Welche Schwierigkeiten haben Autisten im Alltag beim Einkaufen oder z.B. auf einer Party?
6 Antworten
Das ist unterschiedlich. Aber bei mir persönlich ist das so:
Beim Einkaufen habe ich vor allem Probleme mit dem Lärmpegel. Ich erschrecke mich sehr oft und wenn du schon zehnmal zusammengezuckt bist, bevor du überhaupt im Laden angekommen bist, kannst du dir vielleicht vorstellen, wie ermüdend das ist und wie "toll" der Rest wird. Wie so gut wie jeder andere Autist kann ich die sensorischen Reize, die auf mich einprasseln, nicht rausfiltern.
Die Lichter sind häufig auch problematisch, jedoch nicht so sehr wie der Lärm. Sie sind viel zu grell. Es dauert eine ganze Weile, bis ich mich an das Licht "gewöhnt" habe, wobei ich mich nie wirklich daran gewöhne. Keine Ahnung, wie ich das erklären soll, aber ich sehe bei so viel Licht schlechter. Dinge wie z.B. die Preisschilder, die unten sind, sind noch verschwommener und ich habe auch das Gefühl, ich würde durch die Beleuchtung Orientierungsschwierigkeiten bekommen. Diese Lichter machen mich vergesslicher als ich eh schon bin und sie verwirren mich.
Ich sage mir z.B "Okay, nun kommt der Ziegenkäse", dann mache ich mich auf den Weg zur Käseabteilung, doch nur ein paar Schritte später bleibe ich plötzlich stehen, starre dumm Löcher in die Luft und frage mich, was es noch gleich war, was ich holen wollte, bis es mir ein paar Sekunden später wieder einfällt. Jenachdem, wie viel um mich herum passiert, wie vergesslich ich diesmal bin und wie lange der Weg von Punk A zu z.B. der Käseabteilung dauert, passiert das dann noch ein oder zwei weitere Male.
Einmal war in der Hälfte eines Ganges kein Licht, weil die Glühbirnen defekt waren und ich bemerkte direkt, wie viel besser ich sah und wie angenehm es alles in einem war. (Ich war am überlegen, eine Sonnenbrille zu tragen, allerdings drücken mir die alle am Nasenrücken und fühlen sich zu schwer und generell störend an.)
All das sorgt für sehr leichte Ablenkbarkeit, also bin ich froh, dass in jedem Smartphone ein Taschenrechner integriert ist. Es kann mich sehr schnell sehr ... irritieren. Stressen. Es sind ja eher die kleinen Dinge, die sich zusammenhäufen und rasant zu viel werden:
- Die vielen Leute
- Die grellen Lichter
- Das Piepsen der Kassen
- Das Gewusel
- Das Gerede
- Irgendwo kreischt ein Baby
- Ein kleines Kind quengelt
- Jugendliche brüllen rum
- Etwas fällt runter
- Mitarbeiter räumen Dinge ein/aus/um
- Das Scheppern der Einkaufswagen (Wenn die Leute die Einkaufswagen rausziehen bzw. reinschieben - Manchmal glaube ich, Leute machen das mit Absicht so laut)
- Die viel zu laute(n) Musik/Werbung/Durchsagen (wobei letzteres noch Sinn ergibt und welcher Vollidiot kam damals auf die Idee, die Kundschaft mit mittelmäßiger bis schlechter Musik von 2014 vollzudröhnen? Nur zweimal ist es bislang vorgekommen, dass ich die Musik mochte. Nur in manchen Kleidergeschäften ist es schlimmer. Ich musste Taylor Swifts "Shake it off" von 2014 noch bis letztes Jahr ertragen.)
- etc.
Auf Partys gehe ich nicht.
Einkauf:
- zu viele Leute
- die einen drängeln und meckern einen vlt. noch an
- die anderen stehen im Weg rum und merken es nicht
- zu viele ähnliche Angebote (z.B. 12 Sorten Milch, 30 Sorten Kaffee, ...)
- die laute, aufdringliche Musik (am schlimmsten im Advent)
- die bedrängenden Werbeeinschaltungen
- die umständlich zu lenkenden Einkaufswagen
- die quengelnden Kinder, die (im Gegensatz zu mir als Kind) jeden Wunsch von ihren Mamis und Papis erfüllt bekommen
- die übereifrigen Verkäuferinnen, die einen kurz nach der Eingangstür abfangen und "helfen" möchten (obwohl man ja erst mal selber gucken möchte)
- die Waren-Einräumer, die einem den Weg versperren oder meinen, ständig Vorfahrt zu haben
- die Kassiererinnen, die mehr oder weniger freundlich sind
- die Leute, die am Band an der Kasse ganz hinten stehen bleiben, obwohl das ganze Band vor ihnen leer ist
- die Vordrängler in der Kassenschlange, die mit rhetorischen Tricks oder Frechheit immer siegen
- die ständig gleichen Fragen: "zahlen Sie mit Karte?", "haben Sie eine Deutschlandkarte?", "geschnitten oder am Stück?", "soll ich es einpacken?" (wo sie doch einfach meine Scheine in der Hand anschauen könnten, annehmen und gut is)
... ich vermeide das Einkaufen inzwischen so gut es geht: Gehe nur in Läden ohne Musikkulisse und bestelle bei Amazon oder anderen.
Parties:
- Musik ist zu laut und nicht in meinem Stil
- Leute sind zu unruhig und nerven mit Smalltalk
- oberflächlicher Kontakt ist langweilig
- neue Leute würde ich nicht ansprechen
... ich vermeide Parties.
Das ist bei jedem unterschiedlich ich habe zum Beispiel oft Probleme mit zu vielen Menschen um mich herum und mit lauten Geräuschen viel Gerede und grellen Lichtern
Für mich gesprochen: Lautstärke, die Eile um einen herum, die Rücksichtslosigkeit, die Reklame an allen Ecken und Enden, die Dränglerei an der Kasse, kurz: die Reizüberflutung.
Autismus ist in der Tat vielfältig. Es gibt sicherlich welche, die daran weniger zu nagen haben als andere.
Das ist je nach Art des Autismus unterschiedlich
sehr nützlich, weil er recht hat. Jeder nimmt das anders wahr
Das nützt überhaupt nichts, weil es selbstverständlich ist
Klar nützt es, deine Frage kann nur so beantwortet werden.
Gibt es Autisten die wenige Probleme damit haben? Nur so ein Gedanke, da ja oft gesagt wird es kommt darauf an.