Man kann es zur Vereinfachung so nennen, aber eigentlich -- Nö.
Der kalte Krieg war eine Auseinandersetzung der Systeme und zwischen zwei - zwar nicht gleich starken, jedoch insgesamt supermächtigen - politischen Blöcken.
Um es nochmal konkreter zu sagen : zu Beginn des kalten Krieges gab es zumindest eine nicht auszuschließende Gefahr, daß der Ostblock den Westen im gegenseitigen Wettbewerb überwindet. Wirtschaftlich, technisch, kulturell, weltpolitisch, auch im konventionellen Krieg. Nuklearwaffen haben erst im späteren Verlauf so richtig das Szepter im Konflikt übernommen.
Aber jetzt ?
Russland heute ist ein Riesenzwerg, im Vergleich zum Ostblock damals ein Schatten seiner selbst, nur durch seine große Masse an Nuklearwaffen überhaupt ein schwerwiegendes Thema. Dieser Verlust an Status und Rang in der Weltordnung, und die eigene Unsicherheit, die damit einhergeht, ist übrigens ein wichtiger Grund für Putins persönliche Motivation.
Seine Schwäche bedeutet, daß es für Drittländer gefährlich ist, sich ernsthaft mit Russland zu alliieren.
Die ideologische Komponente ist mit dem großflächigen Versagen des Kommunismus zu großen Teilen ausgelöscht. Damit auch eine gewisse Vertrauensgrundlage, die früher die Systeme zusammenhielt.
Handel, Verkehr und Marktzugänge sind heute global aufgestellt. Es ist viel weniger wichtig für kleinere Drittländer, sich nach irgendeinem bestimmten Block zu orientieren. Man kann einfach an den Höchstbietenden verkaufen. Damit hat sich der Bedarf nach definierten politischen Lagern erledigt.
In Summe:
Schwelende Konflikte zwischen Nationen, auch einschließlich militärischem Protzen, sind nichts Neues, und nicht gleich ein Anzeichen einer neuen Weltordnung. Bei Russland von einem kalten Krieg zu sprechen ist in erster Linie Massage für das russische Ego.
Russland ist viel zu schwach, um tatsächlich diese Bedeutung zu erlangen. Wohlgemerkt, das bedeutet nicht , daß sie keine Gefahr sind. Nur besteht keine ernste Gefahr, daß sie tatsächlich eine dominante Rolle in unserem Europa übernehmen.