Seid ihr auch von dem ganzen Judenhaß weltweit überrascht?

Das Ergebnis basiert auf 36 Abstimmungen

Nicht überrascht 56%
Überrascht 25%
Anderes 19%

12 Antworten

Judenfeindlichkeit gibt es ja schon ewig.

In vor-christlichen Zeiten hat man Juden nicht gemocht, vermutlich auch weil sie sich gegenüber den polytheistischen Kulturen überlegen fühlten, da sie an nur einen Gott glaubten, der logischerweise viel mächtiger sein musste als die vielen einzelnen Götter der anderen und nur sie nannten sich das auserwählte Volk dieses Gottes, zu dem kein anderer gehören kann, wenn er nicht von einer jüdischen Frau geboren wurde.

Nach dem Christentum ist es ja klar, da haben die Christen den Juden vorgeworfen, dass Jesus als Messias nicht den Weltfrieden bringen konnte, weil sie ihn als Messias nicht anerkannt hätten. Die damaligen Christen formulierten teilweise große Abneigung gegen das Judentum, z. B. die Prophetenmorde welche auch im AT erwähnt werden (obwohl das Teil der literarischen Tradition zur Selbstkritik im Judentum war).

600 Jahre später ist dann der Islam entstanden und hat viele kritische Argumente gegen das Judentum aus der christlichen Vorleistung einfach übernommen, wie die Prophetenmorde (obwohl es eine absichtlich falsche Auslegung war).

Ich denke gerade im Christentum wurde blinder Judenhass weitestgehend überwunden und man beruft sich viel mehr auf die Gemeinsamkeiten in Anerkennung der theologischen Grundlagen für das Fundament des Christentums. Im Islam hat so eine Entwicklung seit 1400 Jahren scheinbar nicht stattgefunden.

Es scheint als wäre seit dem 7. Oktober - dem Anschlag der Hamas - der Vorhang aufgegangen für offenen, aggressiven Judenhass, wieder in Europa, diesmal hauptsächlich durch arabische/muslimische Migranten.

Das ist bitter, da es Hemmschwellen abbaut und jede Form von Antisemitismus gerade ungezügelt ausgelebt werden kann, aber auch weil es vielen Rechten in die Karten spielt die sich gerade zurücklehnen und sagen "seht ihr, habe ich doch schon immer gesagt das Migration zu sowas führt". Man kann es auch gerade nicht wegdiskutieren...

Das Wort "Antisemitismus" hat ursprünglich nicht nur die Juden gemeint, sondern auch die Araber welche auf Grund der Sprachfamilie ebenfalls zu den semitischen Völkern zählen und auch der Hass/Wut gegen Araber/Muslime steigt gesellschaftlich, nicht nur wegen dem bestialischen Hamas-Angriff, sondern vor allem wegen der weltweiten Reaktionen und Verhalten der Pro-Palästinenser.

Bspw. bei einer Demonstration von Pro-Palästinenser in Chicago, USA wurden die Demonstranten von einer Gruppe Afro-Amerikaner attackiert. Oder in Delhi, Indien hat ein Polizist einer Frau die Palästina Flagge aus der Hand gerissen.

Hass erzeugt nur mehr Hass und das könnte für viele arabische/muslimische Flüchtlinge weltweit zum Boomerang werden.

Hummingbird666 
Fragesteller
 30.10.2023, 11:32

Danke für die ausführliche Antwort!

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tanztrainer1  31.10.2023, 09:08

So wie ich das sehe, waren nicht die Juden in vorchtistlicher Zeit hochnäsig gegenüber anderen, sondern eher erfolgreicher. Bei so etwas folgt leider sehr oft Neid und Missgunst.

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Theway7  13.12.2023, 07:03

Da Frage ich mich haben die Christen die Bibel damals nicht gelesen? Wahrscheinlich nicht, weil die Schulddenn Juden zu geben ist doch komplett falsch im alten Testament wird Jesus kreuzigung prophezeit und für mich waren sind die bösen die Römer die später Christen wurden

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Theway7  13.12.2023, 07:12

637 n. Chr Der Pakt von Umar, der vorsieht, dass in muslimischen Ländern lebende Christen (und implizit auch Juden) zusätzlich zu anderen Formen unverwechselbarer Kleidung den Zunār, einen breiten gelben Gürtel aus Stoff, tragen müssen.

850 n. Chr Ein Erlass des abbasidischen Kalifen Al-Mutawakkil, über den der Historiker Muhammad ibn Jarir al-Tabari aus dem 10. Jahrhundert berichtete, verlangt von christlichen und jüdischen Untertanen, honigfarbene Kapuzen und Gürtel einer bestimmten Art zu tragen.

1005 n. Chr Der fatimidische Kalif Al-Hakim befiehlt jüdischen und christlichen Bewohnern, beim Baden mit Muslimen Glöckchen an ihren Kleidungsstücken und ein „goldenes Kalb“ (aus Holz) um den Hals zu tragen.

1058 n. Chr Die seldschukischen Behörden im Abbasidenreich beginnen mit der Durchsetzung bestehender Gesetze, die Christen und Juden eine unterschiedliche Kleidung vorschreiben. Nicht-Muslime in Bagdad sind gezwungen, Schilder an ihrer Kleidung zu tragen.

1085 n. Chr Nicht-Muslime müssen auf ihren Turbanen besondere Zeichen tragen.

1091 n. Chr Der abbasidische Kalif Al-Muqtadi verfügt, dass die „Ungläubigen“ gelbe Kopfbedeckungen und Gürtel in verschiedenen Farben sowie ein Zeichen aus Blei um den Hals tragen mussten, um zu zeigen, dass sie die Kopfsteuer zahlen mussten. Frauen mussten Schuhe in verschiedenen Farben tragen, beispielsweise einen roten und einen schwarzen.

Die christliche Welt Mittelalter hat das übernommen und später die Nazis..

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II99II  13.12.2023, 07:42
@Theway7

Bei der Kanonisierung der christlichen Bibel gab es zu Beginn noch Uneinigkeit darüber, ob der jüdische Tanach überhaupt in der christlichen Bibel übernommen werden soll.

Melito von Sardes prägte dabei im 2. Jahrhundert den Begriff "Alter Bund" und begründete damit die Notwendigkeit des Tanach als Grundlage für das Christentum. Davon leitet sich auch der Begriff "Altes Testament" ab.

Logischerweise standen Christentum und Judentum in Konkurrenz zueinander und beide beanspruchten die Deutungshoheit über die Richtigkeit der Schriften und Prophezeiungen.

Wir wissen auch das es im Laufe der Geschichte zu großen Aversionen zwischen den Römern und Juden kam, wie mehrere Aufstände und Rebellionen gegen Rom belegen. Aber auch Christen wurden von den Römern zu Beginn verfolgt.

Man könnte argumentieren das es zu einer Art "Aneignung" des Christentums durch die Römer kam. Bspw. beschrieben die Römer-Briefe im NT u. a. wie sich ein "guter" Christ im römischen Staat zu verhalten hat. Jesus soll zur Frage der Rechtmäßigkeit von Steuerzahlung z. B. gesagt haben "gebt dem Kaiser was des Kaisers ist und Gott was Gottes ist". Auch sollen Christen einem die linke Backe hinhalten, wenn ihnen auf die rechte geschlagen wurde, was sinnbildlich für eine deeskalierende, anti-aggressive Prägung spricht, die den römischen Frieden bewahrt.

In Abgrenzung zum Judentum, die gegen die Römer kämpften.

Allein dadurch ist eine christliche Abneigung gegen das Judentum schon vorprogrammiert gewesen und wurde durch diese Vorarbeit auch Jahrhunderte später von den Muslimen so übernommen.

Das Jesus selbst Jude war wird häufig ignoriert, sondern eher darauf verwiesen das er ja von Juden an die rechtschaffenden Römer verraten wurde.

Die von dir beschrieben Kennzeichnungspflicht von nicht-muslimen in islamisierten Ländern war natürlich eine Methode der passiv-aggressiven Beeinflussung. Muslimen ist es verboten andere zur Konvertierung zu zwingen, aber durch indirekten, gesellschaftlichen Druck können sie natürlich dazu "eingeladen" werden, sich für den Islam "freiwillig" zu entscheiden. Für die damaligen Muslime war es in Folge der vielen Kriege und Expansionen von entscheidender Wichtigkeit, an Zahl zu wachsen (was u. a. auch Grund für die Mehrehe war).

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Theway7  13.12.2023, 08:30
@II99II

Danke für deine ausführliche Erklärung. Für mich ist der Islam eine Religion die Schön von aussen aber von innen nicht naja lg

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Theway7  14.12.2023, 02:21
@II99II

Der Islam versucht, z.B. Mohammed durch folgende Stelle im AT (Alten Testament) zu legitimieren:

Ich will ihnen einen Propheten, wie du [Moses] bist, erwecken aus ihren Brüdern und meine Worte in seinen Mund geben.

Doch im Kontext erkennt man, wer mit "Brüder" gemeint war: zweifelsfrei die Israeliten, also das Volk der Juden. Gemeint war also Jesus. Mohammed aber ist kein Israelit/Jude gewesen. Und so konstruiert man eine Abkunft der Araber von Ismael, dem unehelichen Sohn Abrahams, her.

Doch Gott JHWH hat sich selbst als "Gott Abrahams, Isaaks und [dessen Sohn] Jakobs" definiert. Ismael spielt in Gottes Selbstdefinition gar keine Rolle.

Es gibt unzählige weitere Argumente, warum der Islam nicht göttlichen Ursprungs ist.

Schon im AT und im NT wurde vor dem falschen Propheten gewarnt.

Wenn die Warnungen vor 1400 Jahren in Arabien nicht verstanden worden sind, so müssen wir sie mit unserem Blick auf Geschichte und Gegenwart des Islam heute um so besser verstehen.

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Anderes

Antisemitismus war ab Zusammenbruch des NS-Regimes nicht einfach verschwunden. Die "Entnazifizierung" war doch eher eine "Witzveranstaltung".

Dazu ganz interessant das folgende Buch:

"Mein Leben nach dem Überleben" von Inge Deutschkron, besonders das Kapitel "Justiz mit zweierlei Maß".

Leider sehe ich jetzt die Gefahr, dass man auf Grund des offensichtlichen Antisemitismus von Muslimen und Linken wieder "blind auf dem rechten Auge" wird.*

Laut der Statistik der Politisch Motivierten Kriminalität kommen immer noch mehr Straftaten in diesem Bereich von Rechts, auch wenn es vermehrt Straftaten gibt, die sich nicht mehr eindeutig zuordnen lassen, besonders im Zusammenhang mit den Demos gegen die Corona-Maßnahmen.

Seit geraumer Zeit traut sich der "braune Mob" eben auch wieder aus seinen Löchern.

*) Man muss nur schauen, wie zu Anfang der Mordserie des NSU diese Taten eingeschätzt und mit den Angehörigen der Opfer damals umgegangen wurde. Aufschlussreich dazu ist, wie man die Soko damals nannte: Soko Bospurus. In der Presse hieß es "Döner-Morde".

( „Türken-Mafia schlug wieder zu“.)

Nach der Aufdeckung der wirklichen Hintergründe wurde 2011 das Unwort des Jahres "Döner-Morde".

https://de.wikipedia.org/wiki/NSU-Mordserie

Hummingbird666 
Fragesteller
 31.10.2023, 09:24

Ich weiß, daß Antisemitismus nicht verschwunden war, aber ich finde es im Moment überraschend heftig. Das macht mir schon etwas Sorge.

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tanztrainer1  31.10.2023, 09:45
@Hummingbird666

Das finde ich auch schlimm, nur ist eine Demo immer noch etwas anderes, als wenn Personen wegen ihrer anderen Religion oder fremden Nationalität direkt angegriffen werden.

Google nach Stephan Balliet, Tobias Rathjen oder den NSU-Morden.

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Durch Reportagen und Nachrichten, war mir klar das es Antisemitismus noch immer gibt. Durch Arbeitskollegen, wurde mir klar wie weit der verbreitet war. Das war für mich allerdings "harmloser" Antisemitismus. Halt der übliche Verschwörungsmumpitz.

"Gewalttätiger" Antisemitismus war für mich die Ausnahme, die öfters stattgefunden hatte als ich dachte. Einem jüdischen Restaurantbesitzer wurde ein Schweinekopf vor seinem Laden gelegt mit Davidstern. Das hat mich tatsächlich überrascht wie weit sowas noch verbreitet ist.

Das es in gewissen Teilen gewalttätigen Antisemitismus gibt, war mir klar. Der sprudelte immer wieder auf. Jedesmal wenn es im nahen Osten wieder heiß wurde.

Dabei ist Antisemitismus für mich die dümmste Form von Rassismus. Jemand ist durch und durch Deutsch, ist nur auf dem Papier Jude, isst Schweinefleisch etc. Aber weil seine Konfession jüdisch ist, ist er ein schlechter Mensch? War im dritten Reich genau so. Viele haben in der Armee für Deutschland gekämpft. Sie waren verdiente Soldaten im ersten Weltkrieg. Teilweise waren sie nicht mal gläubig, doch auf einmal waren sie schlechte Menschen?

Hummingbird666 
Fragesteller
 30.10.2023, 11:01

Ja, es ist widerlich und beängstigend.

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Nicht überrascht

Bei der menschenverachtenden Politik der rechten israelischen Regierung ist es kein Wunder, wenn Hass entsteht. Der Fehler ist allerdings, dass dieser Hass dann auf alle Juden pauschalisiert wird.

Dabei gibt es auch Juden, die diese Politik verabscheuen. In den USA gab es große Demonstrationen von Juden für Waffenstillstand und gegen den Rachefeldzug.

https://www.youtube.com/watch?v=r_LP7DyE_us

Anderes
Hummingbird666 
Fragesteller
 30.10.2023, 11:05

Danke. Lese ich später in Ruhe.

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