Warum konnte so lange kaum einer lesen?

7 Antworten

Schulen waren teuer und seine Zeit verbrachte man damit, dass zu erwirtschaften, was man zum überleben braucht.

und: WAS sollten die Leute denn damal lesen? auch Bücher waren extrem teuer.

es ist doch immer etwas erstaunlich, wenn jemand über die Vergangenheit spricht, aber gegenwärtige Maßstäbe anlegt.

Es ist eine Frage der Kultur und Gesellschaft. Wenn der Alltag so organisiert ist, dass Lesen und Schreiben nicht nötig ist, dann gibt es eben wenig Motivation, selbiges zu lernen. Und wenn es für bestimmte Schichten nicht üblich oder nicht gewünscht ist, dann noch umso weniger.

Das liegt nicht an den Intellektuellen Fähigkeiten der Menschen oder an der theoretischen Möglichkeit, sondern schlicht an gesellschaftlichen Normen. (Und die müssen nicht rational sein...)

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Grundstudium Ägyptologie und Geschichtswissenschaft

Du vergisst die Begrenztheit von Papier.

Das gabs nicht überall oder in solcher Masse wie heutzutage und etwas schreiben können, ganz digital, ist ja nur auch nicht so lange möglich.

Außerdem war schreiben in der normalen Natur oft nicht notwendig.

Und einige der ersten Schriftfunde waren wohl auch nur Schuldscheine, es gibt auch die These das Schrift von ,,Adligen,, erfunden wurde um eben sowas wie Schulden aufzuzeichnen.

Oder religiöse Strafen.

Außerdem gab es auch lange Zeiten gar keine Grammatikregeln. Heißt Menschen schrieben eher so nach Gefühl.


Inkognito-Nutzer   21.01.2025, 22:24

Der Boden und ein Stock sind kostenlos.
nicht notwendig aber hilfreich. Auch für bäuerliche Arbeit.

die These erscheint mir sehr erfunden und unschlüssig.

Na die Menschen schrieben ja eben gar nicht. Hätten die halt nach Gefühl schreiben, aber das schreiben lernten sie ja nicht.

ewigsuzu  21.01.2025, 22:27
@Inkognito-Beitragsersteller

und wie gut und sauber kannst du im Sand schreiben und vor allem auf jeder Erde?

Und wie viel willste da malen? außerdem wofür wenn der Bauer es zum Beispiel niemals benötigen wird? Viele konnten einfachste Wörter zum min buchstabieren, was fürs gröbste reichte.

Wenn gar keiner Schrift gekonnt hätte, hättest du keine erlernt.

Also Schrift wurde weitergegeben auch an Bauern, dauerte nur eben.

ReineNeugier806  21.01.2025, 22:35
@Inkognito-Beitragsersteller

Wozu soll das Schreiben auf dem Boden dienen? Das kannst du niemandem in die Hand drücken.

Welchen Nutzen ergab es für die ländliche Bevölkerung (ca. 90'%) lesen und schreiben zu können?

Das ist wie heutzutage die Quantenphysik. Kaum jemand kann mit Wissen darüber etwas anfangen. Deshalb bemüht sich kaum einer, daß zu lernen.

Die These scheint wirklich nicht zu stimmen. Nach meinen Wissen wurde die Schrift erfunden, als sich die ersten Staaten bildeten. Da war es dann wichtig, zu wissen, wieviel Korn in den Speichern liegt und ähnliches. Außerdem brsuchte man die Schrift, um zu wissen, wer seine Steuern noch nicht bezahlt hat.

Meine Quellen: diverse Dokus im ÖRR.

ewigsuzu  21.01.2025, 22:49
@ReineNeugier806

ja gut Steuern sind dann aber eben im End auch wieder nur Zahlungen und auch Steuern wurden ja irgendwann erfunden. Aber nunja das Zahlen etwas älter sind nehme ich an, nur ist Mathe eben keine direkte Schrift.

ReineNeugier806  22.01.2025, 00:17
@ewigsuzu

Wenn jemand 500 Sack Korn als Steuern zahlen muß, dann ist es sinnfrei, wenn du auf eine Tontafel einfach nur "500" schreibst. Wer hat die Steuern zu zahlen? Und 500 was?

Warum die ländliche Bevölkerung im MA und der frühen Neuzeit ein Interesse gehabt haben könnte, Lesen zu lernen, ist mir immernoch unklar.

Es ist ja keine Arbeit, eine Schrift zu lernen.

Uff. Ich lasse das jetzt mal für dich so stehen, aber…. dann bist du einer der wenigen Glücklichen. Und lass dir vielleicht auch gesagt sein, dass es Schriftsysteme gibt, die etwas umfassender sind als knapp 30 phonographische Lautzeichen.

Wenn es für dich keine Arbeit ist, dann sei doch so gut und lerne mal schnell die Indus-Schrift. An der beißen sich viele Linguisten und selbst KI seit Jahrzehnten die (virtuellen) Zähne aus. Das wäre dann auch die realistische Simulation, wie es früher für einen Bauern gewesen wäre, sich das Alphabet beizubringen: Es gibt keine Lernmaterialien, es gibt niemandem, der es einem erklärt, es gibt keine Anhaltspunkte, es gibt kaum zugängliches Textmaterial, es gibt nicht einmal Gewissheit, ob die Schrift von rechts nach links oder links nach rechts geht.

warum nicht bspw. Einer der des Lesens mächtig war, einfach Lesekurse öffentlich veranstaltet hat, um etwas Geld dazu zu verdienen. Oder von mir aus auch ganz selbstlos

Hast du schon ganz selbstlos Kurse gegeben? In irgendwas? Ist ja nicht so, dass es keinen Bedarf gibt… In vielen Grundschulen gibt es „Lese-Omis“ und so.

dass die meisten Menschen als Bauern ja mehr als genug zu tun hatten. Aber es erklärt sich mir immer noch nicht

Dir fehlt die Vorstellungskraft dafür, dass wenn du seit deinem 10. Lebensjahr jeden Tag, ohne Urlaub, auf den Feldern hättest arbeiten müssen, und zwar per Hand, ohne die heutige Maschinerie, und das alles ohne medizinische Versorgung im heutigen Verständnis, und jeder Winter ein Meilenstein gewesen wäre, den beileibe nicht jeder überlegt, und wenn du regelmäßig hungrig zu Bett gehen würdest, und trotz deiner Arbeit einseitig ernährt wärst, und du statistisch eh nur 30 Jahre Lebenserwartung hättest, und die ersten drei Kinder, die du ab 15 bekommen hättest, der Kindersterblichkeit zum Opfer gefallen wären, und wenn du bei alledem auch noch deine Pacht an deinen Lehnsherren bezahlen müsstest, der nichts besseres zu tun hat als mit dem benachbarten Königreich auch noch einen Krieg anzufangen, während gleichzeitig auch noch Dürre oder Hochwasser oder eine Epidemie kommt,….

…dass du unter diesen Umständen dann eventuell nicht Tifinagh gelernt hättest? Was du selbst in der luxuriösen Ära, in der wir leben, auch nur deshalb so ratz-fatz gelernt hast, weil du bereits das Alphabet kanntest und die Tifinagh-Buchstaben, ich habe es eben nachgelesen, praktischerweise eine 1:1 Lautentsprechung zum Alphabet haben, du also nur noch etwas, das du bereits kanntest, substituieren musstest?

Papier war teuer, das verstehe ich schon. Erscheinen mir abee nicht Grund genug.

Eine Bibel kostete gegen Ende des Mittelalters sechs Gulden, Kaufkraft bereinigt wären das heute knapp 5.000 €.