Wie kann ich einer einer Transfrau in meinem Bekanntenkreis erklären, dass sie nicht wegen ihrer Transsexualität angegangen wird?

7 Antworten

Wahrscheinlich nicht. Wer leiden will, leidet.

Generationen von erwachsenen Frauen sind lebenslänglich mit dem falschen Pronomen angesprochen worden. Das Mädchen wurde das Fräulein und ist als Neutrum unter die Erde gegangen, egal, ob es/sie das gut fand oder nicht.

In der Übergangsphase wurde dann mehr oder weniger konsequent umgeschaltet, und eine offensichtlich voll entwickelte Frau auch mal mit dem richtigen Pronomen angesprochen. Da ist es auch zu so Situationen gekommen, dass die Kollegen schon Frau Müller gesagt haben, aber der Chef noch Fräulein Müller. So was braucht halt Zeit. Aber die hat heute ja keiner mehr wirklich. Soll ja immer alles sofort funktionieren.

Mayahuel  18.07.2022, 20:09
Generationen von erwachsenen Frauen sind lebenslänglich mit dem falschen Pronomen angesprochen worden.

Nö.

Neutrum unter die Erde gegangen

🙄

0
heikemargret  19.07.2022, 00:06
@Mayahuel

Kann es sein, dass das Fräulein wilmaed sich nicht mit den sprachlichen Gepflogenheiten der 50er und 60er Jahre auskennt? Es würde mich nicht wundern, weil es noch ein bisschen jung ist, und die Scheiße nicht selbst miterlebt hat. Liebes Fräulein, das war Alltag, in unserem Land. So bin ich aufgewachsen, als pronominales Neutrum.

Früher war es völlig üblich, im Restaurant "Fräulein, bitte zahlen!" zu sagen. Oder, aus der Schule kommend, über die Lehrerin zu klagen: "Das Fräulein hat uns eine Strafarbeit aufgegeben". Frauen, die unverheiratet waren, wurden konsequent bis ins hohe Alter `das Fräulein XY´ genannt.

Vor fast 50 Jahren verschwand das dann offiziell erst aus dem Amtsdeutsch - auf Geheiß des Bundesinnenministeriums, dann schrittweise aus dem allgemeinen Sprachgebrauch. Über die Anrede und die sprachliche Gleichberechtigung wurde im Nachkriegsdeutschland viel diskutiert. Und es gab einige, die das gar nicht gut fanden, Frauen, die ihrer Fortpflanzungspflicht und Dienstverpflichtung am Ehemann nicht nachkommen wollten, sprachlich den Status `Frau´ zuzubilligen. Wo kommen wir denn da hin.

0
Mayahuel  19.07.2022, 05:17
@heikemargret
Gepflogenheiten der 50er und 60er Jahre auskennt?

Diminutive werden auch heute verwendet:

Das Herrchen ... es kann mit Hunden nicht umgehen.

Ist das ein Misgendern von einem Herrn?

Das Männchen ... es steht im Stall.

Ist das ein Misgendern von einem Mann?

Das Hänschen ... es ist gut in der Schule.

Ist das ein Misgendern von Hans?

Misgendern ist, wenn über Klaus so gesprochen wird:

Sie ist in Raum A2.

0
heikemargret  19.07.2022, 06:49
@Mayahuel

Es ist ein Unterschied, ob man mal von einem Herrchen spricht, um einen Mann verächtlich zu machen, oder ob ein Diminiutiv lebenslänglich und ausschließlich benutzt wird, um einem Menschen die Geschlechtlichkeit systematisch abzuerkennen, solange bestimmte Gesellschaftsnormen nicht eingehalten werden.

Wenn Klaus jedes Mal beleidigt und aufgebracht reagiert, wenn jemand mal nicht mitzieht, wird er kein schönes Leben haben. Er hat natürlich das Recht sowas zu thematisieren, und zu sagen, dass er sich das anders wünscht. Aber er wird wohl mit einem Bodensatz an Menschen leben müssen, die seine Befindlichkeit nicht so interessiert. Oder mal gerade nicht daran gedacht hat. Das haben wir auch müssen. Über Jahrzehnte. Weil Veränderungen dauern. Und es hat sich definitiv sehr viel verändert in diesem Land.

Klaus sollte mal ein bisschen mehr Selbstbewusstsein zeigen. Er sollte wissen, wer er ist, auch wenn ein paar Blöde noch nicht begriffen haben oder nicht begreifen wollen. Solange die Blöden Klaus nicht körperlich attackieren, und nur mal ein falsches Pronomen benutzen gilt:

Stock und Stein bricht Gebein, Worte bringen keine Pein.

Man kann, darf und soll Menschen auf Fehler im Ausdruck hinweisen. Beharrlich und höflich. Aber ein Zustand des Dauerbeleidigtseins ist eine persönliche Wahl, zu der ich nicht raten kann.

0
Mayahuel  19.07.2022, 07:00
@heikemargret
von einem Herrchen spricht, um einen Mann verächtlich zu machen,

Dieses Diminutiv dient nicht dazu, jemanden herabzusetzen: Herrchen ist ein männlicher Hundehalter.

Mädchen ist ursprünglich Mägdchen: ein Diminutiv von Magd und grammatikalisch sächlich.

Das ist aber kein Misgendern.

0

Ich würde mich da an deiner Stelle weder reinsteigern noch das Gehirn zermartern. Wenn du sie das nächste Mal triffst, weißt du, wie sie gerne angeredet werden möchte und das reicht.

Du hast sie sicherlich nicht absichtlich verletzt, aber du musst dich nicht für jedes Wörtchen entschuldigen, das in die falsche Kehle geraten ist.

Schurschi1510 
Fragesteller
 17.07.2022, 22:34

Ich habe damit nichts zu tun. Ich habe lediglich versucht zwischen 2 Seiten zu schlichten.

0

Nein, da gibt es keine Möglichkeit. Wer nicht begreift, dass im Leben nicht alles nach Wunsch geht, wird immer Probleme in der zwischenmenschlichen Kommunikation haben.

Grundsätzlich ist es bei solchen Identitätsfragen, vor allem in Anbetracht einer fehlenden Sensibilität in unserer Gesellschaft, verständlich, wenn das persönlich genommen wird.

Eine solche radikale Reaktion ist für Außenstehende schwer nachvollziehbar. Das Absprechen der eigenen Identität kann schmerzhaft, ja sogar als verbale Gewalt aufgefasst werden. Dass es leicht ist, hat niemand gesagt.

Hier muss auch differenziert werden, welche persönlichen Eigenschaften ihr zugrundeliegen. Charakterzüge, welche mit der Transsexualität nichts gemein haben. Du musst dich freilich nicht beleidigen oder anschnauzen lassen... aber Verständnis für die oftmals angespannte Situation hast du entgegenzubringen.

Du weißt nicht, wie es ist, in ihren Schuhen zu laufen.

Das ist fast immer das Problem. Viele Transgender machen bei Kleinigkeiten ein Fass auf, womit sie sich bei normalen Menschen unbeliebt machen. Aber wenn man sie darauf hinweist, das ihr verhalten ein No-go ist, wird man ja immer direkt als Transphob hingestellt. Eigentlich haben wir hier in Deutschland eine sehr tolerante Gesellschaft, der beim Umgang mit den Mitmenschen die sexuelle Orientierung, etc egal sind. Aber da viele LGBT-Leute so ein mieses Etepetete-Verhalten an den Tag legen, gerät langsam aber sicher die ganze Community in Verruf.

Tun kann man da nicht viel, ich denke, das einzige, was da hilft, ist lernen durch Schmerz. Zeig ihr die kalte Schulter und demonstriere, dass du dich mit Personen, die so ein Verhalten an den Tag legen, nicht abgibts. Problem dabei ist nur: Die Chance, dass sie den Grund dafür auf ihre Transsexualität schiebt ist mindestens 50/50. Und von den Leuten in der LGBT--Community wird sie in der Hinsicht eher bestärkt werden.

Nur wenn sie sich integrieren will, wird Hilfe bei ihr auch auf offene Ohren stoßen. Gegen Ignoranz kann man halt praktisch nichts machen.

MyotisMeae  17.07.2022, 23:46

Hey, transperson hier. Es gibt überall Leute die sich nicht benehmen können. Was ich so generell von der Community mitbekommen habe wird immer empfohlen, dass man nett auf Pronomen hinweist.

Oder wenn es nur einmal passiert garnichts sagt. Oft passiert auch dass Leute sich selbst verbessern oder Freunde von einem das sagen, so dass man es nicht selbst tun muss.

Es ist schon ziemlich schade dass du da so eine Ansicht hast, aber es stimmt schon, die Leute die in der Zeitung oder im Fernsehen darüber reden dass sie LGBT sind, sind immer die schlimmsten xD. Aber die meisten sind ganz normale Leute, die einmal im Jahr mit Regenbogenflaggen rumtanzen - oder noch nichtmal das.

1
Kometenstaub  18.07.2022, 08:47

Sehr bezeichnend, dass Du Transgender als nicht normal ansiehst. Eigentlich ist es beschämend.

0