Warum schafft man das Privatpatiententum nicht endlich ab?

Incamas  24.03.2025, 14:10

Wieviel Geld im Monat steuerst den bei zur gesetzlichen Krankenversicherung ?

MyCountry07 
Beitragsersteller
 24.03.2025, 14:44

Genügend und du?

8 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet

Die Gesundheit ist in der Tat eines der sensibelsten Themen, denn offensichtlich liegt uns unser eigenes Überleben sehr am Herzen. Der Zustand unseres Körpers (und Seele respektive) bestimmt über das Leben, und wird bedroht durch unterschiedlichste Faktoren. Diese, welche uns aus Unglück, Zufall oder Schicksal attackieren, nennen wir Krankheiten. Und diese sind gefährlich. Um diese Risiken zu minimieren und zu kurieren, bedienen wir Menschen uns an der Medizin, um unser Ertragen und Überleben wahrscheinlicher zu machen. Wie es die Arbeitsteilung will, ergeben sich solche Berufe, nämlich "Ärzte", die sich durch ihre hohe Kenntnis an der Medizin auszeichnen, und uns als Berater (in den gesundheitlichen Belangen) zur Verfügung stehen.

Wie jedes andere Gut muss auch die Dienstleistung eines Arztes erwirtschaftet werden. Die Zeit eines einzelnen Arztes ist begrenzt, und unter mehreren Ärzten das Wissen unterschiedlich nützlich. Schließlich muss sich der Arzt auch ernähren können, und erwartet ein komfortables Leben, weswegen er seine alternativen Berufstätigkeiten abwägt.

Daraus ergibt sich unser erstes Prinzip: Nichts, und damit auch nicht die Gesundheit, ist kostenlos. Eine kostenlose Dienstleistung bedeutet stets, dass jemand anderes auf der anderen Seite kostenlos (d.h. ohne Verdienst) arbeiten muss. (Sei es der Arzt selber, oder er wird durch fremden Verdienst angeheuert, dessen Arbeiter - möglicherweise unfreiwillig - für deine Zwecke bezahlt.) Im Gegensatz, irgendwer zahlt immer. Die Frage ist nur, wie der Unterhalt beglichen wird, und was aus dieser Weise folgt.

Die direkte Weise entspricht dem, dass der Kranke oder Verletzte seine medizinische Dienstleistung direkt und ad-hoc bezahlt. Das Problem mit dieser Methode mag schnell zu erkennen sein: Ein Zahnarzt, der für jeden Eingriff bezahlt wird, hat nicht unbedingt das Interesse, die Zähne zu reparieren, sondern im Gegenteil den Kunden dazu "zu verleiten", erneut seine Dienste in Anspruch zu nehmen. Na gut, dem wirkt sich entgegen, dass Kunden natürlich jene Ärzte auswählen, über die Gerücht und Ruf ist, dass sie die Beschwerden auch wirklich mildern. Aber zu diesem Risiko des unehrlichen Arztes hat man dennoch die Institution der Versicherung erfunden, eine Idee, die wirklich genial ist.

Eine Versicherung ist dazu verpflichtet, im Krankheitsfall eine Prämie auszuzahlen. Im Gegensatz nimmt dieser Gelder ein, solange der Kunde gesund ist. Das ist ein ausbalanciertes und perfektes Anreizsystem. Denn der Versicherer hat nun das Profitinteresse, dass sein Mandat gesund bleibt und wird. Ich will nicht weiter über die ideale Versicherung faseln, sondern mich um die wichtigeren Fragen kümmern …

Das Faktum der Gegenwart ist, dass die öffentliche Hand eine Art Zwangsversicherung entwickelt hat, die die gesundheitlichen Angelegenheiten zu einer staatlichen Problemfrage gemacht hat. Sie funktioniert als eine One-Size-Fits-All Lösung. Sie hat somit aber auch die erwähnte Herausforderung einer Zwei-Klassen-Medizin geschaffen, in der die privaten Versicherer die gesetzlichen im Namen ihrer Kunden zu überbieten. Es scheint im Allgemeinen unfair, wenn sich jene durch reines Geld einen Vorteil verschaffen können. Die Priorisierung dort hingehend zu verändern, empfinden viele als ungerecht. Aber es darf nicht vergessen werden, dass es sich bei der Medizin auch um ein knappes Gut handelt. Dessen Preismechanismus, sofern wie er über Angebot und Nachfrage funktioniert, entsprechende Vorteile hat.

Ich will es so erklären, die Gesamtzeit der Ärzte ist begrenzt und reicht (im Detail) nur für eine begrenzte (nicht ausreichende) Zahl an Kranken und Verletzten. Es mag unfair erscheinen, dass von ihnen die mehr-zahlenden priorisiert werden. Aber ebenso erlangen die Reichen Luxusgüter, oder sogar Brot als erste, wenn es mal knapp und teuer ist. Was aber passiert, wenn ein Preis für ein Gut sehr hoch ist (etwa weil es viel Bedarf, und ungenügend Bereitstellung gibt), ist, dass die Herstellung dieses Gutes profitabler wird und Anreize verschärft, es bereitzustellen. Ist die Medizin zu teuer, dann werden sich mehr dazu bereit erklären, als Mediziner zu arbeiten. Dadurch sinkt der Preis wieder, bis es sich jeder leisten kann und damit genügend Gesundheitswesen existiert. Die Medizin einmal zu billig (das geht wirklich), dann lohnt sich das Leben als Arzt relativ zu den Alternativen eher weniger, was ein Zeichen dafür ist, dass es zu viele Ärzte gibt. So balanciert sich alles auf ein rationales Niveau.

Wenn jedoch der Preis der Gesundheit monopolisiert wird (indem beispielsweise nur noch die gesetzliche Krankenversicherung als einziger Kunde gültig sind), dann werden die Märkte eher weniger auf notwendige Veränderungen reagieren. Es wird zu Ärzteknappheit oder Überschuss kommen. Auf der anderen Seite haben die gesetzlichen Versicherungs-"Kunden" immer weniger Wahl, ihr Angebot zu personalisieren und zu entscheiden, welche medizinischen Bedingungen sie annehmen wollen (und zu welchem Preise).

Es kommt noch vieles weiteres hinzu, doch das soll zunächst reichen. Das wichtige ist: Was zunächst einfach und nützlich erscheint, kann langfristige Kosten und Fehlanreize liefern, die eher nicht gewollte sind. Das sollte man sich überlegen.

Das sehe ich in der Tat genauso.

Nur weil jemand mehr Geld zahlt, bekommt er bei Fachärzten etc. auch schneller einen Termin als ein "normaler" Kassenpatient. Eine Frechheit ist das!

Jeder sollte in die gesetzlichen Krankenversicherungen einzahlen und wer sich eine schöneres Brillengestell (zum Beispiel) leisten kann und will, bitte gern, aber beim Arzt soll jeder gleich behandelt werden -> und auch gleich lang warten.

Da kommt man sich als Mensch zweiter Klasse vor

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Persönliche Meinung und Ansicht

Warum schafft man nicht einfach die gesetzliche Krankenversicherung ab. Was ist das für eine komische Einstellung? Angebot und Nachfrage regulieren auch den gesundheitsmarkt. Wenn ein privatpatient bereit ist mir für eine ärztliche Leistung zu bezahlen ist es Sache des Arztes, diesen bevorzugte zu behandeln Punkt es ist Sache jedes Patienten, auf der Basis einer privatabrechnung des arztesdienst im einen behandlungsvertrag anzubieten, dann hat er genau die gleiche ausgangsposition die der privatversicherte. Das ist mal wieder so eine gute sozialistische Idee, dass man alles zwangsweise Regeln muss und diejenigen die Vorteile aus einem System ziehen werden so lange an den Pranger gestellt, bis es alle gleich schlecht geht


MyCountry07 
Beitragsersteller
 24.03.2025, 13:08

Ein Glück, dass du das nicht zu entscheiden hast. Eine noch kapitalistischeres Gesundheitssystem wäre einfach primitiv, sry.

aamauro  24.03.2025, 13:09
@MyCountry07

Was spricht dagegen, dass jeder der Leistungen in Anspruch nimmt dafür bezahlt? Du lebst in einem kapitalistischen System Punkt was hast Du dagegen fragezeichen möchtest du lieber in China oder der sowjetunion leben, die angeblich sozialistisch sind

MyCountry07 
Beitragsersteller
 24.03.2025, 13:11
@aamauro

Gesundheit sollte kein Gewinnunternehmertun sein. Dafür ist es zu essentiell. Jeder sollte hier gleich behandelt werden. Man sollte vlt. eigene Bürger vor Einwanderern bevorzugen, da würde ich mitgehen.

aamauro  24.03.2025, 13:29
@MyCountry07

Und das ist das Problem der gesetzlichen Krankenversicherung. Dass die Politik immer um kein Geld auszugeben muss, Ansprüche für nicht beitragszahler aus der gesetzlichen Krankenversicherung bestimmt, die es erforderlich machen, dass die Vergütung für gesetzlich Versicherte geringer ist als die für privatversichert. Und dass das ganze gewinnorientiert sein soll ist eine Entscheidung des Gesetzgebers also beschwer dich bei dem Punkt war übrigens etwas was die Sozialdemokraten mit verbrochen haben Punkt es wäre also nicht so, dass die sozialistische Seite, die ansonsten sehr wohl für das Wohl der kleine Leute ist, für die jetzige Situation nicht mit verantwortlich wäre. Aber gesundheitsfürsorge hat ihren Preis. Und wenn es nicht mehr bezahlbar ist bekommt man diese Fürsorge nicht mehr. Da kann man darüber jammern wie man will. Es ist einfach so

FinisTerrae  24.03.2025, 13:32
@aamauro

@MyCountry07

Ein rein privates Gesundheitssystem wäre für das einzelne Individuum um ein vielfaches teurer. Die Marktregeln funktionieren bei Existenzbedürfnissen anders. Der Marktpreis ist Angebotsgetrieben, weil bei Existenzbedürfnissen immer Nachfrage herrscht - egal ob man es sich leisten kann oder nicht.

Amerika ist das beste Beispiel. Gesundheitskosten sind der Hauptgrund für Überschuldung und Obdachlosigkeit in Amerika. Nahezu kein Amerikaner sorgt für den Krankheitsfall vor.

Ein Zukunftsmodell wäre es, dass jeder in die GKV einzahlt. Dadurch würden die Beiträge erheblich reduziert werden. Gutbetuchte können sich dann über Zusatzversicherungen ihren Privatstandard ergänzen. Bei der aktuellen Marktlage wäre es auch für Privatkassenpatienten die beste Lösung, da das jetzige System auch schon bröckelt.

aamauro  24.03.2025, 13:36
@FinisTerrae

Die Betonung liegt auf jeder Punkt es gibt viel zu viele Ausnahmen. Warum soll der kinderlose gesetzlich Versicherte eine Familie mit vielen Kindern und einer nicht berufstätigen Frau kostenlos die krankenvorsorge finanzieren, wenn nur der Mann arbeitet. Wenn man also nach Risiko oder Personen orientiert in die Krankenversicherung einzahlt, sieht das alles schon anders aus Punkt und den vielen Flüchtlingen, die ebenfalls von der gesetzlichen Krankenversicherung bezahlt werden müssen, aber keinerlei Beiträge leisten, einmal ganz zu schweigen. Auf Dauer wird sich die Gesellschaft damit erfinden müssen, das gesundheitsleistungen nicht mehr für jeden bezahlbar sind vielleicht hören dann auch irgendwann einmal überflüssige Dinge auf Punkt warum gibt es eine Vielzahl von knieoperationen im Gebieten, indem es entsprechende fachkliniken gibt, während die Bevölkerung in Gebieten ohne fachkliniken nicht so viele kaputte Knie hat? Warum muss man gestorbenskranke Senioren, denen jede Operation zu viel ist immer weiter therapieren, wie sieht denn irgendwann von einem wund desinfektionen im Krankenhaus sterben? Warum muss man teilweise Personen mit kinderwunsch, bei denen es nicht klappt genau dafür eine Therapie bezahlen?

Warum gibt es lohnfortzahlung ab dem ersten Krankheitstag auch für die, die nur den Montag nach dem Wochenende blau machen wollen? Das gesundheitssystem wäre problemlos finanzierbar, wenn man den schindluder, der getrieben wird einfach mal abstellen würde und die Versicherte krankenversorgung auf das notwendige Maß reduzieren würde. Nicht jeder Schnupfen erfordert einen arztbesuch. Da kann man auch mal auf die Eigenverantwortung verweisen. Sowie das übrigens jeder privat Versicherte macht, der wegen des selbstbehaltes nur dann zum Arzt geht, wenn es unbedingt erforderlich ist und nicht dann, wenn er keine Lust zu arbeiten hat oder meint, ein Schnupfen sei bei ihm eine lebensbedrohliche Krankheit.

Von Experte rotesand bestätigt

Versicherungen, Freiberufler und Beamte (die sind per DeBeKa ja auch Privatpatienten) haben einfach eine zu große Lobbymacht in Deutschland.

Lauterbach ist ja jahrelang mit der Idee von der Bürgerversicherung durch die Talkshows getingelt. Eine Krankenkasse für Alle. Die sollte die ungerechte Zwei-Klassen-Medizin ersetzen.

Kaum war er Gesundheitsminister sagte er, das sei gegen die FDP, Beamte und Versicherungsbranche nicht durchsetzbar.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Langjährige Erfahrung in der Parteipolitik und als Reporter

latricolore, UserMod Light  24.03.2025, 14:12

Wunsch und Erkenntnis widersprechen sich nicht.

vanOoijen  24.03.2025, 14:14
@latricolore, UserMod Light

Nein, aber es ist ernüchternd wenn der Typ dessen Haupt-Thema (vor Corona) das jahrelang war dann tatsächlich Gesundheitsminister wird und sofort sagt es geht nicht.

vanOoijen  24.03.2025, 14:36
@latricolore, UserMod Light

Aber für einen Spitzenpolitiker, der jahrelang im Bundestag saß bevor er Minister wurde und zudem Medizin-Professor ist kann die Macht der Lobbys in diesem Bereich doch nicht wirklich eine Überraschung gewesen sein. Das wirkt auf mich etwas unlauter von Herrn Lauterbach.

Nämlich so als ob man sich mit einem sozialen Thema profiliert von dem man weiß, dass man es niemals wird durchsetzen können.

Fakt ist, dass oftmals die Einnahmen durch Privatpatienten eine Praxis überhaupt erst lukrativ machen und finanzielle Löcher durch Budgetierung usw., ausgleichen.

Warum finden sich denn keine Ärzte, die sich z.B. im Essener Norden niederlassen wollen? Weil man alleine mit Kassenpatienten keinen Gewinn erwirtschaften kann, oder überhaupt existieren kann als Praxis!

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – aktiv in Politik und Berufspolitik