Wie war es in der DDR?

8 Antworten

Ich habe in der DDR gelebt, war 22 , als die Mauer gefallen ist.

Man musste in der DDR viel bescheidener und eingeschränkter leben als heute. Als DDR-Bürger musste man auf alle demokratischen Freiheitsrechte verzichten. Es gab keine freien Wahlen, keine freie Presse, keine Meinungsfreiheit, keine Reisefreiheit.

Offiziell gab es keine Arbeitslosen in der DDR. Jeder hatte Arbeit, aber man hatte nicht immer was zu tun. Manchmal mussten die Arbeiter 2, 3 Tage rumsitzen und warten , auf Ersatzteile oder sowas. Damals gehörten Sachen zur Arbeit, die heute kein Arbeitgeber verlangen würde. Man musste bei Demonstrationen zum 1. Mai mitlaufen . Man musste bei so einem blöden Subbotnik mitmachen. (Ein Subbotnik war ein Arbeitseinsatz am Wochenende , wo man eigentlich frei hatte und den man nicht bezahlt bekam.) Es gab Versammlungen während der Arbeitszeit, wo man sich dann politischen Quatsch anhören musste.

In der Schule gehörten Sachen wie Pioniernachmittag und Fahnenappell dazu. Fast jedes Kind war Mitglied in der Pionierorganisation und später in der FDJ. Es gab Fächer wie Russisch, dafür war Englisch freiwillig, das musste man nicht lernen, wenn man nicht wollte. An einem Tag in der Woche musste man in einen Betrieb gehen, in der einen Woche hatte man da Unterricht , Technisches Zeichnen und ESP (Einführung in die sozialistische Produktion) , in der anderen Woche musste man da arbeiten, an Maschinen oder so.

Es gab ein miserables Warenangebot, auch bei Lebensmitteln. Oft gab es die einfachsten Sachen nicht. Grundnahrungsmittel gab es fast immer, alles andere war Glückssache. Orangensaft, Apfelmus oder Kirschen gab es nur selten, Ketchup war schon sowas wie Luxus. Wenn es den mal gab, dann stand da ein Schild : Bitte nur eine Flasche nehmen.

Eine Krankenkasse gab es nicht in der DDR, das hiess damals glaube ich Sozialversicherung. Arztbesuche, Krankenhausaufenthalte und Medikamente waren kostenlos.

Ansonsten musste man aufpassen, was man sagt und zu wem man das sagt, wenn es um politische Themen ging. Wer sich anpasste, nicht aufmuckte, hatte es leichter als jemand, der eher gegen den Staat war und das deutlich zeigte, so jemand wurde von der Stasi irgendwann ins Gefängnis gesteckt.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Habe in der DDR gelebt, weiss eine ganze Menge darüber.

Wie soll man das in ein paar Sätzen erklären, was ganze Bücher füllt und worüber auch noch gestritten wird?

Fakt ist: Die Startbedingungen waren schon denkbar schlecht. Das Land rohstoffarm und was hingebaut worden ist, haben die Russen weggeschleppt.

Vor der Gründung beider deutscher Staaten gab es keine Ossi- und Wessimentalität und Genetik funktioniert nicht so schnell. Du kannst also davon ausgehen, dass die Umstände die Menschen formen.

Im Westen war nicht alles golden, aber im Osten hat man seine Wünsche hineininterpretiert in des westliche Wirtschaftswunder und das westliche Werbefernsehen und die Propaganda (wie RIAS) haben Illusionen verbreitet, die man im Osten nicht auf ihren Realitätsgehalt überprüfen konnte. Deshalb wuchs die Sehnsucht (besonders nach Dingen, die nicht zu haben waren) und eine teils idiotische Vergötterung aller Dinge, Menschen und Meinungen, die von Westen kamen.

Die Wirtschaft im Osten hatte einen Versorgungsauftrag, man wollte nicht verkaufen, um Profit zu machen. Dinge herzustellen und bereitzustellen, war Arbeit und Aufwand. Deshalb gab es keinen bunten Werbezirkus und nicht 100 Sorten Joghurt.

Schön fand ich eine gewisse Planungssicherheit. Inflation gab es offíziell nicht, überall waren die Preise gleich und man wusste, dass die eine Sorte Mehl auch noch in 10 Jahren so viel kosten würde. Es gab auch nur eine Versicherung und man brauchte sich nicht selbst kümmern. Das Geld, was in der Lohntüte war, war netto und zum Ausgeben bestimmt - und da kommt der Haken. Die Mieten und Dienstleistungen waren niedrig und für das restliche Geld war nicht genug Ware da. Und für Umweltschutz auch nicht. Und für Weiterentwicklung so gut wie nicht.

Und die Partei hatte immer Recht. Die anderen nicht, die waren allesamt "feindliche, konterrevolutionäre Elemente".

Sehen wir es uns mal von der philosophischen Seite an:=> Die menschliche Gesellschaft ist, um es in einem Wort zu sagen, eine Schweinegesllschaft. Und in der DDR gab es besonders viele Schweine, was nicht heißen soll, das es auch ganz normale Menschen gab, in einem ganz normalen Leben.

Manches gut, manches schlecht, andere Zeiten und andere Regionen haben eben andere Sitten. Ich habe selber in der DDR gelebt.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Eskalationen entstehen durch Verbreitung von Stuß.