Wieso verdrängen wir das Tierleid?
Jeder müsste inzwischen wissen, dass die Massentierhaltung (auch) in Deutschland unendliche Tierqualen mit sich bringt.
Ich lese gerade bei foodwatch, dass "etwa jedes vierte (!) Nutztier in Deutschland krank ist. Die Kühe leiden häufig unter Euterentzündungen und Klauenerkrankungen. Die Schweine werden nicht nur als Ferkel betäubungslos kastriert, sondern erkranken später sehr oft an Lungenentzündungen und trockenem Brüllhusten. Die Knochen der Legehennen brechen regelmäßig, weil sie das Kalzium aus den Knochen für die Eierschalenbildung benötigen."
Das ist nur ein kleiner Ausschnitt der häufigsten Krankheiten.
Allein diese Liste müsste uns doch klar machen, dass die KZ-Haltung von Tieren das Schlimmste ist, was man einem lebendigen Wesen antun kann!
Wieso ist es nicht möglich, mehr Druck auf die Verantwortlichen auszuüben, wieso gibt es keinen Boykott von Fleisch aus Massentierhaltungsbetrieben...wieso???
Wie geht es euch damit? Nützt es etwas, Unterschriftenlisten zu unterschreiben?
12 Antworten
Die Discounter werden immer einen Preiskampf ausfechten, damit sie das günstigste Angebot weit und breit bieten können. Die Käufer jagen dann die Schnäppchen. Und die Einkäufer der Discounter werden immer einen Tierhalter finden, der aus Geldgeilheit auf artgerechte Haltung verzichtet, damit er sich ein tolles Auto leisten kann. Also haben die Halter, die Rücksicht auf die Tiere nehmen, kaum Absatzmärkte. Auch wenn alles nach Bio schreit, bleibt auch in diesem Segment der billigste Lieferant derjenige, der die meisten Lieferungen bringen darf. Dieser Teufelskreis ist ohne staatliche Regulierung nicht zu durchbrechen. Und gegen die wehren sich diejenigen, die der größten Lobby im Markt angehören. Geld ist Macht. Und Geld wird dort gemacht, wo man rücksichtslos gegen Mitbewerber und auch gegen Kreaturen, die sich nicht wehren können, vorgeht. Für ein Endverbraucher-Boykott sind die Menschen nicht konsequent genug und die Discounter werden die Billig-Lieferanten ganz sicher nicht boykottieren. Sie müssen ihre Einkaufspreise auch gegenüber dem jeweiligen Konzern verantworten und die Chefetage ist ausschließlich an Zahlen interessiert, weil sonst die Konkurrenz davonzieht. Also was sollen vernunftbegabte Menschen tun, um diese Missstände zu beheben? Für eine Änderung der Situation sind die empathischen und wirklich intelligenten Menschen einfach zu wenige.
Kognitive Dissonanz. Von klein auf wird den Menschen beigebracht, es sei normal diese Tiere zu essen, obwohl in den Industrienationen der ersten Welt de Fortschritt längst einen Punkt erreicht hat, an dem es nicht mehr notwendig ist. Was da eigentlich dahintersteckt wird gar nicht wahrgenommen. Dass diese Tiere auf genau die gleiche Weise empfindungsfähig sind wie wir, und das was wir mit ihnen machen auf genau die gleiche Weise wahrnehmen, als wir es an ihrer Stelle tun würden. Dabei werden sie in den anonymen Tierfabriken hinter hohen Mauern längst zu reinen Produktionsgütern degradiert, und erleben dabei die Hölle auf Erden. Das sieht nur keiner, wenn man das billige Filetstück oder den Hamburger bei McDonald's kauft. Glückliche Nutztiere sind sowieso ein Mythos der Werbung. Kein Tier will eingesperrt sein, kein Tier will ausgebeutet werden, und kein Tier will sterben.
Deutschland ist nicht der viertgrößte Fleischproduzent der Welt weil es so bekannt für seine Kleinbauernbetriebe ist.
https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/fleischproduktion-in-deutschland-was-sie-ueber-massentierhaltung-wissen-sollten-1.1899021
http://www.taz.de/Massentierhaltung-in-Deutschland/!5009753/
https://www.boell.de/de/2016/01/13/mecklenburg-vorpommern-wo-die-megastaelle-stehen
Was kann man dagegen tun? Aufhören diese Industrie zu unterstützen, und keine Tierprodukte mehr kaufen. Es geht heutzutage ohne weiteres ohne. Alles andere ist Augenwischerei.
Ich lebe jetzt schon seit vielen Jahren komplett vegan. Für mich ist alles andere ein fauler Kompromiss. Vor allem deshalb, weil die meisten anderen viel zu viel Fleisch essen, und auch nicht damit aufhören wollen. Bei Wild das zur Bestandskontrolle geschossen wurde sehe ich zwar grundsätzlich kein Problem, aber ich will auch das nichte essen, weil ich Tiere nicht mehr als Nahrung sehe.
Das verstehe ich gut, ich würde auch gern voll-Veganer sein, nur vertrage ich keine großen Mengen Hülsenfrüchte und keine Nüsse. Für mich ist das mit dem Fleisch ein Kompromiß, dafür esse ich so gut wie kein Milchprodukte (denn die kommen ja auch aus der Massentierhaltung)
Massentierhaltung ist wirtschaftlich und treibt die Preise für fleisch nach unten. Solang die Menschen einen hohen fleischkonsum aufweisen, und Fleisch in erster Distanz billig wollen. Wird sich daran nichts ändern.
Ja. Ich habe mal mit dem Besitzer einer kleinen Metgerei darüber gesprochen, dem kamen fast die Tränen, als er mir gestand, dass er die Massentierhaltung mit ihren Auswüchsen auch nicht will, aber dass die Preise so gedrückt werden von den Fleischproduzenten der Massentierhaltung, dass kleinbäuerliche Betriebe in Existenznot geraten und aufgeben müssen. die Preise sind schuld, wenn die Tiere noch mehr leiden müssen...
Ich glaube, viele haben einfach nicht die Nerven, sich mit dem Tierleid auseinanderzusetzen. Vor allem, wenn man nichts dagegen tun kann, ist die Konfrontation mit dem Leid der Tiere oder das Anschauen der leidenden Kreatur nervenaufreibend und sinnlos. Ich war mal Zeuge eines Tiertransporters. Ein schwerer LKW war in mehreren, übereinander angebrachten Abteilen mit Schweinen vollgeladen. Der Fahrer hielt an einer Raststätte, die Schweine kreischten in einem Fort. Was sollte ich tun? Ich war machtlos.
Auch das massenhafte Tierleid bei den Bränden in Australien - man verdrängt das lieber, denn aus der Ferne kann man ohnehin nichts dagegen tun. Selbst die Australier sind in den meisten Fällen machtlos.
Danke für deine Erklärung. Ja. Diese Machtlosigkeit ist fatal. Ist in vielen Bereichen so. Man kann nicht handeln. Es bringt also nichts sich damit überhaupt zu beschäftigen. Krass...
Wieso verdrängen wir das Tierleid?
Gegenfrage: wieso verdrängen wir das Menschenleid?
weil wir uns nicht ständig mit Problemen beschäftigen, sondern leben und auch lecker essen wollen
(bezugnehmend auf den gelöschten Kommentar)
ohne Verdrängung wären wir nicht mehr funktionsfähig, sondern würden uns den ganzen Tag nur grämen und uns im eigenen Leid oder im Leid anderer suhlen...
was ist mit Kindern in Deutschland, die jetzt in diesem Moment gerade von einem Familienmitglied sexuell missbraucht werden oder mit Menschen hier, die hungern, weil die Sozialleistungen nicht reichen...?
interessiert dich das?!
...und wie siehst du es, wenn man ab und zu Wild isst? Das kommt mir noch ein bisschen besser vor...