Wie fand ihr das Gespräch zwischen Musk und Alice Weidel auf X?

4 Antworten

Der Inhalt des Gesprächs war weit weniger bemerkenswert als die Tatsache, dass es überhaupt stattfand; hätten die "alten Medien" nicht en masse "Wählerbeeinflussug" "ausländische Einmischung" oder gar "Kampf gegen die Demokratie" konfabuliert, wäre nur ein Bruchteil der Aufmerksamkeit zustande gekommen. Es kam nur Erwartbares zur Sprache; ich würde behaupten, dass das Interview für die AfD eher den Nutzen haben wird, die ausländische Meinung zu verbessern, als im Inland viele zu überzeugen, wenngleich ich nicht verneinen will, dass auch zahlreiche Deutsche gespannt zuhörten, die überzeugt worden sein könnten. Das Zünglein an der Waage ist das Gespräch trotzdem nicht.

Man kannte auch vor dem Gespräch das Gedankengut. Interessant war nicht nur Weidels Aussage zu Hitler. Ja wie jetzt? Gab es da nicht auch eine Zeit vor der Machtergreifung, in der sich auch in D Kommunisten und Faschisten bekämpften und recht klar war, dass Hitler bei den Reichen steht und Kommunisten bekämpft? Einerlei.

Ich fand auch die Aussagen zur Energie interessant. Wenn sie Elektroautobauer Musk erzählt, dass erneuerbare ja gar nichts bringen und wir fossile und Kernkraftwerke brauchen, ist ihr dann bewusst, dass D. inzwischen 60 % seiner Energie aus erneuerbaren bezieht? Tendenz weiter stark steigend. Die Energiewende ist also in D in den Geschichtsbüchern und kein Projekt mehr, das man bekämpfen könnte.

Sonst war auf Weidels Seite vielleicht einfach viel zu viel Respekt. Kinder, die mit Präsidenten reden, sind souveräner. Zuerst lässt sie Musk nicht zu Wort kommen und hält Monologe, bei denen Musk mit zunehmender Verzweiflung versucht, auch mal zu Wort zu kommen. Dann flüstert ihr das wohl wer aber der Dialog geht von der Politik zu Gott und Musks Lieblingsprojekt, der Marsbesiedelung. Statt dort, wo statt der gegenseitigen Zustimmung (wenn auch nur wegen kleinster Details) ein Dialog zustande kommen könnte, diesen Dialog auch zuzulassen, werden Antworten abgewürgt und eine Agenda abgearbeitet, in der keinerlei Überraschungen vorkommen dürfen. An Musk lag es nicht!!!

Weidel zeigte aus meiner Sicht Schwächen in der Gesprächsführung und im Auftreten, die in jeder anderen Partei den Parteitag sehr spannend machen würden. In einem Amt, das sie anstrebt, würde sie international scheitern. Für mich einfach zu sehr auf sich fixiert, zu viel Gefasel und Gegacker. Auch die extremen Rechten, mit denen sie dann international Verbindungen knüpfen würde, kennen die Regeln des Gesprächs. Wenn ich außer den Sachen, die jeder von mir eh schon zehnmal gehört hat, nichts zu sagen habe und weder zuhören kann noch zuhören will, was der Gegenüber (vielleicht) einwendet, gibt es keine Gespräche und leider ist das in der Politik sehr, sehr wichtig!

Es wäre interessant, wie Musk nach dem Gespräch wirklich zu ihr steht. Hat sie sich durch das Gespräch für ihn noch klarer als beste Kandidatin in D für ihn gezeigt, weil sie seine perfekte Marionette sein könnte, die ihm für einen in seinem Unternehmen ablaufenden Rhetorikkurs ihr Leben lang dankbar wäre. Oder kann er Deutschland abschreiben, weil die einzige zur Wahl stehende Partei, von der er unternehmerfreundliche Politik im sinne der US-Republikaner erwarten könnte, von einer Frau geleitet wird, die rhetorisch unter dem Niveau eines durchschnittlichen Studienanfängers in den USA liegt.

Was sicher nicht jeden bewusst ist: in den USA ist Gesprächsführung bei der politischen Elite sehr, sehr wichtig. Fast alle der Gouverneure wirken, wenn sie den Mund aufmachen, wie in Europa nur manche Präsidenten.

Ich glaube aber nicht, dass das die Wähler der AfD stört. Viele werden das Gespräch mit Übersetzung angehört haben. Ich weiß nicht, was dort gesagt und ob das Gegackere zum Ende hin durch die Übersetzung übertüncht wurde. Auch geht es ihnen nicht um anderes, einige werden gar keine Unternehmer sondern mehr gegen Migration sein. Dass Musk in den USA mehr und nicht weniger Migration fordert und das vielleicht auch durchsetzen kann und dass er auch in D. - aus den gleichen Gründen wie in den USA - wahrscheinlich mehr Migration gut fände, kam gestern nicht wirklich raus. Musk kam ja nicht zu Wort.

Ehrlich gesagt, ich habe mir das nicht angetan. Meine Zeit ist mir zu schade. Ich hatte damit gerechnet, dass es Musk nur darum ging, Frau Dr. Weidel eine öffentliche Möglichkeit zu geben, ihre Sicht der Dinge zu verbreiten. Kontroverse Themen wie E-Mobilität wurden wohl ausgeklammert. Und so scheint es nach den Berichten über das Gespräch auch gekommen zu sein.

Da die weit überwiegende Mehrheit der Anhänger von Frau Dr. Weidel nicht weiß, dass ihre libertäre Haltung praktisch den totalen Sozialabbau bedeuten würde, hat es ihr auch nicht geschadet. Sie hat nur öffentliche Aufmerksamkeit bekommen.