welche Regierungsform wurde noch nicht erfunden?
wirklich zu funktionieren scheint ja keine so richtig
3 Antworten
Die Regierungsform, die noch nicht erfunden wurde, ist die "Regierung des Seins" – eine Gesellschaftsform, die sich radikal vom bisherigen Denken in Macht, Besitz und Wachstum unterscheidet. Sie basiert auf dem, was der Psychoanalytiker und Philosoph Erich Fromm als den "Gesellschaftscharakter des Seins" beschreibt. In dieser Regierungsform dient jede Entscheidung, jedes Gesetz, jede Maßnahme einzig und allein dem inneren Wachstum, der Entfaltung und dem Menschsein des Einzelnen – nicht seiner Funktion als Konsument, Arbeitskraft oder Stimmvieh.
Was würde das konkret bedeuten?- Politik als Raum für Entfaltung, nicht als Kontrolle: Die Regierung wäre nicht mehr ein Machtapparat, sondern eine strukturierte Hilfe zur Selbstverwirklichung. Entscheidungen würden nicht getroffen, um das Bruttoinlandsprodukt zu steigern, sondern um das Bruttomenschsein zu erhöhen – also Mitgefühl, Achtsamkeit, Kreativität, Verantwortung, Lebendigkeit.
- Wirtschaft im Dienst des Menschen, nicht umgekehrt: Unternehmen dürften nur bestehen, wenn sie dem Menschsein dienen – nicht nur durch Produkte, sondern durch ihre Art zu arbeiten. Monotone Fließbandarbeit, psychische Ausbeutung oder seelenlose Werbung wären abgeschafft. Stattdessen: kooperative Arbeitsformen, sinnvolle Tätigkeiten, faire Teilhabe. Gewinne wären nicht Zweck, sondern Nebenprodukt einer sinnvollen Gemeinschaftsleistung.
- Bildung zur Menschlichkeit: Schulen und Universitäten würden nicht mehr nur Wissen vermitteln, sondern vor allem lehren, wie man wirklich lebt – mit sich selbst, mit anderen, mit der Welt. Philosophie, Meditation, Kunst, Dialog und Naturerfahrung wären zentrale Fächer. Der Mensch soll nicht funktionieren, sondern blühen.
- Technik als Dienerin des Seins: Digitalisierung, KI, Maschinen – alles darf nur eingesetzt werden, wenn es die Würde des Menschen schützt und sein inneres Wachstum fördert. Technik, die isoliert, süchtig macht oder entmündigt, wird nicht gefördert.
- Gesetze als Ausdruck innerer Reife: Gesetze würden nicht durch Lobbyisten oder Parteitaktik entstehen, sondern durch kollektive Reifeprozesse, begleitet von Philosophen, Psychologen, Ethikräten. Alles, was beschlossen wird, muss die Frage bestehen: „Dient es dem Menschsein?“
- Spiritualität statt Ideologie: Die Regierung des Seins anerkennt, dass der Mensch mehr ist als ein Körper mit Bedürfnissen – sie fördert Räume der Stille, der Präsenz, des Rückzugs. Sie anerkennt das Heilige im Menschen – ohne Dogmen, ohne Kirchenmacht, aber mit der tiefen Ehrfurcht vor dem Leben selbst.
- Entwicklung statt Wachstum: Statt ökonomischem Wachstum gibt es menschliche Reifung. Die Gesellschaft misst ihren Fortschritt an der Qualität von Beziehungen, der Tiefe von Gesprächen, der Schönheit der Orte, der Empathie in Konflikten.
- Menschen beginnen, einander wieder zu sehen – nicht als Rollen, Konkurrenten oder Zielgruppen, sondern als Wesen mit Tiefe.
- Städte verwandeln sich in Lebensräume, nicht in Renditeflächen.
- Einsamkeit und Burnout sinken drastisch.
- Kinder wachsen in einer Umgebung auf, die ihnen zeigt: Du bist wertvoll, weil du bist, nicht weil du etwas darstellst.
- Gewalt wird seltener, weil innere Leere nicht mehr systematisch erzeugt wird.
- Der Mensch hört auf, sich in Ablenkungen zu verlieren – weil das Leben selbst wieder spürbar ist.
Die Regierung des Seins wäre keine Utopie – sondern eine radikale Rückkehr zur Wahrheit des Menschseins. Sie würde eine Welt schaffen, in der nicht der Markt, sondern das Menschsein das Maß aller Dinge ist.
Und vielleicht… wäre das die erste Regierung, die wirklich funktioniert.
Eine gute Frage – und genau hier liegt die größte Herausforderung. Wie verhindert man, dass aus einem „Rat“ nicht doch wieder ein Machtinstrument wird?
Vielleicht so:
Man stellt einen Rat des Seins zusammen – aber nicht nach Parteizugehörigkeit, Macht oder Karriere. Sondern nach innerer Reife.
Die Mitglieder würden nicht gewählt wie in der heutigen Politik, sondern durch ein mehrstufiges Verfahren bestimmt, das auf menschlicher Tiefe beruht:
- Vorauswahl durch Peer-Gruppen: In kleinen, regionalen Gemeinschaften schlagen Menschen Personen vor, die sie als besonders mitfühlend, weise und integer erleben – unabhängig von Status oder Beruf.
- Beurteilung durch einen Ethikrat: Eine diverse Gruppe aus Philosophen, Psychologen, Theologen, Künstlern, Pädagogen prüft nicht Lebensläufe, sondern innere Haltungen.
- Rotationsprinzip & Transparenz: Kein Sitz ist dauerhaft. Jeder im Rat dient auf Zeit – z. B. 2 Jahre – und wird danach durch andere ersetzt. Alle Entscheidungen des Rats sind öffentlich begründet und müssen mit der Frage bestehen: „Dient es dem inneren Menschsein?“
Es wäre kein perfektes System. Aber vielleicht das erste, das nicht auf Macht, sondern auf Reife basiert. Eine Gesellschaft losgelöst vom Ego.
Wenn dich das Thema interessiert, kann ich dir von Herzen das Buch "Haben oder Sein" von Erich Fromm empfehlen. Ein wahrer Augenöffner um zu verstehen, warum die Welt oder besser die Menschen so sind wie sie sind - mit all den modernen Missständen welche sich in deiner Frage wieder spiegeln.
Ich habe das Buch gelesen, vor Jahren schon. Trotzdem scheint mir Deine vorgeschlagene Ordnung - so gut ich sie finde - am realen Menschen zu scheitern. Es ist wie der Kommunismus: es setzt Menschen voraus, die anders sind, als die jetzigen. Dazu sagte Konrad Adenauer: "Wir müssen die Menschen nehmen, wie sie sind - andere gibt's nicht."
Da stimme ich dir absolut zu – das System darf nicht naiv davon ausgehen, dass der heutige Mensch schon "bereit" dafür wäre. Du triffst den Punkt: Es braucht eine Transformation des Bewusstseins, nicht nur neue Strukturen. Und genau deshalb ist die „Regierung des Seins“ keine Revolution mit Knall, sondern eine langsamer Reifeprozess, der im Inneren beginnt.
Ich finde deinen Hinweis auf Adenauer wichtig – und zugleich auch entlarvend: Wenn wir den Menschen „nehmen, wie er ist“ unter den aktuellen Bedingungen, dann übersehen wir, dass unser System ihn genau so formt. Es belohnt Gier, Vergleich, Funktionieren. Aber was, wenn wir anfangen, das Umfeld zu verändern, sodass Reife, Liebe und Präsenz belohnt werden? Es sind viele kleine Samen welche die Menschen zum Umdenken bewegen - ein Lichtblick ist finde ich schon: Junge Menschen hinterfragen das Leben ihrer Eltern. Sie merken: Ihre Jobs, ihre Karriere, ihr Haus, ihr SUV - das alles hat sie nie glücklich gemacht. Sie haben ihr leben funktioniert aber nicht gelebt und oft auch nicht geliebt und auch die Eltern wurden nie wirklich geliebt. Ich mache es anders. Dies sind die ersten Samen: Weg vom Haben, hin zum Sein.
Wie du sagst: Gesellschaften können unterschiedlich geprägt sein – vom Geist der Angst oder vom Geist der Liebe. Heute dominiert noch die Angst. Aber das heißt nicht, dass es immer so bleiben muss.
Es wäre vielleicht vermessen zu glauben, dass so ein Wandel schnell oder flächendeckend geschieht. Aber irgendwo muss er anfangen. Und vielleicht ist genau das unsere Aufgabe in dieser Zeit: Den Samen zu pflanzen.
Danke für deinen Beitrag – du bringst die Tiefe des Themas sehr klar auf den Punkt.
Diejenige, die sich irgendwie noch niemand vorstellen kann oder überhaupt weiß, was konkret die sein soll.
Das ist eine extrem super Frage.
Ich überlege mal....
Naja, vlt einen Staat, welche zu 100% found finanziert wird und wo Arbeit freiwillig ist. Die Aufgaben welche gemacht werden müssen werden vollständig von Gastarbeitern erledigt, welche sehr sehr gute gehälter bekommen durch die founds und dann die bürger des Staats versorgen.
Tolle Worte. Aber wer entscheidet, ob ein Unternehmen diese Kriterien erfüllt? Wer legt die Gesetze fest?
Eine Kommission? Ein Rat? Ein Sowjet? - Moment, das hatten wir doch schon.