Wertverlust/Bedeutungsverlust von Worten wie "Rassismus"?

Das Ergebnis basiert auf 5 Abstimmungen

Ja 80%
Nein 20%
Unschlüssig 0%
Gleichgültig 0%

5 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet
dann wird doch eigentlich mehr als deutlich wie abgegriffen, beliebig und damit letztlich bedeutungs- und nutzlos diese Begriffe durch ihren inflationären Gebrauch geworden sind.

Jep, sehe ich genauso. Deswegen bin ich auch kein Fan davon alles und jedes als rassistisch abzustempeln, sobald jemand mit anderer Hautfarbe oder Herkunft involviert ist. So wie es heute leider Usus geworden ist.
Ich denke da an irgendwelche Encanto Fanarts, bei denen dann gejammert wurde, dass einzelne Charaktere nicht dunkel genug gezeichnet wären und OHHHH Rassismus...

Kurz gesagt: Wenn Begriffe wie Rassismus ständig für irgendwelchen Kleinkram verwendet werden wie z.B. anzumerken, dass eine Figur in einer Verfilmung falsch gecastet ist oder dass bei irgendeinem Fanart-Ding jemand 'zu weiß' gezeichnet ist, dann verliert der Begriff seinen Stachel und man verdreht einfach nur noch die Augen, wenn man ihn hört.

Nein

Nein, in den meisten fällen ist der Rassismus Vorwurf absolut gerechtfertigt und der versuch den begriff so eng (und teilweise sogar falsch) einzuschränken das indirekter und struktureller Rassismus u.ä. nicht mehr darunter fällt ist genauso durchschaubar, wie wenn Antisemiten (oft leider auch Linke) z.B. behaupten dass man zwischen Antisemitismus und Antizionismus trennen müsse.

Und genauso wie Antisemitismus auch dann Antisemitismus bleibt, wenn sie in der Lebenswelt der betroffenen Person normal und erwartet ist und es ihr darüber hinaus eigentlich um Antiimperialismus und Postkolinalismus ginge ist ebenfalls vieles Rassistisch, auch wenn es von den Nutzern selbst nicht als solcher wahrgenommen wird.

Und es geht eben nicht nur darum die reinsten Erscheinungsformen als solches zu Bennen, sondern ihn vor allen auch dort identifizieren und Markieren zu können wo er verdeckt und Maskiert bzw. als Querfrontstrategie auftritt.

Dunkerjinn 
Fragesteller
 19.11.2022, 18:02

Das mag durchaus alles zutreffen, die Frage ist aber, die Frage die ich stelle, ob der inflationäre Gebrauch, auch um echt oder scheinbar Andersdenkende ruhig zu stellen, in eine bestimmte Schublade zu stecken, nicht dazu führt, dass diese Begriffe nichts mehr wert sind, absolut beliebig sind.

Eigentlich dachte ich, dass meine Frage klar verständlich gestellt sei.

Man muss nicht auf Teufel komm raus alles benennen oder jedem eine Schublade zuordnen, man kann viele Dinge auch stehen lassen bzw. die ggfs. andere Position akzeptieren bzw. tolerieren.

Die Tatsache, dass irgendwelche Leute denken, dass sie die "Deutungshoheit" für bestimmte Begriffe (und Inhalte) hätten, verstärkt doch nur das von mir angesprochene Thema.

Die Begriffe werden wert- und inhaltslos bzw. beliebig! Diese digitale Neue Welt, in der jeder denkt bei allem mitreden zu können und sich immer auf Google berufen zu können, verstärkt diesen Effekt natürlich enorm.

Ich denke, wir sollten alle ein wenig bescheidener, gerade auch im Umgang mit Vor-/Urteilen sein und weniger schnell Stigmata zur Hand nehmen.

Tja.....

0
Darkwater9723  19.11.2022, 19:03
@Dunkerjinn

Die Frage ist aber ob der Begriff dadurch wirklich Inflationär oder vielmehr zu zurückhaltend gebraucht wird.

Die eigentliche Inflation ist in meinen Augen eher, dass ein Begriff der eigentlich ein oft für den Menschen praktisch unerreichbares Ideal darstellt auf seine Extremsten Ausprägungen reduziert wird, damit sich jeder der nicht Extrem ist sich gegenseitig auf die Schulterklopfen kann weil es ja noch schlimmer geht und sich beleidigt fühlt wenn sein Rassismus benannt wird, weil man ja nur noch "Ultrarassisten" so nennen dürfe.

Und die meisten die als Rassist benannt werden sind in ihren Ansichten nicht einmal unter- sondern meist überdurchschnittlich rassistisch.

Zu den "Critical Whiteness" Studys habe ich ein sehr ambivalentes Verhältnis da sie mir oft zu sehr in die antiimperialistische Schiene gehen oder für politische Zwecke missbraucht werden. Aber ein guter Punkt ist halt, dass man z.B. auch schon allein dadurch rassistisch sein kann, indem man eine Ordnung oder ein System unterstützt, welches Rassismus ermöglicht bzw. begünstigt, selbst wenn man den Rassismus persönlich aktiv ablehnt. Und auch solche Personen werden in aller Regel noch nicht als Rassisten bezeichnet, sondern Personen die Sichtweisen vertreten die Rassismus nicht nur ermöglichen sondern relativieren oder selbst rassistisch sind.

1
Ja

Hervorragende (!!) Frage, die auch mir schon lange im Kopf herumschwirrt. !!

Wenn ich dich richtig verstanden habe, hältst du viele Begriffe für abgenutzt, auch WEIL inflationär benutzt. Wenn du SO denkst, kann ich dir nur heftigST beipflichten.

Des Weiteren stört mich (auch und besonders bei GF) die Verrohung der Sprache, Statt "nicht mögen" spricht man fast nur noch von "hassen". Die normalen Begriffe werden überhöht, denn Übertreibung dient der Veranschaulichung...

UND: Wer kennt noch die ursprüngliche Bedeutung des Wortes "Querdenker", heute nur noch mit PEGIDA / AfD etc. assoziiert ?!

Der einstige Sinn galt Menschen, die quer dachten, d.h. über ihr Schmalspurdenken, ihren studierten Beruf etc. hinaus = interdisziplinär dachten, handelten, arbeiteten: Paracelsus, Giordano Bruno, Kepler, Kopernikus, Galileo, Newton, Hahnemann, Schliemann, Tucholsky, Heinrich Mann, Thor Heyerdahl, Michael Moore, John Lennon......

Je inflationärer man einen Begriff nutzt desto höher die Chance, dass er sich abnutzt oder die Leute irgendwann gar nicht mehr empfänglich sind weil sie es nicht mehr ernst nehmen.

Grade Rassismus wird von einigen Leuten ( oftmals mangels besseren Wissen ) falsch genutzt - wobei es natürlich auch einige gibt die bewusst verunglimpfen wollen oder damit hoffen den gegenüber einzuschüchtern.

Der Begriff wird damit logischerweise nicht bedeutungslos denn er verliert ja seine Definition nicht - aber eben weniger griffig und ( im Falle von tatsächlichen Rassismus) verliert seine Griffigkeit und den inhaltlichen Vorwurf und schafft um so mehr Leute die den Vorwurf nicht mehr ernst nehmen

Ja

Ja schon. Auch durch die ganze Werbung. Wo gezeigt wird, wie "cool" es ist, gegen Rassismus zu sein. Auch gefällt mir nicht, wenn mir die Medien erklären wollen, dass ich dagegen sein soll. Bei aller Abneigung gegen Rassismus, aber die Leute für dumm zu verkaufen, dass man denen das erklären müsste. Das nervt.

Auch frage ich mich , was "Schulen gegen Rassismus" sein sollen. Muss man das extra erwähnen. Heißt das, dass an den anderen Schulen Rassismus toleriert wird? Ich finde das echt befremdlich.

paulklaus  19.11.2022, 16:48

Befremdlich vor allem deshalb, weil es KEINE Schule OHNE Rassismus gibt.

Wenn ich ein Stadtschild lese "XYZ ohne Rassismus" oder "...hat keinen Platz für Rassismus", bekomme ich vor lauter Heuchelei und Verlogenheit das kalte K..... !!!

"Meine" Schule, an der ich bis über die Pensionierung hinaus insgesamt 42 Jahre lang unterrichtete, wurde "UMWELTSCHULE EUROPAS" !!!! HURRAAAA !

WARUM ?! "Wir" hatten eine Box für alte Batterien, eine für Kronenkorken, eine für "richtige" Korken....

1
ranger1111  19.11.2022, 17:06
@paulklaus

Ja, das ist dämlich. Vielleicht findet man das im Kindesalter noch toll, weil man denkt, dass man einen Beitrag leistet. Aber eigentlich ist das alles heiße Luft.

2