Welche Bezeichnung verwendet ihr im alltäglichen Sprachgebrauch?
Das Ergebnis basiert auf 68 Abstimmungen
11 Antworten
Als ich noch studiert habe, da waren wir Studenten, und ich als Frau habe mich selbstverständlich nicht ausgeschlossen gefühlt. Auf solchen Schwachsinn können wohl nur Deutsche kommen. Wenn ich mal gefragt wurde, was ich denn so tu, dann habe ich gesagt: "Ich studier' noch." oder "Ich bin Studentin."
Auch heute benutze ich kein Partizip 1, wenn ich von Studenten spreche. Studenten, vor allem solche, die ich nicht ganz ernst nehme, nenne ich manchmal auch Studis.
Genauso sind Profs und andere Lehrbeauftragte an der Uni für mich keine Lehrenden und Lehrer an Schulen keine Unterrichtenden.
Meistens Studierende, manchmal Studis. Wenn es nur um männliche Studierende geht, nutze ich Studenten; wenn es nur um weibliche Studierende geht, nutze ich Studentinnen.
Das ist, offensichtlich, kontextabhängig der Fall. Spreche ich z.B. mit einer Kollegin über drei bestimmte Studierende aus einem meiner Kurse und alle drei sind weiblich, so spreche ich von Studentinnen:
"Erinnerst du dich noch an die drei Studentinnen, die dieses großartige Poster gestaltet hatten? Wäre doch toll, würden sich Studierende immer so viel Mühe geben."
Okay, kann man so machen aber ich persönlich finde es unnötig immer auf das Geschlecht eingehen und es betonen zu müssen.
Für mich nicht, aber ich verstehe dein System.
Würdest du bei drei Männern, die du einen Schrank schleppen siehst, von drei Leuten sprechen, oder doch von den drei Männern, die du gesehen hast?
Ich sage Studenten. Dabei ist es für mich neutral, ob es sich um männliche Studenten, oder um weibliche Studenten oder wie auch immer handelt. Im Singular das Gleiche: Der Student. Entweder ein weiblicher Student oder ein männlicher Student.
Schon von drei Männern. Aber Männer ist ja auch geschlechterspezifisch.
Dann gehst du ja doch immer aufs Geschlecht ein: Bestärkst das männliche, vernachlässigst das weibliche (und sonstige).
Wenn den Schrank nun drei Frauen getragen hätten, die du als Studierende kennst, hättest du da von Studenten gesprochen?
Nein, eben nicht, wie bereits erklärt, ist die Form Studenten neutral.
Nein, das ist sie nicht. Sämtliche linguistische Forschung zu generischen Maskulina zeigt, dass diese nicht geschlechtsneutral sind.
Das stimmt so nicht. Wie auch immer, weitere Diskussionen führen bei zwei verschiedenen Ansichten wohl zu nichts.
Wenn das so nicht stimmt, kannst du sicherlich Forschung benennen, die das aufzeigt - oder?
Nein, kann ich nicht, aber 84% der Befragten hier auf Gutefrage teilen meine Ansichten. In etwa der Gleiche Prozentsatz teilt deutschlandweit meine Ansichten. Daraus leitet sich für mich ab, dass es keinen Grund gibt, meinen Standpunkt zu ändern.
Das ist völlig irrelevant. Generische Maskulina sind ganz objektiv nicht geschlechtsneutral; selbst dann nicht, wenn 100 % der Menschen der Meinung wären, dass sie es sind.
Weil ein geringer Prozentsatz, darunter du, das so beschlossen hat?
Das hat niemand beschlossen - das hat linguistische Forschung wieder und wieder gezeigt.
Vertraue niemals einer Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast.
Solche Sprüche zeigen nur, dass du keine Ahnung hast. Was hätten Linguist*innen denn davon, ihre Forschung entsprechend zu fälschen?
Das zeigt, dass du den Spruch nicht verstanden hast.
Genau. Gerade den Spruch kenne und verstehe ich natürlich nicht - dabei lehre ich Statistik schon seit Jahren.
Generische Maskulina sind nicht geschlechtsneutral. Wer das Gegenteil behauptet, soll entsprechende linguistische Belege liefern.
Du kannst noch so viele Beweise haben, dass bringt dir aber nichts, wenn eine klare Mehrheit in der Bevölkerung deine Ansichten ablehnt.
Du wirfst hier einfach zwei Dinge durcheinander:
Einerseits besteht aus linguistischer Sicht kaum mehr ein Zweifel daran, dass generische Maskulina nicht geschlechtsneutral sind.
Andererseits ist das aber, wenn man Umfragen glaubt, einem großen Teil der Bevölkerung egal.
Du kannst den einen Punkt nicht mit dem anderen widerlegen.
Einerseits besteht aus linguistischer Sicht kaum mehr ein Zweifel daran, dass generische Maskulina nicht geschlechtsneutral sind.
Das ist einfach eine unwahre Behauptung.
Wenn das eine unwahre Behauptung ist, wirst du das ja wohl belegen können, nicht? Welche linguistische Forschung zeigt denn, dass generische Maskulina geschlechtsneutral sind?
Warum soll ich einen Beleg gegen deine Behauptung bringen? Wenn dann bist du in der Beweispflicht.
Ich kann gerne Forschung benennen, die sich mit der Natur des generischen Maskulinums beschäftigt. Hier ein paar Beispiele, die alle zu besagtem Ergebnis kommen:
- Garnham, Alan, Ute Gabriel, Oriane Sarrasin, Pascal Gygax & Jane Oakhill. 2012. Gender representation in different languages and grammatical marking on pronouns: When beauticians, musicians, and mechanics remain men. Discourse Processes 49(6). 481–500. doi: 10.1080/0163853X.2012.688184.
- Gygax, Pascal, Ute Gabriel, Oriane Sarrasin, Jane Oakhill & Alan Garnham. 2008. Generically intended, but specifically interpreted: When beauticians, musicians, and mechanics are all men. Language and Cognitive Processes 23(3). 464–485. doi: 10.1080/01690960701702035.
- Irmen, Lisa & A. Köhncke. 1996. Zur Psychologie des “generischen” Maskulinums. Sprache & Kognition 15. 152–166.
- Irmen, Lisa & Julia Kurovskaja. 2010. On the semantic content of grammatical gender and its impact on the representation of human referents. Experimental Psychology 57(5). 367–375. doi: 10.1027/1618-3169/a000044.
- Misersky, Julia, Asifa Majid & Tineke M. Snijders. 2019. Grammatical gender in German influences how role-nouns are interpreted: Evidence from ERPs. Discourse Processes 56(8). 643–654. doi: 10.1080/0163853X.2018.1541382.
- Schmitz, Dominic. 2023. In German, all professors are male. In Jasmin Pfeifer, Sabine Arndt-Lappe, Heidrun Dorgeloh, Gero Kunter & Christian Uffmann (eds.), INGO 6.0. The Proceedings. New empirical Insights about laNguage, presented on a Great day Out in September. Preprint. doi: 10.31234/osf.io/yjuhc.
- Schmitz, Dominic, Viktoria Schneider & Janina Esser. 2023. No genericity in sight: An exploration of the semantics of masculine generics in German. [Revision invited for Glossa Psycholinguistics]. Preprint. doi: 10.31234/osf.io/c27r9.
Nun belege du bitte, dass es linguistische Forschung gibt, die zu anderen Ergebnissen kommt.
6 von 7 Forschungen sind englischsprachig. Wie auch immer, mir können die Ergebnisse sowieso egal sein, da ich auf der Seite der Mehrheit stehe.
Was hat die Sprache des Artikels mit irgendwas zu tun?
Wie auch immer, mir können die Ergebnisse sowieso egal sein, da ich auf der Seite der Mehrheit stehe.
Gerne nochmal: Keine Umfragemehrheit der Welt ändert derartige Forschungsergebnisse.
Forschung, die meinem Standpunkt widerspricht, kannst du also nicht nennen?
Wenn die Mehrheit der Bevölkerung der Meinung ist, der Himmel sei grün, dann ist es auch wurscht, was die Forschung sagt, solange die Mehrheit der Bevölkerung zufrieden ist.
Hier geht es aber nicht um Zufriedenheit und eine derartige Behauptung macht Dinge auch lange nicht wahr - egal, wie groß die Mehrheit ist.
Hier geht es um die Frage, ob generische Maskulina geschlechtsneutral sind. Linguistik als Wissenschaft, die hier Antwort liefern kann, sagt klar: nein.
Nur weil das ein paar Forscher sagen, ist das noch nicht die Wissenschaft.
Dann sag mir, welche Linguist*innen es anders sehen und nenne entsprechende empirische Studien. Behaupten kannst du vieles.
Und Eisenberg?
Gerne kannst du Eisenbergs empirische Forschung zu geschlechtsneutraler Sprache hier teilen, bitte.
Übrigens: Wo steht, dass "Studierende(r)" geschlechtsneutral ist?
In Studien, die diese Form mit dem generischen Maskulinum gegenüberstellen. Aber selbst wenn es diese nicht gäbe: Solange es keine Evidenz dazu gibt, gibt es auch keinen Grund, die Geschlechtsneutralität anzuzweifeln.
Schöne Korpusanalyse, die allerdings in keinster Weise widerlegt, was so viele andere Studien gefunden haben: Das generische Maskulinum hat einen männlichen Bias.
Eine Form beabsichtigt neutral zu nutzen widerspricht nämlich nicht dem Fund, dass diese als neutral beabsichtigte Form leider nicht neutral verarbeitet wird. Eines Tages werden das sicher auch Trutkowski und Weiß verstehen.
Da hast du dir ja viel vorgenommen.
Übrigens: Im Persischen gibt es kein grammatikalisches Geschlecht, nur eine unterschiedliche Bezeichnung für Dinge und Personen und natürlich auch für Mann und Frau. Wenn die Gleichberechtigung von geschlechtsneutraler Sprache abhängen soll, dann erwarte ich bald iranische Verhältnisse in Deutschland.
Da hast du dir ja viel vorgenommen.
Als Linguist habe ich großes Interesse an Erkenntnisgewinn, auch wenn dieser mit viel Arbeit verbunden ist. Also alles gut! 😄
Übrigens [...]
Hier sehen wir einen sehr simplen Fehlschluss: Niemand behauptet, dass gendergerechte Sprache das Allheilmittel für Gleichberechtigung ist. Entsprechend kann man von einer Sprache ohne vergleichbare grammatische Strukturen und einer Gesellschaft, in der eine solche Sprache gesprochen wird, auch nicht auf die Gleichberechtigung in dieser Gesellschaft schließen.
Wieso sagst du "nutzen"? Benutzt du diese Begriffe nicht? Oder willst du irgendetwas Spezielles damit ausdrücken?
Ich verschreibe mich schlichtweg keiner Grammatik, die weit jenseits des Sprachgebrauchs liegt. Übrigens musst du nicht jedes Mal kommentieren, wenn dir mein Stil nicht gefällt.
Der Unterschied zwischen "nutzen" und "benutzen" hat doch mit Grammatik gar nichts zu tun! Niemand zwingt dich, eine meiner Fragen beantworten oder auf meine Kommentare zu reagieren.
Ich habe schon immer Studierende gesagt… bei dem Wort ist es so herrlich unkompliziert alle mit einzubeziehen, dass ich echt nicht begreifen kann, wie man sich da noch verweigern kann.
Bei Ärzt*innen oder Schüler*innen verstehe ich’s bedingt, wenn man einfach nicht in der Lage ist mal einen halben Meter um die Ecke zu denken, aber wenn es doch sogar eine neutrale Form gibt, die sich sprachlich etabliert hat und keineswegs unangenehm klingt, kann man die doch auch nutzen.
Ich persönlich finde, dass Studierende nicht angenehm klingt, zumal es grammatikalisch schlicht weg falsch ist.
Ich benutze auch nur "Studenten", aber dein Argument, dass "Studierende" grammatikalisch falsch sei, ist nicht richtig.
Doch, das ist richtig. Wenn Studenten gerade am studieren sind, dann sind es Studierende. Wenn sie aber gerade am trinken sind, dann sind es trinkende Studenten. Trinkende Studierende macht grammatikalisch gesehen keinen Sinn.
Du verwechselst Grammatik mit Sinnhaftigkeit.
"studierend" ist erst einmal einfach das Gerundium des Verbs "studieren". "Studierende(r)" ist ein substantiviertes Gerundium, also kann daran grammatikalisch überhaupt nichts falsch sein.
Ob die Verwendung des (grammatikalisch korrekten) Gerundiums in diesem Fall Sinn ergibt, ist wieder eine ganz andere Frage.
Ich würde aber auch diese Frage mit "ja" beantworten, denn ein Student studiert ja nicht nur ab und zu.
Seit wann studierst du? - Ich studiere seit drei Semestern. Ich habe zehn Semester studiert.
Du siehst also, ein Student studiert während seines gesamten Studiums und könnte somit auch ein trinkender Studierender sein (eben immer, wenn er trinkt).
Ich benutze "Studierende(r)" trotzdem nicht, weil es völlig unnötig ist.
Ganz normal "Studenten". Eventuell ((aber seltener) noch "Studentinnen und Studenten". Das ist für mich vollkommen normaler Sprachgebrauch.
Ich musste zur Beantwortung der Frage erst mein Plugin deaktivieren. Das hatte mir das Folgende angezeigt:
Funktioniert also so, wie es soll. ;)
Das ist für Firefox und Chrome. Funktioniert unter Android allerdings nicht immer. Für diesen Fall gibt es einen Browser namens Kiwi, mit diesem funktioniert es dann.
Ich nutze stets "Studenten". Das ist sprachlich korrekt, schön kurz und schließt alle mit ein, da generisch. Dazu ist es auch noch am englischen "students" am nächsten dran. Das ist dann insbesondere für Austauschstudenten etc. am wenigsten verwirrend.
In welchen Fällen geht es nur um männliche bzw. weibliche?