Wäre ich als Mutter geeignet?

6 Antworten

 ich verspüre keinen Kinderwunsch

Das ist der wichtige Punkt.

Der Rest ist nicht ausschlaggebend.

Du spielst nicht gerne? Ist okay. Du musst nicht alles mögen, was dein Kind mag. Es gibt zB ja auch noch deinen Partner. Ich persönlich HASSE zB Rollenspiele. Nachmittage, an denen mein Kind im Sandkasten Eisdiele spielt und mir ein "Eis" nach dem anderen serviert (ja, es ist unglaublich putzig), sind die Nachmittage, die für mich am allerlängsten dauern. Aber ich bastle gerne oder lese gern vor (wenn auch nicht 100mal hintereinander das gleiche Buch). Und das ist in Ordnung. Jeder Mensch hat eigene Vorlieben und es klappt tatsächlich ganz gut, den Alltag so zu organisieren, dass am Ende alle einigermaßen zufrieden sind.

Das Gute ist auch: Kinder werden älter und ihre Vorlieben ändern sich. Mit 4-jährigen kann man schon ganz andere Dinge unternehmen als mit 1-jährigen.

Aggressionen hat garantiert jeder Mensch, wenn er gestresst ist. Ein schreiendes Kind, egal ob es das eigene ist oder nicht, liefert einfach jede Menge Stress und Adrenalin, vor allem, wenn man das noch nicht gewohnt ist. Das würde ich an deiner Stelle nicht überbewerten. Du bist kein schlechter Mensch deswegen, wichtig ist nur, sich zu beherrschen.

Ja, die Fremdbestimmung insbesondere als Mutter ist krass. Hier verweise ich aber auf den Anfang: in dem Moment, wo man sich Kinder wirklich wünscht, kommt man damit klar. Wirklich. Und sie bleiben nicht winzig klein. Irgendwann stillt man nicht mehr, sie laufen selbst, schlafen nachts durch, können sich auch mal selbst beschäftigen. Und so weiter.

Aus eigener Erfahrung: mit 25 hatte ich absolut keinen Kinderwunsch. Es gibt Fotos von mir, wo ich Babys im Arm halte und man mir ganz deutlich ansieht, dass ich mich unwohl fühle.

Ich war auch nie der Typ "Puppenmama" und konnte generell mit Kindern, die jünger waren als ich, wenig anfangen.

Aber dann wurde ich 30, war verheiratet und habe mich dabei ertappt, dass ich Babysachen google. Alle Freundinnen bekamen Babys und auf einmal habe ich mich gefreut, wenn ich sie halten durfte und fand es überhaupt nicht mehr merkwürdig.

Schwupps, war er da, der Kinderwunsch.

Irgendwann haben mein Mann und ich dann beschlossen, dass ein Kind eigentlich doch ganz nett wäre und Nr. 1 hat uns so gut gefallen, dass wir sogar noch ein zweites kriegen (in ein paar Wochen).

Das kann bei euch natürlich ganz anders sein. Und es ist völlig okay, sich auch gegen Kinder zu entscheiden.

Wie gesagt: ich finde, dass der Punkt "ich habe keinen Kinderwunsch" der ausschlaggebende ist. Solange es dabei bleibt, ist es meines Erachtens die absolut richtige Entscheidung, kein Kind zu bekommen.

Ich finde es gut, daß Du so reflektiert an diese Frage herangehst, das machen heutzutage nicht mehr Viele!

Wenn man nun Deine aufgezählten Punkte näher betrachtet, dann würde ich sagen, Du solltest wirklich keine Mutter werden, denn ein Kind ist besonders in den ersten Lebensjahren sehr fordernd, vor allem wenn es um solche Dinge wie persönlichen Freiraum, Ruhe und Zeit für sich selbst geht. Da musst Du zweifellos gravierende Abstriche machen, wenn Du auch wirklich Mutter SEIN und Dein Kind nicht hauptsächlich von anderen Personen großziehen lassen möchtest. Es bedeutet viele Einschränkungen und dazu muss man bereit sein. Das bist Du jetzt, mit 25 Jahren, noch nicht. Und das ist völlig in Ordnung!

Andererseits kann sich Deine Einstellung mit den Jahren noch ändern. Bei mir z.B. war das so. In meinen Zwanzigern hätte ich mir kein Kind vorstellen können, ich habe mich dazu einfach nicht bereit gefühlt, obwohl ich einen festen Partner und Sicherheit hatte. Mit 35 Jahren habe ich dann meine Tochter bekommen und es ist das Beste, was mir passieren konnte, denn ich war bereit für sie, hatte mich ausgetobt, war gereist, habe bereits viel Berufserfahrung gesammelt und genug Geld im Rücken. Das Nest war gebaut und nur so hat es funktioniert. Ich konnte mich alleine um sie kümmern, ohne Partner, was ich mir 10 Jahre früher niemals zugetraut hätte.

Was ich damit sagen möchte: Auch wenn Du mit Deinem Partner in dieser Frage nicht übereinstimmen solltest, ist das kein Grund zur Sorge. Dinge ändern sich, Du wirst älter und reifer. Du musst Dich weder überreden lassen noch Dir allzu viele Gedanken machen, ob ein Kind nicht vielleicht doch ganz "süß" wäre- was übrigens nicht ausreicht, um wirklich eins zu wollen, da sollte schon mehr dahinter stecken. Lass Dir Zeit und den Dingen seinen natürlichen Lauf. Vielleicht hält Deine Beziehung ja gar nicht, dann musst Du sowieso neu starten im Leben und siehst vieles mit anderen Augen. Du hast noch viel Zeit, also mache Dich nicht verrückt, sondern genieße Deine besten Jahre! Die kommen nämlich leider nicht zurück.

Alles Gute!

Chiar339a 
Fragesteller
 29.03.2024, 19:57

Danke für deine ausführliche Antwort, deine Sicht hat mir sehr weitergeholfen!

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"Und 4. ich verspüre keinen Kinderwunsch,"

Das ist das entscheidende Argument. Wenn man einen starken Kinderwunsch hat, dann ist man bereit, die anderen Unannehmlichkeiten in Kauf zu nehmen (mit manchen lernt man umzugehen und bei einem eigenen Kind kann man ganz andere "Leistungen" vollbringen als man vorher dachte. Man wächst mit seinen Aufgaben und in die Rolle durchaus hinein. Und es ist ja auch die Frage, wie bewusst man die Elternrolle gestaltet und reflektiert.)

Ich wollte auch nie wirklich Kinder, es gab aber die Phase, als alle um mich rum Kinder bekamen und ich mir die Frage nochmal ernsthaft gestellt habe. Durch die Kinder in meinem Umfeld sah ich aber auch wie du, was es an tatsächlichen Konsequenzen bedeutet, ein Kind zu haben und mir war klar, dass es keinen Kinderwunsch in mir gibt, der sagt, ja, ich will ein Kind trotz dieser "Nebenwirkungen".

Du bist 25 und musst dir keinen Stress machen. Aber es wäre vielleicht hilfreich für dich, mit deinem Partner das Thema einfach immer wieder mal zu besprechen und zu reflektieren und eine Position dazu zu finden. Wenn Ihr kontinuierlich darüber kommuniziert, dann kommen auch nicht diese plötzlichen Überraschungen. Das kann man als Paar schon ganz gut erarbeiten.

Letztlich gibt es keine rationalen Gründe für oder gegen Kinder. Es ist ein Gefühl, eine Bauchentscheidung. Und auf die solltest du hören.

Chiar339a 
Fragesteller
 29.03.2024, 19:47

Danke für deine Antwort, das hilft mir sehr weiter.

Das mit dem regelmäßig reflektieren find ich auch wichtig. Deshalb habe ich vor kurzem das Thema angesprochen und er war bisschen genervt, weil er meinte, dass er sich noch nicht für ja-nein festlegen möchte. Er hat aber auch erwähnt, dass er zwar auch kein Kind will, aber wir wahrscheinlich trotzdem eins haben sollten, weil es sonst später einsam wird. Ich finde den Punkt natürlich nicht Grund genug. Außerdem hat er mir versichert, dass man nur anfangs Angst hat, und sobald das Kind da ist, man sehr glücklich wird. Dem stimme ich ebenfalls nicht zu. Er kommt aus einem Kulturkreis, in dem freiwillige Kinderlosigkeit praktisch unbekannt ist. Er ist aber normalerweise ein freier Denker, deshalb hoffe ich, dass er mit bisschen Reflexion auf denselben Nenner wie ich kommen wird.

Er hat mir klar gesagt, dass ich das Thema ruhen lassen soll und wir diese Entscheidung zukünftig zusammen treffen werden. Ich habe Angst, dass er am Ende vielleicht trotzdem enttäuscht ist, wenn ich tatsächlich auf der Kinderlosigkeit beharre. Soll ich es nochmal klar kommunizieren oder seine Bitte respektieren, das Thema ruhen zu lassen?

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Stellwerk  29.03.2024, 20:13
@Chiar339a

"und er war bisschen genervt, weil er meinte, dass er sich noch nicht für ja-nein festlegen möchte."

Das muss er auch nicht. Aber gerade, wenn beide Partner in der Frage noch etwas unsicher sind, sollte man das nicht aufschieben, sondern sich immer wieder kontinuierlich damit beschäftigen. Denn man muss der Sache ins Auge schauen: Es gibt keine halben Kinder und wenn es deutlich wird, dass sich die Entscheidungen beider Partner in gegengesetzte Richtungen entwickeln, kann das letztlich dazu führen,dass die gesamte Beziehung daran scheitert.

"aber wir wahrscheinlich trotzdem eins haben sollten,"

Ein Kind ist kein Gegenstand, den man sich sicherheitshalber auf Vorrat zulegt und weil "man sollte".

"weil es sonst später einsam wird." Das ist so das Angstargument, das man nicht selten von anderen zu hören bekommt. Aber erstmal ist es ja gar nicht garantiert, dass das Kind später in Eurer Nähe bleibt, zweitens ist es ziemlich uncool, sich ein Kind mit der Erwartung zuzulegen, wie es sein Leben zu leben hat und nicht zuletzt: ihr könnt doch kein Kind auf "Standby" bekommen, das ihr eigentlich beide nicht wollt, nur, um es in 20 Jahren aus dem Schrank zu holen.

"Außerdem hat er mir versichert, dass man nur anfangs Angst hat, und sobald das Kind da ist, man sehr glücklich wird."

Woher will er das wissen, er hat doch kein Kind? Und das ist eben genau diese Argumentation, mit denen Frauen romantisierend ins Muttersein reingequatscht werden.

Er nimmt dich nicht ernst, sieht nicht, dass du als Frau zumindest in der ersten Zeit die größere Belastung tragen musst und redet irgendwas pauschal schön. Nicht falsch verstehen: Kinder können was wunderbares sein und keine meiner Freunde würde sie wieder hergeben. Aber selbst in meinem Umfeld, das von hochqualifizierten, berufstätigen Frauen geprägt ist, sind es zum großen Teil die Frauen, die auf Dauer beruflich und finanziell zurückstecken und bei denen auch der Hauptteil der Sorgearbeit liegen bleibt. Ich habe erschreckende Beispiele in meinem Umfeld, wo sich trotz allem die Rollenmuster durchgesetzt haben und sich für den Mann mit dem Kind das Leben nicht halb so elementar geändert hat wie für die Frau. Und es gibt schon einige von den Frauen, die sagen: "Meine Kinder sind Gold. Aber Mutter sein mit den gesellschaftlichen Konsequenzen ist heutzutage immer noch Scheisse."

Natürlich ist das auch immer eine Frage der Abstimmung zwischen den Partnern. Aber gerade, wenn Dein Verlobter aus einer eher traditionellen Ecke kommt und jetzt schon sagt, "na, das ist doch halb so wild", dann würde ich da an Deiner Stelle einfach hellhörig sein. Wie sehr würde er dich mit dem ganzen Wust alleine lassen?

"Er hat mir klar gesagt, dass ich das Thema ruhen lassen soll und wir diese Entscheidung zukünftig zusammen treffen werden."

Richtig. Aber wann ist dieses "zukünftig"?

Und diese Entscheidung ist zu groß und zu wichtig, als dass man sie nicht immer wieder mal durchdiskutiert. Es ist eher nicht so, dass man sich Sonntag morgens ohne Vorlauf hinsetzt und sagt, nun denn, machen wir oder nicht?

Den Fehler, den viele machen, ist, sich für ein Kind zu entscheiden, aber nicht vorab klar zu besprechen, welche Aufgaben wem zufallen, wie man das beruflich gut regelt und vor allem auch, was das finanziell bedeutet.

"Ich habe Angst, dass er am Ende vielleicht trotzdem enttäuscht ist, wenn ich tatsächlich auf der Kinderlosigkeit beharre."

Und deswegen würde ich da auf mehr Kommunikation setzen. Denn wenn sich dann am Tag X herausstellt: Er will doch auf jeden Fall ein Kind und Du gar nicht - ist dann Eure Beziehung am Ende?

Ich kann dir nicht direkt sagen, was du tun sollst. Aber vielleicht helfen dir meine Gedanken ein bisschen für die weiteren Schritte.

Das muss ja auch kein Thema für jede Woche sein. :)

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zu 1. Dafür ist es die Frage, wie dominant diese Impulse sein werden, spätestens wenn das Kind dadurch Nachteile erfährt, wird es übel, bei manchen Eltern sogar kriminell.

zu 2. Das ist von großer Bedeutung. Niemand weis vorher, ob das Kind ein sogenanntes Schreikind ist, was die liebevollsten Eltern weit über ihre Grenzen bringt. Aggressionen wären da sehr schnell Wort wörtlich tödlich.

zu 3. Das würde implizieren, dass, dass Kind viel allein ist und ihm dadurch viele Impulse zur Entwicklung fehlen.

zu 4. Dann solltest Du auch keine bekommen.

Kommuniziere das möglichst schnell auch Deinem Partner.

Ich würde dir uneingeschränkt zustimmen. Ich sehe vieles ähnlich oder noch radikaler und habe nicht das geringste Interesse daran Kinder zu haben.

Du musst auch bedenken dass du diesen Eindruck schon gewinnen konntest, obwohl du das Kind gar nicht permanent an der Backe hattest. Wenn du davon schon genervt bist, dann ist das wohl tatsächlich nichts für dich. (Was ja nicht bedeutet dass das auch so bleiben muss.)

Manche sehen darin ihr großes Glück, aber ich muss zugeben dass ich Freunde von früher die ich inzwischen mit Kindern sehe immer ein wenig bemitleide. 😅

Ich lege auch großen Wert auf meine persönlichen Freiheiten und bin auch nicht bereit da Opfer zu bringen oder Kompromisse zu machen. Glücklicherweise habe ich partnertechnisch bisher auch immer jemanden gefunden der das ähnlich sieht, oder zumindest auch keinen Kinderwunsch hegt.

Jedenfalls ist das nicht verwerflich und du solltest dich auch nicht dazu "überreden" lassen wenn du das nicht wünschst.