Wie sähe die Gesellschaft aus, wenn sie altruistisch, statt egoistisch wäre?

5 Antworten

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Das lässt sich sehr schwer beantworten. Wenn ich aber rumspinnen dürfte, könnte ich mir vorstellen, dass es in einer altruistisch geprägten Gesellschaft keine Ländergrenzen gäbe und Geld nicht nötig wäre. Es hätten die wenigsten das Verlangen über allem stehen zu wollen, mehr als der Nachbar besitzen zu wollen, denn Gier sähe die Gesellschaft als Krankheit an und würde diese therapieren. Technologische Weiterentwicklungen würde man der Nachhaltigkeit unterwerfen, soll heißen, wir hätten vom Erdöl bei Zeiten die Finger und damit das Meiste in der Erde gelassen. Wahrscheinlich hätte es das Anthropozän so nicht gegeben.

Weiß gar nicht wo ich anfangen sollte. Vielleicht erst mal dort, Dir zu spiegeln, dass Du vor allem ne sehr moralische Überzeugung von Altruismus hast - das solltest du einfach erst mal reflektieren.

Dann: was wir unter Altruismus verstehen, ist auch nur ausgeführter Sadismus, denn es meint ja oft das "Kümmern um Schwächere" - das ist aber darauf angewiesen, dass es Schwächere gibt. Und das ist (psychologisch) eigentlich eine Perversion, denn um altruistisch zu sein, muss man also erst mal Opfer finden (und herstellen). Das heißt: die Form von Altruismus, die Du vermutlich im Kopf ist, ist eine kapitalistische und egoistische Form, denn sie existiert darüber, dass sie soziale Akzeptanz als "Reward" beinhaltet: Wer sich um andere kümmert, wir durch soziale Anerkennung belohnt - aber eben nur deshalb weil man sich um schwächere kümmert.

"Echter" Altruismus würde bedeuten, dass es weder diese Grundmotivation sozialer Anerkennung (was ein egoistischer Motivator ist), noch um gesellschaftlich Schwache oder Opfer von irgendwas geht. Also handeln für andere, nur weil man für andere handeln will. Das hat Selbstvernachlässigung zur Konsequenz und es wird den Ehrgeiz zur Fortentwicklung (aufgrund mangelnder kompetitiver Motivatoren) verringern. Dann würde die Überpopulation weiter steigen, der Klimawandel beschleunigt... Und sicher gäbe es eine Reihe von Annehmlichkeiten, wäre spannend das mal zu erfahren, wie der Umgang miteinander anders wäre. Aber wir sprechen hier ja über ein Konstrukt, was schwer vorstellbar ist, weil es wirklich andere Regeln beinhaltet, als wir uns jetzt gerade unter Altruismus vorstellen.

user71111111117  30.04.2023, 13:54

Naja ich stimmte nicht ganz zu, dass Altruismus notwendigerweise auf Leiden und Opfer ausgerichtet ist oder dass er zwangsläufig egoistische Motivatoren beinhaltet.

Es gibt zahlreiche Beispiele für altruistische Handlungen, die nicht auf soziale Anerkennung oder Belohnung abzielen und auch nicht notwendigerweise mit Selbstvernachlässigung einhergehen. Menschen können aus einem inneren Bedürfnis heraus handeln, anderen zu helfen oder für das Gemeinwohl zu arbeiten, ohne dass es dazu einen äußeren Anreiz gibt.

Und das ,,Kümmern um Schwächlinge“ wäre nunmal die Wahrheit. Wenn man objektiv anderen überlegen ist, wären die anderen halt ,,schwächer“, verstehst du, was ich meine?

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Weltwunderling  30.04.2023, 14:25
@user71111111117

Also in der Psychologie folgt man der Idee von inneren selbstlosen Motiven für andere oder für das Allgemeinwohl kaum noch. Denn sobald man sich das näher anschaut, kommen da wieder egoistische Motive zum Vorschein. (Was ja auch okay ist, dass altruismus egoistisch motiviert ist).

Ich verstehe was du meinst. Denk noch ein Schritt weiter: wenn alle wirklich altruistisch wären, gäbe es ja keine schwächeren mehr, dann wäre ja allen geholfen. Um wen kümmert man sich dann noch?

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so funktioniert die Natur allerdings nicht …

Die Armut wäre allgegenwärtig, denn niemand hätte einen Anreiz, etwas zu schaffen oder zu leisten.

Du gehst von der Fehlannahme aus, dass der Wohlstand dann anders verteilt wäre. Das ist dahingehend falsch, dass es dann überhaupt keinen Wohlstand gäbe, den man verteilen könnte.

Der Mensch lebt in reziprog Altruistischen Gesellschaften. Soll heißen Menschen wird nur geholfen wenn sie sich selber sozial verhalten. Darauf basiert unsere Gesellschaft.

Soll heißen:
Egoismus hat den Kapitalismus (mit allem Schrecken), "Klassendenken", Wirtschaftswesen usw. geschaffen.

Kapitalismus hat die größte Wohlstandwelle der Erde ausgelöst. Der Fakt dass du jetzt nicht halb verhungert auf dem Feld ackern darfst, sondern ein internetfähiges Gerät in der Hand hälst, auf dem du sowas schreiben kannst, sollte dir eigentlich zeigen, dass da irgendwas in deiner Annahme nicht stimmt.

Altruismus bedeutet, meiner Meinung nach, dass wir alle, so gut's geht, aufeinander achten und es jedem gut geht. Es keine Armut gibt, weil der Kapitalismus nie erfunden wurde, keinen Hunger (im allerbesten Fall) usw.

So eine Gesellschaft wäre eine unfassbare Bürde für die, auf die sich die Gesellschaft verlässt. Es ist nämlich nicht so, dass jede auf den anderen achtet, sondern dass einige sich fallen lassen und andere dann gesellschaftlich unter Druck gesetzt werden, diese Defizite auszugleichen.