Warum sind die meisten Bahnhöfe so veraltet?

9 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Als die ersten Eisenbahnlinien eingeführt wurden, reisten die Menschen sonst nur mit der Postkutsche, die mit den primitivsten Rädern über holprige nicht asphaltierte Wege ruckelte. Zudem lauerten unterwegs Räuber. Da war man schon drauf angewiesen, dass mehrheitlich starke Männer in der Kutsche saßen, die zudem recht hart im Nehmen waren. Dass auch mal behinderte oder gebrechlichere Personen reisten, schien eher undenkbar. Bahnhöfe waren zudem eher prunkvoll, majestätisch und furchteinflößend. Niveaugleiche Einstiege waren lange undenkbar, man musste eben immer in den Zug klettern.

Für behinderte, ältere oder gebrechlichere Personen, die in Einzelfällen doch mal verreisten, standen genug Personen zur Verfügung, die einem die Treppe hoch halfen.

Erst in den letzten Jahrzehnten kam das Umdenken, es soll nun alles barrierefrei sein. Vielleicht ist man in einigen Jahrzehnten damit mal fast fertig, wenn man finanziell so weiter agiert wie bisher. Aufzüge und Rolltreppen sind leider häufig außer Betrieb. Zudem fühlen sich Obdachlose im Aufzug auch wohler als in der zugigen Unterführung oder Bahnhofshalle. Auch zum Urinieren steht man im Aufzug weniger unter Beobachtung als in anderen Bahnhofsbereichen, zumal ja nur wenige Bahnhöfe über Bahnhofstoiletten verfügen, die dann nachts meistens geschlossen sind.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Bahnhöfe sind oft älter und haben somit einen gewissen kulturellen Wert (vielleicht stehen sie sogar unter Denkmalschutz), deshalb sehen sie von außen (Fassade) alt aus, die Bahnhofshallen und allgemein die innere Ausstattung können sehr modern sein.

Mir ist noch nie aufgefallen, dass Rolltreppen oder Aufzüge fehlten, ich kenne allerdings nur Großstadtbahnhöfe.

Aufzüge sind nicht nur im Bau, sondern auch im Betrieb sehr teuer. Rolltreppen sind zwar bequem, helfen aber zur Barrierefreiheit kaum, deswegen gibt es die selten. Insgesamt werden aber schon immer mehr Bahnhöfe barrierefrei ausgebaut.

Derpsycholog3 
Fragesteller
 09.02.2024, 18:25

Die DB verdient Milliarden und ist nicht dazu fähig für ihre Fahrgäste etwas positives zu tun.

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Urbino  10.02.2024, 14:08
@Derpsycholog3

Sie gibt aber auch Milliarden aus. Personal, Züge, Netz, etc. Das kostet alles.

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Derpsycholog3 
Fragesteller
 10.02.2024, 14:10
@Urbino

Was ein schwaches Argument... Die DB ist aber verpflichtet barrierefreie Bahnhöfe zu bauen, damit auch Rollstuhlfahrer einwandfrei den Bahnhof benutzen können.

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Urbino  10.02.2024, 19:14
@Derpsycholog3

So schwach nicht. Vieles wäre wünschenswert, aber wo kein Geld da ist, kann es auch nicht ausgegeben werden. Und in wieweit das verpflichtend ist, hängt von der Gesetzeslage ab, da wird sich die Bahn schon dran halten. Z.B. könnte ich mir vorstellen, dass Bahnhöfe beim Neu- oder Umbau immer barrierefrei sein müssen, alte Bahnhöfe aber nicht sofort umgebaut werden müssen. Genau weiß ich das aber nicht.

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Mit ein Grund ist Vandalismus, Aufzüge und Rolltreppen werden extrem oft kaputtgemacht.

Derpsycholog3 
Fragesteller
 09.02.2024, 14:48

Das ist kein richtiger Grund. Wie soll bitte ein Rollstuhlfahrer die Treppen steigen?

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spelman  09.02.2024, 15:32
@Derpsycholog3

Leider ist das doch ein Grund. Wenn die schönsten Dinge ständig kaputtgemacht werden, kann das niemand bezahlen. Ich finde das ja auch furchtbar.

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Derpsycholog3 
Fragesteller
 09.02.2024, 16:28
@spelman

Ja aber der Rollstuhlfahrer kann ja nichts für... das ist für mich kein richtiger Grund. Die DB verdient Milliarden und ist nicht dazu fähig für ihre Fahrgäste etwas positives zu tun.

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spelman  09.02.2024, 16:33
@Derpsycholog3

Ich verstehe, dass Rollstuhlfahrer einen barrierefreien Bahnhof brauchen. Dass die Bahn Milliarden verdient, ist aber so nicht richtig. Dass sie ihre Investitionen anders verteilen sollte, da würde ich zustimmen. Es wird aber trotzdem nicht auf jedem Bahnhof einen Fahrstuhl geben können, ebenso wie nicht jedes Schloß barrierefrei zu besichtigen sein kann oder jeder Berggipfel barrierefrei erreichbar. Gegebenenfalls kann es auch andere Lösungen für mobilitätseingeschränkte Menschen geben, wie ein Ruftaxi.

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In früheren Zeiten war es unüblich, dass ältere oder behinderte Menschen viele Reisen unternehmen. An jedem Bahnhof gab es zudem Personal, das beim Einsteigen oder Gepäcktragen helfen konnte, auch die Hilfsbereitschaft fremder Personen war noch weitaus verbreiteter. Wegen der Einsparung von Personal und der Umstellung auf einen personalarmen Bahnbetrieb gibt es immer seltener örtliche Eisenbahner. Zugleich wollen oder müssen aber auch immer mehr eingeschränkte Personen mit der Eisenbahn häufig weite Strecken zurücklegen. Deshalb läuft seit einigen Jahren ja nun eine Offensive, bei der in der Regel bei einem Um- und Neubau einer Verkehrsstation diese auch barrierearm gestaltet wird.

Da es aber mehr als genug Mitbürger gibt, die der Meinung sind, am Freitagabend zur Belustigung mal bisschen fremdes Eigentum, wie Fahrstühle, zu zerstören, setzt man nun eher auf lange vandalismusresistente Rampen – oft zum Nachteil für andere Reisende, die nun darüber längere Wege zu den Bahnsteigen zurücklegen müssen. Da wir aber in Deutschland sehr viele Verkehrsstationen und bekanntlich auch eine sehr detailverliebt arbeitende Verwaltung besitzen, wird es noch sehr lange dauern, bis tatsächlich alle Bahnsteighöhen angepasst und die Bahnsteigzugänge umgebaut sind. Hinzu kommen verschiedene Zuständigkeiten. So wurde ein von der Stadt geforderter Neubau von Bahnsteigen in Chemnitz überwiegend von der Stadt bezahlt, die jedoch durch eine Reisendenzählung keinen Bedarf für einen barrierefreien Zugang sah, und somit nur eine extrem steile Treppenanlage anlegte. Meiner Meinung nach ein Rückschritt, aber auch so läuft es eben manchmal.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung