Wann vermutet ihr, wurde Hitler zum Antisemiten?

Das Ergebnis basiert auf 10 Abstimmungen

Nach der Ablehnung an der Kunstschule 50%
Schon in Braunau oder Linz 30%
In der chaotischen Nachkriegszeit 10%
Beim Zusammenstoß mit der DAP und der Thule-Gesellschaft 10%
Nach dem Tod seiner Mutter 0%
Im Hurra-Patriotismus bei Kriegsanbruch 0%
An der Front 0%

9 Antworten

Nach der Ablehnung an der Kunstschule

Vermute ich mal. Ab da tat er so als wäre er angenommen worden und spielte seinen Angehörigen zuhause was vor. Da er nicht viel zu tun hatte und sich rumtrieb kam er mit den Deutschnationalen zusammen. Als Maler hatte er keine Chancen aber die große Klappe war ein Sprachrohr für deren Ansichten.

Das geschah nicht über Nacht, sondern Schritt für Schritt.

Ein Grund war die antijüdische Haltung seines Vaters. Weitere Gründe:

Was wir tatsächlich wissen, ist, dass zwei österreichische Politiker großen Einfluss auf Hitlers Denken hatten. Der erste, Georg Ritter von Schönerer (1842-1921), gehörte der Deutschnationalen Bewegung an. Er forderte, die deutschsprachigen Gebiete in Österreich-Ungarn an das deutsche Kaiserreich anzugliedern. Außerdem vertrat er die Ansicht, dass Juden keine vollwertigen deutschen Bürger sein könnten.
Von dem zweiten, dem Wiener Bürgermeister Karl Lueger (1844-1910), lernte Hitler, wie Antisemitismus und Sozialreformen erfolgreich sein konnten. In Mein Kampf rühmt Hitler Lueger als „den gewaltigsten deutschen Bürgermeister aller Zeiten“.  Als Hitler 1933 an die Macht kommt, wird er ähnliche Vorstellungen in die Praxis umsetzen....
Deutschlands Niederlage ist für viele Deutsche und auch für Hitler schwer zu akzeptieren. In nationalistischen und rechtskonservativen Kreisen macht die „Dolchstoßlegende“ die Runde. Dieser Mythos besagt, Deutschland habe den Krieg nicht auf dem Schlachtfeld verloren, sondern durch „Verrat im Innern“. Juden, Sozialdemokraten und Kommunisten seien dafür verantwortlich.
Die Vorurteile über die Rolle der Juden im Krieg hatten mit den Tatsachen nichts zu tun. Das bewies eine von der deutschen Regierung im Jahr 1916 in Auftrag gegebene Untersuchung. Mehr als hunderttausend deutsche und österreichische Juden hatten für ihr Vaterland gekämpft.  Einer von ihnen war Otto Frank, der 1916 an der Schlacht um die Somme teilnahm.
https://www.annefrank.org/de/anne-frank/vertiefung/warum-hasste-hitler-die-juden/

Brigitte Hamann hat in ihrem Buch "Hitlers Wien. Lehrjahre eines Diktators" (Piper 1998) nachgewiesen, dass die Wiener Jahre prägend für Hitlers Antisemitismus waren.

(Deine Antwortmöglichkeiten lassen keine Abstimmung für mich zu.)

Gruß, earnest

Ruenbezahl  18.02.2022, 15:31

Hitler hat in Wien sowohl den religiösen, tief verwurzelten, aber damals nicht militanten Antisemitismus der Konservativen kennengelernt, als auch den vor allem als politisches Kampfmittel eingesetzten Antisemitismus der Christlichsozialen (Lueger, Voglsang usw.), und dazu den rassistischen Antisemitismus der Deutschnationalen (Schönerer). Er hat sich für den Rassismus entschieden, der ihm als politisches Kampfmittel am erfolgsversprechend erschien.

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earnest  18.02.2022, 15:34
@Ruenbezahl

So ist es. Und so ist es auch bei Brigitte Hamann nachzulesen.

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Ruenbezahl  18.02.2022, 16:29
@earnest

Ich schätze die Hamann und werde mir dieses Buch sicher besorgen.

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Ich denke keins von allen, Hitler wurde schon seit seiner Kindheit katholisch erzogen. Die Katholiken waren schon immer sehr Judenfeindlich und das sind die heute noch, sieht man auch was in Polen und anderen Ländern abgeht.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Schon als Kind. Er wurde als Halbjude verspottet, weil sein Vater unehelich geboren wurde. Das war damals eine schlimme Schande.

Zudem wurde gemunkelt, dass da ein jüdischer Kaufmann im Spiel war, weil die Mutter (Hitlers Großmutter) dort in Stellung war. Aber wahrscheinlich war es der Bauer Johann Nepomuk Hiedler, der somit Hitlers Großvater war.

Aber das wußten die Leute nicht und haben ihn als Halbjuden verspottet.

WorkaholicMan 
Fragesteller
 18.02.2022, 14:46

Das ist möglich. Gemobbte gehen, wenn alles schief läuft, nicht auf die Täter, sondern auf die Gruppe los, mit der sie in Verbindung gebracht werden.

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earnest  18.02.2022, 15:00

Das sind Spekulationen - meiner Ansicht nach völlig haltlose Spekulationen.

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Florabest  18.02.2022, 15:12
@earnest

Die Frage lautete "Wann vermutet ihr" .

Damit ist gesagt, dass wir eine Vermutung äußern sollen, also spekulieren.

Das mit der Unehelichkeit des Vaters und dem Dorftratsch, dass da ein Jude seine "Finger" drin habe, ist natürlich widerlegt, aber das ändert ja nix an dem Dorftratsch.

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earnest  18.02.2022, 15:17
@Florabest

Ja, natürlich waren hier Vermutungen gefragt. Aber einiges ist, wie du selbst schreibst, widerlegt, und der "Dorftratsch" ist nun schon fast eine "Vermutung zweiten Grades".

In meiner eigenen Antwort habe ich versucht, die Faktenebene mit einzubeziehen. Ob frühkindliche Erfahrungen mit in die Wiener Zeit eingeflossen sind, wissen wir schlicht und einfach nicht.

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Florabest  18.02.2022, 15:30
@earnest

Ich habe deine Antwort gelesen und stimme ihr zu. Der echte Haß wurde wohl in den Wiener Jahren angelegt. Basis war ein allgemeiner Antisemitismus und wie ich behaupte auch eine persönliche Schmähung. Dass er als Kind viel verspottet wurde ist, ist sogar gerichtskundig. Zudem ist belegt, dass seine Eltern eng verwandt waren, worunter er gelitten hat.

Und dass er selbst versuchte eine jüdische Abstimmung zu widerlegen ist auch dokumentiert.(Joachim C. Fest: Hitler, 1973,)

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earnest  18.02.2022, 15:33
@Florabest

Ach, Herr Fest mit seiner glänzend geschriebenen (aber ergänzungsbedürftigen) Biografie, die nun, nach ca. 50 Jahren, schon etwas angejahrt ist...

Aber auf die Dokumente und Belege, von denen du sprichst, wäre ich gespannt.

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