Alte Kinderbücher mit "rassistischen" Begriffen noch vorlesen?
In einigen älteren Kinderbüchern werden Begriffe verwendet, die wir heute sexistisch, beleidigend oder rassistisch einstufen würden.
So redet Pippi Langstrumpf z.B. von ihrem Papa, der "König über alle Neger" ist und überlegt, ob sie mit den "schwarzen Negerkindern" auf der Insel spielen will.
Es gibt überarbeitete Versionen, die solche Begriffe umgeschrieben haben - aber ist das dann nicht Verfälschung des Orginals?
Mich interessiert: Würdet ihr solche Bücher Kindern heute noch vorlesen oder nicht?
Ich lese sie meinem Kind vor, erkläre ihm aber die Begriffe und warum wir sie heute nicht verwenden. Was ist eure Meinung dazu?
49 Stimmen
14 Antworten
ich denke, eine Erklärung ist durchaus wichtig.
Die Kinder denken sich bei dem Begriff vielleicht nichts, aber manches prägt sich halt doch ein. Man sieht es ja schon bei den Antworten: es gibt einige, die meinen "das hab ich früher schon gesagt, ich sag es heute immer noch".
Als Grundschulkind in den frühen 80ern habe ich das N-Wort benutzt, ohne mir was dabei zu denken. Meine Schwester (die gerade mal 4 Jahre älter ist als ich) hat mir dann erklärt, daß das N-Wort schlecht ist, und ich es nicht mehr benuzten soll. Ebenso hat sie mir einiges über Rassismus erzählt. Diese Erklärung in meiner Kindheit hat mich stark geprägt, bis heute. Ich hab seitdem nie wieder das N-Wort benutzt, und bin auch immer sehr kritisch, wenn ich Rassisten erleben muß.
mir stellt sich gerade die frage...wie viele bücher, vor 1950, abgeändert werden müssten!?...zzgl. lieder! ;-)
Vielleicht muss man das individuell entscheiden, je nachdem, welcher Gruppe die eigenen Kinder angehören. Manch schwarzes deutsches Kind will bestimmte Wörter ganz sicher nicht auch noch zu Hause von den Eltern vorgelesen bekommen. Da kann man dann lieber sagen: "Wir haben die moderne Version".
Man soll das erklären, damit das Kind sowas nicht zu anderen sagt.
Ich bin in den 70ern ein Kind gewesen und da waren diese Bücher noch ganz normal, und niemand verwendete den Begriff "Neger" abschätzig. Gewisse Leute natürlich schon, aber es galt als die normale Bezeichnung eines Schwarzen, was ja auch dem Lateinischen so entspringt. Auch gab es das Lied "10 kleine Negerlein" und auch eine Süßspeise, ich glaub von Manner: "Negerküsse". Und auch die Pippi Langstrumpf wurde uns von unserer Mutter vorgelesen, weil sie das selbst als Kind als Buch gehabt hatte.
Ich möchte mich aber da natürlich anpassen, und verwende diese Wörter heute nicht mehr bzw würde aber schon die Originalbücher vorlesen mit Erklärungen und habe auch nichts dagegen, wenn man neue Versionen kreiert, auch wenn ich das Ganze manchmal schon etwas ausartend finde, zB dass man auch mittlerweile nicht mehr Eskimo sagen soll und auch "Farbiger" soll ja schon verpönt sein.
Unsere Tochter und auch ein etwa gleichaltriger Cousin von ihr (jetzt sind die auch schon erwachsen ) lachen heutzutage, wenn sie hören, dass solche Wörter, die heute als Schimpfwörter gelten, damals in Kinderbüchern standen.
Ich glaube, dass es sowohl bei diesem Thema als auch bei anderen immer das Wichtigste ist , einen guten Zugang zu Kindern zu haben und alles zu erklären versucht.
Der Begriff "Negerkuss" war schon ein erster Schritt im Prozess des vermeintlich politisch korrekten "Schönredens".
Eigentlich waren das doch mal die "Mohrenköpfe" - wobei allerdings kaum jemand daran dachte, beim Verzehr dieser Köstlichkeit einem dunkelhäutigen Menschen den Kopf abzubeißen ...