Wie wird man toleranter gegenüber schlechter Rechtschreibung?

106 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet

Ich stimme deinem Post uneingeschränkt zu - auch mir ist dieser Gedanke, besonders hier im Internet, oft gekommen. Alles scheint wichtiger zu sein, als eine korrekte Ausdrucksform und Rechtschreibung.

Es wäre nun zu einfach, nicht nach den Ursachen zu suchen - die liegen mit Sicherheit bei den Eltern und Pädagogen. Jeder muss dafür sorgen, dass seine Kinder eine vernünftige Bildung erhalten. Auch oder gerade sehr ungebildeten Menschen liegt meist viel daran, dass ihre Kinder es einmal besser können ... also liegt hier irgendwo der Schlüssel zur Antwort: wieso kümmern sich einige Menschen nicht darum?

M. e. liegt heute der Konsum an erster Stelle - für viele ist ein I-Phone o. ä. das höchste Ziel - wer das hat, der hat es geschafft - welch tragischer Irrtum.

Zu deiner eigentlichen Frage: das Ignorieren der mangelnden Rechtschreibung ist eine Frage der Abgrenzung vom Tun anderer ... und das geht mit etwas Übung .

... also blohs nicht ferzweiveln ;)))


Spassbremse1  22.08.2014, 08:01

Vielen Dank für das Sternchen! Ich war wirklich überrascht ...

... übrigens eine der besten Fragen seit langem hier bei GF! DH

ExtraFisch  26.08.2014, 16:47

Moin ,

Hab mir mal schnell deinen Beitrag dazu durchgelesen und ich muss ehrlich sagen , die Ursache mit den Eltern usw. liegt nicht unbedingt dort. Ich selber habe zum Beispiel nie wirklich gelernt bekommen , wie ich mich als Gast zu Verhalten habe und Hausaufgaben etc. haben meine Eltern früher nie kontrolliert. Theoretisch sollte ich ein Verhalten wie sonst was haben und auch meine Rechtschreibung sollte nicht die Beste sein , ist sie auch nicht , aber ich lege sehr viel Wert darauf und mein Verhalten als Gast ist wirklich mehr als Vorbildlich !

Auch der Konsum wie Computer und Handy ist bei mir eine solche Sache. Ich selber bin jetzt zwar noch Schüler , aber egal. Ich bin täglich ungefähr 6-8 Std. (trotz Schule) am Pc , habe ein 2er Schnitt 10 Klasse. Natürlich mache ich auch noch anderes als am Pc zu sitzen , jedoch mache ich nichts für die Schule und bin trotzdem sehr gut.

In meiner Sicht sind es einfach die Menschen , wie sie geboren sind , entweder können Sie es oder nicht. Ist zwar jetzt einfach so gesagt , aber das ist meine Sicht und ich selber kann über die Rechtschreibfehler anderer auch nicht hinweg sehen. Ich muss diese Leute einfach verbessern und leider ferzweivel ich auch bei manchen...

user11555  27.08.2014, 05:19
@ExtraFisch

Ich habe verstanden, dass Ihr "Verzweifeln" mit Absicht falsch schreibt. Wieso macht ihr das? Ist das ein Gag oder sowas ? :D

Hmh, wie man mit diesem Thema abschließen soll, wenn es doch in schöner Regelmäßigkeit wieder von irgendeinem, in diesem Fall dir, hochgekocht wird, das würde ich auch gerne wissen. Leider will mir das auch nicht gelingen, wenn dir dazu etwas einfallen sollte, ich wäre interessiert.

Allerdings sehe ich die Sache etwas anders als du was evtl. meinem fortgeschrittenem Alter geschuldet sein könnte. In meinem Bekanntenkreis sind leider so einige Seniorinnen denen eine vernünftige Schulbildung verwehrt blieb. Sie haben ihre Schulzeit in einer Dorfschule abgesessen, alle Altersklassen in einem einzigen Raum, gleichzeitig ''unterrichtet'', was dann i.d.R. so aussah das die älteren die jüngeren beaufsichtigt haben. Die einzige ''Regel'' die man ihnen mit auf dem Weg gegeben hat, lautete ''schreib es hin, wenn es gut ausschaut wird es schon richtig sein''. Danach wurden sie ins Berufsleben geworfen, je geringer der Bildungsstand, desto härter die Plackerei und sahen sich leider wieder nicht in der Lage an ihrer Bildung zu arbeiten, irgendwie waren schnell Ehemann und Kinder wichtiger. Nun stehen sie alleine da, sind geistig nicht mehr flexibel genug um noch eine fehlerfreie Rechtschreibung zu erlernen, die Augen sind auch nicht mehr so gut und wagen es nicht die Möglichkeiten des Internets zu nutzen aus Angst sich mit ihrer Rechtschreibung zu blamieren. Die hochgelobte Rechtschreibkorrektur hilft in solchen Fällen leider auch nicht, da sie wahllos auch richtig geschriebenes unterstreicht. Sie hilft nur bei Flüchtigkeitsfehlern um sie zu nutzen muss man schon wissen wie man es richtig schreibt.

Im Internet können wir nie so genau wissen wer am anderen Ende der Leitung sitzt, dennoch hindert das kaum jemand ein flottes Urteil zu fällen. Darüber rege ich mich bereits derart auf, dass ich gar keine Kapazitäten mehr frei habe um mich über ''vorsätzliche'' Rechtschreibfehler noch aufregen zu können. Es ist etwas traurig, da hast du durchaus Recht, zumal man darüber auch sehr schnell verlernt wie es richtig wäre und wenn man es dann doch mal braucht ist der einstmals so ''coole'' schnell nur noch der Dumme. Aber das ist ja dann dessen Problem und geht mich eigentlich gar nichts an zumal es selbstverschuldet ist.

Was die schlechte Lesbarkeit angeht, das kann ich so nicht nachvollziehen. Zufällig sind diese beliebten Tests was das menschliche Gehirn alles in Eigenregie kompensieren kann und wie stark die Buchstaben in einem Text durcheinander gewürfelt werden dürfen damit ein - nicht vorbelasteter (!) - Leser ihn noch flüssig lesen kann, ein kleines Hobby von mir. Klar, wenn man sich selbst für diese Fehler sensibilisiert, dann springen sie einen auch ins Auge aber eben nur dann. Ich wäre jetzt denkbar ungeeignet um einen Text was die sprachliche Seite betrifft Korrektur zu lesen, ich kann auch nichts aus dem Gedächtnis wortgetreu wiedergeben, da bei mir lediglich die Aussage überhaupt ankommt. Ich denke das ist eher eine Frage der persönlichen Wahrnehmung. Nehme ich in erster Linie die sprachliche Verpackung wahr oder den Inhalt, beides kann spannend sein.

Vielleicht könnte es speziell dir aber bereits weiterhelfen wenn du nicht mehr den ganzen Tag auf ein Handy schaust und nonstop mit wem auch immer schreibst. Ich möchte dir ja nicht zu nahe treten, doch wie bitteschön soll man unter diesen Umständen noch in sich ruhen und Toleranz üben können?

Einfach alles etwas entspannter sehen. Klar ist es nicht immer nachvollziehbar, weswegen man nun jedes zweite Wort falsch schreibt. Aber vielleicht haben diese Leute nicht das Privileg gehabt, eine so gute schulische Bildung zu genießen und möchten sich trotzdem mitteilen. Ist doch okay. Wenn es sie selbst stört, werden die es sicherlich irgendwann ändern. Ist aber nicht deine Aufgabe, anderen eine bessere Bildung "vorzutragen" - such dir Hobbys.. ;)

Ein dazu passender Spruch lautet sinngemäß:

"Herr, gib mir die Gelassenheit, das hinzunehmen, was eh nicht zu ändern ist."

Eine weitere Möglichkeit hast Du selber bereits aufgezeigt: es mit Humor nehmen und nicht ferzweiveln ;-)

In dem Du Dir bewusst machst, dass die Fähigkeit des rechten Schreibens nichts anderes ist, wie beispielsweise die Fähigkeit gut singen, zu malen, zu musizieren, zu rechnen oder auf Bäume zu klettern. Machst Du es jenen zum Vorwurf, wenn sie es nicht können? Menschen können Dinge unterschiedlich gut. Warum sollte das ausgerechnet beim Schreiben anders sein?

Das Verrückte ist, zu erwarten, dass es alle können müssten. Warum sollte das so sein? Weil es in der Schule gelehrt wird? Weil es zu den Grundkenntnissen gezählt wird?

In der Schule wird weit mehr als das Schreiben gelehrt. Außerhalb von Schulen erwartet aber niemand, dass all das, was gelehrte wurde von allen gleich gut beherrscht wird. Wir spezialisieren uns.

Grundkenntnisse sind für jeden etwas anderes und um sich verständlich machen zu können, muss man schreiben können. Das heißt doch aber nicht, dass man die Regeln, die sich jemand für das Schreiben von Sätzen ausgedacht hat, alle kennen muss. Zumal nicht sicher gestellt ist, dass Du verstanden worden bist. Selbst dann nicht, wenn alles richtig geschrieben ist.

Ich war lange Jahre auch Deiner Auffassung, obwohl mein Schreiben weit davon entfernt ist, fehlerfrei zu sein. Beispielsweise ignoriere ich zu so ziemlich jede Kommaregel. Ich sehe nur zu, dass jeder Satz ein oder zwei von diesen kleinen Dingern abbekommt. Und in einem Satz mache ich einen Fehler, den ich im nächsten nicht mache.

Mir hat der Gedanke geholfen, das wir Dinge nun mal unterschiedlich können. Das ist nicht außergewöhnlich, sondern normal. Du kannst niemanden dafür verantwortlich machen, dass er Deinen Erwartungen, in Bezug auf das Schreiben, nicht gerecht wird. Es sind Deine Erwartungen, weiter nichts. Mit dieser Einstellung bin toleranter geworden. Wo mir diese Gelassenheit noch nicht so gelingt, ist, wenn jemand "falsch" spricht.

Gruß Matti


Kuhlmann26  21.08.2014, 12:46

PS: Ist es Dir schon passiert, dass Du bei Deinen eigenen Texten Fehler übersehen hast, obwohl Du sie Dir abschließend durchgelesen hast? So geht es mir jetzt auch. Beim wiederholten Lesen mit zeitlichem Abstand, werden sie einem gewahr und man fragt sich, wo war man denn da wieder mit seinem Geist?

Beispielsweise müsste es im ersten Absatz heißen "Machst Du es jenen zum Vorwurf, die es nicht so gut können?"

Was das Wort "zu" im zweiten Satz des fünften Absatzes zu suchen hat, weiß kein Mensch. Nichts hat es da zu suchen, gar nichts! Es gibt schlicht keine Regel, die einen verpflichtet, das Wort an diese Stelle zu schreiben.

Im letzten Satz muss es heißen, "Wo mir diese Gelassenheit noch fehlt, ..."

Ist zwar eher eine Frage des Ausdrucks, aber für mich zählt auch das zum rechten Schreiben dazu. Ich bitte also um Deine Toleranz, Nachsicht und Gelassenheit.