Wieso bezeichnen einige Menschen Intersexuelle als eigenes biologisches Geschlecht ("3.Geschlecht"), obwohl das aus wissenschaftlicher Sicht unsinnig ist?

Das Ergebnis basiert auf 30 Abstimmungen

was ganz anderes: ... 57%
weil sie sich mit Biologie nicht gut auskennen 23%
weil sie selber intersexuell sind & ein 3. Geschlecht sein wollen 13%
weil es sich schöner anhört als "3. Option im Pass" 7%

11 Antworten

was ganz anderes: ...

Vllt könnte dir in den Sinn kommen, das nicht unbedingt jede Bezeichnung zwingend eine wissenschaftliche (in diesem Fall biologische) definition braucht, sondern eher platzhaltend bzw. Vereinfachend verwendet wird.

In diesem Falle geht es nicht um 1( in zahlen: eins) "neues" Geschlecht, sondern um ein Spektrum verschiedener (diverser) "konfigurationen" der anatomie im Bezug auf Geschlechtsmerkmale.

Warum sich "3.geschlecht" manifestiert hat? Weil es eine wertungsneutrale Möglichkeit ist, eben jenes oben benannte Spektrum abzudecken. Ein weiterer Vorteil: die Bezeichnung 3. Geschlecht macht sich die Verwaltung einfacher. Beispiel: es muss in Dokumenten,ausweisen etc. Eben KEINE Extrakategorie geben. Man trägt sein "divers" eben in die Spalte "geschlecht" ein. Auch das trägt dazu bei, das es eben keine Ausgrenzung oder Sonderregelung gibt, welche bspw. Grundrechtswidrige Bevorzugung oder Benachteiligung in Arbeit oder Sozialleben begünstigt.

Kurzum: wenn vllt auch nicht wissenschaftliche korrekt, ist die Verwendung bekannter Begriffe in Kombi hier ein gutes Beispiel für die Normalisierung zur Unterstützung der Inklusion und Toleranz.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Heilpraktiker mit Qualifik. In Osteopathie und Chiroprakti
was ganz anderes: ...

Sämtliche der 3 Gründe treffen zu. Es geht z. B. auch darum Menschen die eine Fehlbildung haben gesellschaftlich zu entdiskriminieren oder politische Gegner die eine andere Annahme vertreten zu Schwächen. Beides zusammen wäre auch möglich.

"Ich stimme da völlig mit Frau Vollbrecht überein, und darüber gibt es in der Biologie eigentlich auch keine Diskussionen. Die Biologie definiert Geschlecht auf der Basis der Keimzellen, auf deren Produktion ein Organismus ausgerichtet ist, also ob er Eizellen oder Spermien produziert. Dazwischen gibt es nichts."

Man spricht doch aber auch von einer Vielzahl von Geschlechtern. Was ist damit gemeint?

Damit ist die Geschlechtszugehörigkeit gemeint, im Sinne von Gender. Das ist etwas anderes. Der Streit geht darum, ob es biologische Grundlagen dafür gibt, was manchmal auch als Geschlechterspektrum bezeichnet wird, was aber eigentlich Genderspektrum heißen sollte. Dafür mag es durchaus biologische Grundlagen geben, aber das bedeutet nicht, dass es Organismen gibt, die andere Arten von Keimzellen produzieren außer den beiden genannten.

Meine Kollegin hat gerade ein Interview mit dem Sexualwissenschaftler Heinz-Jürgen Voß geführt, der sagt, die Zweigeschlechtlichkeit in der Biologie sei nicht mehr Forschungsstand. Es gebe so viele Geschlechter, wie es Menschen gebe. Was sagen Sie dazu?

An den zwei Typen von Keimzellen kommt man einfach nicht vorbei. Man kann natürlich andere Definitionen aufbringen, aber die gehen dann weg von dieser ganz basalen Unterscheidung. In der Evolutionsbiologie wird das nicht diskutiert. Da redet kein Mensch von der Vielfalt von Geschlechtern. Und das findet man auch in den neuesten Biologielehrbüchern nicht.

Voß sagt, es gebe 1000 Gene, die zur Entwicklung von Geschlecht beitrügen, nur ein Bruchteil sei untersucht und die alleinige Betrachtung des XX- oder XY-Chromosoms sei überholt.

Das ist vollkommen richtig. An diesen Chromosomen macht das in der Biologie niemand fest. Es gibt ja auch Organismen, die beide Keimzellen produzieren können, Hermaphroditen. Es gibt Fische, die am Anfang ihres Lebens Weibchen sind, und die größten werden dann irgendwann zu Männchen. Das kann nicht über Chromosomen laufen, denn die ändern sich ja nicht.

Widerlegt denn die Tatsache, dass es Intergeschlechtlichkeit gibt, also Menschen, die etwa mit uneindeutigen Genitalien geboren werden, nicht die Behauptung der Zweigeschlechtlichkeit?

Nein. Dass es diese Menschen gibt, ändert ja nichts daran, dass es nur zwei Typen von Keimzellen gibt. Und das ist das Entscheidende bei der biologischen Definition

Könnte man diese Menschen nicht als drittes Geschlecht bezeichnen?

Das würde man aus biologischer Sicht nicht tun, denn diese Menschen entwickeln teilweise Samen-, teilweise auch Eizellen und häufig auch gar keine Keimzellen. Ein weiteres Geschlecht zu deklarieren, hätte da keinen Sinn. In der Biologie geht es einfach um die Frage, wie sich Organismen reproduzieren. Und Reproduktion beim Menschen ist an die Vereinigung von Samen- und Eizelle gekoppelt. Eine Person, die steril ist, kann sich evolutionär nicht durchsetzen, da sie keine Nachkommen hat. Das ist der biologische Blick darauf. In dem Ansinnen, ein drittes Geschlecht zu deklarieren, drückt sich zum Beispiel der starke Wunsch aus, das Konzept „biologisches Geschlecht“ für Phänomene wie Intersexualität anzupassen.

https://www.berliner-zeitung.de/kultur-vergnuegen/debatte/hu-biologe-ruediger-krahe-der-streit-um-zweigeschlechtlichkeit-ist-so-unnoetig-wie-ein-kropf-li.243826

DjangoS6  25.04.2023, 14:50

Es werden immer gern Beispiele aus der Tierwelt angebracht, die die Existenz vieler Geschlechter belegen sollen. Was ist also zum Beispiel mit Schnecken?

Das sind Hermaphroditen. Die haben beides: Spermien und Eizellen. Sie können sich also selbst befruchten. Meist paaren sie sich aber doch mit einer anderen Schnecke. Denn bei der Paarung mit sich selbst sind die Nachkommen absolut erbgleich. Wenn aber zwei verschiedene Organismen ihr Erbgut mischen, hat man eine größere Variationsbreite und dadurch sind die Nachkommen in der Regel lebensfähiger. Deshalb hat es sich dieses Prinzip in der Natur durchgesetzt. Dass es Hermaphroditen gibt, ändert aber nichts daran, dass es diese beiden Keimzellen gibt, Eier und Spermien, und damit auch zwei Geschlechter.

Das Bundesverfassungsgericht hat aber 2017 entschieden, dass es neben „weiblich“ und „männlich“ den dritten Geschlechtseintrag „divers“ für intersexuelle Menschen geben soll.

Intersexualität entsteht durch sehr seltene Abweichungen, zum Beispiel beim Chromosomensatz. Aber auch intersexuelle Menschen haben die Merkmale beider Geschlechter, sie sind kein drittes Geschlecht.

Das Bundesverfassungsgericht hat mehrere Urteile zur Trans- bzw. Intersexualität gefällt, in denen es um den Geschlechtsbegriff geht. Im Urteil von 2017 heißt es: „In den medizinischen und psychosozialen Wissenschaften besteht weitgehend Einigkeit darüber, dass sich das Geschlecht nicht allein nach genetisch-anatomisch-chromosomalen Merkmalen bestimmen oder gar herstellen lässt, sondern von sozialen und psychischen Faktoren mitbestimmt wird.“ Was sagt die Biologin und Nobelpreisträgerin dazu?

Das ist Unfug. Wie man sich fühlt, das lässt sich durch soziale und psychologische Umstände ändern. Das biologische Geschlecht aber eben nicht. Das ist dort, wo wirklich Wissenschaft betrieben wird, auch völlig unstrittig.

Finden Sie denn richtig, dass der Gesetzgeber Menschen eine sogenannte Geschlechtsumwandlung ermöglicht?

Der Gesetzgeber kann gar keine Geschlechtsumwandlung ermöglichen. Er sagt nur: Diese Frau darf ab jetzt behaupten, sie sei ein Mann. Und umgekehrt. Die biologischen Grundlagen sind absolut nicht zu ändern. Und wenn jetzt ein Mann behauptet, er sei eine Frau und geht in einen Sportverein, um dort bei den Frauen mitzuspielen, dann ist das ein Problem. Denn aufgrund seiner männlichen Hormone ist dieser Mensch stärker und läuft schneller. Es ist im Grunde wie Doping. Und wenn man das dann noch nicht mal sagen darf – das geht doch nicht.

https://www.emma.de/artikel/viele-geschlechter-das-ist-unfug-339689

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DjangoS6  25.04.2023, 14:50
@DjangoS6

Abstrakt

Biomediziner und Sozialwissenschaftler stellen zunehmend das biologische Geschlecht in Frage und argumentieren, dass das Geschlecht eher ein abgestuftes Spektrum als ein binäres Merkmal ist. Führende Wissenschaftszeitschriften haben diese relativistische Sichtweise übernommen und sich damit grundlegenden biologischen Tatsachen widersetzt. Obwohl wir die Bemühungen zur Schaffung eines integrativeren Umfelds für Menschen mit unterschiedlichen Geschlechtern uneingeschränkt unterstützen, erfordert dies nicht, biologisches Geschlecht zu leugnen. Im Gegenteil, die Ablehnung des biologischen Geschlechts scheint auf einem Mangel an Wissen über die Evolution zu beruhen und vertritt den Artenchauvinismus, indem sie Millionen anderer Arten menschliche Identitätsvorstellungen aufzwingt. Wir argumentieren, dass die biologische Definition der Geschlechter zentral bleibt, um die Vielfalt des Lebens anzuerkennen. Menschen mit ihrer einzigartigen Kombination aus biologischem Geschlecht und Geschlecht unterscheiden sich in dieser Hinsicht von nichtmenschlichen Tieren und Pflanzen. Das Leugnen des Konzepts des biologischen Geschlechts, aus welchen Gründen auch immer, untergräbt letztendlich den wissenschaftlichen Fortschritt und kann „alternativen Wahrheiten“ Tür und Tor öffnen.

EINFÜHRUNG: INKLUSIVE SOZIALE UMGEBUNGEN UND ETABLIERTE BIOLOGISCHE KONZEPTE

In vielen menschlichen Gesellschaften gibt es eine zunehmende Akzeptanz unterschiedlicher Identitäten, einschließlich einer wachsenden Unterstützung für Prinzipien der Gerechtigkeit, Vielfalt und Inklusion. Im Zusammenhang mit der Debatte um die Gleichstellung der Geschlechter haben einige Philosophen und Gendertheoretiker die binäre Natur des biologischen Geschlechts geleugnet und stattdessen die Vorstellung vertreten, dass das Geschlecht beispielsweise eine „kontextabhängige multidimensionale Variable“ [ 1 ] oder lediglich eine soziale ist bauen. [ 2 ] Erstaunlicherweise übernehmen führende Wissenschaftszeitschriften zunehmend diese relativistische Sichtweise. Zum Beispiel im Jahr 2015, Naturveröffentlichten einen Artikel mit dem Titel „Sex neu definiert“, in dem sie feststellten, dass das Konzept der zwei Geschlechter zu einfach sei und dass Sex eigentlich ein abgestuftes Spektrum sei [ 3 ] (siehe auch [ 4 ] ). Ein paar Jahre später behauptete ein Leitartikel in derselben Zeitschrift, dass „ die Forschungs- und medizinische Gemeinschaft Sex heute als komplexer als männlich und weiblich betrachtet “ und dass „ die Vorstellung, dass die Wissenschaft endgültige Schlussfolgerungen über das Geschlecht oder Geschlecht einer Person ziehen kann, grundlegend fehlerhaft ist “. [ 5 ] Kürzlich behauptete ein in Science veröffentlichter Brief , dass biologisches Geschlecht „ eine kontextabhängige Zusammenfassung eines mehrdimensionalen variablen Raums ist“ und dass die Begriffe „männlich“ und „weiblich“ „ als kontextabhängige Kategorien mit flexiblen Assoziationen zu mehreren Variablen behandelt werden sollten “. [ 6 ] Solche Äußerungen in hochkarätigen Wissenschaftsjournalen sind höchst erstaunlich, da sie das etablierte biologische Konzept des Geschlechts ignorieren oder sogar ablehnen und somit grundlegende Prinzipien der Biologie leugnen.

https://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/bies.202200173?af=R

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DjangoS6  25.04.2023, 14:52
@DjangoS6

Der Versuch einflussreicher Wissenschaftszeitschriften, Sex neu zu definieren, erfolgt jedoch aus einem lobenswerten Grund: Sie möchten nämlich ein integrativeres Umfeld für Menschen mit unterschiedlichen Geschlechtern in der Wissenschaft und darüber hinaus fördern. Es besteht jedoch keine Notwendigkeit, das biologische Konzept des Geschlechts zu leugnen, um die Rechte von Menschen mit unterschiedlichen Geschlechtern zu unterstützen, da biologisches Geschlecht und Geschlecht zwei völlig unterschiedliche Themen sind. [ 7 , 8 ]Der Kern des Problems scheint zu sein, dass die Definitionen von Geschlecht und Geschlecht und ihre Beziehung nicht allgemein anerkannt werden, was die Verbreitung fehlerhafter Vorstellungen unter den Lesern von einflussreichen Zeitschriften fördert. Gerade in der Biomedizin ist vielen Menschen einfach nicht bewusst, wie Evolutionsbiologen Sex als biologisches Geschlecht definieren. Eine andere Gruppe von Akademikern ist sich voll und ganz bewusst, was biologisches Geschlecht ist, verwischt es jedoch aufgrund des politischen Willens, alle Menschen fair zu behandeln. Diese Haltung scheint durch einen naturalistischen Fehlschluss (den Fehler eines moralischen Urteils auf der Grundlage natürlicher Eigenschaften) oder ein Argument der Berufung auf die Natur (vorzuschlagen, dass etwas gut ist, weil es natürlich ist) motiviert zu sein, wodurch das „natürlich sein“ übersehen wird. ist für die Ethik irrelevant. Wenn diese Missverständnisse von Wissenschaftlern verbreitet werden, kann dies direkt dazu führen, dass Menschen die Wissenschaft im Allgemeinen ablehnen, was dem gesellschaftlichen Fortschritt am meisten schaden wird. Unser Hauptziel hier ist es, auf die Gefahren wissenschaftlicher Zeitschriften aufmerksam zu machen, die wissenschaftliche Fakten ignorieren, und das Konzept des biologischen Geschlechts zu klären.

BIOLOGISCHES GESCHLECHT ALS BINÄRE VARIABLE

Biologisches Geschlecht ist als binäre Variable in jeder sich sexuell fortpflanzenden Pflanzen- und Tierart definiert. Bis auf wenige Ausnahmen erzeugen alle sich sexuell fortpflanzenden Organismen genau zwei Arten von Gameten, die sich durch ihre unterschiedliche Größe unterscheiden: Weibchen produzieren definitionsgemäß große Gameten (Eier) und Männchen produzieren per Definition kleine und meist bewegliche Gameten (Spermien). . [ 9 - 12 ] Diese ausgeprägte Dichotomie in der Größe von weiblichen und männlichen Gameten wird als „Anisogamie“ bezeichnet und bezieht sich auf ein grundlegendes Prinzip in der Biologie (Abbildung 1 ).

https://onlinelibrary.wiley.com/cms/asset/d06de6d4-bb2f-4488-83e9-9ebfd916797e/bies202200173-fig-0001-m.png

Biologisches Geschlecht spiegelt zwei unterschiedliche evolutionäre Strategien zur Erzeugung von Nachkommen wider: Die weibliche Strategie besteht darin, wenige große Gameten zu produzieren, und die männliche Strategie besteht darin, viele kleine (und oft bewegliche) Gameten zu produzieren. Diese grundlegende Definition gilt für alle sich sexuell fortpflanzenden Organismen. Geschlechtsassoziierte Genotypen oder Phänotypen (einschließlich Geschlechtschromosomen, primäre und sekundäre Geschlechtsmerkmale und Sexualhormone), Geschlechtsrollen und Geschlechtsdifferenzierung sind Folgen des biologischen Geschlechts. Genotypische und phänotypische Merkmale sowie Geschlechtsrollen werden oft als operative Kriterien zur Definition des Geschlechts verwendet, aber da sich diese Merkmale zwischen sich sexuell fortpflanzenden Arten stark unterscheiden, funktionieren sie nur für ausgewählte Arten.

* Der Geschlechtsrolleneinlass zeigt Beispiele von Tieren mit unterschiedlichen Geschlechtsrollen. Bei Seepferdchen befruchten Weibchen Männchen, die dann in einem Brutbeutel die Jungen zur Welt bringen. Clownfische ändern ihr Geschlecht von männlich zu weiblich, wobei das Weibchen die Gruppe dominiert, und auch bei Kattas dominieren die Weibchen. Beim Rothirsch monopolisieren die Männchen mehrere Weibchen und nur die Weibchen kümmern sich um die Jungen, während bei den schwarzen Coucals die Weibchen mehrere Männchen monopolisieren und nur die Männchen sich um die Jungen kümmern

https://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/bies.202200173?af=R

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DjangoS6  25.04.2023, 14:52
@DjangoS6

Der Versuch einflussreicher Wissenschaftszeitschriften, Sex neu zu definieren, erfolgt jedoch aus einem lobenswerten Grund: Sie möchten nämlich ein integrativeres Umfeld für Menschen mit unterschiedlichen Geschlechtern in der Wissenschaft und darüber hinaus fördern. Es besteht jedoch keine Notwendigkeit, das biologische Konzept des Geschlechts zu leugnen, um die Rechte von Menschen mit unterschiedlichen Geschlechtern zu unterstützen, da biologisches Geschlecht und Geschlecht zwei völlig unterschiedliche Themen sind. [ 7 , 8 ]Der Kern des Problems scheint zu sein, dass die Definitionen von Geschlecht und Geschlecht und ihre Beziehung nicht allgemein anerkannt werden, was die Verbreitung fehlerhafter Vorstellungen unter den Lesern von einflussreichen Zeitschriften fördert. Gerade in der Biomedizin ist vielen Menschen einfach nicht bewusst, wie Evolutionsbiologen Sex als biologisches Geschlecht definieren. Eine andere Gruppe von Akademikern ist sich voll und ganz bewusst, was biologisches Geschlecht ist, verwischt es jedoch aufgrund des politischen Willens, alle Menschen fair zu behandeln. Diese Haltung scheint durch einen naturalistischen Fehlschluss (den Fehler eines moralischen Urteils auf der Grundlage natürlicher Eigenschaften) oder ein Argument der Berufung auf die Natur (vorzuschlagen, dass etwas gut ist, weil es natürlich ist) motiviert zu sein, wodurch das „natürlich sein“ übersehen wird. ist für die Ethik irrelevant. Wenn diese Missverständnisse von Wissenschaftlern verbreitet werden, kann dies direkt dazu führen, dass Menschen die Wissenschaft im Allgemeinen ablehnen, was dem gesellschaftlichen Fortschritt am meisten schaden wird. Unser Hauptziel hier ist es, auf die Gefahren wissenschaftlicher Zeitschriften aufmerksam zu machen, die wissenschaftliche Fakten ignorieren, und das Konzept des biologischen Geschlechts zu klären.

BIOLOGISCHES GESCHLECHT ALS BINÄRE VARIABLE

Biologisches Geschlecht ist als binäre Variable in jeder sich sexuell fortpflanzenden Pflanzen- und Tierart definiert. Bis auf wenige Ausnahmen erzeugen alle sich sexuell fortpflanzenden Organismen genau zwei Arten von Gameten, die sich durch ihre unterschiedliche Größe unterscheiden: Weibchen produzieren definitionsgemäß große Gameten (Eier) und Männchen produzieren per Definition kleine und meist bewegliche Gameten (Spermien). . [ 9 - 12 ] Diese ausgeprägte Dichotomie in der Größe von weiblichen und männlichen Gameten wird als „Anisogamie“ bezeichnet und bezieht sich auf ein grundlegendes Prinzip in der Biologie (Abbildung 1 ).

https://onlinelibrary.wiley.com/cms/asset/d06de6d4-bb2f-4488-83e9-9ebfd916797e/bies202200173-fig-0001-m.png

Biologisches Geschlecht spiegelt zwei unterschiedliche evolutionäre Strategien zur Erzeugung von Nachkommen wider: Die weibliche Strategie besteht darin, wenige große Gameten zu produzieren, und die männliche Strategie besteht darin, viele kleine (und oft bewegliche) Gameten zu produzieren. Diese grundlegende Definition gilt für alle sich sexuell fortpflanzenden Organismen. Geschlechtsassoziierte Genotypen oder Phänotypen (einschließlich Geschlechtschromosomen, primäre und sekundäre Geschlechtsmerkmale und Sexualhormone), Geschlechtsrollen und Geschlechtsdifferenzierung sind Folgen des biologischen Geschlechts. Genotypische und phänotypische Merkmale sowie Geschlechtsrollen werden oft als operative Kriterien zur Definition des Geschlechts verwendet, aber da sich diese Merkmale zwischen sich sexuell fortpflanzenden Arten stark unterscheiden, funktionieren sie nur für ausgewählte Arten.

* Der Geschlechtsrolleneinlass zeigt Beispiele von Tieren mit unterschiedlichen Geschlechtsrollen. Bei Seepferdchen befruchten Weibchen Männchen, die dann in einem Brutbeutel die Jungen zur Welt bringen. Clownfische ändern ihr Geschlecht von männlich zu weiblich, wobei das Weibchen die Gruppe dominiert, und auch bei Kattas dominieren die Weibchen. Beim Rothirsch monopolisieren die Männchen mehrere Weibchen und nur die Weibchen kümmern sich um die Jungen, während bei den schwarzen Coucals die Weibchen mehrere Männchen monopolisieren und nur die Männchen sich um die Jungen kümmern

https://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/bies.202200173?af=R

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DjangoS6  25.04.2023, 14:54
@DjangoS6

Die sexuelle Fortpflanzung hat ihren evolutionären Ursprung in der Verschmelzung gleichgroßer Gameten (Isogamie). Der heute beobachtete Größendimorphismus zwischen Eizellen und Spermien (Anisogamie) wurde nach heutigem Verständnis durch die Konkurrenz der Keimzellen um die Befruchtung getrieben. [ 9 , 13 - 17 ]Kurz gesagt, unter der Annahme gleicher Ressourcen können Organismen entweder in die Gametengröße oder die Gametenzahl investieren. Große Keimzellen – oder Eizellen – tragen Energieressourcen, wichtige Zellorganellen und genetisches Material zur Bildung der Zygote bei. Dagegen tragen die kleinen Keimzellen – oder Spermien (Pollen bei Pflanzen) – fast ausschließlich genetisches Material zur Zygotenbildung bei. Aus evolutionärer Sicht sind Männchen (das Geschlecht, das Spermien produziert) Quasi-Parasiten, die den Ressourceninput der Weibchen erfolgreich ausnutzen. Für jede Eizelle kann es vorteilhaft sein, mit einer anderen Eizelle zu fusionieren, was zusätzliche Energieressourcen beitragen und dadurch das Überleben der Zygote erhöhen würde. Aber die viel kleineren Spermien können in viel größerer Zahl produziert werden und sind viel beweglicher als größere Zellen. Es ist daher viel wahrscheinlicher, dass sie auf andere Gameten treffen, mit denen sie verschmelzen können. Dies bedeutet, dass „männliche“ Paarungstypen, die größere Gameten produzieren würden, im Wettbewerb mit den „männlichen“ Paarungstypen verlieren würden, die kleinere und mobilere Spermien produzieren. In der Folge entstanden zwei unterschiedliche Arten von Keimzellen – große Eizellen und kleine Spermien – und damit verbunden die beiden biologischen Geschlechter.

BIOLOGISCHER SEX IST EINE EVOLUTIONÄRE STRATEGIE, UM NACHKOMMEN ZU ERZEUGEN

Diese biologische Definition der beiden Geschlechter basiert jedoch nicht auf einer wesentlichen „Männlichkeit“ oder „Weiblichkeit“ von Individuen, sondern bezieht sich lediglich auf zwei unterschiedliche evolutionäre Strategien, die sexuell reproduzierende Organismen anwenden, um Nachkommen zu produzieren. Die sexuelle Fortpflanzung erfordert jedoch nicht die Existenz getrennter männlicher und weiblicher Individuen. Während bei den meisten Tieren weibliche und männliche Gameten von verschiedenen Individuen produziert werden, können sie auch von demselben Individuum produziert werden, entweder gleichzeitig oder zu unterschiedlichen Zeiten. Zum Beispiel sind viele Korallen, Würmer, Tintenfische, Schnecken und fast alle Blütenpflanzen simultane Hermaphroditen, die die Produktion männlicher und weiblicher Gameten kombinieren und gleichzeitig in demselben Individuum funktionieren. Viele Fischarten hingegen sind sequentielle Hermaphroditen, d.h. sie ändern ihr biologisches Geschlecht im Laufe ihres Lebens. Clownfische (Walt Disneys Nemo) zum Beispiel beginnen ihre Fortpflanzungskarriere als Männchen und nur das größte Individuum einer Gruppe wird zu einem Weibchen. Einige Putzerfische hingegen sind zunächst alle Weibchen und später verwandeln sich die größten Individuen in Männchen.[18]

https://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/bies.202200173?af=R

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DjangoS6  25.04.2023, 14:54
@DjangoS6

Wahrlich, wenn wir den gesamten Baum des Lebens betrachten, ist die Reproduktion verblüffend vielfältiger als die menschliche Strategie, die uns allen vertraut ist. [ 19 , 20 ]Bei Einzellern beispielsweise entstehen Nachkommen durch die Teilung eines Individuums, das dadurch seine Existenz „aufgibt“. Diese Form der asexuellen Fortpflanzung findet sich bei allen Prokaryoten, also Archaeen und Bakterien, aber auch bei einigen einzelligen Eukaryoten, wie einigen Amöben. Bei Vielzellern unterscheiden Biologen zwei Formen der asexuellen Fortpflanzung. Bei der sogenannten agametischen Fortpflanzung werden Nachkommen aus Körperzellen des Elternteils erzeugt; entweder durch Fragmentierung des gesamten Elternteils (wie bei Korallen und Schwämmen) oder durch Knospen des Elternkörpers (wie bei Quallen). Eine alternative Möglichkeit ist, dass die Vorfahren Eier produzieren, diese aber nicht befruchtet werden. Diese sogenannten parthenogenetischen Arten bestehen also nur aus Weibchen und kommen bei Rädertierchen und Bärtierchen, aber auch bei einigen Schlangen und Eidechsen vor.Apis mellifera capensis ), bei der sich Nachkommen aus unbefruchteten, aber diploiden Eiern entwickeln und sich somit genetisch von ihren Müttern unterscheiden. [ 21 ] Bei einigen Arten können sich sexuelle und parthenogenetische Fortpflanzung sogar abwechseln, da eine Runde sexueller Fortpflanzung auf mehrere Runden asexueller Fortpflanzung folgt (z. B. bei einigen Hefen oder Blattläusen). Dieser Wechsel zwischen sexueller und asexueller Fortpflanzung ist ziemlich häufig, während ausschließliche Parthenogenese selten ist und in weniger als 0,1 % aller Tierarten [ 22 ] und nur in etwa 1 % aller Angiospermenpflanzen vorkommt. [ 23 ]

https://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/bies.202200173?af=R

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DjangoS6  25.04.2023, 14:56
@DjangoS6

GESCHLECHT UND GESCHLECHT BEI MENSCHEN

Menschen sind nicht einzigartig in Bezug auf die Mechanismen der sexuellen Fortpflanzung, aber darin unterscheiden wir zwischen biologischem Geschlecht und Geschlecht. Diese Unterscheidung geht auf die 1950er Jahre zurück, als der Begriff Geschlecht von John Money und Kollegen eingeführt wurde, [ 24 ] die beim Studium des menschlichen Hermaphroditismus „sexuelle Inkongruenzen“ zwischen dem zugewiesenen Geschlecht und dem Geschlecht der Aufzucht, der äußeren Genitalmorphologie und der inneren akzessorischen Fortpflanzung bemerkten Strukturen, hormonelles Geschlecht und sekundäre Geschlechtsmerkmale, Keimdrüsengeschlecht und chromosomales Geschlecht. Sie führten den Begriff „Geschlechtsrolle“ als zusätzliches Kriterium ein, um ihre Patienten besser einschätzen zu können, die verschiedene Kombinationen dieser anderen Variablen aufweisen. In diesem klassischen Text wurde die Geschlechterrolle definiert als „all die Dinge, die eine Person sagt oder tut, um sich als Junge oder Mann, Mädchen oder Frau zu offenbaren. Sie umfasst, ist aber nicht beschränkt auf Sexualität im Sinne von Erotik. Die Geschlechterrolle wird in Bezug auf Folgendes bewertet: allgemeine Verhaltensweisen, Verhalten und Auftreten; Spielpräferenzen und Freizeitinteressen; spontane Gesprächsthemen in unaufgeforderter Konversation und kausalem Kommentar; Inhalt von Träumen, Tagträumen und Fantasien; Antworten auf indirekte Anfragen und projektive Tests; Beweise für erotische Praktiken und schließlich die eigenen Antworten der Person auf direkte Anfragen.“ (S. 302). Es bezieht sich daher darauf, wie Menschen sich selbst wahrnehmen, mit oder ohne Diskrepanz zwischen dieser Einschätzung und ihrem biologischen Geschlecht. Da wir nicht wissen können, ob Tiere eine Vorstellung von Geschlecht haben, und keine Möglichkeit haben, sie darüber zu befragen, [ 7 ] ist das Geschlecht einzigartig menschlich und der Begriff sollte daher nicht verwendet werden, um sich auf nichtmenschliche Tiere zu beziehen.

Damit wir nicht falsch verstanden werden, unterstützen wir voll und ganz das Bestreben, ein integrativeres Umfeld für Frauen und Menschen mit unterschiedlichen Geschlechtern zu schaffen. Geschlechtergerechtigkeit ist eine humanistische Selbstverständlichkeit und wird auch der Wissenschaft zugutekommen, die viel zu lange von einer männlichen Perspektive dominiert wurde. Es scheint jedoch, dass die Ablehnung oder Missachtung der biologischen Definition von Geschlecht durch einige Philosophen, Biomediziner und einflussreiche Wissenschaftsjournale auf einer kurzsichtigen Perspektive beruht, die nur Menschen (oder Säugetiere) berücksichtigt und alle anderen Arten vernachlässigt. Diese anthropozentrische Haltung ist problematisch, da sie zu einer Art Spezies-Chauvinismus führt, der nichtmenschlichen Spezies menschliche Identitätskonzepte aufzwingt. Die Menschen können zustimmen, dass Transfrauen Frauen sind, aber wir können diese soziokulturelle Definition des Menschen, was weiblich und was männlich ist, nicht einfach auf Millionen anderer Spezies übertragen. In der Biologie müssen wir von unserer menschlichen Sichtweise zurücktreten und die ganze Vielfalt des Lebens wertschätzen. Dies stellt oft viele unserer verinnerlichten kulturellen Konzepte in Frage, von denen uns einige vielleicht nicht einmal bewusst sind. Wie oben erwähnt, ist eine dieser irreführenden anthropozentrischen Vorstellungen die Vorstellung, dass die beiden biologischen Geschlechter immer als getrennte Individuen auftreten oder dass das biologische Geschlecht eines Individuums konstant ist. Darüber hinaus scheint das Leben noch vielfältiger zu sein, wenn wir beispielsweise Nesseltiere, Plattwürmer, Bryozoen oder viele Pflanzen betrachten, die sich – neben der sexuellen Fortpflanzung – auch ungeschlechtlich durch Knospen, Teilung und Fragmentierung vermehren.[25]

https://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/bies.202200173?af=R

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DjangoS6  25.04.2023, 14:56
@DjangoS6

DIE VERSCHIEDENEN MISSVERSTÄNDNISSE DES BIOLOGISCHEN SEX

Ein weit verbreiteter Irrglaube unter Philosophen, Biomedizinern und Gendertheoretikern – und inzwischen auch unter einigen Autoren und Herausgebern einflussreicher Wissenschaftszeitschriften – ist, dass die Definition des biologischen Geschlechts auf Chromosomen, Genen, Hormonen, Vulva oder Penis etc. zB Lit. [ 1 , 3 , 6 , 26 - 28 ] ) oder dass biologisches Geschlecht ein soziales Konstrukt ist. [ 2 ] Diese Vorstellungen spiegeln sehr stark unsere eigene anthropozentrische Sichtweise wider. Tatsächlich wird Weiblichkeit oder Männlichkeit nicht durch eines dieser Merkmale definiert, die mit dem biologischen oder gametischen Geschlecht in Verbindung gebracht werden können, aber nicht müssen.

Ein Grund für dieses Missverständnis des biologischen Geschlechts liegt in der biomedizinischen Praxis, in der Geschlechtschromosomen oder geschlechtsassoziierte Phänotypen von Säugetieren weit verbreitet sind, um Geschlecht zu definieren (siehe z. B. Lit. [ 29 ] ; Abbildung 1 ) . Es ist diese Definition, die von Kritikern der Tatsache ins Visier genommen wird, dass es nur zwei getrennte Geschlechter gibt (überprüft in Lit. [ 30 ]). Geschlechtschromosomen oder geschlechtsassoziierte Phänotypen sind jedoch nicht geeignet, das biologische Geschlecht zu definieren, da es viele Arten gibt, die überhaupt keine Geschlechtschromosomen haben. Während bei Säugetieren, Vögeln oder Schmetterlingen Geschlechtschromosomen die Geschlechtsdifferenzierung auslösen, lösen bei vielen anderen Organismen Umweltfaktoren wie Temperatur oder soziale Regulatoren die Geschlechtsbestimmung oder Geschlechtsänderung aus (Übersicht in Lit. [ 31 , 32 ] ) . Daher können Geschlechtschromosomen oder andere geschlechtsbestimmende Systeme das Geschlecht nicht allgemein definieren. Stattdessen, wie der Philosoph Paul Griffiths betonte, „ sind sie operative Kriterien für die Geschlechtsbestimmung, die durch die gametische Definition des Geschlechts untermauert werden und nur für eine Art oder Gruppe von Arten gültig sind “. [ 33] Geschlechtschromosomen, Temperaturgradienten oder soziale Hinweise von Gruppenmitgliedern können alle Wege sein, um Sex zu machen, aber sie definieren ihn nicht.

https://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/bies.202200173?af=R

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DjangoS6  25.04.2023, 14:57
@DjangoS6

Wie oben erläutert, produziert im Grunde jede sich sexuell fortpflanzende Art zwei unterschiedliche Arten von Gameten, die entweder groß (Eier bei Tieren, Samenanlagen bei Pflanzen) oder klein (Spermien bei Tieren, Pollen bei Pflanzen) sind. Weder gibt es „ speggs “ oder „ pollules “ (Gameten mittlerer Größe) oder fünf verschiedene biologische Geschlechter, wie von Fausto-Sterling postuliert, [ 34 ] noch sind männliches und weibliches Geschlecht „ kontextabhängige Kategorien mit flexiblen Assoziationen zu mehreren Variablen “ . . [ 6 ] Alles, was es gibt, sind zwei Fortpflanzungsstrategien, die auf zwei unterschiedlichen Kategorien von Gameten basieren, die verschmelzen, um Nachkommen zu erzeugen. [ 9 , 17 ,35 ]Wie Joan Roughgarden, eine Biologin, die sich als Transgender-Person identifiziert, es ausdrückte: „[…]‚männlich' bedeutet, kleine Gameten zu machen, und ‚weiblich' bedeutet, große Gameten zu machen. Zeitraum! “. [ 36 ]Darüber hinaus ist es wichtig, darauf hinzuweisen, dass die grundlegende Definition der biologischen Geschlechter (basierend auf der Gametengröße) von jeder funktionalen Verwendung des Begriffs, beispielsweise der auf Chromosomen oder Genen usw. basierenden, unterschieden werden muss, da grundlegende und operationale Definitionen sind nicht äquivalent.

Die Gametengröße definiert biologische Geschlechter über alle Arten hinweg, während operative Kriterien (1) die Geschlechter nur anhand von Merkmalen identifizieren können, die bei der Vorhersage des biologischen Geschlechts mehr oder weniger zuverlässig sind, und (2) sie sind nicht universell anwendbar, sondern nur in einem oder einem gültig wenige Arten. Beispielsweise werden homozygote Geschlechtschromosomen (XX) als operatives Kriterium für „Weiblichkeit“ bei Säugetieren verwendet, da ein Säugetier mit einer solchen chromosomalen Anordnung höchstwahrscheinlich Eizellen produzieren wird. Bei Vögeln können homozygote Geschlechtschromosomen nicht als operatives Kriterium für „Weiblichkeit“ verwendet werden, da Vögel mit homozygoten Geschlechtschromosomen (ZZ) sich normalerweise zu Männchen entwickeln und Spermien produzieren. Daher bildet die Größe der Gameten die Grundlage für die Definition von „Weiblichkeit“ oder „Männlichkeit“ bei Säugetieren und Vögeln (und jedem anderen anisogamen Organismus). Homozygote Geschlechtschromosomen sind in der Tat verlässliche operative Kriterien zur Vorhersage eines biologischen Geschlechts bei Säugetieren und Vögeln, aber sie sagen unterschiedliche Geschlechter in diesen beiden Taxa voraus. Daher kann Homozygotie als solche nicht verwendet werden, um „Weiblichkeit“ oder „Männlichkeit“ zu definieren, sondern nur in Bezug auf die Gametengröße. Wie bei der Zygosität entspricht kein operatives Kriterium der Geschlechter der grundlegenden Definition, und somit bleibt das biologische Geschlecht die Grundlage für alle Geschlechtsunterschiede und jedes operative Kriterium, das zu ihrer Beschreibung verwendet wird.

https://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/bies.202200173?af=R

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DjangoS6  25.04.2023, 14:57
@DjangoS6

Eine weitere Hauptursache für Missverständnisse über das biologische Geschlechtskonzept ist die Verwechslung von „Geschlecht“ mit „Geschlechtsdifferenzierung“ oder die Entwicklungsprozesse, die zur Ausprägung des biologischen Geschlechts führen (Abbildung 1 ) . Die Entwicklung eines Individuums ist durch komplexe Wechselwirkungen zwischen Genen, Umwelt und Rückkopplungsmechanismen innerhalb des sich entwickelnden Organismus gekennzeichnet (sehr treffend zusammengefasst in Lit. [ 37 ] ). Bei diesen Prozessen kann vieles passieren, was den Organismus vom gewohnten Weg abbringt (und damit Vielfalt schafft, auf die die Evolution einwirken kann), aber die biologische Definition von Geschlecht wird dadurch nicht in Frage gestellt. Ein prominentes Beispiel für dieses Missverständnis ist ein Nachrichtenartikel, der in Nature veröffentlicht wurde [ 3] , das chromosomale und genregulatorische Prozesse zusammenfasst, die zu einer mehrdeutigen Geschlechtsdifferenzierung bei Menschen und anderen Säugetieren führen. [ 3 ] Im Untertitel dieses Artikels heißt es: „ Die Vorstellung von zwei Geschlechtern ist simpel. Biologen glauben jetzt, dass es ein breiteres Spektrum gibt“, wodurch „Geschlecht“ mit „geschlechtlicher Differenzierung“ oder „sexueller Entwicklung“ verwechselt wird. Darüber hinaus vertritt der Artikel eine anthropozentrische oder zumindest eine säugetierzentrische Sichtweise. Es besteht kein Zweifel, dass die biomedizinische Forschung gezeigt hat, dass die Geschlechtsdifferenzierung bei Säugetieren kompliziert und vielfältig ist. Diese Komplexität kann beispielsweise zu sexuellen Phänotypen mit sich überschneidenden Merkmalen zwischen den Geschlechtern (z. B. Sexualhormonspiegel) führen, was es schwierig macht, diese Merkmale als eindeutige operative Kriterien zur zuverlässigen Vorhersage des biologischen Geschlechts zu verwenden. Dies bedeutet jedoch nicht, dass Evolutionsbiologen glauben, dass es ein breiteres Spektrum biologischer Geschlechter gibt. Im Gegenteil, es besteht unter Biologen Konsens darüber, dass die Mehrheit der sich sexuell fortpflanzenden vielzelligen Organismen genau zwei evolutionäre Strategien zur Erzeugung von Nachkommen hat,9, 11, 12, 15, 17]).

Ein weiterer Grund für das weit verbreitete Missverständnis über das biologische Geschlecht ist die Vorstellung, dass es sich um eine Erkrankung handelt, während es sich in Wirklichkeit um eine Phase der Lebensgeschichte handeln könnte. [ 33 ] Beispielsweise ist ein Säugetierembryo mit heterozygoten Geschlechtschromosomen (XY-Aufbau) nicht reproduktionsfähig, da er keine Keimzellen irgendeiner Größe produziert. Es hat also streng genommen noch kein biologisches Geschlecht. Mit ziemlich hoher Wahrscheinlichkeit können wir jedoch vorhersagen, dass sich dieser Embryo auf einem Entwicklungsweg befindet, der dazu führen wird, ein reproduktionsfähiger (spermienproduzierender) Mann zu werden. Daher kann es als operative „Definition“ gerechtfertigt sein, es einen „männlichen Embryo“ zu nennen. Um noch einmal Paul Griffiths zu zitieren, das biologische Geschlechtskonzept „wurde nicht entwickelt, um jedem einzelnen Organismus in jedem Stadium seines Lebens ein biologisches Geschlecht zuzuordnen“ . [ 33 ] Tatsächlich gelingt es ihr oft nicht. Dies spiegelt die biologische Realität wider, denn biologisches Geschlecht ist eher ein Prozess als ein Zustand.

https://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/bies.202200173?af=R

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DjangoS6  25.04.2023, 14:58
@DjangoS6

Ein weiteres Missverständnis ist die Verwechslung von biologischem Geschlecht mit Geschlechtsrollen. Biologisches Geschlecht ist binär, aber Geschlechtsrollen können innerhalb und zwischen Arten flexibel sein (Abbildung 1 ). Bei Zweifleckgrundeln ( Gobiusculus flavescens ) beispielsweise wechseln die Geschlechterrollen von Weibchen und Männchen innerhalb einer Brutsaison. Am Anfang konkurrieren die Männchen erbittert miteinander und umwerben die Weibchen. Männchen-Männchen-Konkurrenz, väterliche Fürsorge und Raub führen zu einer höheren Sterblichkeit bei Männchen als bei Weibchen, wodurch sich das Geschlechterverhältnis bei Erwachsenen im Laufe der Brutzeit hin zu Weibchen verschiebt. Im Gegenzug beginnen die Weibchen nun, um Paarungsmöglichkeiten zu konkurrieren, und sie werben um die Männchen. [ 38 ]Dieses Beispiel zeigt, dass „Konkurrenz“ und „Balz“ per Definition keine „männlichen“ Geschlechtsrollen sind. Ebenso ist die elterliche Fürsorge per Definition keine weibliche Eigenschaft. Während die elterliche Fürsorge bei Säugetieren ein typisch weibliches Merkmal ist, ist sie bei Fischen typisch für Männchen. [ 39 ] Obwohl Vergleichsstudien darauf hindeuten, dass die sexuelle Selektion bei Männern im Durchschnitt stärker ist als bei Frauen, [ 40 - 43 ] sind weibliche Konkurrenz, Dominanz und Balz weitaus häufiger als bisher angenommen. [ 41 , 44 - 46 ]Die Geschlechtsrollen vieler Tiere reagieren viel flexibler auf Umwelt- und Sozialbedingungen, als die klassische darwinistische Theorie zugesteht. Wenn also irgendetwas „ als kontextabhängige Kategorien mit flexiblen Assoziationen zu mehreren Variablen behandelt werden sollte “, [ 6 ] , dann sind es Geschlechterrollen, aber nicht das biologische Geschlecht.

SCHLUSSFOLGERUNG: BIOLOGISCHES GESCHLECHT ZU ABLEHNEN, UNTERBRUCHT DEN WISSENSCHAFTLICHEN FORTSCHRITT UND DAS VERTRAUEN IN DIE WISSENSCHAFT

Es ist klar, dass die biologische Definition der Geschlechter nicht die Grundlage für die Definition des sozialen Geschlechts von Menschen sein kann, wie der Philosoph Paul Griffiths eindringlich herausstellte. [ 8 ] Ebenso lässt sich das soziokulturelle und damit anthropozentrische Geschlechtskonstrukt nicht auf nichtmenschliche Organismen übertragen. [ 7 ]Es gibt eine rote Linie, die den Menschen mit seiner einzigartigen Kombination aus biologischem Geschlecht und Geschlecht von nichtmenschlichen Tieren und Pflanzen trennt, die nur zwei unterschiedliche Geschlechter haben – die beide entweder in demselben oder in verschiedenen Individuen exprimiert werden. So sehr das Konzept des biologischen Geschlechts zentral bleibt, um die Vielfalt des Lebens zu erkennen, ist es auch entscheidend für diejenigen, die an einem tiefgreifenden Verständnis der Natur des Geschlechts beim Menschen interessiert sind. Das Leugnen des biologischen Geschlechts, aus welchen edlen Gründen auch immer, untergräbt den wissenschaftlichen Fortschritt. Darüber hinaus, und wahrscheinlich noch schlimmer, können einflussreiche Wissenschaftszeitschriften durch die Ablehnung einfacher biologischer Tatsachen die Schleusen für „alternative Wahrheiten“ öffnen.

DANKSAGUNGEN

Wir danken Clemens Küpper für Diskussionen und drei anonymen Gutachtern für ihre konstruktiven Kommentare zum Manuskript. Die Autoren erklären, dass kein Interessenkonflikt besteht.

https://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/bies.202200173?af=R

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was ganz anderes: ...

Es ist nichts weiter als eine Fehlbildung, da es aber wahrscheinlich viele kritisieren würden wenn es so formuliert werden würde, wird es intersexuell genannt obwohl es nur eine Fehlbildung ist

GoodRuby 
Fragesteller
 25.04.2023, 14:59

dass man Menschen nicht als "Fehlbildung" bezeichnen will, könnte die Folge unserer unschönen Nazigeschichte mit der Kategorisierung in "wertvolles" und "unwertes Leben" sein mit der Konsequenz der Euthanasie oder industriellen Ermordung der von der Norm abweichenden Menschen

ich persönlich habe überhaupt kein Problem mit dem Begriff "intersexuell" = zwischengeschlechtlich

ich habe nur ein Problem mit dem Ausdruck "3. Geschlecht" neben Mann und Frau

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was ganz anderes: ...
Wieso bezeichnen einige Menschen Intersexuelle als eigenes biologisches Geschlecht ("3.Geschlecht"), obwohl das aus wissenschaftlicher Sicht unsinnig ist?

Weil das ebenso wie der "Siebente Sinn" oder das "Bauchgefühl" nicht als naturwissenschaftlicher sondern allenfalls als sozialwissenschaftlicher Terminus verwendet wird. Und in diesem Kontext ist das wie der "Siebente Sinn" oder das "Bauchgefühl" völlig korrekt.

Alex

GoodRuby 
Fragesteller
 25.04.2023, 14:32

ne, es ist einfach falsch und irreführend

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EinAlexander  25.04.2023, 14:37
@GoodRuby
ne, es ist einfach falsch und irreführend

Nicht alles was du nicht verstehst, ist falsch und irreführend.

2
GoodRuby 
Fragesteller
 25.04.2023, 14:43
@EinAlexander

ich glaube du hast meinen Text in der Frage nicht gelesen, oder nicht verstanden...

2
EinAlexander  25.04.2023, 14:50
@GoodRuby
ich glaube du hast meinen Text in der Frage nicht gelesen,

Doch. Du gehst von der falschen Prämisse aus, dass die Formulierung "Drittes Geschlecht" naturwissenschaftlich zu verstehen ist. Dann ergehst du dich - überflüssiger Weise - ewig lang in einer Begründung, warum das naturwissenschaftlich Unsinn ist.

Ist so wie wenn jemand vom "sechsten Sinn" oder vom "siebten Sinn" schreibt und ich stundenlang darüber referiere, dass es wissenschaftlich nur die fünf Sinne sehen, riechen, schmecken, tasten und hören gibt.

1
EinAlexander  25.04.2023, 14:51
@Wanderbembel
Aber falsch ist, was keiner versteht.

Nein. Einsteins Gravitationstheorie hat zum Zeitpunkt der Veröffentlichung auch niemand verstanden - deswegen ist sie aber doch nicht falsch.

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GoodRuby 
Fragesteller
 25.04.2023, 14:51
@EinAlexander

in der Frage steht "biologisches Geschlecht" und darum geht es!

es geht hier NICHT um GENDER, das soziale Geschlecht...

diese Vermischung der Fachtermini macht mich echt fuchsig...

1
EinAlexander  25.04.2023, 14:55
@GoodRuby
In der Frage steht "biologisches Geschlecht" und darum geht es!

In der Frage steht Wieso bezeichnen einige Menschen Intersexuelle als eigenes biologisches Geschlecht ("3.Geschlecht").

Und genau das machen "Die Intersexuellen" nicht. Ja, bei Laien und an Stammtischen kommt es sicher zur Verwechslung der sozialwissenschaftlichen Definitionen des Wortes "Geschlecht".

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Wanderbembel  25.04.2023, 14:55
@EinAlexander

Jetzt sag doch nicht, DU vesteht sie. Was nicht bewiesen oder nicht Widerlegt ist, bleibt keine Tatsache, sondern eine Theorie. Man muss nicht alles verstehen. Aber eine gewisse Logik und Nachvollziehbarkeit ist im Leben von Vorteil.

1
was ganz anderes: ...

Klar, ich verstehe vollkommen, was du meinst.
Gemäß dieser Definition gibt es 2 Geschlechter.

Du hast aber gefragt, warum Menschen dennoch von einem "3.Geschlecht" sprechen. Das liegt einfach an dem freien Gebrauch eines Wortes in der Sprache (so ähnlich wie beim "7.Sinn" - den es ja strenggenommen auch nicht gibt, zumindest ist dies kein Sinn wie das Sehen).

"Die Bedeutung eines Wortes ist sein Gebrauch in der Sprache."
(Wittgenstein)

Und manche meinen die Niederlande und sagen "Holland" (falsch, aber eben sehr gebräuchlich). Und manche meinen das United Kingdom und sagen "England". Und ganz oft wird "Amerika" gesagt, wenn nur die USA gemeint sind.

Klar, das mag man blöd finden, aber es ist nun mal so, dass manche Menschen abweichende Definitionen nutzen oder eine abweichende Wortwahl. Zudem ist es auch so, dass man früher anstelle Kasus (Grammatik) "Geschlecht" benutzt hatte, somit waren die grammatischen Kategorien Maskulinium, Femininum und Neutrum 3 "Geschlechter". Natürlich ist dies nicht dasselbe wie bei Lebewesen, das ist schon klar.

Wieso ist "Antisemitismus" so definiert, dass nur Juden/Hebräer in der Definition eingeschlossen werden? Immerhin sind "Semiten" anders definiert, dies sind alle Menschen, die semitische Sprachen nutzen (also auch Aramäer, Araber und andere...). So richtig konsequent ist das auch nicht. Hat sich halt eingebürgert.

Ich persönlich bin da gelassen, wenn jemand vom "3.Geschlecht" redet, weiß ich, dass er jemanden meint, der/die weder eindeutig Frau noch eindeutig Mann ist. Das genügt mir dann auch. Dass es gemäß der von dir genannten Definition kein 3.Geschlecht gibt, ist mir bekannt, aber ich lasse es eben drauf beruhen (ebenso wie bei Holland oder England oder Amerika, die gerne mal "falsch benutzt" werden).

Ich sehe das eher so wie Alexander. Man kann sich ja seinen Anteil dabei denken und seine eigene Wortwahl benutzen.

Ich habe mich auch lange drüber aufgeregt, wenn Menschen den Akkusativ nicht richtig anwenden können: "Ich habe ein Hund. Ich kenne sein Freund. Sie hat kein Hunger." usw. Aber ich habe eingesehen: das kann man nicht so einfach ausrotten.

Menschen machen halt diese Fehler. Hie und da weise ich jemanden drauf hin, aber es ist völlig unmöglich, tausende von Menschen zu erreichen, die das heutzutage falsch machen.

GoodRuby 
Fragesteller
 25.04.2023, 18:35
Ich habe mich auch lange drüber aufgeregt, wenn Menschen den Akkusativ nicht richtig anwenden können: "Ich habe ein Hund. Ich kenne sein Freund. Sie hat kein Hunger." usw. Aber ich habe eingesehen: das kann man nicht so einfach ausrotten.

da kriege ich auch die Krise... (NICHT "Kriese", wie man hier auch oft zu lesen bekommt)

Klar, ich verstehe vollkommen, was du meinst.
Gemäß dieser Definition gibt es 2 Geschlechter.

das Problem ist tatsächlich, dass es Menschen (gewisse User hier, die ich nicht namentlich nennen darf) gibt, die tatsächlich die genannte biologische Definition von Geschlecht anzweifeln und als falsch deklarieren, womöglich weil sie selber inter- oder transsexuell sind und aus der Negierung der biologischen Definition einen persönlichen psychologischen oder gesellschaftlichen Vorteil ziehen (Selbstaufwertung)

diese Personen spielen sich auch gerne als Experten auf, die die Gesellschaft nach ihren Wünschen erziehen und umgestalten wollen

da ist bei mir Schluss

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Davewithoutcat  19.12.2023, 19:27
@GoodRuby

Dass diese Personen [] sich auch gerne als Experten auf[spielen] ist verallgemeinernd und unwissenschaftlich

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