Wie genau bedeuten diese einzelne Bedingungen des vollkommendenen Markts?

5 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Der vollkommene Markt kommt in der Realität sehr selten vor. Ein vollkommener Markt liegt vor, wenn:

  • Anbieter und Nachfrager einen vollständigen Marktübersicht (Transparenz) über Menge, Preise und Qualität haben
  • wenn die Güter homogen (gleichartig) sind
  • keine Präferenzen der Marktteilnehmer (Bevorzugungen) weder sachlich, zeitlich, persönliche und räumliche
  • Viele Nachfrager und Anbieter beziehungsweise Käufer und Verkäufer
  • viele Nachfrager und Anbieter unterwegs sind

In der Realität kommt der vollkommene Markt selten vor. Die Ausnahme ist der Börsenmarkt. Bei der Börse haben alle Marktteilnehmer vollständige Marktübersicht, und es gibt auch keine Präferenzen. Zum Beispiel räumliche Präferenz wäre, wenn es z.B. näher liegt, und du es deswegen bevorzugst. Das entfällt ja durch die Börse.

Der Börsenmarkt ist ein Polypol auf dem vollkommenen Markt.

Nehmen wir das Beispiel mit dem Eis. Du isst gerne Eis, aber du hast nicht den Überblick über alle Eisdielen der Stadt. Jede Eisdiele verkauft unterschiedliche Eissorten, und stellt sie auch anders her. Der Geschmack des Eis unterscheidet sich von Eisdiele zu Eisdiele. Außerdem gibt es unterschiedliche Präferenzen für jeden Marktteilnehmer. Du bevorzugst wahrscheinlich eine Eisdiele, die näher zu deiner Haustür liegt, als eine andere Person.

Oder du gehst lieber zu der Eisdiele, die einen besseren Service anbietet (persönliche Präferenz), oder du bevorzugst die Eisdiele XYZ, die zu bestimmten Zeitpunkten geöffnet hat (zeitliche Präferenz).

reine Effizienzkriterien
Und was heißt es, dass diese ``reine Effizienzkriterien``seien?

Ich verstehe nicht, was du genau damit meinst. Wenn du ein Foto von der Aufgabe postest, kann ich dir besser helfen.

Könnte damit die Konsequenz und der Vorteil gemeint sein?

Unendlich schnelle Reaktionsgeschwindigkeit. Die Akteure können schnell und sofort reagieren.

Demzufolge werden beim vollkommenen Markt räumliche und zeitliche Unterschiede eliminiert, sodass diese keinen Einfluss auf Angebot, Nachfrage und Preisbildung haben.

Fluzi 
Fragesteller
 06.11.2021, 20:47

Danke! Dennoch glaube ich nicht, dass der Börsenmarkt ein vollkommener Markt ist. Auf dieser Seite wird erklärt warum: https://www.gevestor.de/finanzwissen/boerse/die-borse-als-vollkommener-markt-648949.html

Und zwar wird dort gesagt:

‚‚Die Punkte Rationalität der Marktteilnehmer und Homogenität der Güter werden auch an einer Börse als vollkommener Markt allenfalls in Ansätzen erfüllt. Rationalität der Marktteilnehmer bedeutet, dass Nachfrager losgelöst von irgendwelchen Präferenzen am Markt handeln.

Diese Präferenzen können […] auch persönliche Vorlieben, wie eine Kaufempfehlung durch Freunde oder Werbung (sein).

Aber auch ein Börsenspekulant kann sich von persönlichen Vorlieben genauso wenig freisprechen wie der Schnäppchenjäger auf einem Flohmarkt.‘‘

und

‚‚Obwohl Finanzprodukte auf dem Börsenmarkt relativ homogen sind, so sind sie niemals gänzlich gleichartig.Die erforderliche „Homogenität der Güter” wird somit ebenfalls nicht erfüllt.‘‘

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GustavoFring1  06.11.2021, 21:03
@Fluzi

In der Realität ist diese Marktform nicht anzutreffen. Der Aktienmarkt und Rentenmarkt an der Börse und der Devisenmarkt gelten als Märkte, die dem vollkommenen Markt am nächsten kommen. Es ist nur eine Annäherung zum vollkommenen Markt.

Da stimme ich Dir zu. Ich hätte das schreiben sollen.

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Fluzi 
Fragesteller
 08.11.2021, 15:50
@GustavoFring1

Was denken Sie was folgender Punkt bedeuten könnte: ‚‚der Preis hat ein Datum (Zeitpunkt)‘‘

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GustavoFring1  08.11.2021, 16:19
@Fluzi

"Datum (von lateinisch dare ‚geben‘, PPP datum ‚Gegebenes‘)"

In der Volkswirtschaftslehre wird der Preis über Angebot und Nachfrage bestimmt - ist also in der Volkswirtschaftslehre kein Gegebenes, sondern ein Veränderbares.

In der Betriebswirtschaftslehre wird wirtschaften aus dem Blickwinkel einzelner Unternehmen betrachtet. Ein einzelnes Unternehmen kann den Preis nicht maßgeblich beeinflussen. Für ein einzelnes Unternehmen ist in Bezug auf seine Entscheidungsfaktoren der Preis ein von außen GEGEBENES, ein DATUM. Der Marktpreis sagt dem Unternehmen, welche Kosten möglich sind, um keine Verluste zu machen.

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GustavoFring1  08.11.2021, 16:21
@Fluzi

Preis ist ein Datum , wird meistens in der VWL benutzt, bedeutet der Preis ist durch das einzelne Unternehmen nicht beeinflussbar. Geschieht in der Regel in einem Markt der vollkommenden Konkurrenz. Der Anbieter ( Unternehmer ) ist Mengenanpasser, er kann den Preis nicht durch Mengenvariation beeinflussen.

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Die ganzen "Marktmodelle" heißen so, weil es eben nur Modelle sind. Die tatsächliche Wirklichkeit kann man nicht in ein Modell pressen.

Ergo gibt es auch keinen vollkommenen Markt. Und das ist auch gut so, sonst wäre ja überhaupt keine Entwicklung möglich.

Fluzi 
Fragesteller
 08.11.2021, 16:03

Was denken Sie was folgende Bedingung des vollkommenden Markts bedeuten könnte: ‚‚der Preis hat ein Datum (Zeitpunkt)‘‘?

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DerHans  08.11.2021, 16:05
@Fluzi

Denk einfach mal an frisches Gemüse. Früh morgens nimmt der Händler dafür den vollen Preis. Kurz vor Feierabend bekommst du es auch zum halben Preis oder noch günstiger.

In dem Moment hat der Preis eine Uhrzeit.

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Der vollkommende Markt ist ein theoretisches Modell um Gedankenexperimente durchführen zukönnen. Komplexen wissenschaftlichen Fragen nähert man sich mit Vereinfachungen. Der vollkommende Markt ist einer dieser Vereinfachungen.

Diese Bedingungen sind natürlich nicht möglich sondern idealtypisch und werden höchstens von Märkten in der Realität angestrebt.

  • Homogene Güter bedeutet, dass guter exakt gleich sind. Die Äpfel von einem Bauern sind zum Beispiel nicht exakt gleich, bei Aktien kann man dies beahupten.
  • Polypolmarkt sollte wohl klar sein oder?
  • Marktteilnehmer können ihre Bedürfnisse unendlich schnell am Markt kundtun und zu jeder Zeit ist am Markt immer genau die Nachfrage und das Angebot das zu diesem Zeitpunkt bei allen Marktteilnehmer existiert. Bei Marktveränderungen passen alle Marktteilnehmer ihre Bedürfnisse blitzschnell an.
  • Die Marktteilnehmer handeln ohne Emotionen. Man bevorzugt also kein Angebot aufgrund von Branding oder persönlicher Zuneigung zu einem Unternehmen, sondern rein aus ökonomischen Gesichtspunkten.
  • Der Preis ändert sich in Abhängigkeit vom Zeitverlauf
  • Alle Teilnehmer am Markt sind transparent also durchsichtig. Jeder Marktteilnehmer weiß was der andere will und umgekehrt. Jede Veränderung am Markt wird klar erkannt. Es gibt keine versteckte Absichten oder Listen

Diese Eigenschaften benötigt man um Vereinfachungen in Gedankenexperimente zu machen und zum Aufbau von Wirtschaftstheorien. Um bestimmte Markteffekte zu untersuchen, versucht man eine Art Laborzustand zu definieren, in welchen man den Markteffekt komplett isoliert von anderen Faktoren zu betrachten kann.

Also ein vollkommener Markt ist die grundlegende Annahme für viele Modelle.

Homogene Güter heißt, dass es keine Qualitätsunterschiede gibt, die der Kunde nicht sieht. Sprich ein Typ 550 Weizenmehl hat immer die selbe Qualität, man muss nicht befürchten, dass eins schlechter ist.
Viele Anbieter+Nachfrager stellt sicher, dass der Markt nach Polypol preisbildung stattfinden kann, es gibt keine Monopole von denen man abhängig ist.
Unendlich schnelle Reaktionsgeschwindigkeit heißt, dass der Markt auf Nachfrageänderungen usw. sofort und ohne Wartezeit reagiert.
Die Marktteilnehmer sind rational: Es liegen festgeschriebene, logische Axiome zugrunde. Die Marktteilnehmer ändern nicht plötzlich und grundlos ihre Präferenzen.
Transparenz: Alle Eigenschaften von Gütern sind ersichtlich, es gibt Niemanden, der mehr oder weniger Information als ein anderer Marktteilnehmer hat.

honk133  08.11.2021, 16:06

Elektronische Plattformen wie Ebay sind übrigens ziemlich nah an dem vollkommenen Markt dran, jedenfalls näher als ein "traditioneller Wochenmarkt" oder so etwas

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Als Ergänzung zu den bereits gegebenen Antworten kann ich das mit den Effizienzkriterien erklären:

Wenn die Annahmen des vollkommenen Wettbewerbs erfüllt sind, dann ist jedes Marktgleichgewicht effizient, es kann also kein besseres Ergebnis als dieses erzielt werden. Dies folgt aus dem ersten Hauptsatz der Wohlfahrtsökonomik. Im Umkehrschluss muss ein Marktgleichgewicht nicht unbedingt zu Effizienz führen, wenn die Annahmen verletzt werden.