Wer kennt sich bei der Tafel lebensmittelspende aus?

5 Antworten

Wir gingen für ein paar Jahre zur Tafel. Natürlich nur gezwungenermaßen.

Das alles ist wahrscheinlich von Tafel zu Tafel unterschiedlich. Meistens gibt es aber nicht viele Lebensmittel. Zumindest bei uns war das so. Vor Corona und dem Russland-Ukraine-Krieg sah das alles noch deutlich besser aus.

Wir nahmen immer unseren Trolley (Treppensteiger) mit. Das reichte meistens.

Oh, und "wir" = zwei Personen.

Das kann Dir hier niemand beantworten, denn das ist in jeder Stadt verschieden.

Grundsätzlich kann man sagen, dass Kleinstädte wesentlich besser sind als Großstädte. Bezüglich der Menge, wie oft man wöchentlich kommen kann und ob man etwas bezahlen muss oder nicht.

Das grundsätzliche Prozedere läuft hier (Großstadt) folgendermaßen:

Man hat nur einmal im Monat die Chance sich neu anzumelden. Zu diesem Termin musst Du ein Lichtbild mitbringen (Passfoto) und den Nachweis Deiner Bedürftigkeit, also entweder Bewilligungsbescheid des Jobcenters oder Rentennachweis.

Ein Woche später kannst Du Dir Deinen Tafel-Ausweis dann abholen. Der ist ein Jahr gültig und Dir wird gesagt wann Du einkaufen kommen kannst.

Hier ist das pro Person einmal pro Woche und früher gab es etwa zwei Tüten Lebensmittel, seit 2016 hat sich das halbiert und man bezahlt pro Einkauf den symbolischen Betrag von 2,50 €.

Es ist nur ein Zubrot und die meisten Sachen nur einen oder zwei Tage nach Einkauf noch essbar. Brot ist oft schon hart oder schrumpelig, Gemüse verwelkt, Pilze innen braun, Obst meistens noch am besten und Produkte aus der Kühlung (Wurst, Joghurt) Mangelware. Fleisch gibt es nie.

P.S. Geh auf die Website Deiner örtlichen Tafel und schau wann die Termine für Neuanmeldung haben.


annabg777  01.06.2025, 12:04

Ich lebe in einer Großstadt, und einen Tafel Laden den Ich kenne von meinem Stadtteil ist verrückt, da steht immer eine riesen Schlange an. So groß ist der Laden gar nicht. Ich glaube nicht das dort jeder der ansteht noch was abkriegt. Das sind wirklich sehr viele Leute die anstehen.

vanOoijen  01.06.2025, 12:23
@annabg777

Die Läden sind meistens sehr klein und 30 Minuten bis eine Stunde in der Schlange stehen ist auch hier völlig normal. Hier kommen täglich 600 Leute (am Wochenende ist geschlossen). Die sind in 6 Gruppen unterteilt und der Pass legt fest an welchem Wochentag die Leute kommen können. Also der Wochentag ist immer derselbe und richtet sich u.a. danach ob man Single oder Familie ist. Singles bekommen den Montag hier (der schlechteste Tag weil auf den Montag die meisten Feiertage im Jahr fallen und der Einkauf in einer solchen Woche ausfällt.). In welcher der täglichen 6 Gruppen man ist wechselt hingegen wöchentlich. Das bedeutet die Gruppen kommen mit 30 Minuten Abstand an.

Keiner geht leer aus, fast alle bekommen dieselbe Menge. Da steht dann z.B. 2 Stück Obst, 1 Teil aus der Kühlung (also z.B. eine Packung Wurst oder ein Fertiggericht), 2×,Brot usw. - Nur wer in Gruppe 1 anstatt Gruppe 6 ist hat natürlich noch mehr Auswahl. Daher wechseln die Gruppen im Wochenrythmus und alle 6 Wochen ist jeder mal in Gruppe 1. Allerdings steht auf dem Ausweis auch eine Nummer von 1-100 (jede Gruppe umfasst 100 Leute) und wer da Nummer 88 drauf stehen hat ist auch am Tag wo er Gruppe 1 ist immer erst der 88ste Kunde, der rein darf. Gleichzeitig sind immer etwa 4 - 5 Kunden im Laden. Die anderen stehen draußen in der Schlange. So ein Besuch nimmt inklusive Fahrt und Wartezeit etwa 2 Stunden in Anspruch.

Das ist Armut in Deutschland - wohlorganisiert.

Wenn ich also 5 Öffnungstage je 600 Kunden rechne, die alle 2,50 pro Person bezahlen komme ich auf 7.500 € Einnahmen unserer Tafel pro Woche. Das sind 30.000 € Einnahmen innerhalb von 4 Wochen. Die meisten Mitarbeiter sind Ehrenamtler. Fahrzeuge werden in meiner Stadt vom Lions Club gesponsert. Die Lebensmittel bekommen die Tafeln gratis. Bleibt nur Miete und Strom für das kleine Kabuff das sie Laden nennen. Eigentlich müssten die sogar Gewinn machen.

annabg777  01.06.2025, 14:33
@vanOoijen

Das ganze ist ja ein Verein, was würde passieren wenn der Verein sich auflösen würde? Der Staat verlässt sich auf die Tafel als Unterstützung.

vanOoijen  01.06.2025, 14:48
@annabg777

Das wird ja auch schon lange kritisiert. Ich halte auch nichts von der Elendsindustrie.

Das Existenzminimum soll hingegen normale Teilhabe ermöglichen, wie es die Sozialhilfe und Arbeitslosenhilfe vor HartzIV jahrzehntelang getan hat. Da brauchte es weder Tafeln noch Pfand sammeln.

vanOoijen  01.06.2025, 14:53
@annabg777

Damit meine ich auch Vereine wie die Diakonie als Träger von sinnlosen 1€-Job-Maßnahmen des Jobcenters. Die bekommen pro Teilnehmer 300-400€ vom jeweiligen Landschaftsverband um Leute sinnlos zu beschäftigen. Den Bedürftigen wäre vielmehr geholfen, wenn sie dieses Geld bekämen. Dasselbe gilt für die ganzen Träger vom ambulant betreuten Wohnen. All das ist Elendsindustrie und die ist genauso teuer als ob man den Randständigen dieses Geld selbst geben würde.

vanOoijen  01.06.2025, 15:02
@annabg777

Ich mache mal eine Rechnung auf:

  • Langzeitarbeitsloser 55-jähriger Single, diverse Vermittlungshemnisse - bekommt nie mehr einen Job auf dem ersten Arbeitsmarkt, mehrfach stationär therapiert wegen psychischer und körperlicher Erkrankungen.
  • Bezieht Bürgergeld 563€, + Krankenversicherung, + Miete.
  • nimmt BeWo in Anspruch, Landschaftsverband Rheinland zahlt dem BeWo-Träger 400€ pro Monat.
  • Nimmt an Maßnahme des Jobcenters teil. Landschaftsverband Rheinland zahlt dem Träger der Maßnahme 350€. Der Teilnehmer erhält dafür 130 € monatlich zusätzlich zum Bürgergeld.

Rechne das zusammen und jetzt sage mir, ob die alte Sozialhilfe mit zweimal Kleidergeld im Jahr, Kühlschrank und Waschmaschine vom Amt, Weihnachts- und Urlaubsgeld und Übernahme sämtlicher Leistungen beim Zahnarzt wirklich teurer war. Die Leute sahen damals aber besser aus, waren weniger gegängelt, eigenständiger und mussten nicht zur Tafel, ins Sozialkaufhaus, hatten vernünftige Zähne im Mund usw.

Der Betrag für den Staat war vielleicht sogar weniger und den Leuten ging es besser. Es konnte allerdings kein Heer von Sozialarbeitern an ihnen so verdienen wie heute.

vanOoijen  01.06.2025, 15:03
@annabg777

Da kann man den Leuten besser 900€ pro Monat bezahlen anstatt 563€, was realistisch das Existenzminimum ist.

annabg777  01.06.2025, 16:24
@vanOoijen

Diese 1€ Jobs fand ich auch immer sinnlos. Gibt's diese noch? Das Bürgergeld wurde meines Wissens von der neuen Regierung auch wieder abgeschafft, heißt jetzt wieder ALG2 wenn ich mich nicht Irre. Man kann jetzt aber Job verweigerern alles streichen für glaube 3 Monate. Das mit dem Streichen der Gelder ist meiner Meinung nach auch dumm. Wie funktioniert das bei Eltern mit Kind? Wird dann auch Miete und Strom gestrichen oder Geld fürs Essen?

vanOoijen  01.06.2025, 18:57
@annabg777

Ja, die gibt es noch. Der Lohn ist zwischen 2004 und 2025 auf 1,40€ pro Stunde gestiegen und sie müssen mindestens 15 Stunden und höchstens 30 Stunden pro Woche da arbeiten, aber was sie leisten ist irrelevant, denn die Träger bekommen vom Landschaftsverband einen festen Betrag pro Teilnehmer.

vanOoijen  01.06.2025, 18:59
@annabg777

Nur im Gefängnis gibt es noch weniger Lohn und in Behindertenwerkstätten erwerben die Beschäftigten zumindest Rentenansprüche - bei Maßnahmen der Jobcenter nicht. Sich krank melden und währenddessen Pfand sammeln bringt definitiv mehr.

Einfach so kannst du nicht zur Tafel gehen. Du musst schon mit deinem Leistungsbescheid nachweisen, dass du dazu berechtigt bist. Und es gibt eben das, was gerade vorrätig ist.

Ich nicht😂

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Das ist sehr unterschiedlich und abhängig von dem, was die Tafel an Spenden bekommen hat.

Was auch was ausmacht ist, an welcher Stelle der Schlange du stehst, wie viele Kunden sie zu versorgen haben, Jahreszeit und ob Groß- oder Kleinstadt.

Nimm ruhig 2, 3 Taschen mit, besser zu viele als zu wenig! Bei uns kann man während der Erdbeersaison schon mal so viele bekommen (kurz vor Feierabend und am Monatsende, wenn alle Geld bekommen haben), dass man ein paar Gläser Marmelade davon kochen kann.

Gut ist, wenn du zuhause die Möglichkeit hast vorzukochen und einzufrieren, dann kannst du angeschlagenes sofort verarbeiten und bei Gelegenheit wieder auftauen.

Bei mir gestaltet sich das so, dass ich die Tafelgaben heim bringe und dann guck was sich daraus zaubern lässt- und dann hol ich mir was noch fehlt- Würstchen für Suppe z.B. oder Fleisch aus der "Grabbelkiste" für eine Gemüsepfanne, Milch oder Sahne, und so weiter.