Sollte die Geschichte des Kolonialismus in Deutschland stärker thematisiert werden?

16 Antworten

Statuen können nicht „abgehängt“, sondern höchstens demontiert werden. Richtig ist aber, dass die deutsche Kolonialgeschichte immer noch zu wenig thematisiert wird. Die meisten Deutschen wissen wenig über die kolonialen Taten unserer Vorfahren und haben höchstens vage oder gänzlich falsche Vorstellungen davon im Kopf.

Ich will mich bemühen, einiges richtig zu stellen und etablierte Vorurteile auszuräumen. Beginnen wir mit Deutsch-Südwest. Dort brachten die Wohltätigkeit der deutschen Missionare, die Einfuhr neuer Lebensmittel, der Ausbau der Garten- und Viehwirtschaft sowie das Dienstverhältnis bei weißen Siedlern eine bis dato ungekannte Versorgungssicherheit. Die Lebensgrundlage der einheimischen Bevölkerung war zuvor durch Dürren stets kritisch gefährdet gewesen. Hungersnöte mit tausenden Toten gab es dort seit der deutschen Siedlung nicht, obwohl z. B. 1903 ein ausgesprochen dürres Jahr war. Anders mag das etwa in Deutsch-Ostafrika gewesen sein, wo der einseitige Fokus auf die Plantagenwirtschaft sowie der Boom in den Küstenregionen möglicherweise zur Verarmung der Bevölkerung im Hinterland führte. Mangels Quellen wissen wir jedoch nur wenig über die Verhältnisse in vorkolonialer Zeit.

Der Aufstand der Herero 1904 bis 1907

Die Gründe für den Aufstand in Deutsch-Südwest werden in der üblichen Historiographie nicht richtig wiedergegeben. Selbst in der Mainstreamforschung ist mittlerweile anerkannt, dass die Landfrage nicht der zentrale Kriegsgrund war. 1903 war der größte Teil des Landes noch in der Hand der Eingeborenen. Allein die Herero besaßen in Zentralnamibia ein riesiges Kerngebiet von der Größe Islands, etwa 100.000 km2. Es bestand keine akute Landnot. Ihnen wurde das Land auch nicht weggenommen. Die Häuptlinge verkauften es selbst aus freien Stücken. Enteignungen gab es in Friedenszeiten nicht. Gouverneur Leutwein schreibt in seinem Bericht von 1904 dazu: “Sie [die Häuptlinge] wurden durch die Regierung vor Übervorteilung durch Weiße tunlichst geschützt. Sie erhielten das verkaufte Land unter Kontrolle der Regierung ausreichend bezahlt, und schließlich noch Regierungssubventionen…“

Der Aufstand begann mit der Ermordung hunderter deutscher Siedler – auch Frauen und Kinder - durch die Herero. Fragwürdig ist vieles, z. B. die Darstellung, wonach angeblich tausende Herero infolge des „Schießbefehls“ in der Omaheke umgekommen seien. Wann, wie und in welcher Zahl die Herero starben, wissen wir aber nicht. Fest steht, dass der Stamm aus eigener Initiative in das Sandfeld zog, wohl in dem Wissen, dass der Feind ihm dorthin nicht folgen konnte. Die Deutschen besetzten nur die großen Wasserstellen am Wüstensaum und verweigerten zeitweise die Aufnahme von Gefangenen, weil sie aufgrund von Krankheiten und Versorgungsengpässen selbst in einer sehr misslichen Lage steckten. Ob das ein geplanter Völkermord war ist selbst unter etablierten Historikern umstritten.

Der SPIEGEL hat den Namibiadeutschen Hinrich Schneider-Waterberg interviewt, einem unabhängigen Historiker, der Tausende Dokumente gesammelt und in seinem Buch Der Wahrheit eine Gasse dokumentiert hat:

https://www.spiegel.de/spiegel/voelkermord-an-den-hereros-in-deutsch-suedwestafrika-a-1098649.html

Er schreibt: „[Der] Schießbefehl war eine lokalisierte, defensive, notbedingte Drohmaßnahme, deren Bedeutung für und die Auswirkung auf den Hererokrieg unangemessen überschätzt wird, weil sie unter den Herero nicht bekannt wurde, da sie nicht zur Ausführung kam und weil sie zurückgenommen wurde.“

Schneider-Waterberg selbst ist – im Gegensatz zu den Hofhistorikern, die das unselige Narrativ vom angeblichen „Völkermord“ am Leben halten – selbst mit der Hererosprache vertraut:

https://www.namibiana.de/de/der-wahrheit-eine-gasse-zur-geschichte-des-hererokrieges-in-deutsch-suedwestafrika-1904-1907-teil-1-und-2.html

Über die Versorgungslage erfahren wir etwas durch die Schilderungen der Siedler. Die Herero besaßen keine rationelle Vieh- oder Vorratswirtschaft, betrieben darüber hinaus kaum Garten- oder Ackerbau. In der Trockenzeit war Hunger stets der Normalzustand, weil die Rinder in Ermangelung saftiger Weide nicht mehr genug Milch gaben. Feldkost wurde ebenso knapper. Besonders schlimm war die Lage, wenn es in der Regenzeit wenig Niederschlag gegeben hatte oder wenn der Regen länger auf sich warten ließ als üblich. Else Sonnenberg, die wenige Zeit vor dem großen Aufstand in der Region Waterberg siedelte, schreibt: „Man versteht, wie in dieser Hungerszeit der Verkehr mit den mit Kost handelnden Weißen eine dringende Notwendigkeit ist und dass überhaupt die Eingeborenen in dürren Zeiten ohne die Hilfe der Weißen in die größte Not geraten würden.”

Selbst Hofhistoriker, wie z. B. Helmut Bley in seinem Standardwerk „Kolonialherrschaft und Sozialstruktur in Deutsch-Südwestafrika 1894-1914" widersprechen dieser Ansicht nicht und meinen, dass „der Rückzug in das Dienstverhältnis in diesem durch Dürre Hungersnöten leicht ausgesetzten Land eine neue ungewöhnliche Sicherheit [gab]."

Das führt uns zur Landfrage. Es stimmt nicht, dass die Herero auf immer engerem Raum zusammengedrängt und damit zur Kriegserklärung genötigt wurden. Bley schreibt: „Es bestand 1903 keine akute Landnot der Herero als ganzes Stammesgefüge, und es gab weder einen gezielten politischen Vorstoß in jenem Zeitpunkt noch eine besondere Beschleunigung in der Landfrage. [...] Entscheidend waren weniger die faktischen Verluste als die Tatsache, dass die Hererogroßleute ihre Stellung und die Zukunft ihres Stammes bedroht sahen.”

Schneider-Waterberg gehört zu den wenigen Menschen, die Einblick in von Trothas Tagebuch erhalten haben und er hat in gründlicher Archivarbeit bisher verloren geglaubte oder unbekannte Quellen erschlossen, wie z. B. die vertraulichen Berichte britischer Militärattachés in Deutsch-Südwest.

Weitere Historiker, die beim Hereroaufstand nicht von Genozid sprechen, sind z. B. Hermann Hiery, Jan von Flocken, Horst Gründer, Ernst Nolte, Brigitte Lau. Dann gibt es noch solche, die den Begriff „Völkermord” zwar nicht rundheraus ablehnen, wohl aber bezweifeln, ob das Massensterben von den Deutschen vorab geplant und als politisches Ziel beabsichtigt war, wie Matthias Häussler und Andreas Eckl. Die Ansicht vom „Völkermord” ist zwar leider immer noch in vielen Historikerschulen verbreitet, um nicht zu sagen Mainstream, aber keineswegs Konsens. Es gibt dazu eine lebhafte Debatte und den verbissensten Genozid-Propagandisten wie etwa Jürgen Zimmerer, fällt es immer weniger leicht, ihre Kritiker als „Nazis“ oder „Spinner“ abzutun.

Die Sklavenhändler-Revolte 1888 bis 1890

Nun zu Deutsch-Ostafrika. Die Niederschlagung der Sklavenhändlerrevolte, auch als Araberaufstand bekannt, stellt faktisch eine der größten Ruhmestaten der deutschen Kolonialgeschichte dar. H. F. von Behr, der Verfasser der Kriegsbilder aus dem Araberaufstand in Deutsch-Ostafrika (1891), war während dieser Revolte Offizier in der Schutztruppe Hermann von Wissmanns. In diesem Buch beschreibt von Behr die Vorgeschichte Ostafrikas:

„Die Ostküste des großen afrikanischen Continents hat schon früh mit den Culturvölkern des Alterthums in Berührung gestanden. Auf den alten ägyptischen Grabmälern sehen wir bildliche Darstellungen, welche sich aller Wahrscheinlichkeit nach auf dieses Gebiet beziehen. Phönizier und Juden unternahmen um das Jahr 1000 v. Chr. Handelsexpeditionen nach dem Ophirlande, welches wol ebenfalls an der Ostküste Afrika zu suchen ist, und brachten reiche Erzeugnisse aus diesen Ländern in ihre Heimat zurück. Nach der Ausbreitung des Islams ergriffen die Araber, welche schon früh Eroberungszüge längst der Küste des Indischen Ozeans unternommen hatten,, dauernd Besitz von der Ostküste Afrikas und gründeten eine Anzahl kleiner Sultanate, von denen die bedeutendsten Mombas und Quiloa waren.

Nach der Entdeckung des Seeweges nach Ostindien durch Vasco da Gama setzen sich auch die Portugiesen zeitweilig in diesen Gebieten fest, um Zwischenstationen für ihren ostindischen Handel zu haben. Aber nach dem Niedergange der Seemacht der Portugiesen und nach der Auflösung des großen Colonialreiches gingen auch diese Besitzungen in Ostafrika wieder an die Araber verloren. Im Jahre 1698 eroberten die Imame von Maskat die ganze Küste von Mombas bis zum Rowuma. Der arabische Einfluß breitete sich schnell über die ganze Küste aus. Die schwächlichen und unkriegerischen N*gerstämme wurden unterjocht und ausgesogen und verfielen der Sklaverei. Von den Küstenplätzen aus wurden förmliche Jagdzüge unternommen, auf welchen die Schwarzen scharenweise eingefangen und auf den Märkten von Mombas und Quiloa verhandelt wurden. Ostafrika versah das ganze osmanische Reich mit der lebenden schwarzen Waare. Mit der Entvölkerung der Küstengebiete gingen auch die ersten Anfänge einer Cultur wieder verloren. Große Landstrecken, welche früher dicht bewohnt und bebaut waren, lagen jetzt öde und verwüstet da. Die noch übrigbleibende Bevölkerung lebte im Busch versteckt, ängstlich jede Annäherung an die Araber vermeidend. Da nun die Küstengebiete nicht mehr ausreichten, um die große Nachfrage des Orients nach N*gersklaven zu decken, so drangen die arabischen Sklavenhändler immer weiter vor in das Innere Afrikas, bis an die Seen und darüber hinaus. Hier im Herzen Afrikas bildeten sich starke arabische Colonien, wie Tabora, Njangwe und Udjidji, wo reiche Araber sich ganz niederließen und gestützt auf den größten Terrorismus eine bedeutende Machtstellung einnahmen.“

H. F. von Behr führt weiter aus, dass die Araber im Laufe der Zeit wohl ganz Schwarzafrika für ihren Sklavenhandel erschlossen hätten, wären nicht die Europäer dazwischen getreten. Der Sieg der deutschen Schutztruppe unter Hermann von Wissmann über Buschiri bin Salim (Hassan Buschiri), den Anführer der revoltierenden Sklavenhändler, wird von der gegenwärtigen antideutschen Historiographie leider vollständig umgelogen zu einer brutalen Niederschlagung eines „Aufstandes der ostafrikanischen Küstenvölkerung“!

H. F. von Behrs ungemein lesenswertes Buch kann im Internet abgerufen werden: https://ia800208.us.archive.org/18/items/kriegsbilderausd00behruoft/kriegsbilderausd00behruoft.pdf

Weitere Literatur von Zeitzeugen ist ebenfalls im Netz greifbar, etwa:

Rochus Schmidt - Geschichte des Araber-Aufstandes in Deutsch-Ostafrika (1892)

Oscar Baumann - In Deutsch-Ostafrika während des Aufstandes (1890)

Die Maji-Maji-Rebellion 1905 bis 1907

Die Maji-Maji-Rebellion wird von Hofhistorikern oft als „Freiheitskampf“ der ostafrikanischen Bevölkerung dargestellt. Nichts könnte der Wahrheit ferner sein. Tatsächlich kämpften auf Seiten der Aufständischen unter anderem auch Ngoni-Warlords, die notorische Sklavenhändler waren. Davon abgesehen handelte es sich auch nicht um eine landesweite Erhebung – viele Einheimischen, wie die Wahehe, hielten zu den Deutschen und kämpften erbittert gegen die Aufständischen. Im Wesentlichen war es ein Krieg, den kolonisierte indigene Völker untereinander austrugen. Weiße Kolonisten waren nur in den Offiziersreihen vertreten.

Bei diesem „Aufstand“ wurden schwarze muslimische Bewohner von arabischen Sklavenhändlern, die ihre nach der Niederlage von 1890 verlorene Machtstellung wieder zurückgewinnen wollten, zunächst gegen die christlichen deutschen Missionare sowie gegen indische Händler in küstennahen Städten wie Nandete und Kibata aufgestachelt. Viele Deutsche und Inder, aber auch bereits christlich missionierte Schwarze sowie sogar einige Araber wurden in der frühen Phase dieses Aufstandes ermordet. Viele deutsche Stationen wurden überrannt und Geistliche, Ärzte und andere niedergemetzelt. Am 30. August 1905 jedoch schafften es nur 5 Deutsche, zusammen mit 60 Askari-Kriegern die Station von Mahenge, in der sich auch einige unbewaffnete Araber befanden, gegen wahrscheinlich über 20.000 größtenteils mit Speeren, teilweise aber auch schon Gewehren bewaffnete aufständische Krieger zu verteidigen – wahrscheinlich der größte Unterzahl-Sieg der bekannten Weltgeschichte überhaupt, der möglich war durch die Nutzung zweier moderner Maxim-Maschinengewehre. Die Deutschen und ihre treu ergebenen Askari kämpfen um ihr nacktes Überleben, wären sie doch im Falle einer Gefangenahme durch die Aufständische grausam zu Tode gefoltert worden wie dies anderen zuvor geschehen war. Den Aufständischen war von den Arabern zuvor eingeredet worden, durch das Trinken von Zauberwasser (Maji-Maji) wären sie unverwundbar und somit unbesiegbar. Viele hunderte Afrikaner haben durch diese auf die animistische Wundergläubigkeit der Eingeboren setzende arabische Lüge ihr Leben verloren.

Durch das Desaster der Aufständischen bei Mahenge wendete sich das Blatt zugunsten der Deutschen und die Aufständischen konnten im Laufe der nächsten Monate zurückgedrängt und schließlich besiegt werden. Missionare berichteten von über 5.000 Schwarzen, die in der Provinz Ungoni während des Aufstandes verhungert seien. Solche Berichte haben spätere marxistische „Historiker“ in freier Phantasie dann ausgeschmückt zu genozidalem Massensterben mit bis zu 300.000 Toten – ohne auch nur die geringsten Hinweise, geschweige denn Beweise.

Die Völkerschauen

Was die Völkerschauen angeht, so ist es einfach nicht richtig, davon auszugehen, die Deutschen hätten damit nur ihre vermeintliche Überlegenheit zelebriert und sich gar nicht für fremde Kulturen interessiert. In einer Zeit ohne Internet oder Flugzeuge muss der Kontakt mit solch „exotischen” Völkern etwas Magisches an sich gehabt haben, das für uns heute nur schwer nachvollziehbar ist. Die Darsteller hat man auch nicht wie Sklaven oder gar Zootiere behandelt, das ist völliger Unsinn. Carl Hagenbeck hat sie mit Verträgen engagiert, in denen Bezahlung, Art der Tätigkeit, Unterbringung, medizinische Versorgung und Verpflegung geregelt waren.

Resümee

Insgesamt gewinnt man keine gute Meinung über die antideutschen Hofhistoriker, die zwar immer neue Bücher produzieren, deren Inhalt aber stets nur im Abschreiben bzw. neu Formulieren der Lügen besteht, die ein anderer bereits abgeschrieben hatte und die durch diese ebenso simple wie perfide Methodik den Eindruck zu erwecken suchen, eine erdrückende Wust an belastenden Werken würde die deutsche Kolonialgeschichte zu Recht belasten. Doch ihnen steht eine wachsende Zahl an unabhängigen und wirklich wahrheitssuchenden Historikern gegenüber, die mit den antikolonialen Lügen aufräumen. Auch ausländische Historiker wie z. B. der Portland-Professor Bruce Gilley gehören dazu. Prof. Gilley hat gezeigt, dass die Märchengeschichten vom angeblichen massenmörderischen deutschen Kolonialismus mit dem tatsächlichen Geschehens nichts zu tun hatten und die Genozid-Narrative der marxistischen „Geschichtsschreibung“ nur aufgrund der völligen Geschichtsvergessenheit breiter Massen eine Chance hatten. In „The case for colonialism“ räumt Prof. Gilley gründlich auf mit diesen grundfalschen Narrativen:

https://web.pdx.edu/~gilleyb/2_The%20case%20for%20colonialism_at2Oct2017.pdf

Rotti733  06.12.2022, 19:23

Die britischen Massenmorde sind absolut real! England hat in seiner Kolonialgeschichte über 100 Mio. Tote zu verantworten und dann noch die Sklaverei!

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Feniaron  20.12.2022, 12:52
@Rotti733

Sagen wir mal so, der britische Imperialismus hat mit Abstand die meisten Todesopfer in der Geschichte gefordert – mehr noch als selbst der spanische früherer Zeiten.

Allerdings sind nicht alle dieser Toten direkt Mordopfer. Die meisten sind es eigentlich nicht. Gewöhnlich handelte es sich hier, wie z. B. in Indien seit dem 18. und dann vor allem im frühen und mittleren 20. Jh., während der beiden Weltkriege, um Opfer von Hungersnöten. Entsprechend stark sind die Anklagen aus der Dritten Welt, besonders eben Indien, gegen das Vereinigte Königreich:

https://www.aljazeera.com/opinions/2022/12/2/how-british-colonial-policy-killed-100-million-indians

Im Westen bekommt man von dieser Debatte allerdings wenig mit und wenn doch, dann wird aus der realen britischen Schuld von neomarxistischen und kryptomarxistischen Ideologen eine angebliche „weiße“ Schuld konstruiert, also eine Schuld der „weißen Rasse“ als solcher. Das ist natürlich absurd, wenn man bedenkt, dass dieselben marxistischen Kreise die Existenz von menschlichen Rassen grundsätzlich leugnen! Tatsächlich gibt es Rassen natürlich, wenn auch nur als mehr oder weniger sinnvolle begriffliche Taxone, um die Menschheit hinsichtlich ihrer somatischen und psychischen Phänotypologie besser ordnen zu können. Einer Rasse aber einen einheitlichen Willen unterschieben zu wollen, wie es antiweiße Schuld-Ideologen im Stile etwa des üblen Hetzers Noel Ignatiev tun, ist absurd. Dann könnte man auch allen Menschen mit einer bestimmten Nasenform oder allen Angehörige eines bestimmten Tierkreiszeichens usw. einen einheitlichen Willen zuordnen.

Ich verfolge diese an sich durchaus wichtige Debatte seit längerem. Grundsätzlich habe ich den Verdacht, dass die Ideologie der „weißen“ Schuld auch dazu dient, die sehr reale historische Schuld Englands durch Ausweitung des Begriffes auf „die Weißen“ verschwinden zu lassen bzw. britische Schuld gar auf Europäer abzuwälzen, die mit Imperialismus und Kolonialismus nie etwas zu tun hatten (etwa Tschechen, Schweden, Ungarn, Letten usw. – alles „Weiße“ ohne jegliche koloniale Vergangenheit, die indirekt aber mitverantwortlich gemacht werden für Schuld, die Spanier, Portugiesen, Niederländer, Franzosen, Italiener, vor allem aber Briten historisch aufgenommen haben. Und übrigens auch Juden in diesen Staaten, aufgrund ihrer maßgeblichen Rolle im transatlantischen Sklavenhandel, siehe dazu die Forschungsergebnisse von Prof. Tony Martin.)

Andererseits bin ich aber auch bereit, mir eine sachlich vorgetragene Rechtfertigung selbst des britischen Imperialismus anzuhören. Man sollte immer „both sides of the story“ hören. Der kanadisch-amerikanische Historiker Prof. Bruce Gilley etwa hat in seinen Büchern und Reden (ich habe seinen kurzen Aufsatz „The case for colonialism“ oben verlinkt) sehr quellenreich dargelegt, wie stark die Kolonialvölker auch von der Aufbauarbeit der Weißen profitierten. Ohne den europäischen Einfluss in Schwarzafrika würde dort heute wohl immer noch Sklaverei herrschen und es würden tribale Despotien anstelle von Republiken die politische Landkarte prägen. Es würde auch keinerlei moderne Technik in Afrika geben, also keine Autos, keine Flugzeuge, keinen Rundfunk, keine Computer und die ständigen, für Afrika typischen Fehden würden nach wie vor mit Speeren und Messern geführt werden müssen.

Die linke Seite hat dem gewöhnlich nichts entgegenzusetzen außer dem geistlosen Vorwurf des „Revisionismus“. Dieses Wort aber bedeutet nichts weiter als „Neubetrachtung“ und die Fähigkeit, bestehende Ansichten, durch Neubetrachtungen unter Umständen korrigieren zu müssen, zählt zu den Grundpfeilern von Wissenschaft überhaupt. Somit ist der Revisionismusvorwurf gegenstandslos.

Ernster zu nehmen sind allerdings die Vorwürfe, die aus der Dritten Welt selbst erhoben werden. Ich hab einen Link aufgeführt, ich könnte etliche weitere dazu bringen. Diese Vorwürfe müssen sich die Engländer gefallen lassen, hier muss die Debatte geführt und das Gute und Schlechte des britischen bzw. allgemein westeuropäischen Kolonialismus sachlich erörtert werden. Eine neomarxistische Schuldideologie aber, welche „DIE Weißen“ per se zu „Erbschuldigen“ deklariert, dürfen wir aber genauso wenig durchgehen lassen wie britische oder amerikanische Bemühungen, eigene reale historische Schuld gegenüber Farbigen einfach auf das in der Kolonialfrage harmlose Deutschland abzuwälzen, dem vielleicht einzigen europäischen Land, das bei unvoreingenommener Prüfung aller Fakten für die Kolonialvölker insgesamt gesehen tatsächlich deutlich mehr Gutes als Schlechtes getan hat!

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Eisenklinge  10.12.2022, 13:47

Danke für die tolle Arbeit!!!

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pendejo  18.12.2022, 20:08

Danke für die ausführliche Zusammenfassung! 👌

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Natürlich wissen die Deutschen was der Kolonialismus war. Du musst jetzt ganz stark sein. Es gab sogar oder gibt noch immer Kolonialwarenhändler und auch das K bei Edeka steht noch immer für Kolonialwaren. Die Welt hat aber andere Probleme als irgendwelche Kaiserdenkmäler zu stürzen.

Wo soll es denn thematisiert werden?

Im Geschichtsunterricht in der Schule, OK, wenn es sachlich und neutral unterrichtet wird.

Aber ein weiteres Thema aus der Vergangenheit in der Gesellschaft thematisieren, nur um den Menschen in westlichen Ländern ein noch schlechteres Gewissen wegen den Taten ihrer Vorfahren einzutrichtern ist wenig hilfreich.

Wir haben genug Probleme in der Gegenwart und Zukunft. Da muss man nicht immer weiter in der Vergangenheit graben.

LG.

Ganze Strassen um zu taufen, nur weil die Person um die es geht etwas mit dem Kolonialismus zu tun hatte, halte ich für Schwachsinn. Immerhin war er ja Kaiser und nicht Kolionalherr

Woher ich das weiß:Hobby – Ich interessiere mich sehr für (nationale) Politik
Die Afrikanischen Staaten wenden sich mehr und mehr von dem Kolonialismus ab.

Die Formulierung ist echt unglücklich. Weder waren sie dem mal zugewandt, noch ist es eine neue Erkenntnis auf dem afrikanischen Kontinent, dass Menschenrechte auch für sie gelten. Insofern begrüße ich vor allem eine Begegnung auf Augenhöhe. Dazu gehört, das zurückzugeben, was man mal geklaut hatte. Und da geht es zum Glück nur um Kunstgegenstände.

trans64 
Fragesteller
 25.11.2022, 19:12

Nach mehrmaligem Lesen teile ich deinen Kritikpunkt. Es liesst sich falsch.

Ich werde einen Änderungsantrag stellen

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