Würdet ihr Jugendliche in einer Diskussion ernst nehmen?

11 Antworten

Kommt darauf an. Erst mal nehme ich jede Person ernst, auch ein Kind. Dann kommt es eben auf die Argumente an, bzw, wie sie auf Gegenargumente reagieren.

Wir waren alle mal jugendlich. Das Problem an der Sache ist, dass Jugendliche (und auch Erwachsene) gerne mal 1-2 YouTube-Videos zu einem Thema schauen und dann glauben, sie seien Experten. Dabei werden nur Argumente wiedergegeben, die nie hinterfragt werden. Wie gesagt, ich war auch mal so. In der Realität sind Sachen aber oft nicht ganz so einfach, teils auch massiv abhängig von Perspektiven und gemachten Erfahrungen.

Wenn ich also bei meinem Gegenüber den Eindruck habe, es glaubt, die Wahrheit gepachtet zu haben und alle anderen seien "einfach nur blöd" und "checken es nicht", nehme ich es nicht erst. Auch wenn ich vielleicht sogar die gleiche Meinung habe, übrigens. Und ich denke, gerade Jugendliche, aber auch genug Erwachsene, sind dafür prädestiniert. Reflektion erfordert Reife. 🙂

Ich nehme gerade Jugendliche sehr ernst und wenn sie merken, dass sie ernst genommen werden und man ihnen auf Augenhöhe begegnet und es ehrlich meint, arbeiten in der Regel selbst solche mit, an denen das Schulsystem versagt hat und die von weiten Teilen der Gesellschaft aufgegeben werden - und man bleibt da auch im Nachhinein als derjenige in Erinnerung, der es ehrlich gemeint hat und nett war.

Soweit meine Erfahrungen u.a. aus der Arbeit mit Förderschülern. Die waren allesamt fit, freundlich, mitteilsam und interessiert - wollten aber da abgeholt werden, wo sie stehen und ich maße mir zu sagen an, dass ich gut mit Kindern und Jugendlichen kann - mir wurde schon zur Schulzeit geraten, ich solle Erzieher, Grundschullehrer oder Kinderpsychologe werden.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
Thilo789 
Fragesteller
 31.03.2024, 19:38

Finde ich gut und wichtig jugendlichen ein solches Gefühl zu geben hilft enorm um das Selbstwertgefühl zu steigern

3
rotesand  31.03.2024, 19:40
@Thilo789

Absolut, die Erfahrung habe ich auch gemacht. Die arbeiteten mit, waren offen, äußerten Meinungen, haben anständig formuliert und hatten gute Meinungen (von wegen "Brettergymnasium"), waren freundlich und höflich. Ich hatte den Eindruck, die haben gern mit mir geredet - und ich merkte nach dem Projekt erst richtig, was da hängen blieb, als ich Wochen später im Aldi von Schülern angesprochen wurde, die sich nochmal dafür bedankt hatten und es ehrlich meinten.

Ich wurde als "Ausländerbub" in meiner Heimatstadt oft nicht ernst genommen oder unterbewertet oder auch lächerlich gemacht und rumgeschubbst oder Dingen beschuldigt, die ich nicht gemacht hatte auch von Erziehern und Lehrern, was schon im Kindergarten anfing. Das prägte mich sehr und ich sagte mir, dass ich so, wie die mit mir umgingen, garantiert nie mit einem Kind oder Jugendlichen umgehen werde.

0
Thilo789 
Fragesteller
 31.03.2024, 19:44
@rotesand

Deine persönliche Erfahrung ist hier sehr wichtig um heutige Jugendliche zu verstehen die ältere Generation wurde ja leider so erzogen das man nicht diskutieren sollte und den Eltern alles glauben sollte

1
rotesand  31.03.2024, 19:51
@Thilo789

Ich denke auch, dass mich das zu dem gemacht hat, der ich heute bin. Ich sage es mal so... ich bin heute der Erwachsene, den ich als Kind gemocht und respektiert hätte und der meinem vielleicht zwölfjährigen Ich als Ansprechpartner, Vorbild und "Erklärbär" hätte dienen können. Das ist ein schönes Gefühl!

Ich wurde aber daheim andererseits auch - wir waren eine sehr erzählfreudige und gesprächige Familie, in der man auch über Politik usw. sprach und in der ich mit 13/14 schon in solche Gespräche einbezogen wurde. Bei uns gab es kein "halt's Maul" oder "sei jetzt still" oder "du musst noch so viel lernen" oder das mit erhobenem Zeigefinger barsch ausgesprochene Wort "Bürschle!!!" - wir hatten in der Familie immer eine angenehme Stimmung.

Andernorts wurde ich gern mal vorgeführt, einmal sogar mit ca. elf Jahren in der Kirche von einem Kaplan, der zu dem Zeitpunkt gar nicht wusste, wer ich war. Er fragte, wer ist denn der ... (mein Vorname) und ich meldete mich arglos, dann faltete er mich zusammen, eine alte Dame hätte sich über mich namentlich beschwert, ich solle die ganze Zeit jetzt stillsitzen und dürfe nicht aufstehen, weil die Dame sich beschwert hätte, ich sei während der Theaterprobe in der Kirche aufgestanden. Ich war der ruhigste Junge in meinem Jahrgang und einer von wenigen, die nicht die ganze Zeit dumme Sex-Witze rissen. Ich kann mir denken, aus welcher Ecke dass das gekommen ist - das waren so mockige, unzufriedene Sudetendeutsche aus dem Böhmerwald, die traditionell gerade ein Problem mit meiner Familie hatten. Der Kaplan war so gemein zu mir wie die Erzieherin P. im Kindergarten, die immer gegen mich hetzte auch aufgrund einer Familiensache - sie beide haben dazu beigetragen, dass ich mir sagte ... so will ich nie werden. Ich glaube, mein Ziel habe ich erreicht.

0
Würdet ihr Jugendliche in einer Diskussion ernst nehmen?

Warum denn nicht? Jugendliche müssen lernen, zu argumentieren und sich mit anderen Argumenten auseinanderzusetzen. Wie können sie es lernen, wenn man sie nicht in Diskussionen miteinbezieht?

Oft merke ich wenn jugendliche mit ihren Eltern oder anderer volljährige über ernste Sachen diskutieren das man sie nicht kanns so ernst nimmt

Diese Reaktion ist wenig sinnvoll. Besser ist es, dass man sich bemüht, die Ansichten der Jugendlichen zu hinterfragen und entweder, wenn sie gut sind, zu bestätigen oder begründet abzulehnen, wenn sie falsch bzw. unsinnig sind.

und oft merkt man das diese menschen davon ausgehen das jugendliche nicht so gebildet sind wie sie

Nun, das ist durchaus möglich. Aber man darf den Jugendlichen deswegen keinen Vorwurf machen, sondern sollte sich im Gegenteil bemühen, zu ihrer Bildung beizutragen. Nur auf diese Weise kann man lernen - ggf. beiderseits! 😉

meine frage ist seit ihr genauso oder werdet ihr genauso behandelt?

Ich bemühe mich, kein negatives, abschreckendes Beispiel zu geben!

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
Thilo789 
Fragesteller
 31.03.2024, 22:05

Schön erklärt und deine Meinung finde ich auch sehr gut es ist wichtig da es sehr gut das Selbstwertgefühl steigern tut

0
meine frage ist seit ihr genauso oder werdet ihr genauso behandelt?

ich würde sagen es kommt weniger darauf an wer etwas sagt, sondern was er sagt und inwieweit das aus seriöser Quelle stammt.

Wenn ein Jugendlicher Schwachsinn erzählt, dann nehme ich den genauso wenig ernst wie Professor Bhakdis Corona-Geschwalle.

Wenn er tatsächlich etwas zu sagen hat und die Quelle dazu auch einigermaßen passt, dann sehe ich keinen Grund einen Jugendlichen weniger ernst zu nehmen.

Thilo789 
Fragesteller
 31.03.2024, 19:41

Finde ich wichtig und gut Menschen wie du können Jugendlichen viel Selbstwertgefühl geben

0

Das kommt auf das Thema an, um das es geht. Grundsätzlich nehme ich erstmal jeden ernst, das kann sich aber sehr schnell ändern.

Thilo789 
Fragesteller
 31.03.2024, 19:36

Thema Politik

1