Warum urteilt ihr in vielen politischen Dinge extrem heuchlerisch und habt ihr euch selbst dabei schon erwischt?
Mir fällt auf, dass viele Menschen in politischen Dingen sehr heuchlerisch und "Mainstream"-mäßig eine Meinung vertreten/verfolgen.
Hieß es damals noch, man redet nicht mit Putin, weil er sei "krank", ein "Kriegsverbrecher", "mit ihm kann man nicht reden" usw. und auch Personen, die dies ignoriert haben und das beste für ihre Länder wollten bzw. auch den Frieden wünschten, wurden massiv von Sendern wie ZDF oder Das Erste und auch der Wählerschaft von Parteien ab SPD extrem angefeindet - man denke an Orban, als er sich mit Putin getroffen hat.
Nun hat es der SPD Politiker Olaf Scholz ebenfalls getan und viele Wähler*innen von Parteien wie SPD und Grüne versuchen jetzt urplötzlich dieses Verhalten bzw. das Telefonat rechtfertigen zu wollen und man hört auch kaum Kritik von Seiten des ZDF oder Das Erste über diesen Schritt.
Ist dieses "Spiel" nicht langsam einfach langweilig und auch teils extrem heuchlerisch, was für ein Benehmen viele an den Tag legen ?
Und habt ihr euch selbst auch schon einmal erwischt heuchlerisch zu sein ?
Bei mir war es z.B. wegen dem E-Auto. Ich hasse E-Autos, aber wir haben für unsere Firma damals die Prämien abgestaubt und Subventionen und so einen leichten Gewinn erwirschaften können auf Kosten dieser Ideologie. Da habe ich mich erwischt.
5 Antworten
Heucheln ist eine normale Form der Kommunikation, um Dauerärger zu vermeiden. Es ust ein Kompromiss aus deiner eigenen Meinung und der Stabilität der Gruppe. Für mich gehört zum Heucheln auch Stillschweigen. Beispiel: Du hast geschrieben von euren EAutos. Du magst die nicht, hast es aber akzeptiert. Vielleicht hast du einmal deine Meinung offiziell kundgetan vor der ganzen Gruppe,,aber dann nicht mehr. Wenn du jetzt permanent ehrlich wärst, also nicht heuchelst, bringst du Zwist in die Gruppe und untergräbst ständig die Autorität drs Chefs. Folge: schlechte Stimmung, Ärger und deine Entlassung. Für mich ist Heuchelei in dieser Form absolut legitim. Stell dir vor, niemand würde mehr heucheln. Es gäbe nur noch Mord und Totschlag.
Also mal abgesehen von der Gesamtfrage.
Ich finde schon, dass es früher etwas anderes bedeutet hat, ob man mit Putin redet, als jetzt, wo er einen Krieg begonnen hat. Man redet nun auch anders und über anderes.
Scholz hat ihm zuletzt gesagt, dass Europa grundsätzlich hinter der Ukraine steht und das musste er machen, damit Europa nicht total wie ein nasser Lappen, der aufgegeben hat, da steht. Wirklich bewirkt hat das sonst nichts - den Krieg führt Putin.
Nur weil eine große Gruppe eine Meinung vertritt ist sie nicht einfach "Mainstream" vielleicht ist es auch Lebenserfahrung oder einfach vernünftig so zu denken.
Es gibt immer noch Menschen, die halten ihre Gedanken für heilig und unumstößlich. Da gerade dieser Typus sich in einer Infoblase bewegt, sind sie sich sehr sicher und neigen zum Fanatismus, bzgl. Kritik.
In einer Demokratie ist niemand zufrieden. Da man sich einigen muss und sich meistens in der Mitte trifft, bekommt keiner wirklich was er will. Das ist mit Frust verbunden, was anscheinend viele nicht aushalten können.
Der Mensch neigt zur Küchenpychologie oder sich Kausalketten zu bilden. Was man versteht oder sich erklären kann, macht einem weniger Angst. Angst und klares Denken funktionieren nicht unbedingt gleichzeitig. Daher lehne ich auch alle Parteien ab, die es über Angststeuerung und Fakenews versuchen.
Du kennst doch bestimmt auch die Zeugenaussagen. Obwohl alle den gleichen Unfall gesehen haben, ist bei dem einen das Auto dunkelblau, beim nächsten schwarz und der Dritte schwört es war Dunkelbraun. Deutschland ist das Land der Fußballexperten. Und alle haben einen festen, gut begründeten Standpunkt.
Was also macht dich so sicher, dass sie nicht doch eine Sichtweise haben, die man zumindest sich anhören sollte?
Ich z. B. behaupte, dass Putin ein hochintelligenter, paranoider Drecksack ist ohne Gewissen oder Moral. Während sich die Führer fast aller wichtigen Länder, die Klinke bei ihm in die Hand gaben, und er ihnen zulächelte, forciert er den Ukrainekrieg. Der verarscht alle kalt lächelnd. Auch jetzt behaupte ich, dass er sich nur aus Höflichkeit oder Neugierde überhaupt mit ihnen unterhält. Vielleicht verplappert sich ja einer und schaden kanns ihm ja nicht. So ein Mann nimmt keinen Trump ernst oder einen Scholz. So viele hat er kommen und gehen sehen. Die baut er einfach in sein nächstes Machtspiel mit ein. Nicht eine Sekunde denkt der über einen Abbruch des Krieges nach. Für ihn gibt es nur die Option: Sieg! Danach übt er mal wieder Rache an den Gegnern und überfällt das nächste Land.
Weder bei Trump. Orban noch bei Scholz scheint mir der Friedensgedanke die Triebfeder für ihre Bemühungen gewesen zu sein. Wer diesen Knoten löst, ist ein gemachter Mann und Heilsbringer für die Welt. Alle Drei überschätzen die Höflichkeit von Putin als Freundschaft. Genauso wie viele Deutsche inkl. der Medien. Putin ist und war nie unser Freund. Wer sich seinen Werdegang anschaut, erkennt schnell, dass die ganze Welt sein Schachbrett ist und er nur die Figuren lenkt.
Wer innenpolitische Probleme hat, stürzt sich auf die Außenpolitik. Das war schon immer so.
Putin will über eine Schwächung des Westens Russlands Machteinfluß stärken und zu alter Sowjetgröße gelangen. In Afrika und vielen Teilen der Welt ist er breits die dominierende Größe. Die Taliban und im Westen die Ukrainer sind die einzigen, die sich erfolgreich gegen ihn wehren. Da die Ukrainer gerne zum Westen gehören wollen und es eine ernsthafte Chance gibt ihn dort zu stoppen, halte ich es für die Pflicht des Westens ihnen zu helfen und dort die Demokratie zu verteidigen. Man muss ihm eine Grenze setzen, sonst war die Ukraine nur der Anfang vom Ende des freien Westens.
Ich habe meine Meinung übrigens auch geändert. Zu Beginn des Ukrainekrieges war ich empört. Krieg in Europa? Putin ist doch bestimmt nicht so ein Schlimmer. Doch je mehr man sich mit dem Thema beschäftigt, umso mehr begreift man das Ausmaß von Putins hinterhältiger Politik. Den kann man nicht lieb bitten. Der lacht über alle, die Angst vor ihm haben und für Frieden ihre ganzen Werte über Bord werfen. Das war ein Lernprozess.
Als wir die Grünen gewählt haben, wußten wir, es ist eine Umweltpartei. Will man ihnen jetzt vorwerfen, dass sie versucht haben, was in ihrer Agenda steht? Idealismus ist ein seltenes Gut in unserer Zeit geworden. Warum sollte man so einem Verbrecher wie Putin nicht Idealisten entgegensetzen? Die Regierung Merkel hat auch viele Fehler gemacht. War sie geschickter im verbergen dieser oder war man damals gnädiger, weil mehr Geld da war? Wird Idealismus zum Luxus, wenn es kein höher, weiter, schneller mehr gibt? Was bin ich bereit zu opfern, für meinen warmen Bauch? Umwelt, Demokratie und Integrität? Wenn man seine Meinung ändert weil man dazu gelernt hat, ist man bigott?
Grüne sind schon lange keine Umweltpartei mehr. Die haben sich verabschiedet. Das ist eine Kriegspartei.
... Orban, [...] Olaf Scholz ...
Orban hat ein jahrelanges Portfolio von Eu-schädlichem und anti-ukrainischem Verhalten, und ist ebenso bekannt dafür, immer wieder Putins Standpunkte zu vertreten. Er ist ggü. Putin kein seriöser Vertreter unserer Interessen, ein reiner Wasserträger für die russischen Empfindlichkeiten.
Olaf Scholz ist zwar ein Milchbrötchen, aber zweifellos einer der wichtigsten und signifikantesten Unterstützer Ukraines - und im weiteren Sinne des europäischen Widerstandes gegen Putin. Deutschland wird auch gemäß russischer Aussagen als eines ihrer Hauptprobleme wahrgenommen.
Die zwei Männer haben also völlig unvergleichbaren Leumund und Ausgangsbasis in der Frage von Verhandlungen mit Putin. Der Fehler ist, daß du diesen Kontext schlicht ignorierst, und wie er zu unterschiedlicher Bewertung führen *muss*
...und so einen leichten Gewinn erwirschaften können auf Kosten dieser Ideologie.
Wenn Deine Ideologie sowohl in der Sache irrational ist, als auch einen betriebswirtschaftlichen Nachteil bedeutet .... dann ist doch schlicht deine Ideologie nicht ausgereift ?
Für mich kein so richtig treffendes Beispiel von Heuchelei. Eine Entscheidung selbst gegen die eigene Meinung nennt sich allgemein Konsens, und Konsens ist der Kern jeder komplexen Entscheidungsfindung.
Grundsätzlich MUSS auch jeder Querdenker (hier mal ganz neutral im Wortsinne gemeint) zuerst bedenken, daß die Meinung des sogenannten "Mainstream" nicht aus Spaß an der Freude oder sinistrer Propaganda entsteht, sondern daraus, daß er dem Meinungskonsens der Mehrzahl der Menschen entspricht. Und nein, die sind nicht alle gedankenlose Schafe.
Es ist deswegen keine hinreichende Begründung, den Mainstream abzulehnen, nur weil's der Mainstream ist. Kritik daran muss man schon besser ausarbeiten.
Ich sehe in beiden Fällen keine Heuchelei.
Orban untergräbt die Autorität der EU.
Dass Du E-Autos hasst, ist nicht zu verstehen. Es gibt ne Förderung und Du nimmst sie unternehmerisch in Anspruch. Die andere Option ist weiter wie bisher, warum? Verbrenner gehört nicht die Zukunft. Bei der E-Mobilität muss noch viel geschenkt. Ein großes Thema.