu arbeiten, weil ich selbst Geld verdienen wollte und nicht immer alles von meinen Eltern bezahlt bekommen wollte. Über meine Mutter habe ich dann bei einem befreundeten Gerichtsvollzieher einen Nebenjob bekommen, bei dem ich monatlich 400 Euro fix verdient hatte - unabhängig davon, wie viel ich tatsächlich gearbeitet habe. Natürlich alles im Rahmen des JArbSchG.
Auch das Postgeheimnis haben meine Eltern sehr ernst genommen. Meine Post haben sie nur geöffnet, als ich mit 16 für ein halbes Jahr in Kanada war. Da hat mich meine Mutter aber auch für jeden Brief um Erlaubnis gefragt, und ich war über Skype zugeschaltet.
Schön zu hören:) Deine Eltern müssen echt echt toll sein.
Toll, dank deiner genauen Lagebeschreibung des Wohnortes habe ich jetzt einen Ohrwurm, von Herbert Grönemeyer 😂
Ich würde sagen, ich wurde eher streng erzogen, aber es ging auch viel strenger.
So gab es Zeiten, da hat meine Mutter meinen Verlauf angeschaut, mir das Handy und das Laptop weggenommen usw.
Danach hat sie einfach Family Link installiert, das Gleiche versuchte sie vorher am Computer, hat anscheinend nicht funktioniert.
In der Grundschule hat sie auch regelmäßig mein Hausaufgabenheft kontrolliert, aber auch das ist nachvollziehbar, das ich schon immer ziemlich vergesslich war.
Mein Vater ist der Meinung, meine Mutter hat damals in mir zu viel Individualismus entwickelt.
Bei uns in der Familie gab es schon immer Pflichten, die man zu erfüllen hatte, sehe ich auch richtig so.
Erzogen im Sinne von Dinge sachlich erklärt so dass mein 10 jähriges (oder jüngeres) ich es hätte raffen können wurde ich von meinen Eltern nie.
Von der Umgangsform her. Um spätestens 18 Uhr Habe ich Zuhause zu sein. Eine Sekunde später? Gut, Stall die nächsten 3 Wochen gestrichen, Abendessen darfst du nicht mit uns.
Handys wurden bis vor 4 Monaten durchsucht. Mir ist es verboten mit Jungs befreundet (bin ich trotzdem) oder gar in einer Beziehung zu sein. Wenn ich einen Ausländer als (guten) Freund habe bin ich innerhalb von der halben Minute enterbt.
Wie? Du hast nh 4 in Mathe? Die nächsten 3 Wochen alles gestrichen was dir Spaß macht. (Selber Grad so Hauptschule durchgekriegt).
Wie, du willst/kannst nicht mit dem Hund den wir wollten (also meine Eltern wollten den) Gassi gehen? 2 Wochen Stall Verbot.
Wie? Du hast nh schlechte Note weil du Gassi gehen musstest. Ja und? Wärst halt nicht in den Stall gegangen.
Du bittest drum, Privatsphäre zu haben? Papa nimm (mein Name) die Tür raus! (Hatte in meinem letzten Zimmer keine Sekunde eine Tür drinnen)
Btw. Stall ist der einzige Grund warum ich noch lebe. (Und mein bester Freund den ich ja auch nicht mal haben dürfte.)
Achso, Wort für Wort was das Jugendamt gesagt hat: Tja. Was sollen wir da jetzt machen? (nachdem schon 2 Schwestern von mir übers JA verfrüht ausgezogen sind)
Achso, meine soziale Erziehung übernehmen die aus'm Stall - wenn ich denn kein Stallverbot kriege weil atme.
Würde sagen ich wurde eher streng erzogen zum Teil auch mit Gewalt. Hausaufgaben musste ich in der Grundschule immer sofort danach machen habe ich sie nicht geschafft alleine musste ich warten bis meine Mutter nachhause kommt und durfte in der Zwischenzeit nicht raus spielen gehen. Hab ich die Hausaufgaben dann immernoch nicht geschafft gab es eine Ohrfeige. Ab der weiterführenden Schule haben sie meine Hausaufgaben nicht mehr kontrolliert hatte aber auch kaum welche. Ich hatte mein erstes Handy ab der weiterführenden Schule und eine Handzeit von 1h ab der siebten Klasse waren es dann 2 und in der achten haben sie aufgehört mit Family link aber trotzdem regelmäßig mein Handy kontrolliert auch meine Chats. Bei schlechten Klausuren ab Note 3 gabs Handy/ Fehrnsehverbot. Bis ich 15 war musste ich zu Hause sein bevor es dunkel war außer im Sommer da war es 21 Uhr aber ab 16 durfte ich dann auch feiern gehen bis 0 Uhr durfte aber nicht allein nach Hause sondern nur abgeholt werden. Hobbys die ich angefangen habe musste ich weiter machen selbst bei Interessen Verlust durfte erst mit 17 mit Karate aufhören obwohl ich mit 13 schon keine Lust mehr darauf hatte (hab mit 10 angefangen). Haushaltsaufgaben musste ich übernehmen nicht mein Bruder der ist ja schließlich ein Junge. Außerdem sind oft erniedrigende Sprüche gefallen die ich hier nicht mal schreiben kann weil ich sonst gebannt werde.
Weder noch würde ich sagen ... Ich bin in den 70er geboren, wo vieles noch anders war als heute, nicht zwangsläufig schlechter. - Der Erziehungsstil, mit dem Kinder zwischen den 60er und 80er Jahren (späte Babyboomer bis über Generation X hinaus) erzogen wurden, nennt sich "behavioristische Erziehung", die allgemein sowohl als "locker" wie auch "streng" definiert werden kann. Andere Begriffe von früher waren gerecht und verhältnismäßig im Sinne von Gehorsamkeit und Selbstbestimmtheit. So baute die behavioristische Erziehung auf das Belohnung und Bestrafung Prinzip auf, also ganz klassisch. Ziel war es, das man zu einem "anständigen" Menschen erzogen wird, sodass der Schwerpunkt auf das "Verhalten" gelegt wurde, das der idealen Norm, die man damals vertrat, angepasst war. Klare Regeln und Ordnung zur besseren Orientierung.
Die behavioristische Erziehung baut also auch auf klar erkennbar und spürbare Umgebungs- und Situationsreize auf. So kenne ich es noch, dass bei besonders schwerem Fehlverhalten noch mit einer kleinen Züchtigung bestraft wurde, wo ich dann immer Bekanntschaft mit dem Kochlöffel machen mußte und in den meisten Fällen auch verdient war. Andererseits bekam ich aber genauso bei besonders guten Verhalten eine ordentliche Belohnung in Form von reichlich Spielzeug oder später Geld. Natürlich gab es deshalb auch wesentlich mehr Belohnungsmomente in der Kindheit. Für uns Kinder früher sollten die Eltern immer ein gutes Vorbild sein, sodass sie unsere Orientierungspersonen war. Beispiel: Wie würde sich Mami oder Papi in einer Situation verhalten usw.
Insgesamt war meine Erziehung sehr freiheitlich und ich hatte dank meiner Eltern den Vorteil, schon recht früh mit Wohlstand in Berührung zu kommen und lernte, das wenn man viel leistet, auch dementsprechend viel bekommt, sodass gutes Benehmen sich durchaus lohnt. Hier lag schon eine gewisse Form von einer Nutzwertethik vor, die man heute leider nicht mehr wirklich kennt.
Zusammengefasst lag die Strenge darin, das darauf geachtet wurde, das man vordefinierte Grenzen aus Furcht vor den Konsequenzen nicht überschreitet, wie das Lockere darin lag, sich freiheitlich zu entfalten und sich selbstbestimmt entwickeln zu können.
Um es zu veranschaulichen:
Meine Erziehung war eigentlich nur bis zu meinem 16. Lebensjahr, weil danach wurde ich auf das Erwachsensein vorbereitet und konnte frei entscheiden und machen, was ich wollte. Es gab keine Regeln mehr.
Bis zu meinem 12. Lebensjahr wurde z.B. vereinbart, das ich um 20:15 Uhr ins Bett mußte, um am nächsten Tag fit zu sein. Davor 18:30 Uhr. Handy Zeiten oder Internet Zeiten gab es zu meiner Zeit noch nicht. Dafür aber Fernseher und Radio Zeiten, die eingeteilt wurden. Großen Wert wurde auch auf die äußere Erscheinung gelegt, sodass ich in früher Kindheit mir meine Anziehsachen und meine Frisur nicht aussuchen konnte. Auch das ich mich wie ein Junge verhalten sollte war wichtig. Und Tischbenehmen wurde erwartet und gepflegte Umgangsformen usw.
Schulisch wurde ich ebenso frei erzogen. Meine Eltern hatten mir hier bis zu einem gewissen Rahmen die Freiheiten gelassen. Für schlechte Noten und Zeugnisse mit vielen 5er und 6er wurde ich zum Beispiel weder bestraft noch belohnt, sondern bekam das Angebot Nachhilfe zu bekommen, wenn ich das möchte. Auch Hausaufgaben waren egal. Wichtiger war hingegen das Verhalten. Gab es Tadel oder Eintragungen ins Mitteilungsheft wegen Stören des Unterrichts, Sachbeschädigung, Beleidigung, Diebstahl und ähnlichem, dann konnte man mit einer spürbaren Bestrafung rechnen. Schulabschluss und Berufswahl spielte auch keine Rolle. Meine Eltern wollten lediglich, dass man ein vernünftiger Mensch wird und es schafft, sich in der Gesellschaft einzuordnen. Gemäß meinen Stärken und Fähigkeiten bekam ich natürlich alle Unterstützung, die ich wollte.
Für Strebsamkeit wurde ich besonders belohnt. Egal ob besonders brav sein Autowaschen, Rasenmähen, Haushalt helfen, Kelleraufräume usw, gab es immer ordentlich Spielsachen oder Geld. Gemeinsame Familienunternehmungen eher weniger, da sie sehr viel arbeiten, waren.
Blicke ich zurück, hatte ich eine richtig tolle Kindheit, an der es mir an nichts mangelte, sodass ich mit der Erziehung, die ich bekam, absolut zufrieden bin und ich sie als Erwachsener auch durchaus für erprobt und vernünftig halte, da sie ein Mittelweg zwischen streng und locker geht, nämlich da, wo es angemessen ist.
Auch wenn meine Eltern viel arbeiten waren und ich oft bei Großeltern oder Betreuern sein mußte, hatte ich trotzdem genug Liebe bekommen neben den ganzen materiellen Wünschen. Ich habe recht früh Kunst und Kultur kennenlernen dürfen, hatte sehr früh schon das Ausland kennengelernt, die Möglichkeit zu Bildungsangeboten und vieles mehr. Das war einfach toll.
Gäbe es was zu kritisieren, dann das, dass ich mir gewünscht hätte, dass die Religiosität eine größere Rolle gespielt hätte, denn das kam zu kurz und habe ich vermisst. Christliche Werte spielten zwar eine Rolle, aber kein aktives Glaubensleben. Auch die Verklemmtheit und die Distanziertheit und der kühle, fast schon mechanische Umgang könnte man sicherlich nennen. Lag vielleicht daran, das beide regelrechte Workaholic waren und darin ihre Erfüllung fanden. Aber all das ist nörgeln auf hohem Niveau und nicht wirklich nennenswert.
Fazit: Bin absolut zufrieden und danke Gott, dass ich so eine tolle Kindheit haben durfte, an die ich mich sehr gerne zurückerinnere. Und ich weiß dieses zu schätzen, da es genügend Menschen gibt, die eine nicht so gute Kindheit und Eltern hatten.
LG.