Wieso wird die Kommerzialisierung/Effizientisierung von Institutionen kritisiert?
Hallo
man hört ja immer wieder so eine Kritik die in etwa folgendermaßen lautet "Es ist schade dass heute alles so auf Effizienz getrimmt sein muss. In einem Museum beispielsweise herrscht Druck dass dieses nur weiter finanziert wird wenn die Besucherzahlen hoch sind. Personal wird oft nicht mehr fix sondern nur befristet oder für bestimmte Projekte angestellt. etc."
Das ganze nicht nur hier sondern oft auch beispielsweise in Bezug auf eine Universität wo es dann heißt dass das Budget von der Studentenzahl abhängig ist etc.
Im Kern wird immer kritisiert dass eine bestimmte Institution das Geld nicht mehr bedingungslos bekommt sondern Effizient arbeiten muss um es zu bekommen.
Ich persönlich teile diese Kritik aber absolut nicht, ich finde etc. wenn eine staatliche Institution schon Geld vom Steuergeber kriegt (was ja immer so ist, ohne dieses kann sie sich ja nicht finanzieren) dann soll das Budget zumindest an strenge Bedingungen geknöpft werden. Ein Museum das kein Schwein interessiert soll auch keine Steuergelder kriegen, gleiches gilt für einen Studiengang den keiner besuchen weill, sowas muss nicht mit Steuern finanziert werden. Und Personal anstellen und mti Steuergelder bezahlen dass nicht wirklich gebraucht wird ist betrug am Steuerzahler.
Ich würde ja noch weiter gehen und für vieles die Subventionen überhaupt abschaffen, gut, bei alten Gebäuden wie zB Schlössern oder Kirchen etc. würde ich es auch kritisch sehen wenn diese dann abgerissen werden müssten. Aber im wesentlichen zB bei Museen die keinen interessieren sehe ich keine Notwendigkeit darin dass der Staat sie über Wasser hält. Ähnliches gilt für ein Schwimmbad das auch zB von der Gemeinde mitfinanziert wird, hier denke ich mir auch wenn dieses nicht - wie ein anderes Unternehmen auch - genug Umsatz macht um nicht pleite zu gehen dann kann man es gerne pleite gehen lassen.
Wie seht ihr das?
3 Antworten
Ja, aber ich sehe einen Unterschied zwischen der Industrie und einem Krankenhaus. Wenn die Gewinnorientierung dazu führt, dass nicht so sehr die notwendigen, sondern eher die lukrativen Operationen durchgeführt werden, kann das nicht im Sinne der Patienten sein.
Und eine Zwei-Klassen-Medizin möchte ich eigentlich auch nicht (in der weniger finanzstarke Menschen schlechtere Behandlungen bekommen als reiche).
Bei der Industrie ist das noch eher akzeptabel.
Klar: da bekommt ein finanzstarker Kunde auch oft eine bessere Behandlung.
Da geht es aber nicht um die Gesundheit.
Aber auch da sehe ich hohe Fluktuationen im Personal kritisch. Nehmen wir eine Firma, die ständig das Personal wechselt: dann hast du als Geschäftspartner (oder Kunde) immer andere Leute als Ansprechpartner, und die Leute sind immer "neu" und noch nicht richtig eingearbeitet. Das kann ziemlich nervig sein.
Meiner Erfahrung nach schätzen es viele Kunden durchaus, wenn ein Unternehmen eine gewisse Kontinuität hat (auch beim Personal).
Ja lukrativ wären ja die Operationen die nötig sind, eine unnötige Operation will ja keiner an sich machen lassen.
da sehe ich nicht so ein Problem
Zur Fluktuation: Ihr nagelt mich alle viel zu sehr auf diesem Punkt fest. In der Privatwirtschaft wird ja auch nicht ständig fähiges und notwendiges Personal entlassen, man wechselt als Unternehmer ja seine Mitarbeiter auch nicht wie die Unterwäsche sondern wirft nur unfähige Mitarbeiter raus oder eben dann wenn man generell Personal ausbaut.
Wenn es dazu führt, dass z.B. Krankenhäuser "GEWINN" machen müssen, stimmt etwas nicht. Und auch ein Museum muss keinen Gewinn erwirtschaften.
In beiden Fällen sollte man froh, sein wenn ein Teil der Kosten wieder herein kommt.
Museen und andere kulturelle Einrichtungen haben einen ANDEREN Auftrag als Geld zu verdienen. Und ein Krankenhaus, sollte NICHT darauf ausgelegt sein, möglichst viele teure Operationen durchzuführen, die dazu noch teilweise überflüssig sind.
Ich nehme mal an du verstehst mich absichtlich falsch, das Krankenhaus soll insofern effizient arbeiten als dass das Kosten/Nutzen Verhältnis optimal ist. Ich werde das jetzt nicht weiter ausführen nur weil du so tust als würdest u nicht verstehen was ich meine.
Zum Museeumsthema: Das mag deine Meinung sein, meine Meinung hingegen ist das ich als Steuerzahler nicht dazu bereit bin für ein Museeum zu zahlen dass mich nicht interessiert. Andererseits erwarte ich selbstverständlich auch nicht dass andere Steuerzahler für ein Museeum bezahlen das mich interessieren würde.
Weil du diese Zusammenhänge offenbar nicht so recht verstehst.
In einem Museum beispielsweise herrscht Druck dass dieses nur weiter finanziert wird wenn die Besucherzahlen hoch sind. Personal wird oft nicht mehr fix sondern nur befristet oder für bestimmte Projekte angestellt. etc."
Das sorgt dafür, dass die Museen an Qualität verlieren. Es wird eben das ausgestellt, was viele Besucher anlockt und nicht das, was geschichtlichen Wert hat.
Das mit dem Personal ist offenkundig klar. Wer ständig sein Personal durch befristete Verträge wechselt, bekommt niemals ein gut eingespieltes Team, außerhalb der Stammbelegschaft. Und das ist ineffizient. Die Vorgaben vom Staat sind nicht effizienzfördernd, sondern sorgen für eine Abhängigkeit von jenem. Solche Gelder sollten Bedingungslos gelten, sofern der Auftrag dieser Anstalt erfüllt wird.
Im Kern wird immer kritisiert dass eine bestimmte Institution das Geld nicht mehr bedingungslos bekommt sondern Effizient arbeiten muss um es zu bekommen.
Auch diese Kulturzentren dem Kapitalismus zum Fraß vorwerfen. Es ist dir offenbar noch nicht aufgefallen - der Kapitalismus zersetzt jegliche Kultur durch Vermassungseffekte. Wenn dein Museum in einigen Jahren auf dem philosophischen und inhaltlichem Niveau irgendwelcher Marvelfilme sein soll, bestehe weiter auf deiner Meinung.
Museen sind Kulturgut und sollten nicht den kapitalistischen Prinzipien unterworfen sein.
Das dich ein (echter Kapitalist™️) diesbezüglich zurechtweisen muss ist schon bedenklich.
"Es wird eben das ausgestellt, was viele Besucher anlockt und nicht das, was geschichtlichen Wert hat."
Aber da stellt sich für mich dann dennoch die Frage wieso der Steuerzahler für ein Museeum bezahlen sollen müsste nur weil es "geschichtlichen Wert" hat.
Wenn der "geschichtliche Wert" niemanden interessiert dann ist das halt so.
"Wer ständig sein Personal durch befristete Verträge wechselt, bekommt niemals ein gut eingespieltes Team, außerhalb der Stammbelegschaft. Und das ist ineffizient."
Ja aber mindestens so ineffizient ist es wenn man mehr Personal anstellt als man braucht. Das ist dann Geldverschwendung.
Idealweise wird genau so viel Personal angestellt wie man braucht, und wenn hier das Geld nachgeworfen wird dann besteht kein Druck dahingehend effizienter zu abreiten, das ist das problem.
Ein Krankenhaus sollte aber dennoch mit dem vorhandenen Budget so effizient wie möglich arbeiten.
Je weniger Gesamtkosten durch eine Operation für den Steuerzahler entstehen desto besser. Sprich ein Krankenhaus sollte auch sein Personal so effizient wie möglich auslasten, kein Material kaufen dass es nicht braucht und dann wegwirft etc.
Verstehst du wie ich meine?
Und ein Museum sollte sich wirtschaftlich über Wasser halten müssen, und nicht vom Steuerzahler zwangsalimentiert werden.