Seid ihr der Meinung, dass es mittlerweile zu viele Labels in der LGBTQ+- Community gibt?

Das Ergebnis basiert auf 47 Abstimmungen

Ja 62%
Nein 38%
Wiesel1978  09.07.2023, 18:49

Was bedeutet denn nun das Minus hinter dem Plus?

ioroio 
Fragesteller
 09.07.2023, 18:50

Das ist ein Bindestrich zwischen „LGBTQ+“ und „Community“ um zu signalisieren, dass diese beiden Worten zusammengehören.

15 Antworten

Hm-hm.

Hallo,

ich hoffe einfach mal, die Frage ist noch nicht kalter Kaffee geworden.

Also, ein Label ist eine Selbstbezeichnung. Diese Bezeichnung drückt eine Geschlechtsidentität, das anatomische/biologische Geschlecht, die sexuelle Orientierung oder die bevorzugte romantische Anziehung aus. Grundsätzlich steckt dahinter der Gedanke, diese nicht umständlich erklären zu müssen.

Der Sinn von Labels ist also, eine oder mehrere der Eigenschaften oben in einem einzigen Wort zusammenzufassen. Allerdings, je mehr Labels es gibt und je genauer die Labels werden, desto wahrscheinlicher ist es, das ein Label nicht mehr allgemein bekannt ist. Dieser Sinn geht damit teilweise verloren, andererseits können Labels, wenn es nur einige wenige davon gibt, oft zu unpräzise sein.

Auch existieren Labels zur bloßen Selbstbezeichnung. Viele Menschen möchten für ihre von der manchmal als „normal“ betrachteten Sexualität abweichende Orientierung einen Begriff haben, der ihre Empfindungen genau wiedergibt. Da ist dann auch Zugehörigkeit im Spiel, man fühlt sich verbunden, wenn man jemanden anderes mit dem gleichen Label trifft. (Das natürlich nicht automatisch und bei jedem, aber manchmal zumindest schon.)

Zum ersteren Punkt habe ich aber noch eine Überlegung. Nämlich, die Selbstbezeichnung in einem einzigen Wort ist vielleicht tatsächlich gar nicht so wichtig. Sexualität, Geschlecht und Beziehungen sind unendlich vielschichtig und die Idee, das alles in einem Wort ausdrücken zu wollen, kann etwas aussichtslos erscheinen. Daher benutze ich persönlich zumindest für meine Anziehung auch kein Label. (Für meine Geschlechtsidentität allerdings schon 🏳️‍⚧️)

Letztlich glaube ich persönlich, dass drei Sätze für unsere Beziehungen ausreichen.

  • Ich liebe dich.
  • Ja, ich will.
  • Nein!

Dennoch ist der Punkt der Selbstbezeichnung nicht zu gering einzuschätzen. Niemand muss ein Label benutzen, aber natürlich kann jeder. Zu viele Labels kann es so eigentlich nicht geben, ob man ein Label benutzt und welches, ist eine rein persönliche Entscheidung.

Grüße, linneasys

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Jein. Einerseits weiß ich aus eigener Erfahrung, wie wichtig es ist, einen Begriff zu haben, um die eigenen vom heterosexuellen Standard abweichenden Empfindungen in Worte fassen und mit diesen klar kommen zu können. Hätte ich die Labels asexuell und nonsexuell viel früher gekannt, wären mir als Jugendlicher und junger Erwachsener immense Selbstzweifel, Ängste sowie Unsicherheiten erspart geblieben.

Alleine das so genannte "asexuelle Spektrum" umfasst andererseits mittlerweile schon gefühlt fünfzig Begriffe, die ich größtenteils für völlig überflüssig halte, da diese mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit nicht auch nur von einem einzigen Menschen benutzt werden. Beispielsweise apothisexuell, reziprosexuell und caedsexuell. Gerade letzteres Label hat dessen Definition zufolge mit Asexualität ohnehin nichts zu tun; zumal die streng genommen einfach nur bedeutet, grundsätzlich kein Bedürfnis nach sexuellen Aktivitäten zu empfinden. Da asexuell heutzutage aber so überladen ist sowie nur noch komplett inklusiv und schwammig ausgelegt wird, erfüllt nonsexuell nun diese Definition. Auch das Label, das ich für mich verwende, ist also im Grunde unnötig.

Ich würde mir auch wünschen, dass wir irgendwann mal keine Labels, CSDs etc. brauchen und jeder Mensch selbstbestimmt bzw. nach seinen Bedürfnissen leben kann, ohne sich pausenlos rechtfertigen und entschuldigen zu müssen. Doch davon sind wir - auch hier in Deutschland - leider noch Lichtjahre entfernt.

Ja und ich finde es gut, dass es viele Labels gibt, damit auch jede Person auch was passendes findet.

Nein

Finde ich nicht. Manchen Menschen hilft es eben, sich genau zu labeln. Das sollte ihnen auch freigestellt sein, denn niemand wird gezwungen, sich zu labeln.

Außerdem muss man die ganzem Begriffe auch nicht auswendig können, daher sehe ich da kein Problem.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Teil der LGBTQ+ Community
Ja

Auf jeden Fall, kein normaler Mensch kann mehr dieses Kunstgebilde aus Buchstaben und Symbolen (ka ob da auch zahlen bei sind) aussprechen. Auch kein normaler Mensch kennt die "Bedeutungen" von allen Bestandteilen.

Das das schon längst massiv übertrieben ist und einfach nur noch abfuck ist, steht auf einem anderen Blatt.