Was haltet ihr von der Meritokratie?

5 Antworten

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Du hast das Wort "Meritokratie" nicht ganz richtig charakterisiert.

Theoretisch sind unsere Gesellschaften eine Meritokratie.

Man muss sich seinen Platz durch Taten und Leistungen verdienen. Niemand wird durch das Los auf einen Posten gewählt oder weil er jemandes Familie ist (Nepotismus) sondern weil er Leistung gebracht hat.

Und was entscheidet ob jemand Leistung gebracht hat? Das kommt auf den Bereich an: In der Wirtschaft ist es der Kontostand, in der Politik entscheiden das die Wähler, in der Akademie entscheidet das die Anerkennung der Kollegen.

Du sollst bei der Wahl denjenigen wählen den du am geeignetsten hälts für den Posten. Jemand der sich durch Verdienste (lat: Meriten- daher das Wort Meritokratie) deiner Meinung nach am besten für den Posten geeignet ist.

Man kann diskutieren wie gut die Meritokratie in unserer Gesellschaft funktioniert, doch von der Theorie her sind wir eine Meritokratie.

Reiche und Super-Reiche argumentieren, dass sie sich das Geld verdient haben weil sie aus meritokratischem Sichtwinkel einfach super waren.

Meritokratie widerspricht nicht der Demokratie. Es widerspräche sich auch nicht komplett mit anderen Systemen. Abgesehen davon, dass ein Monarch sich seinen Posten nicht verdient hätte, könnte ein König (sollte er auch) die Posten an seinem Hof aufgrund von Verdiensten (Meriten!) verteilen.

Ein System in dem ein Anführer "Leistungstest" machen müsste, wäre eine Technokratie: Ein System in dem klare und nachvollziehbare Regeln herrschen.

Auch Technokratie ist nicht unvereinbar mit einer Demokratie und unsere Gesellschaft hat mit Sicherheit demokratische, meritokratische und technokratische Züge.

Eine Radikal-Meritokratie (wie in Star Trek) würde in der Realität wahrscheinlich genauso schlecht funktionieren wie eine Radikal-Technokratie oder Radikal-Demokratie.


Bekim741 
Beitragsersteller
 08.01.2025, 09:54

Ja, ich verstehe dich gut. Aber in der Meritokratie wählt nicht die Mehrheit der Bevölkerung ihren Führer aus, sondern nur die wenigen Experten an der Regierung. Zudem dürfen sich in Meritokratie die Konzerne nicht politische Entscheidungen einmischen wie durch Lobbyarbeit oder Wahlspende.

Oppulus  08.01.2025, 10:06
@Bekim741

Du beschreibst eine Oligarchie.

Wie werden denn "die wenigen Experten an der Regierung" ausgewählt? Wer entscheidet was ein Experte ist?

Und inwiefern dürfen sich Konzerne nicht in politische Entscheidungen "einmischen". Was heißt einmischen? Das heißt sie dürfen ihre Interessen nicht vertreten? Ihre Bedürfnisse nicht vortragen?

Wenn z.B. ein Elektrostahlwerk sagt: "Wenn der Strompreis um 10% steigt, können wir nicht mehr gewinnbringend arbeiten und müssen schließen und ins Ausland abwandern." ist das dann bereits Lobbyismus? (Ja)

Das dürfen die dann nicht mehr sagen?

Und geht es nur um Konzerne? Nur Konzerne dürfen nichts mehr sagen? Kleine Firmen schon? Und was ist mit gesellschaftlichen Gruppen?

Wenn es nur Konzerne sind: Wo ist die Grenze? Ab wann ist deine Firma zu groß um noch etwas sagen zu dürfen? Müsste man einer großen Firma nicht mehr zuhören als einer kleinen? Hat sich die große Firma nicht die Verdienste (Meriten) erarbeitet um mitreden zu dürfen?

Die Art von Radikal-Mertikratie die du hier beschreibst ist tatsächlich eine Oligarchie. Das ist ein toller Anfang für einen dystopischen Roman mit einer Gesellschaft die behauptet meritokratisch zu sein und in ihr die besten herrschen sein, während sie in Wirklichkeit eine Diktatur ist von Leuten die das System für ihre eigenen Zwecke ausnutzen.

Bekim741 
Beitragsersteller
 08.01.2025, 10:26
@Oppulus

Wer bestimmt die Experten? Mehrere unabhängige Gremien durch Peer Reviews. Experten in bestimmten Disziplinen können auch bestimmte Themen besser einschätzen.

Wie werden Experten abgesetzt wenn ihre Theorien scheitern? Durch regelmäßige Überprüfung der Ergebnisse, begrenzte Amtszeiten, durch internationale Gremien.

Wie wird Machtmissbrauch verhindert? Durch Whistleblower Schutz, Transparenz und Aufsichtgremien.

Die Macht der Konzerne muss begrenzt werden. Werden sie zu groß, dann müssen sie zerschlagen und verstaatlicht werden. Wahlspende darf es nicht geben. Durch Steuer wird die Regierung finanziert. Eine "Drehtür" aus Großkonzernen und Regierung darf es so nicht geben. Politiker dürfen nicht Lobbyisten sein.

Stinger18  08.01.2025, 10:55
@Oppulus
Das ist ein toller Anfang für einen dystopischen Roman mit einer Gesellschaft die behauptet meritokratisch zu sein und in ihr die besten herrschen sein, während sie in Wirklichkeit eine Diktatur ist von Leuten die das System für ihre eigenen Zwecke ausnutzen.

Ich verspüre die Lust , ihn zu lesen :)

Oppulus  08.01.2025, 13:32
@Bekim741
Wer bestimmt die Experten? Mehrere unabhängige Gremien durch Peer Reviews.

Und wer bestimmt die Gremien? Sind es Schildkröten bis nach unten?

Wie wird Machtmissbrauch verhindert? Durch Whistleblower Schutz, Transparenz und Aufsichtgremien.

Wer bestimmt wer in den Aufsichtsgremien sitzt?

Die Macht der Konzerne muss begrenzt werden.

Also Menschen die meritokratisch so gut wären, dass sie es schaffen einen ganzen Konzern aufzubauen werden damit bestraft, dass ihr Konzern zerschlagen wird? Tolle Meritokratie: "Wenn du zu viel erreichst, wenn du zu gut bist, zerstören wir alles was das du aufgebaut hast!"

Werden sie zu groß, dann müssen sie zerschlagen und verstaatlicht werden.

Also ist in deiner Meritokratie, in der die Besten herrschen, der Staat selbst Unternehmer? Und wer führt die Staatsunternehmen? Ein Beamter oder jemand der es sich meritokratisch verdient hat? Aber jemand der einen ganzen Staatskonzern leiten kann, warum ist der Beamter geworden und hat nicht selbst einen Konzern aufgebaut? Dass jemand Beamter ist, sollte in einer Meritokratie dafür ausreichen, ihm kein Unternehmen anzuvertrauen.

Wahlspende darf es nicht geben. Durch Steuer wird die Regierung finanziert.

Was? Gibt es jetzt doch Wahlen? Ich dachte alle werden per Gremium und Expertenausschuss gewählt?

Eine "Drehtür" aus Großkonzernen und Regierung darf es so nicht geben. Politiker dürfen nicht Lobbyisten sein.

Nehmen wir folgendes Beispiel: Ich führe einen Konzern für Hochspannungsleitungen (gerade klein genug um nicht zerschlagen und verstaatlicht zu werden), und die Expertenregierung (bestehend aus ehemaligen Hochschulprofessoren und hochdekorierten Soldaten) beschließt, dass Arbeiten in großer Höhe nur erlaubt sind, wenn das zugrundliegende Gebäude komplett eingehaust ist. Und im Sinne des Gesetzes ist ein Hochspannungsmast kein Gebäude.

Doch jeden Hochspannungsmast erst einzuhausen ist wahnsinnig teuer und kaum zu machen.

Jetzt darf ich nicht zur Regierung gehen und ihnen sagen, dass das eine bescheuerte Idee ist, und dass unser Stromsystem damit bestenfalls unbezahlbar wird und schlimmstenfalls zusammenbricht, weil das ja Lobbyismus wäre! Wenn ich als Konzernführer zur Politik gehe und ihnen empfehle was zu tun ist, ist das Lobbyismus. Der ist ja verboten. Es gibt also legal gesehen keine Möglichkeit wie Firmen der Regierung sagen können, dass etwas schief läuft.

Oppulus  08.01.2025, 13:34
@Stinger18

Ich: Chat GPT. Eine SEHR schwierige Aufgabe. Nimm dir so viel Zeit wie du brauchst aber mach es vernünftig. Gib mir die Zusammenfassung eines hypothetischen dystopischen Romans. Grundprämisse: Eine Gesellschaft die von sich behauptet eine perfekte Meritokratie zu sein.

ChatGPT: Zusammenfassung eines hypothetischen dystopischen Romans: "Das Gewicht der Leiter"

In einer nicht allzu fernen Zukunft hat die Menschheit eine Gesellschaft errichtet, die sich selbst als perfekte Meritokratie bezeichnet. Die Welt ist in Schichten gegliedert, basierend auf einem komplexen System von Punktzahlen, die jeden Aspekt des Lebens bewerten: Intelligenz, Fähigkeiten, Arbeitsleistung, Kreativität und sogar soziale Interaktionen. Jeder Bürger wird durch einen Chip verfolgt, der ihre "Verdienstpunkte" in Echtzeit misst und aktualisiert. Der Versprechen der Gesellschaft lautet: Wer hart arbeitet und sich ständig verbessert, steigt auf; wer scheitert, fällt ab.

Der Schein der Perfektion:

Die Elite dieser Gesellschaft lebt in himmelhohen Türmen, umgeben von Luxus und Privilegien. Sie behaupten, dass ihre Stellung das Ergebnis reiner Anstrengung und Talent ist. In den unteren Ebenen kämpfen Menschen täglich ums Überleben, mit kaum einer Chance, jemals aufzusteigen. Kinder werden schon früh getestet, kategorisiert und in Laufbahnen gelenkt, die ihre vermeintlichen Talente widerspiegeln.

Der Protagonist:

Der Roman folgt Jona, einem jungen Techniker aus der Mittelklasse, der sich verzweifelt darum bemüht, die Punktzahl seiner Familie zu verbessern, um seiner Tochter Zugang zu einer besseren Bildung zu ermöglichen. Als Jona jedoch einen Systemfehler in der Bewertungssoftware entdeckt, erkennt er, dass die Verteilung von Punkten manipuliert wird. Es gibt versteckte Algorithmen, die bestimmte Menschen begünstigen und andere benachteiligen, basierend auf Herkunft, Verbindungen oder schlicht dem Willen der Mächtigen.

Der Konflikt:

Jona beginnt, die Grundlagen der Gesellschaft in Frage zu stellen. Er schließt sich einer Untergrundbewegung an, die das System sabotieren will, doch selbst diese Bewegung ist nicht frei von den Hierarchien, die sie bekämpfen will. Während Jona versucht, die Wahrheit zu enthüllen, gerät er ins Fadenkreuz der "Kuratoren", einer geheimen Polizeieinheit, die alle Bedrohungen für die Stabilität des Systems eliminiert.

Die Enthüllung:

Im Verlauf der Geschichte entdeckt Jona, dass die Idee der perfekten Meritokratie niemals mehr als eine Illusion war. Die Gesellschaft basiert nicht auf Leistung, sondern auf der geschickten Manipulation des Glaubens an Leistung. Menschen akzeptieren ihre Positionen, weil sie an die Gerechtigkeit des Systems glauben – ein Glaube, der durch Propaganda, soziale Kontrolle und psychologische Konditionierung aufrechterhalten wird.

Das Ende:

Jona gelingt es, Beweise für die Manipulation des Systems zu sammeln und diese an die Öffentlichkeit zu bringen. Doch statt einer Revolution bringt seine Enthüllung nur Chaos: Die Elite stärkt ihre Macht, indem sie die Schuld an der Ungleichheit auf "technische Fehler" schiebt, während die Masse der Bevölkerung weiter in ihren Rollen verharrt, unfähig, sich eine andere Realität vorzustellen. Jona verliert alles – seine Familie, seine Stellung, seine Hoffnung – und wird in die unteren Ebenen verbannt. Dort trifft er andere Dissidenten, die daran arbeiten, das System langfristig von innen heraus zu zerstören.

Themen und Fragen:

"Das Gewicht der Leiter" ist eine düstere Reflexion über soziale Gerechtigkeit, die Illusion des Fortschritts und die Manipulation von Macht. Der Roman stellt die Frage, ob wahre Gleichheit in einer Gesellschaft möglich ist, die von Wettbewerb und Leistungsideologie durchdrungen ist, und fordert die Leser auf, ihre eigenen Werte und Überzeugungen zu hinterfragen.

Oppulus  08.01.2025, 13:43
@Stinger18

Das normale kostenlose ChatGPT.

Ich fands super.

Erinnert mich ein bisschen an "Qualityland", wenn der auch in eine andere Richtung geht. Das ist ein super Roman falls du ihn noch nicht kennst.

Bekim741 
Beitragsersteller
 08.01.2025, 14:01
@Oppulus

Und wer bestimmt die Gremien? Sind es Schildkröten bis nach unten? Antwort: Durch demokratische Prozesse.

Wer bestimmt wer in den Aufsichtsgremien sitzt? Antwort; Eine Gruppe Qualifizierte Bürger durch Losverfahren.

Eine Zerschlagung großer Unternehmen bedeutet nicht, den Erfolg des Gründers oder Unternehmers zu bestrafen, sondern:

Wettbewerb wiederherzustellen, indem kleinere, konkurrenzfähige Unternehmen entstehen.

Das Innovationspotenzial für andere talentierte Unternehmer zu öffnen.

In einer gut gestalteten Meritokratie würde die Zerschlagung von Monopolen nicht als Strafe, sondern als Schutz des Systems der Leistung betrachtet werden.

Unternehmer erhalten Anteile an den neu entstandenen Unternehmen nach einer Aufspaltung.

Stärkere Kartellgesetze kontrollieren die Machtkonzentration der Unternehmen um Monopole zur Lasten der Bevölkerung zu verhindern.

Damit auch Chancengleichheit für alle.

Oppulus  08.01.2025, 14:28
@Bekim741

Und jetzt klingt deine ganze Beschreibung schon viel weniger meritokratisch sondern wie eine idealisierte Form unseres Systems.

Wir haben ein Gremium das durch demokratische Prozesse ernannt wird und das Experten für die Regierung auswählt. Es ist die Bundesregierung die Minister aufstellt nach ihrer Eignung.

Monopole werden in Deutschland ebenfalls zerschlagen. Wir haben starke Kartellgesetze.

Es gibt Chancengleichheit...

Glückwunsch: Du hast gerade die moderne Demokratie neu erfunden.

Bekim741 
Beitragsersteller
 08.01.2025, 17:39
@Oppulus

Ja die Meritokratie braucht demokratische Prozesse, damit sie nicht in Korruption ausartet.

Aber die Vorteile der Meritokratie liegen klar in der Hand: Populistische Politiker und Demagogen kommen nicht an die Macht. Die Regierungsführung arbeitet wissenschaftlich. Schnellere Lösung der Probleme als durch rein demokratische Prozesse. Die Regierungsführung der Meritokratie sind unabhängig von den Konzernen.

Nachteile der Demokratie: Die meisten Menschen bzw. einfache Bevölkerung wissen nicht gut, welche Politiker gut für ihr Land ist, insbesondere bei der direkten Demokratie. Sie wählen mehr nach Gefühl als nach der Rationalität. Die Demokratie funktioniert am besten in Kommunen und lokalen Angelegenheiten als in größeren Länder. Wahlen der Parteien können durch Wahlspenden der Großkonzerne beeinflusst werden. Großkonzerne haben die Medienlandschaft in der Hand und können die öffentliche Stimmung durch Desinformation verbreiten. Die Mehrheit der Menschenheit hat nie nach Wahrheit gedürstet, sondern sind falschen Politikern gefolgt. Die menschliche Geschichte beweist dies. Wahlen können manipuliert werden. Viele Politiker in der Deutschen Regierung haben nicht studiert wie zum Beispiel bei den Grünen und gesetzlich besteht hier auch keine Pflicht.

Oppulus  09.01.2025, 10:50
@Bekim741
Populistische Politiker und Demagogen kommen nicht an die Macht. 

Wieso nicht? Das wünschst du dir, aber wieso nicht?

Weil sie "es nicht verdient" haben?

Frag mal die Republikaner ob Trump sich seinen Posten verdient hat! Wer entscheidet was jemand verdient?

---

Deine ganze Idee beruht darauf: "Nur Leute wie ich, die es sich verdient haben, sollten Politik machen dürfen. Nicht der ungebildete Pöbel."

Das ist elitistisch.

Und es ist so wie die Welt über Jahrhunderte beherrscht wurde.

Bei der Demokratie geht es darum, dass wir niemanden bevorzugen. Alle Stimmen sind gleich.

Du willst jetzt bestimmten Menschen mehr Rechte geben, mehr stimmen. Basierend darauf, dass sie "besser" sind? Oder es sich verdient haben?

Siehst du nicht wie das Tür und Tor für Korruption öffnet? Wie es Leuten Wege verbaut? Wie es ganze Bevölkerungsgruppen ausschließen kann?

Ist das ganze nur ein Gedankenexperiment das du als "Teufels Advokat" verteidigst, oder glaubst du wirklich das wäre eine gute Idee?

Bekim741 
Beitragsersteller
 09.01.2025, 13:28
@Oppulus

Ich denke die Menschen sind von Natur aus nicht gleich. Das fängt mit ihren Fähigkeiten an wie die Intelligenz, moralischen Kompaß, Religion, Bildung, Krankheit etc. an.

Sokrates beschreibt in der Politeia die Demokratie als ein System, das von Unwissenheit und Launenhaftigkeit der Massen geprägt ist. Er vergleicht die Demokratie mit einem Schiff, das von einem erfahrenen Steuermann gelenkt werden sollte, aber stattdessen von einem Leichthinnigen ohne Ahnung vom Steuern geführt wird.

"In der Demokratie, in der jeder meint, alles zu wissen, wird die Führung von denen übernommen, die am wenigsten qualifiziert sind." (Platon, "Politeia", 557b)

Aristoteles soll gesagt haben: "In der Demokratie regiert die Masse, die nicht immer das Beste für den Staat im Blick hat." (Aristoteles, "Politik", Buch 4)

"Die besten Herrscher sind diejenigen, die durch ihre Tugend und Weisheit qualifiziert sind, nicht die, die das Amt durch Geburt oder Popularität erlangen." (Aristoteles, "Politik", Buch 3)

Moderne Kritik an der Demokratie und Meritokratie durch Michel Young im Jahr 1958:

"Die Meritokratie hat den Fehler, dass sie die Menschen nach ihren Fähigkeiten sortiert, doch diese Fähigkeiten sind nicht immer gerecht verteilt. Während die Demokratie die breite Masse miteinbezieht, ist die Meritokratie nur für diejenigen zugänglich, die durch Tests und Prüfungen bestehen

."

James Bunham ein Politikwissenschaftler (1941) soll gesagt haben:

"Die Demokratie hat versagt, weil sie von der ungebildeten Masse geleitet wird, die von der Elite manipuliert werden kann. Die wahre Führung muss von jenen kommen, die die nötige Intelligenz und Erfahrung haben, um eine Gesellschaft effizient zu führen."

"Es ist die technokratische oder meritokratische Elite, die das Land wirklich führen sollte. Die Führung durch Experten garantiert den Erfolg einer Gesellschaft und schützt sie vor den chaotischen Eingriffen der politischen Massen."

Gustave Le Bon, ein französischer Psychologe und Begründer der modernen Massenpsychologie soll gesagt haben:

„In der Masse verliert das Individuum die Fähigkeit zur vernünftigen, kritischen Beurteilung. Es handelt nur nach unbewussten Impulsen und emotionalen Reaktionen, die durch die Führung einer charismatischen Person leicht manipuliert werden können.“

(Gustave Le Bon, Psychologie der Massen, 1895)

Oppulus  09.01.2025, 13:51
@Bekim741

Ich sehe du hast deine Meinung.

Menschen sind nicht gleich. Menschen sollten vor dem Gesetz gleichwertig sein.

Du kannst kein gerechtes System schaffen, in dem jeder meritokratisch gewählt ist. Denn jemand muss die Kriterien dafür auswählen. Am Ende kommst du an jemandem der die Zügel in der Hand hat.

Wenn du dich in deinem System darauf verlassen musst, dass es einen oder ein paar Idealisten gibt, die mehr Macht haben als andere, diese aber nicht missbrauchen, dann bist du im Eimer.

Das ist das schöne an Demokratie: Es funktioniert auch mit einem Haufen mittelmäßiger Anführer und mittelmäßiger Menschen.

Ein großartiger, erleuchteter König, ein großartiger Cäsar, kann seinen Staat zu Größe führen- das ist in der Geschichte oft genug passiert. Und in einer radikalen Meritokratie können idealistische meritokratische Herrscher sicher großes erreichen.

Doch so wie ein schlechter König einen Staat ruinieren kann (und oft genug ruiniert hat), kann eine korrupte, schlecht gewählte, faule, selbstsüchtige und/oder arrogante meritokratische Elite das Land ebenfalls ruinieren.

Trotz aller berechtigter Kritik an gewählten Politikern in unseren modernen Demokratien: Es ist nicht so schlimm. Demokratien können nur schwer wahrlich großartige Dinge tun, aber sie können auch nur schwer wirklich katastrophale Dinge tun.

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Während die griechischen Philosophen ihre Ideen hatten dürfen wir hier eins nicht vergessen: Für sie war der perfekte Staat eine überschaubare Poleis bei der über die Hälfte der Bevölkerung Sklaven sind und Frauen kaum besser als Sklaven: Damit die Elite den ganzen Tag Weintrauben fressen, nachdenken und Krieg führen kann.

Das ist, was alle diese Philosophen die du zitierst gemein haben: Sie glauben, dass der gemeine Pöbel dumm, faul und beeinflussbar ist, und es deshalb eine Elite braucht sie anzuführen.

Als diese Elite sehen sie sich selbst und ihresgleichen. Ich bin kein bescheidener Mensch: In einer Meritokratie wäre ich ganz oben. Ich verstehe den Impuls zu denken man wäre besser als alle anderen und wüsste es besser als alle anderen.

Doch ich glaube nicht, dass ich das Recht haben sollte mich tatsächlich im Sinne der Gesellschaftlichen Hierarchie über andere zu stellen, weil die genetische Lotterie mir mehr Intelligenz, mehr Interesse an Bildung und ein verdammt gutes Aussehen mitgegeben hat.

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Hier noch ein interessanter Podcast von meinem liebsten lebenden Philosophen über den Fehlschlag der amerikanischen Meritokratie:

https://www.samharris.org/podcasts/making-sense-episodes/205-failure-meritocracy

Bekim741 
Beitragsersteller
 09.01.2025, 14:14
@Oppulus

Vielen Dank für den Link. Ich habe mir es durchgelesen. Vielen Dank für die Interessante Diskussion mit dir. Du bringst mir echt zum Überlegen. Ich werde meine Ansicht überdenken. Ich dachte in USA würde eine Konzerndiktatur herrschen und keine echte Demokratie. Du zeigst mir eine andere Ansicht zu den dortigen Problemen und zwar die Meritokratie, welche dort missbraucht wird.

Ich denke nur aus einer gesunden Gesellschaft, kann eine gesunde Führung wachsen. Egal wie die Regierungsform auch heißen möge.

Ist die Gesellschaft schlecht, dann kann aus einer Meritokratie eine Oligarchie werden und aus der Demokratie eine Konzerndiktatur oder Anarchie werden.

Oppulus  09.01.2025, 14:22
@Bekim741

Hat mich auch gefreut, danke für die Unterhaltung!

Wenig - Saint Simon ist Vergangenheit!

Die Aufklärung sagt, das soziale Interessen einen Wert haben und wir alle aufgerufen sind, für unser gemeinsames Gut einzustehen.

Nicht viel. Es sollten nicht nur jene, die durch Intellekt und Leistungsbereitschaft auffallen über andere herrschen. Positiv daran zu bewerten ist, dass erhöhte Leistungsbereitschaft gefördert wird.

Das halte ich nicht für besser als unser System, und schon gar nicht für besonders demokratisch.

Schon heute sind 80% der Abgeordneten des Deutschen Bundestages Akademiker, obwohl dieser ja eigentlich das Volk abbilden soll. Zudem gibt es den wissenschaftlichen Dienst des Bundestages und jeder Minister hat Experten die ihn beraten bzw. die eigentliche Hintergrundarbeit machen. Der jeweilige Minister vertritt einfach in Parlament und Öffentlichkeit die Gesetzesentwürfe, die ohnehin Expertengremien erarbeitet haben. Er oder sie ist sozusagen lediglich die Rampensau fürs Volk.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Langjährige Erfahrung in der Parteipolitik und als Reporter

Gegen "Führer" sind wir Deutsche extrem empfindlich.

Das solltst du wissen, wenn du hier lebst.

Ich weiss nicht warum uns Ausländer ständig andere politische Systeme vorschlagen wollen. Wir sind mit unserer Demokratie zufrieden.

Das "Jammerlappen Volk", wie du uns nennst, hätten es deutlich leichter und wir könnten auch die Steuern senken, wenn wir nicht jedes Jahr 46 Milliarden €uro für illegale Migranten aufwenden müssten.

Die Sozialleistungn von den auch und gerade Ausländer sehr profitieren kosten nun eben mal Geld, weshalb ganz sicher die Steuern nicht gesenkt werden können, von nichts kommt nichts.


Bekim741 
Beitragsersteller
 09.01.2025, 10:14

Das ist schön und gut: Aber was hältst du von der Meritokratie?

Skywalker17  09.01.2025, 10:41
@Bekim741

Ich dachte, ich hätte es schon gesagt.

Nur was durch den Willen des ganzen Volkes entsteht, ist richtig.

Viele gerade im Osten und Nahen Osten befürworten Diktaturen, weil man da alles abgenommen bekommt.

Nur was wenn es dem Volk nicht gefällt?.

So gut wie immer starten diese Politker freundlich und sanft, bis sie sich sicher fühöen. Dann wird das Militär eingeschworen durch hohe finanzielle Zahlungen. Ebenso die Eliten, damit sie stillhalten. Das kanst du hundertfach beobachten überall auf der Welt.

Nur eine System wo man alle vier Jahre die Politik ändern kann und die Politiker abwählen, garantiert Freiheit und Wohlstand für das gnaze Volk.