Wieso gibt es Verschwörungstheoretiker?

9 Antworten

Es hat sicher auch mit Bildungsmangel zu tun. Verschwörungstheorien sind so eine Art Kompensation für Dinge, die man mangels Bildung nicht versteht. Oder sie dienen als Vehikel für eine Totalopposition gegen das Establishment, wie man an den Coronaschwurblern sehen konnte, gespeist aus einem tiefen Misstrauen gegen den Staat und seine Institutionen.

Manche zeigen auch Anzeichen für Dunning Krüger.

Schwuttcke  08.04.2024, 17:30

Mir fällt keine (gute) Alternative dazu ein, dem Staat und seinen Institutionen kritisch gegenüberzustehen. Wären z.B. die Russen mehrheitlich kritisch gegenüber ihren Staatsorganen und Institutionen, wäre Putin schon lange im Knast. Und auch den Holocaust hätte es nicht gegeben.

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Nofear20  08.04.2024, 17:36
@Schwuttcke

Man sollte aber schon noch differenzieren können zwischen Diktaturen und demokratischen Rechtsstaaten. Verschwörungstheoretikern fehlt diese Fähigkeit meist.

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Schwuttcke  08.04.2024, 17:43
@Nofear20

Diese Differenzierung ist äußerst schwierig, da es nicht "die Diktatur" und "den demokratischen Rechtsstaat" gibt, sondern nur Mischformen. So hat jeder sog. "demokratische Rechtsstaat" diktatorische, unrechtsstaatliche und jede sog. "Diktatur" demokratische, rechtsstaatliche Merkmale. Nur Dummköpfe denken in schwarz / weiß ;-)

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Nofear20  08.04.2024, 18:02
@Schwuttcke

Eben, und unter Verschwörungstheoretikern ist schwarz-weiss Denken weit verbreitet. Wie sehen denn die demokratischen und rechtsstaatlichen Merkmale in Russland und Nordkorea aus?

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Schwuttcke  08.04.2024, 18:29
@Nofear20

Beispiel Russland: Trotz mutmaßlicher Wahlmanipulationen und Bekämpfung der Opposition wurde der dortige Machthaber mehrheitlich / demokratisch gewählt. Und einen Rechtsstaat zur Verfolgung von Straftaten gibt es auch in Russland, sofern diese nicht die Politik berühren.

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Nofear20  08.04.2024, 18:54
@Schwuttcke

Klar, wenn die Opposition im Knast sitzt oder ermordet wurde, dann ist die Wahl sehr demokratisch. Du scheinst sehr naiv zu sein. Und rechtsstaatliche Prinzipien wird man in Russland vergeblich suchen.

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Schwuttcke  08.04.2024, 19:08
@Nofear20

Na ja demokratisch war die Wahl insofern, dass die Russen nicht gezwungen wurden, Putin zu wählen. Sie hätten auch einfach nicht wählen können.

Und selbstverständlich gibt es auch in Russland einen Rechtsstaat insofern, dass Straftaten angezeigt und verfolgt werden, sofern diese nicht die Interessen des politischen Regimes beeinträchtigen. Wenn Du z.B. Russe bist und bei Dir wird eingebrochen, wird diese Straftat von Justiz und Polizei verfolgt. Nur Straftaten von Mitgliedern des politischen Regimes werden (wie auch in anderen Staaten) kaum bis gar nicht verfolgt. So wurde z.B. auch in Deutschland der mutmaßliche Straftäter Olaf Scholz bisher nicht vor Gericht gestellt.

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Nofear20  09.04.2024, 07:10
@Schwuttcke
Na ja demokratisch war die Wahl insofern, dass die Russen nicht gezwungen wurden, Putin zu wählen. Sie hätten auch einfach nicht wählen können.

Das ist in Russland nicht ratsam. Manche Arbeitgeber verlangten zum Nachweis, dass ihre Mitarbeiter wählen gingen, ein Beweisfoto aus der Wahlkabine, manche sogar mit Foto des ausgefüllten Wahlzettels, damit auch "richtig" gewählt wurde. Das hat mit freien und geheimen Wahlen natürlich nichts zu tun. Du scheinst seltsame Vorstellungen von demokratischen Wahlen zu haben.

Wenigstens haben sich einige AfD Politiker mal wieder zu Putins nützliche Idioten gemacht und dem Kreml bescheinigt, dass alles mit rechten Dingen zuging.🤣

https://www.n-tv.de/politik/Moskau-liess-bei-Wahlmanipulation-wohl-alle-Hemmungen-fallen-article24812485.html

https://www.tagesschau.de/ausland/europa/russland-wahl-putin-104.html

Und selbstverständlich gibt es auch in Russland einen Rechtsstaat insofern, dass Straftaten angezeigt und verfolgt werden, sofern diese nicht die Interessen des politischen Regimes beeinträchtigen. 

Das ist aber ganz entscheidend, dass auch Kritik an der Regierung möglich ist. Das, was die Querschwurbler in Deutschland immer fordern, nämlich freie Meinungsäußerung, lassen sie bei ihrem geliebten Putin mal gerne unter den Tisch fallen. Da ist man komischerweise sehr großzügig. Mit einem Rechtsstaat hat Putins Paradies nicht viel zu tun.

https://www.zeit.de/zeit-geschichte/2012/03/Kalter-Krieg-Sowjetunion-Interview-Scherbakowa/seite-4

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Nofear20  09.04.2024, 07:43
@Schwuttcke
So wurde z.B. auch in Deutschland der mutmaßliche Straftäter Olaf Scholz bisher nicht vor Gericht gestellt.

Wie du zurecht sagst: mutmasslich. Mutmassungen allein reichen aber nicht aus, um jemanden anzuklagen, das braucht es schon konkrete Verdachtsmomente. Bei Putin würde das ausreichen, um jemanden im Straflager verschwinden zu lassen.

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Wieso gibt es Verschwörungstheoretiker?

Das sind Menschen, die auf der Suche nach einfachen Erklärungen für komplizierte Zusammenhänge sind.

Der Verschwörungsmythos verschafft ihnen Geltung und Wichtigkeit. Sie verfügen über "Geheimwissen", das hebt sie aus der Masse hervor. Die meisten haben auch ein Sendungsbewusstsein, weswegen sie ihrer Meinung nach "verpflichtet" sind, andere von Existenz der angenommen Verschwörung zu erzählen und diese anderen zu bekehren.

Fast immer handelt es sich dabei um Menschen, denen etwas Schlimmes widerfahren ist. Solche Leute suchen dann Trost in der Religion, in Sekten oder eben in Verschwörungstheorien.

Der Weg zum Verschwörungserzähler

Eine Hinwendung zu Verschwörungsmythen läuft meist nach denselben drei Schritten ab wie auch die Hinwendung zu einer Sekte:

  1. Eine kognitive Öffnung für den Mythos entsteht. Oft verursacht durch ein traumatisches Erlebnis (Bruch im Lebenslauf, Bruch in der Partnerschaft, Krankheit, Tod oder Erkrankung eines Nahestehenden usw.)
  2. Die Verschwörungsideologie füllt dieses Vakuum. Sie bietet Antworten auf alle Fragen: Wieso geht's mir schlecht? Wieso ist mir das widerfahren? Wer ist schuld daran?
  3. Die Mobilisierung folgt. Aus einem passiven Menschen wird ein aktiver Mensch. Er trifft Entscheidungen. Weil es ihm jemand vormacht, weil es andere für ihn tun, weil Theorie ohne Praxis irgendwann nicht mehr reicht.

Jetzt ist der Punkt erreicht, da die Ideologie das Ruder übernimmt und zum alles Bestimmenden wird. Denn nur sie gibt Kraft, gibt Halt und bietet Orientierung. Ob das esoterischer Nonsens wie Astrologie, Heilsteine oder Tarot-Karten ist, ob das die Regeln einer Sekte sind oder ob das Ideologien wie das Impfleugnen sind spielt dabei keine Rolle.

Das liebe Geld

Natürlich lässt sich mit Verschwörungserzählungen auch Geld scheffeln. Mit klickstarken Videos und Artikeln sowie mit Büchern und Vorträgen lässt sich jede Menge verdienen. Der Ober-Querdenker Michael Ballweg hat damit große Summen erschwindelt: 

"Konkret lautet der Verdacht, dass Ballweg seit Mai 2020 bei seinen Anhängern um Schenkungen geworben haben und sie dabei über die Verwendung der Gelder getäuscht haben soll. Statt das Geld für „Querdenken 711“ zu verwenden, hätte er es für private Zwecke genutzt. Durch die Schenkungen seien auf Ballwegs mittlerweile gekündigtem Konto bei der Volksbank am Württemberg in Fellbach bis Mai 2022 knapp 1,3 Millionen Euro eingegangen." (Quelle)

Auch der Kopp-Verlag macht glänzende Geschäfte (etwa 10 Millionen pro Jahr) mit dem Verbreiten von Verschwörungserzählungen. 

Du siehst, das Potential mit dem Verbreiten von Verschwörungserzählungen reich zu werden, ist ziemlich groß.

Alex

Hallo!

Es gibt doch den Spruch:

"Wo Rauch ist, kann auch ein Feuer sein."

Und wenn man die bisherigen (anerkannten) Antworten hinterfragt, kann man dabei möglicherweise auch auf potentielle Ungereimtheiten stoßen.

Auch die Wissenschaft kann sich täuschen lassen, etwas übersehen und falsche Schlüsse ziehen.

Und auch neuere Erkenntnisse können altes "Wissen" in ein neues Licht rücken. Aber nicht jeder ist bereit dafür.

So könnte man auch alle Religionen als Verschwörungstheoretiker bezeichnen. Die "anerkennbaren" wissenschaftlichen Beweise und deren Interpretation sind in diesem Bereich nämlich recht dürftig.

Wir Menschen neigen dazu unsere Beobachtungen erklären zu wollen. Und das sind oft recht verschlungene Pfade, die man aufzudröseln versucht.

Es gibt viele kleine Bausteine, die wir zusammentragen. Aber beim Verknüpfen dieser, hapert es oft am (noch nicht vorhandenen) Wissen und dann wird "der Glaube" als Hilfsmittel bemüht, die Löcher zu stopfen.

Und wenn "der Glaube" ins Spiel kommt, werden einige "ärgerlich", wenn andere zu anderen Schlüssen kommen.

Und viele "Verschwörungstheoretiker" interpretieren gewisse Dinge nun einmal anders. Haben aber (noch) keine Beweise, die offiziell anerkannt werden.

Aber wer pauschal all so etwas ablehnt, "glaubt" auch nur einen Teil des Ganzen und ignoriert den Rest und verweigert sich einer dennoch möglichen Realität.

Es paßt evtl. auch nicht in das persönlich annerkannte und akzeptierte Weltbild.

"Es darf halt nicht sein, was nicht sein darf!"

Es ist bequem, aber dumm, sich auf dem heutigen Wissen und der heutigen Denkweise auszuruhen.

Wir "wissen" auch heute noch nicht wirklich viel. Wir haben vielleicht gerade erst an der Oberfläche der "Wahrheit" gekratzt.

Und "Unwissenheit" macht nicht nur selig. Die potentielle Wahrheit kann einem schon Angst machen.

Aber unsere menschliche Fantasie verleiht so einigen von uns Flügel und die Kraft neue Ideen, Erkenntisse und Wahrheiten zu erkennen und weiter zu verfolgen.

Und solche Menschen können durchaus auch "unbequem" für andere werden.

Was ist schon wahr und was ist blanker Unfug? Und woran erkennen wir das?

Und auch "Beweise" bleiben nur Theorien, wenn man diese aktiv ablehnt.

Und die Anhänger dieser "Theorien" können schlimmstensfalls nur "Verschwörer" gegen "das Wissen" und "die Gesellschaft" sein.

Und "Glauben", heißt nun einmal etwas "nicht zu Wissen"...

"Und die Wahrheit liegt irgendwo da draußen." ;-)

Gruß

Martin

EinAlexander  09.04.2024, 15:03
Auch die Wissenschaft kann sich täuschen lassen, etwas übersehen und falsche Schlüsse ziehen.

Mein, das ist nicht möglich. Natürlich können sich einzelne Wissenschaftler täuschen, etwas ünersehen oder Flasche Schlüsse ziehen - aber hier wiektt das System der peer reviewse korrigierend. Dabei lesen zahlreiche andere Wissenschaftler eine veröffentlichte Arbeit und korrigieren diese transparent. Somit werden Irrtümer vermieden.

Und auch neuere Erkenntnisse können altes "Wissen" in ein neues Licht rücken

Richtig. Diese neuen Erkenntnisse sind dann aber - im Gegensatz zu Verschwörungserzählungen - gut begründet. Und sie schließen stets gewonnene Erkenntnisse ein. So wie z. B. Einsteins Gravitationstheorie die von Newton ersetzt bzw. ergänzt.

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MartinusDerNerd  09.04.2024, 15:21
@EinAlexander

Deiner ersten Anmerkung muß ich beipflichten.

Denn so meinte ich das eigentlich auch. Ich hatte mich nur nicht präzise genug ausgedrückt.

Ein Forschungsprozess ist gleichzeitig immer auch ein Lernprozess. Und mit neuen Erkenntnissen kann man älteres erneut betrachten und damit evtl. verfeinern, oder gar zu ganz neuen Schlüssen kommen.

Und das ist eine verflochtene Gemeinschaftsarbeit, die dabei vieles hinterfragt.

Aber sich auch bei ungewöhnlichen Ideen Schlüssen sollte man offen bleiben.

Es gibt so viel "skurriles" in unserer Welt, was es noch zu entdecken und zu erforschen gilt.

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EinAlexander  09.04.2024, 15:45
@MartinusDerNerd
Aber sich auch bei ungewöhnlichen Ideen Schlüssen sollte man offen bleiben.

Ja, wenn sie gut begründet sind. Aber was bereits falsifiziert wurde, ist nun mal nicht existent. Und genau dann reden wir von einer Verschwörungserzählung.

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Gegenfrage:

Woher weisst DU, was eine Verschwörungstheorie ist und was nicht?

STIMMT - Du hast das im Internet gelesen!

Aber stimmt auch alles, was im Internet geschrieben steht?

OH NEIN - ganz sicher nicht!

Und jetzt mal Tacheles: Du regst Dich über Menschen auf, welche nicht alles glauben, was man ihnen erzählt, welche nicht alles gleich für bare Münze nehmen und welche in der Lage sind, sich eine eigene Meinung zu bilden und diese nicht aus TV/Internet ungefragt übernehmen.

Niemand verlangt von Dir, dass Du die meinung und die Aussagen dieser Menschen teilst.

Diese Menschen verlangen tatsächlich nur eines von Dir: Das Du sie genauso behandelst, wie Du gerne behandelt werden möchtest: Mit Respekt, Akzeptanz, Toleranz und Achtung - selbst wenn Dir das nicht gefällt, was diese Menschen sagen und meinen.

Denke bitte in diesem Zusammenhang an Artikel 5 Absatz 1 Satz des Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Menschlichkeit ist mein persönlicher Grundsatz!
EinAlexander  09.04.2024, 15:07
Du regst Dich über Menschen auf, welche nicht alles glauben, was man ihnen erzählt, welche nicht alles gleich für bare Münze nehmen und welche in der Lage sind, sich eine eigene Meinung zu bilden

Tut er nicht..Er regt sich über Verschwörungstheoretiker auf.

Und das sind nun mal allesamt Menschen, welche blind alles glauben, was ihnen erzählt.eird, welche jedes YouTube Video gleich für bare Münze nehmen und welche sich keine eigene Meinung bilden sondern die Meinung der Verschwörungserzähler nachplappern.

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Da es Verschwörungen gibt, braucht es logischerweise auch Theorien über Verschwörungen. Wenn ein Kriminalkommissar an einen Tatort kommt, hat der Verschwörer (Täter) ja meistens kein Geständnis hinterlassen. Dann ist der Kriminalkommissar gefordert, eine Verschwörungstheorie - im Polizeijargon "Ermittlungsthese" - zu entwickeln, die den Staatsanwalt überzeugt, Anklage gegen Person(en) XY zu erheben.

Warum Dich nun u.a. Kriminalkommissare aufregen und Du diese als "dämlich" bezeichnest, leuchtet mir nicht ein. Ich wüsste nicht, wie man Verschwörungen / Verbrechen sonst aufklären könnte.

Nofear20  08.04.2024, 19:11

Polizeiliche Ermittlungsarbeit hat nichts mit dem üblichen Verschwörungsquark zu tun. Du bist einfach nicht in der Lage, zu differenzieren.

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Schwuttcke  08.04.2024, 19:25
@Nofear20

Mal davon abgesehen, dass auch die Polizei immer wieder Quark fabriziert und die falsche Person als Verschwörer / Täter bezichtigt, gibt es durchaus auch Verschwörungstheorien fernab staatlicher Institutionen mit Substanz. Doch leider tust Du Dich schwer, zu differenzieren.

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Nofear20  08.04.2024, 19:38
@Schwuttcke

Nur mit dem Unterschied, dass es in einem Rechtsstaat immer noch die Möglichkeit der Revision gibt. In korrupten Systemen steht das Urteil meist schon vorher fest. Welche Verschwörungstheorien fernab staatlicher Institutionen kennt denn der Differenzierer Schwuttke?

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Schwuttcke  08.04.2024, 20:05
@Nofear20
Nur mit dem Unterschied, dass es in einem Rechtsstaat immer noch die Möglichkeit der Revision gibt.

Auch nur in begrenztem Umfang, so dass auch in sog. "Rechtsstaaten" immer wieder Unschuldige hinter Gitter landen. Wobei in Deutschland die Situation im Vergleich zu vielen anderen Staaten relativ gut ist. Ist halt wie gesagt alles relativ.

Welche Verschwörungstheorien ich kenne? Vermutlich nicht viel mehr als Du.

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Nofear20  09.04.2024, 06:08
@Schwuttcke
Auch nur in begrenztem Umfang, so dass auch in sog. "Rechtsstaaten" immer wieder Unschuldige hinter Gitter landen.

Justizirrtümer gibt es in jedem System. Kommt auch darauf an, wie man mit Fehlern umgeht. Das ist auch in Deutschland noch Luft nach oben.

Wobei in Deutschland die Situation im Vergleich zu vielen anderen Staaten relativ gut ist. Ist halt wie gesagt alles relativ.

Eben.

Welche Verschwörungstheorien ich kenne? Vermutlich nicht viel mehr als Du.

Also keine.

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