Wurde der Quran an Laylatl Quadr herabgelassen oder hat ihn Uthman nach dem Tpd des Propheten aufzeichnen lassen?

2 Antworten

Kann mir am besten ein Muslim bitte die ganze Geschichte dazu erklären.

Kurz gesagt: Uthmann hat den Koran zusammengestellt, konnte aber vieles nicht mehr beschaffen weil die Wissenden in Schlachten starben. Vor allem de Sure 33 betraf das.

Wenn dich die Details interessieren wrd es etwas umfangreicher:

8. Juni 632 - der Tod Mohammeds. Die Gefährten können den Koran auswendig, niemand jedoch vollständig. Im Krieg sterben viele unter ihnen. So gehen viele Koranverse im Jahr 633 für immer verloren.

Der erste Kalif Abu Bakr lässt den Koran, bis er im Jahr 634 stirbt, von Zayd Ibn Thabit zusammenstellen.

Der zweite Kalif Omar ibn al Khattap lässt die Sammlung, bis er 644 stirbt, überarbeiten und weiter niederschreiben.

Der dritte Kalif Osman (Uthman ibn Affan) lässt den Koran im Jahr 653 neu zusammenstellen und daraus einige Kopien anfertigen. Er sorgt dafür, dass nur seine Version benutzt wird und befiehlt alle anderen geläufigen Versionen und die ursprünglichen, originalen Verse des Propheten zu verbrennen.

Ab 690 wird die arabische Sprache vom Kalifen Abd al-Malik generell als Amtssprache eingeführt. Alle Koranzeugen und Gefährten sind bereits tod.

Um die achte Jahrhundertwende wird der Koran vom Kalifen Abd al-Malik (gest. 705) und dem Gouverneur Hajjaj bin Yusuf (gest. 704) mit insgesamt 11 Veränderungen am Text neu geschrieben. Daraus werden neue Kopien angefertigt. Hajjaj sorgt dafür, dass nur diese Version benutzt wird und lässt alle anderen geläufigen Versionen verbrennen.

Anfang des achten Jahrhunderts, während der Herrschaft des Kalifen al-Walid (gest. 715), wird der Korantext überarbeitet. Der Koran des Kalifen ist mit dem heutigen noch nicht identisch.

Mitte des achten Jahrhunderts wird der Koran vom Grammatiker Al Khalil ibn Ahmad verbessert. Sein System setzt sich bis ins 11. Jahrhundert durch.

Die endgültige Stabilisierung des Korantextes folgt um 933 von Ibn Mujahid. Die verschiedenen Lesarten werden von ihm auf 7 reduziert. Teile aus dieser Übergangsphase findet man z.B. in der Topkapi-Version und der Taschkent-Version des Korans.

Der älteste „vollständige“ Koran ist datiert auf das Jahr 1002 und befindet sich heute im Tareq Rajab Museum in Kuwait.

Der gegenwärtig weltweit standardisierte Koran entstammt dem Jahre 1924 aus Kairo/Ägypten (Azhar-Universität).

Quelle: https://islamanalyse.wordpress.com/uberlieferung/

(deren über 100 Quellen stehen unten drunter)

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Als Mohammed starb, entstanden schon früh "eigene" Korane, welche nicht von den Kalifen stammten, so z.B. von Masud und Ubayy. Dazu aber gleich mehr.

Doch nun fingen die Kalifen mit dem eigenen Zusammenstellen an:

Ibn Abi Dawud (Kitaab Al Masaahif)

"Die am Tag des Yamama starben kannten viele Koranstellen. Diejenigen die überlebten, kannten diese nicht.
Weder Umar noch Abu Bakr noch Uthman hatten den Koran, noch wurden sie bei einer Person nach ihnen gefunden."

Die Schlacht von Yamama ist eine der ersten Schlachten nach dem Tod Mohammeds

Also diejenigen, die überlebten, kannten diese Koranverse nicht. Auch wurden diese Verse bei niemandem nach ihnen gefunden.

Sahih al-Bukhari 4987

"Uthman sandte in jede muslimische Provinz eine Kopie dessen, was sie kopiert hatten, und befahl, alle anderen Koranmaterialien, ob in fragmentarischen Manuskripten oder auch ganzen Kopien, zu verbrennen."

Hier ging es um die Gedächtnisstützen und Korane, die zuvor schon erstellt wurden.

Uthman setzte mit seiner weltlichen Macht als Kalif nun seinen Koran durch und vernichtete alles andere, auch ganze Korane.

("ganze Kopien" heißt es hier, in anderen Übersetzungen steht direkt "ganze Korane" die er verbrennen ließ)

Sahih al-Bukhari 3758

"Nehmt (lernt) den Koran von diesen vieren: Abdullah ibn Masud, Salim, Mu’adh ibn Jabal und Ubay ibn Ka’b"

Das sagte Mohammed zu Lebzeiten.

Man solle den Koran nicht von Uthman oder Zayd lernen, sondern von diesen vieren hier. DAS waren die von Mohammed benannten Koranlehrer, von denen Muslime den Koran lernen sollten.

Aber Ubayys und Masuds Korane ließ Uthman dennoch verbrennen und verbieten.

Und dashier sagten eben diese persönlich von Mohammed benannten Koranlehrer über den "neuen" Koran von Uthman... angefangen mit Masud:

Ibn Sa’d, Kitab al-Tabaqat al-Kabir (Vol.2, S.444)

Die Leute haben sich der Irreführung schuldig gemacht bei der Lesung des Korans. Mir gefällt es besser, gemäß seiner Rezitation (d.i. Mohammed) zu lesen, den ich mehr liebe als den von Zayd Ibn Thabit."

Ähnliches sagt er in

Sunan at-Tirmidhi (Vol. 5, Buch 44, Hadith 3104)

"Oh, ihr muslimischen Leute! Meidet das Abschreiben dieses Mushaf [Handmanuskriptes] und die Rezitation dieses Mannes. [...]"

Mohammeds Top-Koranlehrer warnte Muslime also vor der Uthman-Ausgabe des Korans.

Er mahnte sie, den Koran, wie Muslime ihn nun in Händen hielten, nicht abzuschreiben oder zu rezitieren.

Und dashier sagte Ubayy zu Uthmans Koran:

Sahih al-Bukhari 5005

"Umar sagte, Ubai war der Beste von uns im Rezitieren (des Korans), trotzdem lassen wir etwas von dem weg, was er rezitiert."
(...)
"Ubai sagt, ich habe es aus dem Mund von Allahs Gesandtem empfangen und werde es für um keinen Preis verwerfen."

Hierbei geht es um die beiden Qunut-Suren: "Sure der Preisgabe" (Surat al-Khal') und die "Sure des Hinstrebens" (Surat al-Hafd).

Beide hat Uthman weggelassen.

Aber es geht noch weiter:

Sahih Muslim 2286 + Sahih Muslim 1050

Abu Musa versammelte die besten Rezitatoren des Koran um sich.
Er sagte
"Wahrlich, ihr seid die besten Muslime aus Basra, denn ihr rezitiert den Koran".

Abu Musa erzählt ihnen dann von einer Sure, die von der Verszahl der Sure 9 "Bara'at" gleichkommt (also ca 129 Verse), diese habe er aber vergessen.

Abu Musa war ein Gefährte Mohammeds. Es geht also um eine komplette Sure mit etwa 129 Versen, die man nicht mehr kennt.

Es kommen also 300 Rezitierer zu einem tatsächlichen Gefährten Mohammeds um den Koran zu rezitieren, und dieser sagt ihnen:

"Ich habe sie vergessen, mit Ausnahme dessen an das ich mich erinnere:
Wenn der Sohn Adams zwei Täler hätte, dann hätte er sich ein Drittes gewünscht. Sein Bauch soll durch nichts gefüllt werden, außer mit Staub".

Im heutigen Koran fehlt diese Sure komplett. Weder die ca 128 Verse die vergessen wurden, noch der 1 Vers an den er sich erinnern konnte, stehen heute im Koran.

Abu Ubaid Kitab Fada’il-al-Qur’an + Al-Itqan As-Suyuti, Band 1 Seite 72 (wenn meine Info korrekt ist, stammt die erste hier genannte Sammlung von ibnKathir und war als Zusatz zu seinem Tafsir gedacht)

Aischa sagte:
„Sure alAhzab (Sure 33) wurde zur Zeit des Propheten gewöhnlich mit 200 Versen rezitiert, aber als Uthman die Kodexe schrieb, konnte er von ihr nicht mehr beschaffen als heute in ihr ist (73 Verse).“

Hier sagt Aisha, die Mutter der Muslime und Mohammeds Lieblingsfrau, daß Uthman in dieser Sure vieles einfach nicht mehr beschaffen konnte.

Der Hauptgrund dürfte wohl gewesen sein, daß vieles in der Schlacht von Yamama verloren ging (wie ganz oben zitiert)

Es gibt übrigens noch eine weitere Überlieferung zu genau dieser Sure 33. Dort heißt es:

"Ubayy ibn Ka'b sagte zu mir: Wie lange ist Sure al-Ahzaab, wenn Sie es lesen? Oder wie viele Verse denkst du, sind es?
Ich sagte zu ihm: 73 Verse.
Er sagte: Nur? Es gab eine Zeit, in der es so lange dauerte wie Sure al-Baqarah, und wir lesen darin:
„Der alte Mann und die alte Frau, wenn sie Zina begehen, dann steinigen sie beide, eine Strafe von Allah, und Allah ist der Allmächtige. Sehr weise."

Ubay wundert sich hier darüber, daß Sure 33 in Uthmans Koran so kurz ist.

Und das, obwohl wir aus den anderen Hadithen wissen, daß Ubay "der beste Rezitierer Mohammeds" war.

Ubay, der beste Rezitierer Mohammeds, wundert sich, daß Sure 33 in Uthmans Koran nur 73 Verse hat.

Und dieser Hadith wird von Tabari, Albani, Hazm und ibnHanbal als sahih (authentisch) gewertet. Von Kathir und Hajar als hasan (zuverlässig).

Man findet diesen Hadith darüber hinaus auch z.B. hier: "Musnad Ahmad, Hadith 21245"

Außerdem rezitiert Ubayy, der beste Koranrezitierer Mohammeds, hier den Steinigungsvers - der ja im heutigen Koran ebenfalls fehlt, aber in den Sahih-Überlieferungen von Mohammed persönlich als "Gesetz Allahs" bezeichnet wird.

Also ein "Gesetz Allahs" das heute im Koran fehlt, laut Ubayy aber mal drin stand.

Aber zurück zu Aisha, wie grad zitiert berichtet sie von 130 Versen, die in Sure 33 verloren gingen.

Doch es gibt noch viele weitere Überlieferungen, die davon berichten. Der Verlußt so vieler Verse in dieser Sure war wohl ein großes Thema unter den Muslimen zu Uthmans Zeit.

So heißt es z.B.

"Bereits Ubai ibn Ka’b erklärte, dass die benannte Sure gleich lang oder sogar noch länger als die Sure Bakara war"

- Zamakhshari, Tafsir al-Kashshaf, Band 2; S. 1117: Mulla Ali al-Muttaqi, Kanzu ‚l-Ummal, Nr. 4751

Imam Malik ibn Anas sagte: „Es ging mit den früheren Teilen (des Korans) verloren, es war nämlich in gleicher Länge wie Bakara, die bestätigt wurde.“

- Suyuti, al-Itqan, Band 1, S. 65

So soll die Überlieferung von Hudhayfah in "Suyuti, über Al-Bukhari, at-Tarikh" von allen Überlieferungen mit 70 verlorenen Versen die niedrigste Zahl verlorener Verse in dieser Sure angeben.

Quelle: https://islamanalyse.wordpress.com/uberlieferung/

Also mehrere islamische Quellen berichten hiervon.

Und nochmal zum Steinigungsvers, von dem Ubayy ja grad sprach.

Die islamischen Quellen sagen uns, wann und wo denn dieser Vers verloren ging:

Sunan Ibn Majah 1944 + Al-Itqan, As-Suyuti

Es wurde berichtet, dass Aischa gesagt hat:
„Der Vers über das  Steinigen und das zehnmalige  Stillen eines Erwachsenen wurde offenbart und ich hatte das Schriftstück unter meinem Kissen.
Als der Gesandte Allahs starb, nahm uns sein Tod ein und ein zahmes Schaf kam und aß es auf.“

Ein Schaf fraß das Papier auf, auf dem die Verse standen. Keiner dieser Verse steht heute im Koran. Was geschah? Ein Schaf fraß es. Diese Verse waren niedergeschrieben, aber ein Schaf fraß es auf.

Wenn man zu den muslimischen Quellen geht, findet man diesen Hadith sehr oft. Man wußte also, daß es z.B. den Vers über das Steinigen gab. In Sahih Muslim gibt es sogar einen ganzen Abschnitt über das Stillen von Erwachsenen.

Mohammed bekam die Offenbarung von Allah, diese wurden sogar später noch abrogiert, so daß 5x Stillen ausreicht.

Sahih Muslim 2634

"Aisha berichtete, dass es im Qur’an offenbart wurde, dass das zehnmalige klare Stillen (eines Erwachsenen mittels seiner Ehefrau) die Ehe ungültig macht, dann wurde dies abrogiert (und ersetzt) durch das fünfmalige Stillen"

Auch in "Musnad Ahmad" soll diese Überlieferung zu finden sein.

Zudem berichtet auch dieser Sahih-Hadith davon, daß das Steinigen ein Gesetz Allahs sei, wie grad ja schon erwähnt:

Sahih al-Bukhari 2695 + Sahih al-Bukhari Band 3 Buch 49 Hadith 860

Mohammed sagte:
„Ich will diesen Streit nach  Allahs Gesetz beilegen.
Dein Sohn muss für ein Jahr verbannt werden, und er muss hundertmal gepeitscht werden. [...]
Dann wandte sich Mohammed einem Gefährten zu und sagte:
„Unais, nimm die Frau dieses Mannes fest. Sie muss zu Tode gesteinigt werden.“
Daraufhin ging Unais los und steinigte die Frau zu Tode.

Da es ein "Gesetz Allahs" sein soll, muß es einst von Allah offenbart worden sein und hätte demnach in den Koran gehört - leider hat das Schaf diese Verse vorher aber ja gefressen.

Doch auch zum von Aisha beschriebenen Stillen-Vers (der ja ebenfalls gefressen wurde) findet man Überlieferungen:

Sahih Muslim 3425 (im Buch 8)

"Aber ich sehe, irgendwas stört Abu Hozayfa.
Daraufhin sagte Allahs Prophet zu ihr:
Lass ihn deine Brust benuckeln und du wirst für ihn als Frau gesetzlich nicht mehr in Frage kommen. Das wird Abu Hozayfa auch beruhigen.
Sie kam zurück und sagte: Ich habe ihn gesäugt und die Unruhe verschwand aus dem Herzen des Abu Hozayfa"

Sahih Muslim 2636

"Sahla Bint Suhail kam zum Propheten – Allahs Segen und Heil sei auf ihm.
Sie sagte: O Gesandter Allahs, ich bemerkte, daß Abu Huzaifa ein böses Gesicht macht, wenn Salim, der unter seiner Schirmherrschaft war, in unser Haus eintritt.
Der Prophet – Allahs Segen und Heil sei auf ihm – sagte: (Stille ihn!)
Sie sagte: (Wie soll ich ihn stillen, während er ein Erwachsener ist?)
Der Gesandte Allahs – Allahs Segen und Heil sei auf ihm – lächelte und sagte: (Ich weiß, daß er ein Erwachsener ist.)"

Sahih Muslim 1625 berichtet, daß Mohammed sagte, daß

"Milchgeschwister einander dennoch nicht heiraten dürften"

Unter Muslimen führte diese in den sunnitischen Sammlungen als "sahih" eingestuften Überlieferungen zu Unruhen, als Abdul Muhsen Al-Abikan (saudisches Justizministerium) dies zu einer authentischen und verbindlichen Lehre erklärte.

Ibn Umar Kitab Fada'il-al-Qur'an

Muslime gaben damit an, den ganzen Koran auswendig gelernt zu haben. Daraufhin weist er sie zurecht:

"Keiner von auch sage, ich habe den ganzen Koran gelernt, denn woher sollte er wissen, wie er in seiner Gesamtheit ist, wenn doch viel davon verschwunden ist? Er soll lieber sagen, ich habe gelernt, was davon übrig geblieben ist.“

Selbst wenn man heute den ganzen Koran auswendig lernt, ibn Umar sagt: es ist nicht der ganze Koran.

Umar sagt, es ist vieles verloren gegangen.

Umar sagt, man lernt nur was übrig geblieben ist.

Und Umar sagt, niemand soll sagen, er kenne den ganzen Koran.

Koran 33:6

Ubayy ibn Ka’b und andere frühe Muslime sagten, dass diese Aya unvollständig ist. Es fehlt der Satzteil:

"... und er ist ein Vater von ihnen."

In der bekanntesten und weltweit am häufigsten verwendeten englischen Koranübersetzung

(vom bekannten Koranübersetzer Yusuf Ali - Sheikh Muhammad Ashraf)

steht dies sogar in der Fußzeile dieses Verses.

Also diesen "fehlenden" Vers-Teil findet man bei millionen Muslimen im Regal.

Und das waren jetzt nur die mir bekannten islamischen Quellen. Es gibt bestimmt noch viele mehr. Und wie man sieht, stützen sich viele Überlieferungen gegenseitig. Das zieht sich wie ein Roter Faden durch die islamischen Überlieferungen.

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Natürlich sagen Muslime nun "Bäh, die Überlieferungen stimmen alle nicht, selbst Bukhari und Muslim lügen oder irren, die Gelehrten (wie z.B. Sheikh Muhammad Ashraf) liegen falsch, Veränderungen am Koran sind unmöglich da Allah ihn ja beschützt, Muslime kannten alle Verse auswendig und Stille Post gab es nicht, ich kenne Gelehrte die den Veränderungen widersprechen" usw.

Darum schauen wir mal auf nicht-islamische Aussagen:


Sturmtaucher2  01.04.2025, 07:58

Hier einige nicht-islamische Quellen -die stützen im Grunde jedoch nur das, was bereits in den islamischen Quellen steht:

Sturmtaucher2  01.04.2025, 08:00
@Sturmtaucher2

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https://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_des_Korantextes

Neben dem offiziellen Exemplar, das Uthman von Zaid ibn Thabit mit ihm zur Seite gestellten Personen [...] erstellen ließ, gab es nach muslimischer Tradition noch mindestens vier weitere, abweichende Exemplare - von denen das wichtigste das von Abdallāh ibn Masʿūd ist. Auch das Exemplar von Ubaiy ibn Ka'b fand größere Verbreitung. Außerdem gab es Exemplare von Abu Musa Abdallah Qais al-'Aschari und Miqdad b. 'Amr.
Über das Exemplar von 'Abd Allah ibn Mas'ud berichtet die muslimische Tradition, dass es die Suren 1, 113 und 114 nicht enthalten habe.
Die beiden im Topkapi-Museum in Istanbul und in Taschkent befindlichen Exemplare werden von der historischen Wissenschaft in keinem Fall als die bis heute erhaltenen Exemplare der Edition Uthmans angesehen.
Man hat aber 1972 in der Hauptmoschee von Sana'a Fragmente alter Kodices auf Pergament gefunden, die um 710 entstanden sind. Sie weisen nicht nur orthographische Abweichungen im Rasm auf, sondern haben auch eine andere Anordnung der Suren.

https://islamanalyse.wordpress.com/uberlieferung/

"Um 830, etwa 40 Jahre vor Bukhari, berichtet al-Kindi
(genauer: Abd al-Masih ibn Ishaq al-Kindi)
die Geschichte über den Koran bis zur Osmans Rezension gut zusammengefasst (siehe den Link unten, „The Qur’an..“).
Er setzt fort, dass Osmans Exemplare bereits zu seiner Zeit verschwunden waren, bis auf das in Syrien, das in Malatya war, von dem heute aber auch nichts bekannt ist."

https://de.wikipedia.org/wiki/%CA%BFAbdall%C4%81h_ibn_Mas%CA%BF%C5%ABd

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Ibn Masud hatte eine eigene Zusammenstellung des Korans angefertigt, die zur Zeit seiner Statthalterschaft in Kufa weit verbreitet und geschätzt war.
Diese Koranversion umfasste bewusst nicht die erste Sure (al-Fātiha), da er sie als Gebet und nicht als Teil des Korans ansah.
Als der Kalif ʿUthmān die Version von Zaid ibn Thābit zur allein gültigen erklärte und den Befehl gab, alle anderen Versionen vernichten zu lassen, weigerte Abd Allah sich zunächst, seine Version auszuhändigen.

https://de.wikipedia.org/wiki/Ubaiy_ibn_Ka%CA%BFb

Im Gegensatz zu der Sammlung des ʿAbd Allāh ibn Masʿūd, die trotz Verbots weiter überliefert wurde, sind von der Sammlung des Ubaiy keine späteren Abschriften mehr gemacht worden.
Dennoch hat sich einiges Wissen über diese Sammlung erhalten. Demnach enthielt sie zwei zusätzliche kurze Suren, nämlich die "Sure der Preisgabe" (Sūrat al-Chalʿ) und die "Sure des Hinstrebens" (Sūrat al-Hafd).
Zusammengenommen waren sie auch unter dem Namen "Die beiden Qunūt-Suren" (Sūratā l-qunūt) bzw. "Morgengebet" (Duʿāʾ al-Fadschr) bekannt.

https://www.orientdienst.de/muslime/minikurs/koranentstehung/

Die Leute von Kufa im Irak lehnten es ab, ihre Kopie zu vernichten. Sie hatten 1 bis 2 Suren mehr als die Version von Abu Bakr.
Sie sagten, dass die Kopie von Uthman nicht vollständig sei.
Bis 1000 n.Chr. gebrauchten sie ihre eigene Kopie in Kufa. Dann ging sie verloren.

https://islamanalyse.wordpress.com/uberlieferung/

Einige islamische Quellen behaupten, dass eines der in den Zeiten Osmans erstellten Exemplare sich heute in Taschkent befindet.
Dieses ist auch unter dem Namen „Samarkand Koran“ bekannt, da es von 1485 bis 1868 dort blieb.
Andere islamisch türkische Quellen besagen, dass sich ein originales Exemplar von damals noch im Topkapi – Museum in Istanbul befindet.
Beide sind aber in kufischer Schrift aufgeschrieben und das eine Exemplar in Topkapi stammt aus dem 8. Jahrhundert und das andere in Tashkent datiert mithilfe der C14 Methode das 8./9. Jahrhundert. Davor schrieb man hauptsächlich in der Maili Schrift. Kein einziges seiner Exemplare ist uns heute bekannt.

https://www.uni-saarland.de/fileadmin/user_upload/Campus/Forschung/forschungsmagazin/1999/1/Neue_Wege.pdf

https://docplayer.org/20851397-Neue-wege-der-koranforschung.html

Die (seinerzeit) ältesten gefundenen Koran-Fragmente unterscheiden sich zu 20% (quasi jedes 5. Wort) vom heutigen.
Auch ist die Reihenfolge der Suren anders.
Diese Unterschiede lassen sich auch nicht mit den überlieferten Lesearten, Surenfolgen oder Verszahlen erklären.
Sturmtaucher2  01.04.2025, 08:02
@Sturmtaucher2

Die (seinerzeit) ältesten gefundenen Koran-Fragmente von Sana'a/Yemen unterscheiden sich zu 20% (quasi jedes 5. Wort) vom heutigen.

Auch ist die Reihenfolge der Suren anders.

Diese Unterschiede lassen sich auch NICHT mit den überlieferten Lesearten, Surenfolgen oder Verszahlen erklären.

Zitate daraus:

Diese Koranfragmente stammen etwa aus dem Jahr 710 n.Chr.

"...wobei es aber wohl auch später noch andere Versionen gegeben haben muss, die noch im 9. Jahrhundert z.B. die sog. Satanischen Verse enthielten oder die Suren 113 und 114 nicht kannten.
Der Korantext, den der muslimische Theologe Ibn Masíud benutzte, reichte nur bis zu Sure 112
[...] muss damit gerechnet werden, dass zu den ursprünglichen Offenbarungen eine Fülle von Gemeindetraditionen hinzugefügt wurde"
---------------------
"Hier nun liegt eine Bedeutung der ältesten Handschriften von Sanaa:
Die Sanaa-Korane zeigen jedoch, dass es noch viele Abweichungen mehr gab"
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"So, wie sich in der Orthographie und der Surenfolge Abweichungen von heutigen Druckausgaben des Koran finden, so weist auch die äußere Gestalt, die der Offenbarungstext in den frühen Koranhandschriften in Sanaa gefunden hat, vielfache Abweichungen vom seither für 'einzig richtig Erachteten' auf."
---------------------
"Wie sind die neuen Erkenntnisse zu bewerten?
Diese Forschung verändert nicht den Koran, noch das, was die Muslime über ihn glauben. Sie ist aber geeignet, zum Beispiel, auf Grund unanfechtbarer frühester Textzeugnisse aus muslimischer Feder, die auch in der Orientalistik hingenommene Annahme von der unveränderlichen mündlichen Tradierung des Korans zu erschüttern."

Übersetzt bedeutet der letzte Absatz:

"Diese Forschung verändert nicht die Botschaft, die der Koran übermittelt. Sie sagt auch nichts über die Religion an sich aus. Aber die gefundenen muslimischen Texte zeigen unanfechtbar, daß die Mündliche Überlieferung nicht Unverändert geblieben ist."

Quelle: https://www.uni-saarland.de/fileadmin/user_upload/Campus/Forschung/forschungsmagazin/1999/1/Neue_Wege.pdf

Quelle: https://docplayer.org/20851397-Neue-wege-der-koranforschung.html

Die wahrscheinlich ältesten bisher gefundenen Seiten des Korans fand man in der Bibliothek von Birmingham. Sie wurden datiert auf 568-645 n.Chr.

Doch hat man hiermit noch einige Probleme. Leider finde ich die Berichte dazu nur auf Englisch, darum hoffe ich, alles korrekt wiederzugeben:

Problem 1: Die Radiokarbon-Methode (zur Bestimmung des Alters) hat lediglich das Alter der Tierhaut auf der geschrieben wurde bestimmt. Jeder veröffentlichte Artikel weist sogar ausdrücklich darauf hin. Ich weiß nicht, warum man nicht die Tinte prüft. Diese könnte nämlich auch viel später auf die Haut geschrieben worden sein (das war damals nicht unüblich), so kann es zu großen Differenzen zwischen dem Alter der Tierhaut und dem Alter der Schrift darauf kommen.
Problem 2: Das Birmingham-Manuskript zeigt an 4 Stellen Diakritische Hilfszeichen (die Punkte, die den Worten eine eindeutige Bedeutung geben) die vom heutigen Koran abweichen. In mindestens 1 Fall soll dies hier sogar die Bedeutung des Satzes ändern. Außerdem soll es in "Hijazi Arabisch" geschrieben sein, was ebenfalls für ein jüngeres Alter sprechen soll.
Diese Aussagen stammen von: Dr. Saud al-Sarhan, Director of the Centre for Research and Islamic Studies in Riyadh, Saudi Arabia.
Problem 3: Die Anordnung der Vers-Markierungen (?) von 3 Suren auf der Tierhaut unterscheiden sich von heutigen Standard-Korantext.
Problem 4: Es fehlen mindesten 17 Alifs (kann die Aussprache verändern) wenn man den Text mit dem heutigen vergleicht.

Quellen:

https://de.wikipedia.org/wiki/Alif

http://wesleyhuff.blogspot.com/2016/01/the-birmingham-quran-discovery-and-how.html

https://medium.com/@shaykhdaniel/no-the-birmingham-quran-does-not-predate-muhammad-33122521c648

Saud al-Sarhan, Direktor des Zentrums für Forschung und Islamwissenschaft in Riyadh, war skeptischer und stellte in Frage, ob das Pergament möglicherweise als Palimpsest wiederverwendet wurde, und stellte fest, dass die Schrift Kapiteltrennzeichen und gepunktete Versenden enthielt.
Merkmale auf Arabischen Skripten, von denen angenommen wird, dass sie erst später in den Koran eingeführt wurden."

Quelle: https://en.wikipedia.org/wiki/Birmingham_Quran_manuscript

Sturmtaucher2  01.04.2025, 08:05
@Sturmtaucher2

Hier nochmal die Steinigung, die Ubayy ja oben im Text bereits als aus dem Koran entfernt benannte:

Sahih Muslim, Buch 17, Hadith Nummer 4194
'Abdullah b. 'Abbas berichtete, dass 'Umar b. Khattab auf der Kanzel des Gesandten Allahs (Friede sei auf ihm) saß und sagte:
Wahrlich, Allah sandte Muhammad (Friede sei auf ihm) mit der Wahrheit, und Er sandte das Buch auf ihn herab, und der Vers über die Steinigung war in dem enthalten, was ihm herabgesandt wurde.
Wir rezitierten es, behielten es im Gedächtnis und verstanden es.
Der Gesandte Allahs (Friede sei auf ihm) verhängte die Todesstrafe der Steinigung (über verheiratete Ehebrecher und Ehebrecherinnen), und nach ihm verhängten auch wir die Strafe der Steinigung.
Ich fürchte, dass die Leute es mit der Zeit vergessen und sagen könnten: Wir finden die Strafe der Steinigung nicht im Buch Allahs, und so in die Irre gehen, indem wir diese von Allah vorgeschriebene Pflicht aufgeben.
Die Steinigung ist eine in Allahs Buch festgelegte Pflicht für verheiratete Männer und Frauen, die Ehebruch begehen, wenn ein Beweis vorliegt, eine Schwangerschaft vorliegt oder ein Geständnis vorliegt.

https://hadithcollection.com/sahihmuslim/sahih-muslim-book-17-punishments-prescribed-by-islam/sahih-muslim-book-017-hadith-number-4194

Ähnliches lesen wir hier:

Sahih al-Bukhari 6829
Umar sagte:
„Ich fürchte, dass die Menschen nach langer Zeit sagen könnten: 'Wir finden die Verse des Rajam (Steinigung zum Tode) nicht im Heiligen Buch' und sie könnten folglich in die Irre gehen, indem sie eine Verpflichtung verlassen, die Allah offenbart hat.
Ich bestätige, dass die Strafe von Rajam demjenigen auferlegt wird, der illegalen Geschlechtsverkehr begeht, wenn er bereits verheiratet ist und das Verbrechen durch Zeugen oder eine Schwangerschaft oder ein Geständnis bewiesen wird.“
Sufyan fügte hinzu: „Ich habe diese Erzählung auf diese Weise auswendig gelernt.“
Umar fügte hinzu: „Wahrlich, Allahs Gesandter hat die Strafe von Rajam ausgeführt, und wir haben es auch nach ihm getan.“

https://sunnah.com/bukhari:6829

Herabgelassen wurde gar nichts. Der älteste noch von Hand geschriebene Koran weist verschiedene Handschriften auf, was bedeutet das mehrere Personen daran gearbeitet haben.

Uthmān ibn Affān lies den Koran nach seiner Interpretation neu zusammenstellen. Er bestimmte was im Koran aufgenommen wurde oder eben nicht. Die Original-Skripte wurden anschliessend vernichtet. Vermutlich um Vergleichsmöglichkeiten zu unterbinden.

Ein Kapitel zur Entstehung des Korans, das gerne geleugnet oder verharmlost wird.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Der Glaube beginnt da, wo das Denken aufhört.

heisenberg7626  01.04.2025, 04:05

Das stimmt so nicht. Das war lediglich nur eine Sicherheitsmaßnahme um den Koran vor Korruption und falscher Einführung zu bewahren.