Warum lebt der Fußball beim Thema Homosexualität und Coming-Out nach wie vor in der Steinzeit?

8 Antworten

Ich sehe das Problem nicht bei den Fans sondern bei den Medien.

Wenn man sich Thomas Hitzlspergers Outing anschaut dann konnte man sehr gut sehen was das für hohe Wellen geschlagen hat. Er war tagelang in der Presse teilweise auf der Titelseite, Interviewanfragen aus aller Welt, Talkshoweinladungen etc. Ein Spieler sollte sich auf Sport konzentrieren und nicht dargestellt werden als wäre es was weltbewegendes. Sofern das im der Presse nicht irgendwo hinten steht, mit 2 Sätzen irgendwo zwischen Klatsch&Tratsch dann wird sich das kein Spieler freiwillig antun. Es läuft was falsch, wenn ein Homosexueller Spieler oder in dem Fall ein ehemaliger spieler tagelang die Presse bestimmt.

Es gab vor einigen Wochen dazu das Thema in der Sportschau und da wurde einiges gutes gesagt , z.b dass man nicht wissen wie viele ungefähr Homosexuell sind im Profifußball. Es ist in der Jugend schon schwer, wenn man bspw. mit seiner Homosexualität nicht gut zurecht kommt, Druck ausgesetzt ist und es dann vielleicht gar nicht schafft Profi zu werden. Nur da müssen Vereine und Verbände mehr tun, damit Spieler die wegen ihrer Homosexualität Angst haben ein falsches Leben führen zu müssen unterstützen es trotzdem in den Profifußball zu schaffen.

Servus,

erst einmal gibt es keine weibliche Form eines sog. "Fans".

Du kannst Fans nicht pauschalisieren. Es gibt solche und solche. Genauso übrigens bei den Ultras der Bundesrepublik.

Es gibt durchaus Szenen bei denen ich mir Anfeindungen gegenüber homosexuellen Spielern vorstellen könnte. Als erstes würde mir da tatsächlich Chemnitz einfallen.

Ich glaube eher, dass das Problem in den Vereinen und bei den Mitarbeitern selbst liegt. Es gab dazu bereits vor einiger Zeit eine Doku von SportInside (das Erste). Dort werden bereits die Nachwuchsspieler unter Druck gesetzt und oft auch im Trainerstab der Jugendabteilung Spieler:innen mit Migrationshintergrund "anders" behandelt.

guitschee  17.02.2021, 12:37
Es gibt durchaus Szenen bei denen ich mir Anfeindungen gegenüber homosexuellen Spielern vorstellen könnte. Als erstes würde mir da tatsächlich Chemnitz einfallen.

Nun, mal abgesehen davon, dass es einige Gruppierungen und Fanszenen, gerade im Ex-Osten, gibt, bei denen ich mir das auch wirklich aus "ideologischen" Gründen vorstellen kann: Ich denke, es könnte in allen Stadien vorkommen - und zwar aus einem Grund: wenn man Gegner ist, sucht man die Schwächen des Gegners - um den zu demoralisieren. Ich kann mir also, leider, vorstellen, dass wenn ein Bremenspieler (als Beispiel) in Dortmund spielt, das aufs Tablett kommt, auch ohne das wirklich Homophobie im Spiel ist, einfach zum Schwächen. Das selbe auch, wenn es ein Spieler des eigenen Teams ist, der einfach nur mal einen Patzer gemacht hat.

Wer mich kennt, weiß, dass ich ein Fußballfan bin - und das ich gleichzeitig queer bin und das ich es offen bin und Versteckspiele hasse, aber wenn ich einem Fußballspieler in der Situation raten müsste, ich würde sagen: "Sag es lieber nicht." (Und würde es hassen, dass ich denke, das wäre der beste Rat).

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emesvau  17.02.2021, 13:43
@guitschee

Theoretisch kann es in allen Stadien vorkommen, sicherlich. Idioten sitzen in jeder Stadt und in jedem Stadion. Da komme ich ja gar nicht dran.

Sicherlich gäbe es während eines Spieles solche Zwischenrufe von vereinzelten Idioten. Ich kann nur aus Erfahrung sprechen und sagen, dass diese Person in Duisburg bspw. schnell ausfindig gemacht werden und zur Rechenschaft gezogen werden würde.

Den Fall hatten wir bereits in Darmstadt bei einem Auswärtsspiel. Der Verein hat sich am darauffolgenden Heimspiel auch vor der Kurve offen und tolerant geäußert und diese Tat entschlossen verurteilt.

Ich bin der Meinung, dass homosexuelle Fußballspieler:innen nun endlich aus dem Schatten treten sollten. Eine "Revolution" erreicht man nicht stillschweigend. Man möchte Akzeptanz erreichen, dann muss man dafür kämpfen! Jemand muss den ersten Schritt machen oder sich ein Beispiel an der Schauspielszene nehmen. Dort haben sich doch vor kurzem erst eine Menge Schauspieler:innen in einem Massencomingout geoutet.

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guitschee  17.02.2021, 14:01
@emesvau
Sicherlich gäbe es während eines Spieles solche Zwischenrufe von vereinzelten Idioten.

Ehrlich gesagt, bei uns in Dortmund, wäre ich mir nicht sicher, dass es wirklich nur so vereinzelt wäre - UND vor allem, nicht sicher, dass die dann auch wirklich zum Schweigen gebracht werden würden. Ich kann mich an zwei drei Situationen erinnern - wo es nicht um Homophobie ging - aber wo ich sagen würde: das ist echt grenzwertig, oder hat die Grenze überschritten und sollte auf den Tribünen/ in den Kurven keinen Platz mehr haben - und wo kaum einer - zumindest nicht die laute Masse - widersprochen hat.

Der Verein hat sich 

Der Verein, klar. Aber die Kurve? Die Ultras? Würden die bei euch da wirklich gegen Stellung beziehen, ehrlich, meine ich, nicht nur für Kameras? Würden die laut singen, dass man den Scheiß nicht hören will, oder wären das unter anderem auch die, die sowas veranstalten.

Ich meine, wir beide wissen, wie viele Scheiße immer wieder über die Ultraszenen gequatscht wird und wie viel dabei auch einfach nur falsche Polemik ist, dass die Ultras wirklich auch Verdienste um Fans und Verein vorweisen können, dass die, die sind, die so ein Stadion/eine Fanszene am Laufen halten, das mit denen die Stimmung steigt oder fällt, wie viel Arbeit und Herz die da reinstecken (und ja auch immer wieder richtig Kohle), aber die offensten und tolerantesten Menschen sind das nicht unbedingt in vielen Fällen.

Ich bin der Meinung, dass homosexuelle Fußballspieler:innen nun endlich aus dem Schatten treten sollten. Eine "Revolution" erreicht man nicht stillschweigend. 

Man erreicht Toleranz schon auch sehr stillschweigend zum Teil - und ohne eine Basis würde ich keine Revolution anfangen - und die Basen entwickeln sich oft im Stillen, einfach weil das Denken der Menschen sich verändert. Ganz ehrlich: ich glaube, ich hätte nicht die Eier (metaphorisch gemeint), mich heute vor die Medienlandschaft zu stellen, mich in ein Stadion zu stellen, mich den 17 anderen feindlichen Stadien im Land zu stellen und das offen zu sagen.

Ich glaube, und dass hast du ja auch schon angesprochen, dafür ist auch der Rückhalt in den Verbänden und Vereinen nicht unbedingt ausreichend.

Wobei ich persönlich auch denke denke: Gerade jetzt in der Coronazeit mit geschlossenen Stadien *HEUL!*, mit nicht öffentlichen Trainingseinheiten, mit platt gesagt, anderen Problemen, die die Menschen haben, wäre das ein guter Zeitpunkt - und ja, im Zusammenschluss mit mehreren. 10-15 Spieler die offen sagen: "Wir sind schwul. Wir gehören zu den besten Spielern der Welt. Es geht. Und wem das nicht passt, der darf sich aus unserem Sport verpissen." und dann möglichst viele Mitspieler, die sagen: "Wir sind nicht schwul. Es interessiert uns aber auch nicht. XY ist ein guter Kumpel und vor allem ein Klassespieler."

Aber: hättest du den Mut dazu?

Ich meine, dann würden wir sehen, wie es läuft. Ich würde es gerne sehen, einfach weil ich auch hoffe, dass ich dann positiv überrascht werde. Mit Sprechchören, die nicht negativ ausfallen, auch nicht bei gegnerischen Spielern. Aber ich würde davon trotzdem noch immer abraten, leider.

Kennst du eigentlich "Der Tag wird kommen" von Wiebusch - ein Lied, wo es ja genau darum geht (sonst nicht mein Musikstil, aber dieses Lied ist trotzdem bewegend, finde ich)....

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Zum Ersten: dein Gegendere geht echt auf die Nerven! Es gibt "Fan*innen" nicht, das ist einfach nur ein falsches Wort. Ich rate dir, es zu lassen, wenn du anderen nicht auf die Nerven gehen willst.

Zu deiner eigentlichen Frage:

Gerade im Männerfußball geht es auch viel um "männliches" Gehabe. Es geht um Teams. Es geht um Rituale.

Fußball wird mit "Stärke" assoziiert in dem Umfeld. Homosexualität oftmals noch mit "Schwäche" - das kommt auch daher, dass viele, die mit Homosexualität nichts zu tun haben, denken, jeder Schwule wäre eine Tunte und feminin ...

Ja, leider sind viele da rückständig und haben noch nicht wirklich begriffen, dass Sexualität mit Talent und auch Kampfeswillen echt so gar nichts zu tun hat.

ABER: auch da wird es, leider sehr langsam, aber stetig, besser. Es nimmt zusehend ab. Viele sehen es nicht mehr so.

Spieler und Fans nehmen sich da übrigens nicht viel.

Bei Spielerinnen ist das übrigens zum Großteil anders, ebenso bei den Leuten, die Frauenfußball schauen - Im Frauenfußball ist das scheinbar eher anders herum - da wird sich gewundert, wenn eine Spielerin mal nicht lesbisch ist - was genauso dumm ist ...

Warum sollte das jeder an die große Glocke hängen? Es gibt sicher einige prominente Fußballer die das gemacht haben, eher zum Ende der Karierre, denn die müßen ja auch zu Auslandsspielen. Das eine oder andere homophobe Land würde die gar nicht ins Land lassen, wenn das bekannt wäre und der Jogi muß dann jedesmal seine Mannschaft umstellen bevor er z.B, nach Saudi-Arabien oder dem Iran reist.

Ich denke, es liegt daran dass Homosexualität ein "Tabu" war bzw. Ist. Dazu wird kommen, dass aus einem mir unerfindlichen Grund, Heteros Angst haben(so scheint es mir) die Homos könnten sich in sie verlieben oder so. Ich verstehe es auch nicht wirklich.... aber auch steht ja das Bild, ein Mann slielt Fußball und findet Frauen geil. Ich denke auch dass es eher an den Fans liegt aber naja. Nachvollziehbar ist es für mich nicht.