Warum wird der britische Kolonialismus als positiver betrachtet als der deutsche?

2 Antworten

Deutscher Kolonialismus ist kaum nennenswert existent.

Das liegt besonders daran, dass die deutsche Nation erst 1871 gegründet wurde. Deutschland hat ab ca. 1880 Kolonien erworben und diese bereits durch die Ergebnisse des 1. WK 1918-1919 wieder verloren (Versailler Vertrag).

Aus dem britischen Empire entstand später das "Commonwealth of Nations", was besonders den Zweck von Handel hatte und damit auch gemeinsame Standards etablierte, was in vielen ehem. Kolonien zu einer Verbesserung der Lebensbedingungen für die Bevölkerung führte.

Die Europäische Menschenrechtskonvention lässt sich bspw. direkt auf die "Magna Carta" zurückverfolgen, wodurch nach britischem Vorbild universallgültige Rechtsnormen eingeführt wurden, wie bspw. das Recht auf einen fairen Prozess, uvm.

earnest  23.04.2023, 07:26

Nun, beispielsweise den Völkermord an den Herero und Nama finde ich durchaus nennenswert.

Dieser trug zum negativen Bild des deutschen Kolonialismus bei. Am deutschen Wesen sollte die Welt genesen.

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AstridDerPu  23.04.2023, 08:12

Den Völkermord an den Herero und Nama (1904 - 1908) durch die deutschen Truppen in Namibia nennst du kaum nennenswert?

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II99II  23.04.2023, 16:46
@AstridDerPu

In Relation zum europäischen Kolonialismus, welcher bereits im 15,/16. Jahrhundert begann, spielte Deutschland keine signifikante Rolle.

Das es zu Ausbeutung und Unterdrückung kam ist natürlich eine riesige Schattenseite des Kolonialismus. Es gab immer "Eigentumsverhältnisse" und man versuchte den Gedanken an Unabhängigkeit oder Selbstbestimmung der Bevölkerung zu brechen. Der Umstand fern ab der Gesetzbarkeit des eigenen Landes zu sein führte in einigen Fällen sicher auch dazu, die schlechtesten Charaktereigenschaften mancher zu fördern ("Wilder Westen" Mentalität).

Entscheidend ist allerdings das Aufstände gegen Kolonialmächte auf Grund der ungleichen technologischen und wirtschaftlichen Möglichkeiten immer mit sogenannten Guerillataktiken geführt wurden. Darauf regierten die meisten Kolonialmächte mit asymmetrischer Kriegsführung, welche sich gegen die Bevölkerung im Allgemeinen richtete und gezielt Dörfer unzugänglich machte. Aus heutiger Sicht ist das Völkermord, aus damaliger Sicht war es eine übliche Strategie zum Brechen des Widerstands.

Aufgekommen ist die Thematik erst wieder ab ca. 2002, als die "Herero Peoples Reparations Corporation" über sehr interessante Wege versuchte, die Bundesregierung juristisch zu belangen und Entschädigungsgelder in Höhe von 2 Mrd. US-Dollar zu erwirken. U. a. wurde die Deutsche Bank als Rechtsnachfolger der Disconto-Gesellschaft verklagt, wie auch Klage vor dem District Court in Washington D.C. eingereicht. Juristisch bestimmt sehr spannend ;)

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Weil die Geschichte von Siegern geschrieben wird und Deutschland im letzten Weltkrieg eine totale Niederlage erlitt, die es den Siegern ermöglichte, nicht nur die Geschichte in Bezug auf den Nationalsozialismus und Zweiten Weltkrieg aus ihrer Sicht darzustellen sondern dies ausgeweitet haben auf die gesamte deutsche Geschichte.

Das nach 1945 streng „entnazifizierte“ Deutschland wurde in zwei Besatzungszonen geteilt. Im Westen entstand die BRD, im Osten die DDR. Diese war nicht nur politisch, sondern auch ideologisch an die Sowjetunion gebunden, jene wiederum an die USA.

Im Westen wurde die Geschichte zunächst nach den nationalen Wünschen der westlichen Siegermächte England, Frankreich und USA konstruiert. Deutschland kam darin die Rolle einer verspäteten Nation zu, die sich unter dem Einfluss des preußischen Militarismus zu einer aggressiven, imperialistischen Macht entwickelt und die Europa 1914 in die Katastrophe des Weltkrieges gestürzt habe. Frankreich, England und die USA hingegen waren nach dieser Ansicht moderne, demokratische Länder ohne jegliche imperialistischen Allüren, ohne Rassismus und ohne Ungerechtigkeit. In England glaubten manche „religiös“ orientierten Leute gar noch, dass Gott selbst die Briten als auserwähltes Volk zur rechtmäßigen Herrschaft über die Erde berufen hätte. Ähnliches glaubte man in den USA: Nachdem man dort die „indianischen“ Eingeborenen mit Freiheit™, Demokratie® und Rechtsstaatlichkeit© beglückt hatte, im Weltkrieg gegen Deutschland ausgezeichnet verdient ha… ähm sich verdient gemacht hat um den Frieden in Europa meine ich natürlich und im Zweiten Weltkrieg die Menschen in Dresden, Tokio, Hiroshima und anderen Städten Deutschlands und Japans von der Unterdrückung durch Hitler bzw. den Tenno befreit und ihnen die Demokratie® gebracht hatte, fiel den Amerikanern als verdienter Lohn um ihre großartigen Bemühungen um Frieden und Freiheit der Völker die Herrschaft als faktisch göttlicher Lohn sozusagen zu.

Deutschland hingegen, der böse reaktionäre Schurkenstaat, konnte nur nach zwei großen Kriegen von den moralisch über allen Zweifel erhabenen demokratischen Mächten des Westens endlich zur Vernunft gebracht werden. Seit 1949 ist es nun auch eine Demokratie und ein Teil der „freien Welt“, auf den man aber aufpassen müssen, damit er nicht zu stark werde, erneut Imperien errichten und die Welt erneut in Kriege stürzen wollen. Doch die antiimperialistischen Mächte US, UK und Frankreich wachen mit ihren friedensschaffenden Nuklearwaffen ja darüber.

Die Diskrepanz in der Wertung des deutschen Kolonialismus im Unterschied zum britischen stammt aus dieser Zeit nach den Weltkriegen (teilweise schon nach dem ersten, wo man die Deutschen beschuldigte, in ihren Kolonien nicht richtig gewirtschaftet zu haben). Die eigene koloniale Vergangenheit wurde verklärt. Man war ja der freie Westen, der den farbigen Völkern nur die überlegene Zivilisation des weißen Mannes, die moderne Technik sowie moderne, demokratische Rechtstaatlichkeit brachte.

Eine Erschütterung sollte dieses selbstgerechte Selbstverständnis erst durch die kolonialen Befreiungskriege erfahren, in dienen diese Gegner Deutschlands brutale Niederlagen erfahren mussten, während Deutschland niemals eine solche Niederlage erlitt, da es seine Kolonien ja bereits 1919 im Versailler „Vertrag“ hatte abgeben müssen. Besonders die Franzosen trafen schmachvolle Niederlagen in Indochina 1954 und später in Algerien. Französische, britische und portugiesische Brutalitäten in diesen Kriegen wurden damals bereits kritisch thematisiert, doch diese konnten das grundlegende Selbstverständnis der einstigen westeuropäischen Kolonialmächte noch nicht vollständig zum Einsturz bringen.

Im Ostblock hingegen wurde die Geschichte durch das Okular der marxistischen Ideologie betrachtet und der Kolonialismus somit allgemein als Ausdruck des Imperialismus betrachtet, der notwendig aus den kapitalistischen Gesetzen folgen würde. Lenin hat bereits 1916 diesen Gedanken zum ersten Mal in seiner kleinen Schrift über den „Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus“ formuliert. Daher hat die marxistische Geschichtsschreibung zwar den Europäer an sich mit Schuld belastet, aber Deutschland relativ nicht mehr belastet als den Westen. Da nun einmal Großbritannien ein ungleich größeres Kolonialreich hatte als Deutschland und ungleich größere Verbrechen begann, hat der Ostblock tatsächlich mehr den britischen Imperialismus kritischer gesehen und diesen als Vorläufer des amerikanischen gesehen. Insgesamt aber waren nationale Schuldvorwürfe eher unüblich im marxistischen Diskurs und die Schuld wurde eher dem Abstraktum des „imperialistischen Finanzkapitals“ angelastet.

Spätestens seit der Wende von 1990 drang die marxistische Betrachtungsweise mehr und mehr auch in den Westen vor und heute kann ihr Siegeszug als nahezu vollendet betrachtet werden. Allerdings hat sich deren Argumentationsweise geändert. Nicht mehr die großen kapitalistischen Ausbeuter bzw. das „Finanzkapital“ wurden nunmehr als Bösewicht konstruiert, sondern mehr und mehr ging man dazu über, alle Schuld dem Abstraktum der „weißen Rasse“ anzulasten und das, obgleich die Ideologen dieser Richtung anderweitig stets behaupten, es würde überhaupt gar keine Rassen geben! In den neuen pseudowissenschaftlichen Studienfächern wie „critical whiteness“ kann man das Doppeldenk lernen, das man benötigt, um diese Widersprüche zu verstehen.

Besonders eifrige Demagogen dieser pauschalisierenden und rassistischen Ideologie von der „weißen Schuld“ (White guilt) sitzen auf Lehrstühlen hochrangiger US-amerikanischer Eliteuniversitäten und versuchen von dort, ihre „antirassistische Rassenlehre“ in die Köpfe gutgläubiger junger Studenten zu hinein zu prägen. Ein besonders übler Hetzer namens Noel Ignatiev, der schlichtweg die Ausrottung der weißen Rasse als Sühne für deren angebliche „Schuld“ forderte, lehrte jahrzehntelang von Polizei und Politik unbehelligt an der angesehenen Harvard-Universität in Neuengland.

Der Duktus der die Grenzen zur Absurdität oftmals überschreitenden national-kulturellen Überheblichkeit der Westmächte, den ich oben so ironisch skizziert habe, ist bis heute derselbe geblieben, durch das Einsickern der marxistischen Betrachtungsart aber wurde er inhaltlich erheblich modifiziert. Nun müssen auch England, Frankreich und die USA ein paar Leichen im Keller einräumen, doch Schuld waren nie sie als Staaten, sondern Schuld war ja die „weiße Rasse“ und zu der gehören ja alle Europäer, auch Völker wie nie etwas mit dem Kolonialismus zu tun hatten wie z. B. die Tschechen oder die Finnen. Sie alle sind Schuld daran, dass vor ein paar Jahrhunderten von Portugal aus Schiffen zur westafrikanischen Küste aufgebrochen sind, um dort Sklaven von lokalen afrikanischen Händlern zu kaufen und diese nach Portugal oder dessen Kolonien in der neuen Welt zu bringen. Heutige Teenager, die in Warschau oder Stockholm vor dem Computer sitzen und nächtelang „World of Warcraft“ zocken tragen eine Mitschuld dafür, dass bei der Chalisa-Hungersnot im Jahre 1783 elf Millionen Inder unter der britischen Kolonialverwaltung verhungert sind.

Man sieht also: Die früheren nationalen Absurditäten der vom Duktus der selbstgerechten, vom verlogenen cant nur so triefenden Westmächte in Form ihrer Schuldabwälzung auf das böse deutsche Reich wurden mittlerweile ausgetauscht durch die neuen Absurditäten der Schuld einer gar nicht existenten „weißen Rasse“ für die Taten anderer angeblicher Angehörigen dieser „Rasse“ in anderen Ländern vor hunderten von Jahren!

Hatte die altmarxistische Geschichtsschreibung noch eine gewisse relative Nähe zur Wahrheit insofern, als dass der Kolonialerwerb der europäischen Kolonialmächte tatsächlich ökonomischen Zielen folgte und von Großkapitalisten wie in Großbritannien z. B. Cecil Rhodes (dem Sinnbild für den imperialistischen angelsächsischen Herrenmenschen) vorangetrieben wurde, so ist weder an der tolldreisten früheren Schuldabwälzung dieser Kolonialmächte auf das deutsche Kaiserreich noch an der heutigen pauschalen Verurteilung der „weißen Rasse“ auch nur das kleinste Fünkchen Wahrheit. Das alles sind 100 oder 110%ige Lügen, deren Dreistigkeit und Absurdität ihrem Propaganda-Erfolg keineswegs entgegensteht, ja diesen vielleicht sogar bedingt. –

Wie über den deutschen Kolonialismus gelogen wurde, habe ich anderweitig bereits ausgiebig gezeigt:

https://www.gutefrage.net/frage/wurde-bei-euch-in-der-schule-kolonialismus-besprochen#answer-483319533

Deutsche haben insgesamt ein Vielfaches mehr Gutes in ihren Kolonien (besonders in Afrika getan) als sie dort an angeblichen „Verbrechen“ begangen hätten. Selbst wenn in Bezug auf den Herero-Aufstand die fragwürdigen Opferzahlen von bis zu 0.07 Millionen Opfern stimmen würden, so stehen diese doch in keinem Verhältnis zu der über eine Million afrikanischer Menschenleben, welche die Deutschen durch die Heilung der Schlafkrankheit (afrikanische Trypanosomiasis) direkt gerettet haben. Indirekt wurden durch die Entwicklung des Medikamantes Germanin gegen diese Krankheit unter der Leitung von Robert Koch , das später auch von anderen Kolonialmächten zur Behandlung der Eingeborenen verwendet wurde, etliche Millionen Menschenleben gerettet.

In der Privatkolonie König Leopold II. von Belgiens im Kongo z. B. starben allein im Jahr 1901 über 500.000 Menschen an der Schlafkrankheit, in Ostafrika nach konservativen Schätzungen britischer Historiker über eine Million in diesem Jahr. Und so ging es Jahr für Jahr, bis den Deutschen durch die Entwicklung des Germanin der Sieg über diese Geißel des schwarzen Kontinents gelang.

Im Gegensatz zu westlichen „Historikern“ haben afrikanische Geschichtsschreiber die Leistungen der Deutschen stets zu honorieren gewußt. So schrieb der ghanaische Historiker Isaac Brako 2013 über die das segensreiche Medikament der Deutschen zusammenfassend:

„Aufgrund dieser einen medizinischen Errrungenschaft kann man die deutsche Präsenz in Afrika als völlig gerechtfertigt bezeichnen. Unter dem Strich kann kein Afrikaner behaupten, die Deutschen hätten nichts Wertvolles beigetragen.“

Was hingegen Großbritannien als Kolonialmacht verbrochen hat, geht wirklich auf keine Kuhhaut. Mache Historiker gegen von über 100 Millionen Todesopfern als Folge des auf Raffgier basierenden britischen Weltherrschaftswahnes aus. Andere nennen die Zahl von nur 60 Millionen Todesopfern, wiederum andere aber bis zu 165 Millionen!

https://mronline.org/2022/12/14/british-empire-killed-165-million-indians-in-40-years/

Dass darüber aber heutigentags nicht mehr und wahrscheinlich sogar weniger geredet wird als über die 0.07 Millionen Toten, die Deutschland durch die Herero-Tragödie zu verschulden hatte, zeigt die groteske Verzerrung der Geschichte aufgrund der allgemeinen „Hermeneutik des Misstrauens“ speziell gegenüber Deutschland, die aufgrund der von mir beschriebenen unheiligen Fusion der alten proimperialistischen Historiographie der Westmächte mit der „antirassistischen“ Demagogie der neomarxistischen Geschichtsideologen um Ignatiev und Co. nur unreflektiert hingenommenen und abgenickt wird. Auf einen Toten, den der deutsche Kolonialismus zu verantworten hatten kommen sage und schreibe 1500 Tote durch die Briten! Aber nicht diese werden thematisiert, sondern das eine Opfer der deutschen Politik! Wie verdreht kann die Welt sein? Auch über die viel größere Zahl Menschenleben, welche die Deutschen als vielleicht einzige Kolonialmacht gerettet haben wird nicht gesprochen. Ebenso wenig hört man in Universitäten und Medien etwas über den Sieg der Deutschen unter Hermann von Wissmann gegen die arabischen Sklavenhalter in Ostafrika, durch welche die unter deutscher Kolonialverwaltung lebenden Schwarzen endgültig von der einheimischen und arabischen Sklaverei befreit wurden.

Dass gerade bei uns in Deutschland „Historiker“ die Geschichte ihres eigenen Volkes als Fischer in trüben Lügenteichen mit den Stinkfischen erlogener Kriegsschuld für den Weltkrieg beflecken oder als Zimmerer antideutscher Kolonialgeschichtskonstruktionen den Weg zur frei machenden Wahrheit systematisch versperren wirft kein gutes Licht auf unsere akademischen „Eliten“. Wenn die Geschichtsverzerrung unter den ideologischen Direkten Antigermanismus (Schuldabwälzung britischer und anderer Schuld auf die für Schuldvorwürfe immer aufnahmebereiten Deutschen) und Antiweißer Rassismus (sich selbst als „Antirassismus“ bezeichnend), so wird die Quintessenz vielleicht die sein, dass die Menschen im Westen (und bei Ausbreitung dieser Ideologie vielleicht in der ganzen Welt) im Jahr 2050 „lernen“, die Deutschen wären für die vielleicht 165 Millionen Toten des Britenreiches verantwortlich und im Jahr 2080 hängt man dann noch eine 0 dran – dann wird die Welt glauben, die Deutschen hätten fast zwei Milliarden Menschen in Afrika und Asien ermordet. Dass im 19. Jh. damals noch gar nicht so viele Menschen auf der Erde lebten, stört dann wenig, denn die Welt glaubt nur das, was sie glauben will. Und wenn die ganze Menschheit durch Antigermanismus-Propaganda in Form von Filmen, Serien, Videospielen, „Dokumentation“, Vlogs, Blogs, Büchern, Memes usw. zum Hass auf die Deutschen verzogen worden ist, so wird sie immer groteskere Wahnsinnslügen glauben, sofern Medien, Popkultur und „Bildungseinrichtungen“ ihr diese Lügen zu glauben anbieten! Die Zukunft wird für uns Deutsche hart und brutal werden, wenn der Lügenfeldzug gegen uns nicht zum Stillstand gebracht und endlich rückgängig gemacht wird. Wir Deutschen gehen zugrunde an der Lüge, doch wir werden leben mit der Wahrheit!

Nonkonformia  26.05.2023, 11:28

Die Heilung der Schlafkrankheit haben später andere europäische Kolonialmächte fortgeführt. Die würde es da sonst heute noch geben.

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