Bücher mit queeren Protagonisten an nicht-queere Menschen verschenken?
Ich verschenke zum Geburtstag und zu Weihnachten sehr gerne Bücher, die ich selber gerne gelesen habe. Lange Zeit habe ich Romane und Novellen, in denen queere Menschen, ihr Coming-out und/oder Liebesbeziehungen bzw. andere queere Themen eine wesentliche Rolle spielten, eigentlich nur innerhalb der queeren Community verschenkt.
Neulich dachte ich mir plötzlich: warum eigentlich? mit was für Scheuklappen warst du da unterwegs! Man kann solche Bücher doch auch nichtqueeren Literaturfreunden schenken.
Ich habe als schwuler Mann schon so viele Romane mit großem Gewinn gelesen, in denen heterosexuelle Liebesbeziehungen eine zentrale Rolle spielten. Warum sollte es heterosexuellen Literaturfreunden mit queerer Literatur nicht umgekehrt ebenso gehen, besonders, wenn sie gut geschrieben sind? Warum sollte es für wissbegierige und neugierige Heteros nicht spannend sein, durch Literatur von quueeren Themen zu erfahren, die sie sonst nicht auf den Schirm bekämen?
An alle queeren Literaturfreund*innen da draußen, wie macht/seht ihr das?
An alle nicht-queeren Literaturfreund*innen: würdet ihr euch über einen gut geschriebenen Roman zum Geburtstag nicht freuen, wenn es darin um Liebesbeziehungen zwischen Schwulen, Lesben oder Inter-/Transmenschen oder andere queere Themen ginge?
7 Antworten
Mein Thema ist es ehrlich gesagt nicht so. Ich habe an sich nichts gegen dieses Thema, aber es gehört einfach nicht zu meinem Interessensbereich. Wenn ich so ein Buch geschenkt bekommen würde, hätte ich wahrscheinlich nur ein schlechtes Gewissen, weil ich es gar nicht anfangen würde. Mir ist es eben wichtig, mich gut in die Situationen hineinversetzen zu können, aber wenn es dabei primär um die Liebesbeziehung geht... Und um selbst zu beurteilen, ob ein Roman für mich gut geschrieben ist, müsste ich es ja erstmal lesen. Aber es gibt so viele Bücher, die eher meinen Interessensbereich abdecken, also gäbe es keinen Grund für mich, das Buch anzufangen.
Klar kann man sich auch in Situationen hineinversetzen, die man selbst so nicht erlebt hat oder erleben wird, und es kann auch sicher interessant sein, das Thema wird heutzutage ja häufig in Büchern angeschnitten, aber mich interessieren Geschichten ja im Grunde nicht wegen einer Liebesbeziehung - egal, in welcher Konstellation - sondern eher die Geschichte hinter den beiden Personen und wie sie zusammenkommen.
Wenn mich das interessiert, ist die Wahrscheinlichkeit schon höher, aber das merkt man anhand eines Klappentextes meistens ja nicht so 🙈
Es ist kein Lesestoff, den ich mir gezielt aussuchen würde, aber ich habe durchaus das eine oder andere Buch gelesen in dem diese Thematik zumindest gestreift wurde.
Wenn ich Bücher verschenke, greife ich gerne zu Romanen, die mir selbst gefallen haben, aber wichtiger ist mir, ein Buch zu finden, das dem Beschenkten Freude macht. Wenn ich unsicher bin, was den Lesegeschmack des Empfängers betrifft, wähle ich etwas Neutrales.
Danke für die Antwort. Dein angeführtes Kriterium kann ich nachvollziehen und in den meisten Romanen, die von Liebesbeziehungen handeln, gibt es auch noch andere Themen, die interessant sind. Insofern schenke ich auch nie Bücher, von denen ich glaube, dass das Gegenüber damit gar nichts anfangen kann. Ich glaube, um eine Liebensgeschichte interessant zu finden, muss man nicht die gleiche sexuelle Orientierung haben wie die darin beschriebenen und involvierten Protagonisten.
Ich würde es wohl eventuell daran entscheiden wofür die andere Person sich eben interessiert. Es ließt ja nicht jeder alles.
Literatur in der es primär um liebe und Beziehungen geht würde mich z.b. weniger interessieren. Die Sexualität spielt dabei keine Rolle.
Ist es eher im Genre was ich lese ist mir auch relativ egal ob da nun ein LGBT subplot existiert oder nicht.
Im Endeffekt wird es wohl sehr individuell sein ob sich jemand über so ein Buch freut oder nicht. Wenn sich jemand generell gegen solche Themen sträubt bzw. Dagegen ist kann so ein Geschenk eventuell auch für Knatsch sorgen.
Danke für die Antwort. Das ist wohl so, dass es für Knatsch sorgen könnte bei jemandem, der sich gegen solche Themen sträubt. Aber vielleicht würde es auch ein Knatsch, aus dem etwas positives erwächst.....Hm, für mich eher eine theoretische Frage, weil ich wahrscheinlich kaum in die Situation käme, jemandem etwas zu schenken, der sich gegen queere Themen sträubt.
Ich bin da nicht ganz überzeugt. Ich sag es so. Es darf nicht so geschrieben sein, dass ich denke, dass es nur geschrieben wurde um auf das Thema aufmerksam zu machen. Selbst ich die den Pride-Month und das Thema ignoriert, habe in den letzten Monaten eine starke Übersättigung des Themas bemerkt. Also, wenn die Person queer ist, dass aber keine große Rolle spielt, würde ich das schon lesen /verschenken.
Danke für die Antwort. Ich denke, es gibt verschiedene Anlässe und Intentionen, solche Dinge zu schreiben. Eine ist, Identifikationsmöglichkeiten zu schaffen, eine andere sicherlich, nicht-queeren Menschen Einblicke in queere Welten zu verschaffen, die sie sonst nicht haben.
Dass du persönlich gerade von dem Thema übersättigt bist, dass kann natürlich bei bei jedem mit jedem Thema so sein. Da kann man dann unwissentlich einer Person das falsche Buch zur falschen Zeit schenken.
Wenn es gut geschrieben ist würde ich micht selbstverständlich darüber freuen. Die Identität des Protagonisten ändert die Geschichte ja nicht wesentlich ab. Ich persönlich, und da können mir andere gerne nicht zustimmen, versetze mich beim lesen gerne in die Rolle des Hauptcharakters, und dieses Gefühl wird stärker wenn der Charakter Entschiedungen trifft die ich auch in seiner Position gewählt hätte. Da ich selber hetero bin und daher kein Interesse an Männern habe, wäre es vermutlich nicht so leicht da seine eigene Rolle spielen zu können. Interessant wäre es aber sicherlich trotzdem.
Danke für den Kommentar. Und ich glaube auch, dass es für einen literaturinteressieten Menschen interessant sein kann, auch wenn seine sexuelle Orientierung nicht die gleiche ist wie die des Buch-Charakters. Denn auch, wenn man sich gerne in die Rolle des Hauptcharakters versetzt und der Charakter Entscheidungen trifft, die man in der Position auch getroffen hätte, immer geht es ja nicht. Ich habe damals als schwuler Jugendlicher fast nie queere Literatur gelesen, weil es kaum welche gab. Also konnte ich mich nie ganz mit den Charakteren der Bücher, die ich gelesen habe, identifizieren, und trotzdem fand ich vieles, auch heterosexuelle Liebesgeschichten oft sehr interessant, auch wenn (und vielleicht sogar weil) sie mir wenig emotionale, sondern überwiegend eher kognitive Andockmöglichkeiten boten.
Danke für die Antwort. Ich persönlich glaube, dass man sich in vieles hineinversetzen kann, auch wenn es vom persönlichen Erfahrungshorizont leicht abweicht. Ich habe zum Beispiel als schwuler Mann schon sehr viele Romane gelesen und auch Filme geschaut, in denen heterosexuelle Liebesbeziehungen relativ zentrale Rollen spielten, und ich fand vieles davon interessant.