Sollten rassistische Begriffe in Kinderbuch-Klassikern wie Pipi Langstrumpf oder Jim Knopf ersetzt werden?

8 Antworten

Man könnte solche Bücher auch zur Erkenntnis nutzen, dass die Begriffe gar nicht rassistisch sind. Die Begriffe wurden von Rassisten verwendet, aber eben auch von allen anderen. Es gab ja gar keine anderen Begriffe.

Saturnknight  28.01.2022, 01:12

Das ist total falsch.

Begriffe wie das N-Wort sind nun mal rassistisch, da diese Begriffe immer genutzt wurden, um andere (in dem Fall Schwarze) herabzusetzen und sich gegen sie abzugrenzen.

Es gab ja gar keine anderen Begriffe.

Doch, die gab es. So was wie z. B. schwarz. Wobei eh die Frage ist: warum braucht man überhaupt einen Begriff? Es gibt keinen Begriff für Weiße. Aber für Schwarze wurde das N-Wort genutzt.

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diderot2019  28.01.2022, 09:37
@Saturnknight

Du begehst hier eine ganze Reihe von Irrtümern.

  1. Es gab zwei N-Worte. Das eine wurde in den USA gebraucht, mit zwei g. Von diesem wurde mir von Klein auf gesagt, es sei rassistisch und das hat mir auch eingeleuchtet. Denn aus dem Französischen 'schwarz' folgt nicht, dass da zwei g sein sollen. Mir schien, das zweite G wurde tatsächlich nur zur Herabsetzung hinzu gefügt.
  2. Aber in den USA wurde selbst das N-Wort mit zwei G nicht durchwegs herabsetzend gebraucht. Harriett Beecher Stowe verwendet in 'Onkel Toms Hütte' immer dieses Wort. Falls dir das Buch nicht bekannt ist: Beecher Stowe schildert da das Schicksal schwarzer Sklaven. Der Sklave Tom wird dabei alles andere als herab gesetzt. Er wird vielmehr praktisch mit Jesus gleich gesetzt.
  3. Warum brauchen wir Begriffe? Im Alltag ist es häufig extrem wichtig, dass wir andere Menschen sehr rasch und eindeutig beschreiben können. "Der mit der Brille", "der Grosse", "die Blonde", "der mit dem runden Kopf": Wenn ich irgendwo erklären muss, mit wem ich Kontakt hatte, weiss ich häufig den Namen nicht. Aber an gewisse körperliche Merkmale erinnere ich mich. Das geht übrigens allen gesunden Menschen so. Es ist unsinnig, die Verwendung des auffälligsten Merkmals zu verbieten.
  4. Das Problem ist nicht, dass ein Merkmal genannt wird, sondern dass in den Köpfen vieler tief verankert ist, dieses Merkmal sei eine Herabsetzung. Für mich war eine dunkle Haut nie eine Herabsetzung, bis Leute wie du mir immer wieder eintrichterten, das dürfe man nicht erwähnen. Wenn ich heute Dunkelhäutige sehe, durchschiesst mich das Gefühl, mit denen sei irgendetwas nicht in Ordnung. Denn nun darf ich nicht sagen, dass sie dunkelhäutig sind und ich darf mir auch nicht anmerken lassen, dass ich es gemerkt habe. Rassistisch ist der Gedanke, dunkle Haut dürfe nicht erwähnt werden.
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chanfan  28.01.2022, 14:46
@Saturnknight
Es gibt keinen Begriff für Weiße.

Das ist nicht richtig: Z.B. Weißkäse, Weißbrot, Bleichgesicht. Nur mal drei der Begriffe, die mir so ganz spontan einfallen.

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Ich habe diese Bücher in meiner Jugend gelesen. Diese Abenteuer Bücher waren sehr beliebt. Niemand hat diese als rasistisch angesehen oder nur daran gedacht. Es waren einfach spannende Jugendbücher. Wir fieberten mit Jim Knopf mit.

Damals nannte man einen Afrikaner N*ger, man ass M*hrenköpfe, ohne irgendwelche Hintergedanken zu haben. Wenn ich solche Diskussionen höre, wo man die Vergangenheit ändern will, frage ich mich ab und zu, was haben wir damals falsch gemacht? Warum will man einen Teil unserer Vergangenheit, die schon vorbei ist, ändern? Ich meine damit nicht, dass alles so bleiben soll wie früher. Ich bin auch für Fortschritt in der Gegenwart und Zukunft.

Die Vergangenheit kann man nicht ändern, jedoch in der Gegenwart leben und für die Zukunft planen und bauen.

Wenn die Gegenwart über die Vergangenheit zu Gerichte zu sitzen versucht, wird sie die Zukunft verlieren. Winston Churchill

Hier eine kontroverse Meinung zu diesem Thema:

https://www.swissinfo.ch/ger/alle-news-in-kuerze/rassismus-in-lummerland--die-causa-jim-knopf/45985780

Irgendwie wühlt mich dieses Thema immer auf und ich weiss nicht warum. Es kommt dann ein Gefühl auf, wie ein Teil meiner Vergangenheit verschwinden soll und ich weiss nicht warum.🤔

Nein, die sollten bleiben. Anstatt sich über einzelne Worte aufzuregen und zu versuchen sie aus der Geschichte zu ignorieren, sollte man die Gelegenheit nutzen um Aufklärung zu betreiben und zu erklären was es mit den Begriffen und ihrer jeweiligen Anwendung auf sich hat.

Nur mal so als Anmerkung:

bereits 1983 wurden bei den Jim Knopf Büchern Änderungen vorgenommen - auf ausdrücklichen Wunsch des Autors. Aus China wurde Mandala.

Und auch andere Kinderbücher wurden teilweise überarbeitet. So wie z. B. "Die Junges von Burg Schreckenstein". Das Buch gibt es seit 1955 und wird bis heute immer wieder neu aufgelegt. Es gab einige kleinere Änderungen im Buch, um den Lesefluss zu verbessern.

Da macht niemand ein Fass auf - aber wenn es darum geht. rassistische Stellen zu überarbeiten, dann ist es auf einmal ein großer Aufreger?

nele12522  28.01.2022, 16:14

Wenn es auf Wunsch des Autors überarbeitet wird, ist es ok, aber ich finde nicht das man die Werke eines anderen überarbeiten kann.

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Nein. Man sollte nicht die Arbeit fremder Leute einfach umschreiben. Wenn der Autor das so geschrieben hat, so gemeint hat, und so gedacht hat, ist es seine Sache. Und es ist meine Sache ob ich das lese oder nicht. Die Arbeit anderer verändern geht absolut nicht.