Was war das schlimmste Kinderbuch das euch je untergekommen ist?
Damit meine ich nicht den Schreibstiel sondern den Inhalt.
Sei es weil Gewalt verharmlost wird, seltsame Geschlechterollen oder was auch immer. Also welches Buch/Bücher würdet Ihr euren Kindern nicht vorlesen oder zu lesen geben und warum?
12 Antworten
Die Nesthäkchen-Serie, weil hochgradig frauenfeindlich. In einem der letzten Bände fällt Nesthäkchen als junger Mutter und Ehefrau eines Arztes die Decke mit KKK auf den Kopf und sie möchte gern Künstlerin werden, aber weil das halt ein Roman mit erhobenem Zeigefinger ist, kommt "natürlich" das Kind zu Schaden, weil sie mal nicht drauf aufgepaßt hat, und dann wird ihr sofort mehr oder weniger ein geistiger Schaden nachgesagt, weil ein Kind halt das wichtigste für die Frau sein müsse und weibliche "Selbstverwirklichung" per eigenem Beruf nur ein Hirngespinst ist, Beweis für den geistigen Schwachsinn der Frau. Ich hab fast Bröckchen gehustet, als ich das las. Man merkt daran sehr deutlich wie alt die Serie ist.
Ich mußte gerade lachen, was für ne kride Vorstellung. Habs nie gelesen nur mal die TV Serie gesehen, glaube die war schon etwas moderner gestaltet. Ist aber lange her.
Stimmt, ist schon eine Ewigkeit her, seit ich den Mist in die Finger bekam. Aber diese alten Bücher sind alle mehr oder weniger frauenfeindlich, auch die Fürsten-Schmonzetten wo sich irgendein armes Hascherl per reiner Gutherzigkeit/Naivität dann irgendeinen reichen alten Adligen angelt, während die selbständigen, selbstbewußten und daher "bösen" Frauen alle irgendein böses Schicksal erleiden. Kaum zu glauben, daß es mal Frauen gegeben hat die so einen Mist gerne lasen ... das galt nämlich damals als "erlaubte" Frauenlektüre.
Tja, wenn Mädchen im Rahmen ihrer geschlechtsspezifischen Sozialisation (oder eher Indoktrination?) schon von Kindesbeinen an auf ihre gesellschaftlich erwünschte Rolle als Ehefrau und Mutter vorbereitet werden, dann sind sie vermutlich als "Backfische" schon so "dressiert", dass sie mehrheitlich tatsächlich glauben, weibliche Selbstverwirklichung (um das böööse Wort zu gebrauchen), erschöpfe sich darin, ihrer "naturgegebenen" Aufgabe als treusorgende Ehegattin und liebende Mutter möglichst pflichteifrig nachzukommen und die Jungmädchenlektüre bestärkt sie dann in ihrem Selbstbild und Rollenverständnis bzw. sorgt durch die abschreckenden Beispiele von aus der (weiblichen) Rolle fallenden Geschlechtsgenossinen dafür, dass auch der wildeste Trotzkopf (noch ein bekannter Backfischroman) gezähmt bzw. domestiziert wird 😉.
Struwwelpeter
Als Kind hat mir dieses Buch gefallen.
Seit ich jedoch weiss, dass im Buch eigentlich Kinder mit einem ADHS gezeigt werden, finde ich es schrecklich. Denn Kinder leiden sehr darunter, dass sie Symtome haben, die angeboren sind und für die sie nichts können, aber wegen den Folgen oft bestraft werden.
Für die Geschichten von Wilhelm Busch (Max und Moritz und alle anderen Geschichten) sollten die Kinder schon etwas älter sein und einen Sinn für schrägen Humor entwickelt haben, die sind zwar hübsch gereimt aber ziemlich drastisch ("hier kann man sie noch erblicken - fein geschrotet und in Stücken", das böse Ende von Max und Moritz!), da wird auch viel gestorben, bei Mensch und Tier. Ungeeignet für ganz kleine Kinder!
Die Kinderbibel. Nur Mord und Totschlag, Krieg, Gewalt, Katastrophen…
Meine Kinder haben das Vorlesen daraus geliebt.
Alles Gute für dich!
Hallo,
Ich habe alle "schlimmen" geliebt und dann später auch meinen Kindern vorgelesen.
Richtig agressiv haben mich eher die gemacht, die aus Marketing strategischen Gründen entstanden oder die absichtlich dümmlich oder ernsthaft belehrend waren.
Wirklich schön:
Was magst du lieber?
Zeraldas Riese
Peterchens Mondfahrt
...und die hatten alle strange Themen auf Lager. Kindern wird oft wenig zugetraut.
Man sollte sie aber nicht für blöd verkaufen. 👍
Gruß robert. 😉
Ich finde es kommt bei Kinderbüchern zum einen auf die Altersgerechte aufarbeitung an. Das kann ich als Mutter so lange ich vorlese selbst. Dann aber auch auf den Kontext der Zeit und die positive Kernaussage.
Zum Beispiel finde ich "unsere kleine Farm" toll. Sowohl die TV Serie als auch die Bücher. Auch wenn die Darstellung der Kindererziehung keine moderne ist. Meine Tochter hat das aber verstenden und über manche Szenen haben wir dann eben gesprochen.
Anderes finde ich schlicht von den Kernaussagen furchtbar. Zum Beispiel TKKG, was für ein Mist. Das Mädchen ist ne doofe Trulla nur dazu da "Ihren Helden anzuhimmeln. Der wiederum lößt alles mit Gewalt und zwar wirklich alles und das dicke Kind wird dauergemobbt. Einfach nur Mist.
Ach ja Zeraldas Reise kenne ich nicht.
Zeraldas Riese - ist von Tommi Ungerer, der hat damals viele etwas schrägere Bilderbücher Illustriert. Vielleicht kennst du Die Drei Räuber.
Interessante Frage übrigens. Ich habe gerade in den letzten 2 Jahren 3 Bilderbücher geschrieben und illustriert. Hab bisher allerdings noch keinen Verlag gefunden. Gruß robert. 🙂
Hey da drücke ich dir aber die Daumen :)
Kleine Korrektur, du meinst die "Försters-Pucki-Bände" von Magda Trott und nicht das Nesthäkchen (von Else Ury), das sich - nach Abbruch ihres Medizinstudiums - als Arztgattin bzw. "Frau Geheimrat" nicht mit "krankhaften" Selbstverwirklichungsgedanken trägt (und allenfalls mal eine Knabenhose beim Bügeln ansenkt): aber deinen sonstigen Ausführungen kann ich nur vollinhaltlich zustimmen inkl. Husten- und Empörungsanfall ;-).